Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Sunrise- und eine Höfner-Gitarre.
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Sunrise 335-Kopie
Diese ES-335-Kopie habe ich vor einigen Jahren von einem Freund bekommen. Nach dem Entfernen des aufgeklebten Gibson-Labels auf der Kopfplatte kam damals die Marke „Sunrise“ zum Vorschein. Rein äußerlich sieht die Gitarre gut verarbeitet aus und spielt sich auch gut. Allerdings findet man im Internet so gut wie nichts über Sunrise-Gitarren, außer dass dieses Modell möglicherweise aus Japan stammen könnte. Nun habe ich mich gefragt, ob der Guru vielleicht mehr darüber weiß? Gibt es einen Markt für diese Gitarren?–Norbert
Ich gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass die Gitarre irgendwann in den mittleren 1970er-Jahren in Japan von Matsumoku gebaut wurde. Vermutlich war es vor 1977, denn nach der Auseinandersetzung zwischen Gibson und Hoshino Gakki bzw. deren US-Distributor ließen die japanischen Hersteller davon ab, Gitarren mit einer „open book“-Kopfplatte außerhalb von Japan zu vertreiben. Deine hat allerdings noch eine derartige Kopfplatte.
Viele Merkmale sind den entsprechenden Aria-Instrumenten, die ebenfalls von Matsumoku gebaut wurden, sehr ähnlich – z.B. die Trussrodabdeckung, die Potiknöpfe sowie das Tailpiece. Es gab nicht viele japanische Hersteller, die den typischen Stil der 1970er ES-335 mit dem schwebenden Tailpiece kopierten. Aber wem gehörte die Marke Sunrise? Es gibt eine Markenregistrierung einer Firma aus Singapur aus den 1980er Jahren – aber das muss nicht der Hersteller deiner Gitarre sein und ist es wahrscheinlich auch nicht. Die allermeisten Marken wurden von Importeuren und einzelnen Musikgeschäften „erfunden“ und dann von den Herstellern im Kundenauftrag auf den Gitarren angebracht, aber wegen des aufwendigen Verfahrens nie offiziell eingetragen. Für eine solche japanische ES-335 Kopie aus den 1970er Jahren würde ich einen erzielbaren Verkaufspreis von ca. € 500 ansetzen. Allerdings wird niemand nach der Marke „Sunrise“ suchen, so dass man etwas Geduld mitbringen muss.
Höfner 176
Diese Gitarre steht seit einigen Jahren bei mir und ich möchte sie eventuell restaurieren lassen. Mich würde interessieren: Was für ein Modell ist diese Höfner? Wie alt ist sie und welchen Wert hat diese Gitarre?–Ulrich
Deine Gitarre ist das Modell 176, erkennbar an den Bedienelementen, insbesondere dem Pickup-Wahlschalter, mit dem viele verschiedene Tonabnehmerkombinationen eingestellt werden können, und an der Sunburst-Lackierung. Bis 1964 baute Höfner die 175 als Flaggschiff-Solidbody mit drei Pickups, allerdings mit weniger Pickup-Wahlmöglichkeiten und in der Regel mit einem Vinyl-Cover auf dem Korpus. 1964 ersetzte die 176 dieses Modell. 1969 führte Höfner einen weiteren Pickup-Typ ein. Deine Gitarre muss also zwischen 1964 und 1969 gebaut worden sein. Zu deiner Frage nach dem „Wert“: Es gibt keinen allgemein gültigen oder gar verbindlichen „Wert“, sondern nur einen möglichen erzielbaren Marktpreis – und der kann sehr stark schwanken, je nachdem, in welchem Zustand die Gitarre angeboten wird. Und wo sie angeboten wird – ob nur lokal oder international und so weiter. Dementsprechend liegt der erzielbare Marktpreis für die 176er irgendwo zwischen € 250 (sehr schlecht gelaufene ebay-Auktion) und € 800 oder gar € 1000 (internationales Angebot auf reverb.com mit weltweitem Versand, top restauriert und in hervorragendem Zustand). ●
Ach ja, die Instrumente der Anfänge…
Mein damaliger Lehrer aus einer Band zeigt mir auf seiner roten Vinyl 176, wie das so geht. Dann konnte ich eine 335 von Höfner erwerben und es hat mir gut getan. Ich wurde Gitarrist , zuhause, in Proberäumen und auf den Bühnen mit Publikum…
Mit Liebe seinem Instrument persönlichen Ausdruck zu verleihen ist doch mehr wert, als ein Verkaufspreis oder irgendein Label aus dem jetzigen US-Blues.
Habe mal eine gute Roadworn ersteigert, auf dem Kopfrück war die Seriennummer weggeschmirgelt und durch einen Customshop-Aufkleber ersetzt worden. Was gibt es nur für Deppen auf der Welt …
Im Heute wirkt ein Gibson-Aufkleber über “Sunrise” wie ein Songtitel oder die Prophezeiung neuer Weltordnungen.
Früher wurden Mercedessterne abgerissen, weil man sich das Auto nicht leisten konnte.
Wem das wichtig ist, selber schuld.
Ein Leben als Musiker liegen gelassen.
Ach ja, die Instrumente der Anfänge…
Mein damaliger Lehrer aus einer Band zeigt mir auf seiner roten Vinyl 176, wie das so geht. Dann konnte ich eine 335 von Höfner erwerben und es hat mir gut getan. Ich wurde Gitarrist , zuhause, in Proberäumen und auf den Bühnen mit Publikum…
Mit Liebe seinem Instrument persönlichen Ausdruck zu verleihen ist doch mehr wert, als ein Verkaufspreis oder irgendein Label aus dem jetzigen US-Blues.
Habe mal eine gute Roadworn ersteigert, auf dem Kopfrück war die Seriennummer weggeschmirgelt und durch einen Customshop-Aufkleber ersetzt worden. Was gibt es nur für Deppen auf der Welt …
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