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Guitar Guru: Ovation-Solidbody-Gitarren und Höfner 176

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um zwei Ovation-Solidbody-Gitarren und eine Höfner 176.

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Diese beiden Gitarren habe ich vor ca. 30 Jahren bei meinem Lieblingsgitarrenhändler (Mister Music) aus einer Geschäftsauflösung gekauft. Die Preacher (so steht es auf der Gitarre) habe ich 3 Jahre lang gespielt. Sie hat 24 Bünde und klingt richtig gut. Die Axt habe ich nur als Dekoration dazu gekauft. Die Tonabnehmer laufen mit einer 9 Volt Batterie. Könnt ihr mir ein paar Infos dazu schreiben und einen ungefähren Wert nennen? – Georg

Ovation wurde 1966 von Charles Kaman gestartet und wurde schon kurz danach mit dem Bau der berühmten „Bowl-shaped“ Akustikgitarren weltbekannt. Die Geschichte der Versuche von Ovation, elektrische Gitarren zu bauen, reicht jedoch sehr weit zurück. In den Anfängen gab es eine Kooperation mit Höfner und Framus, von denen Teile (Bodies und Hälse) bezogen wurden, die dann in den USA zusammengebaut wurden. Dies war jedoch nicht von Erfolg gekrönt und Ovation ging dazu über, komplett eigene, moderne Solidbodies zu entwerfen. Darunter die beiden Modelle Preacher und Breadwinner.

Die Breadwinner wurde bereits 1971 vorgestellt (das etwas teurere Pendant, die Deacon, hatte statt der Dots Diamond-Griffbretteinlagen). Deine stammt wahrscheinlich aus der Zeit zwischen 1975 und 1980 (das letzte Jahr, in dem die Breadwinner hergestellt wurde). Die Preacher wurde ab 1977 gebaut und ist ein viel gewöhnlicheres Design – Ovations Antwort auf die SG, könnte man sagen. Deine ist ein frühes Modell – vor 1980 – da sie noch „Preacher“ auf dem Schlagbrett eingraviert hat. 1983 stellte Ovation die Produktion aller Solidbody-Modelle in den USA ein. In den folgenden Jahren gab es nur vereinzelte Experimente mit Solidbody-Modellen für die Ovation-Marken Applause und Celebrity, die in Korea gefertigt wurden. Ein weiteres Experiment war die so genannte Ultra-Hard-Body-Serie, bei der die Hälse und Bodies in Korea gefertigt, die Gitarren aber in den USA zusammengebaut wurden. Zu dieser Serie gehörte auch die GP, die eine gewisse Berühmtheit erlangte, weil Josh Homme von den Queens of the Stone Age sie zeitweise spielte. Die Preise für diese beiden Modelle, Preacher und Breadwinner, schwanken zwischen € 900 und € 2.500 – irgendwo dazwischen dürfte sich der Markt abspielen. Nach den verkauften Stückzahlen zu urteilen eher um die € 950.


Ich habe diese Adresse von einem Freund bekommen und möchte um ein Gutachten bitten: Diese Gitarre steht seit einigen Jahren bei mir und ich möchte sie eventuell restaurieren lassen. Mich würde interessieren: was für ein Modell ist diese Höfner? Wie alt ist sie und welchen Wert hat sie? – Ulrich

Deine Gitarre ist das Modell 176, erkennbar an den Schaltern für die Tonabnehmer, insbesondere dem Pickup-Wahlschalter, mit dem sich viele verschiedene Pickup-Kombinationen einstellen lassen, und an der Sunburst-Lackierung. Bis 1964 baute Höfner die 175 als Flaggschiff Solidbody mit drei Pickups, allerdings mit weniger Pickup-Wahlmöglichkeiten und in der Regel mit einem Vinyl-Cover auf dem Korpus. 1964 ersetzte die 176 dieses Modell. 1969 führte Höfner einen anderen Pickup-Typ ein. Deine Gitarre muss also zwischen 1964 und 1969 gebaut worden sein. Zu deiner Frage nach dem „Wert“: Es gibt keinen allgemein gültigen oder gar verbindlichen „Wert“, sondern nur einen möglichen erzielbaren Marktpreis – und der kann sehr stark schwanken, je nachdem, in welchem Zustand die Gitarre angeboten wird. Und wo sie angeboten wird – ob nur lokal oder international und so weiter. Dementsprechend liegt der erzielbare Marktpreis für die 176er irgendwo zwischen € 250 (sehr schlecht gelaufene ebay-Auktion) und € 800 oder gar € 1000 (internationales Angebot auf reverb.com mit weltweitem Versand, top restauriert und in hervorragendem Zustand). ●


guru@gitarrebass.de


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Zwischen 900,- € und 2.500,-€ für alte Ovation E.-Gitarren mit einem solid Body ist schon wirklich eine extreme Preisspanne,die vermutlich kaum jemand ernsthaft investieren wird!

    Mit der aktuellen „Wertigkeit“ alter,- und relativ seltener Gitarren ist das immer so ein richtig schmaler Grat zwischen derzeitigem Angebot und Nachfrage.

    Maßgeblich für einen „lukrativen“ und realen Wiederverkaufspreis scheint mir hier der absolut originale und völlig unverbastelte Gesamtzustand einer sehr gut gepflegten Elektro Gitarre aus längst vergangenen Tagen zu sein!

    Beispielsweise für eine alte,top erhaltene Original Gibson Victory MV II E.-Gitarre (Baujahr 1982) aus der berühmten damaligen Kalamazoo Fertigungsstätte der U.S.A. unter der Leitung des berüchtigten Norlin Konzerns wird derzeit (völlig zu Recht!) eine Geldsumme von 2.800,-€ bis zu 3.000,-€ eingefordert,-vorausgesetzt,es gibt überhaupt ein Verkaufsangebot für diese besagte Rarität angezeigt,die damals lediglich in begrenzter Stückzahl im Zeitraum von nur knapp 2 Jahren auf dem Markt zu haben war!

    Diese beschriebene Ovation vom „Guitar Guru“ scheint mir leider eine E.-Gitarre mit aktiver Elektronik gewesen zu sein. Aktive Elektrik mit einer relativ fetten 9 Volt-Blockbatterie sind ja heute bei E.-Solid-Body Gitarren bekanntlich nicht mehr so gefragt. Die Zeiten mit dem ewig nervigen Gefummel am klappernden Batteriefach scheinen wohl endgültig vorbei zu sein. Und wer verspürt schon besondere Lust daran,beim längst verpaßten Batteriewechsel die ausgelaufene ätzende Säure eben dieser speziellen Batterie-Stromzufuhr umständlich säubern zu müssen?!?

    In diesem Sinne…

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