Guitar Guru: Fernandes & Höfner

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Fernandes-Gitarre und einen Höfner-Bass.

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Zu meinem auf den Bildern gezeigten Fernandes-Modell habe ich die eine oder andere Frage. Viele Gerüchte ranken sich darum. Es wäre klasse, wenn der Guru etwas Licht ins Dunkel bringen könnte. Angeblich wurde die Gitarre bei Tokai Mitte der 1990er gebaut, und es gibt ein fast baugleiches Tokai-Modell mit Pointy-Headstock, was das nahelegt. Offiziell war sie wohl nicht für den europäischen Markt gedacht und wurde hier wohl auch nie vertrieben – mein Exemplar wurde vom Vorbesitzer direkt aus Japan mitgebracht.

Das Locking-Trem sieht aus wie Gotoh, ist aber nicht gebrandet – liege ich da richtig? Und schließlich die Gretchenfrage: Was ist das Ding in sehr gutem Zustand wert? Ich überlege nämlich, mich von diesem großartigen Instrument zu trennen. Potiknöpfe und Trem-Arm können zurückgerüstet werden. Wäre toll, wenn der Guru seine Expertise mit mir teilt!

Tammo

Deine Gitarre ist das Modell FST-65. Es dürfte, zumindest wenn man den offiziellen Katalogen glauben will, ca. 1985 oder 1986 gebaut worden sein. Danach tauchen in den Katalogen nur noch Modelle mit einem sehr anderen Headstock auf. Allerdings weiß man bei den japanischen Herstellern nie genau, ob sie nicht doch auch nach entsprechenden Gerichtsverfahren zumindest für den japanischen Markt Modelle mit F- oder G-style-Kopfplatten weitergebaut haben. Die Seriennummer gibt da leider keinen Aufschluss, genau wie auch bei Tokai.

Laut heutigem Vertrieb von Tokai wurden die Fernandes-Modelle von Tokai bzw. Dyna Gakki gebaut. Laut Katalog ließ Fernandes auf allen Modellen entweder originale Floyd-Rose-Vibratos verbauen, oder sehr ähnliche Modelle, die sie „Head Crasher FRT-6C“ nannten. Welcher japanische Hardware-Hersteller diese Kopien baute, lässt sich nicht abschließend sagen, aber Gotoh liegt als Haupt-Supplier in Japan natürlich nahe.

Ein kurzer Blick bei reverb.com zeigt mir ähnliche Modelle aus der gleichen Zeit, die für einen Preis von zwischen 400 und 800 Euro angeboten werden. Irgendwo in diesem Bereich dürfte sich das Marktgeschehen abspielen. Ich spreche immer sehr ungern von „Wert“, da es keinen objektiven Wert gibt, sondern nur einen erzielbaren Marktpreis. Und den sehe ich – mit etwas Geduld – bei so um die 600-700 Euro.

Guitar Guru

Bei der Haushaltsauflösung meiner Mutter habe ich einen Bass mit dem dazugehörigen Verstärker gefunden. Nach meinen Recherchen handelt es sich um einen 1964er Höfner-Bass Modell 182 in White. Mich würde interessieren, wieviel er Wert ist. Er ist gut erhalten und noch voll funktionsfähig.

Thomas

Bei dem Bass handelt es sich, wie du richtig recherchiert hast, um das Höfner Modell 182, allerdings nicht von 1964, sondern etwas früher, so ca. 1962/1963 – darauf weist die Verwendung der Typ-510B-Pickups mit dem „Diamant Logo“ hin. Als Bass-Variante der Höfner-173-E-Gitarre wurde der 182 z. B. auch in Großbritannien von Selmer vertrieben. Er führt aber heute ein Schattendasein neben dem berühmten 500/1 Modell, das von Paul McCartney gespielt wurde – deshalb lassen sich weitaus geringere Summen erzielen.

Die Preise im Markt variieren zwischen 500 und 900 Euro. Da dein Bass ein frühes Modell und sehr gut erhalten ist, würde ich irgendwo dazwischen ansetzen und einen Käufer suchen. Um die 500-600 Euro halte ich für realistisch erzielbar, darüber könnte es auch ein Geduldsspiel werden.

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2022)

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