Guitar Guru: Epiphone & Höfner

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um einen Höfner Verythin-Bass und eine Epiphone-Gitarre.

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Eine Freundin hat mir einen alten Höfner-Bass gegeben, damit ich Alter und Wert ermittle. Sie hat den Bass bei der Entrümpelung der Wohnung ihres Onkels gefunden. Auf den ersten Blick ist es auf jeden Fall ein Verythin-Bass, allerdings finde ich nicht viel mehr heraus, ohne ihn zu öffnen. Von außen sieht man keine Seriennummer oder Ähnliches. Für Hinweise bin ich sehr dankbar.

Mathias

Mit der Einschätzung, dass es sich um einen Verythin handelt, liegst du nicht falsch – denn der Korpus entspricht eindeutig der berühmten Höfner-Verythin-Form. Allerdings mit gerundeten Kanten und ohne Bindings. Das lässt uns das Modell und ungefähre Alter dann doch recht leicht bestimmen: Dieses Modell trug die Bezeichnung „500/6“ und wurde zwischen 1966 und 1970 gebaut. Die Pickups darauf sind die ebenfalls berühmten und von Höfner viel benutzten Typ 511B „Staple“- Tonabnehmer, die leider oftmals nicht mehr gut funktionieren und überarbeitet werden müssen.

Da sich auf der Kopfplatte noch ein aufgeklebtes Logo aus Plastik befindet, muss der Bass von vor 1968 sein (1967 änderte Höfner die Logos auf den Kopfplatten zu einem normalen Decal). Spätere Ausgaben hatten dann auch die „Blade“-Pickups. Wir können also von einem Baujahr 1966 oder (frühes) 1967 ausgehen. Ich habe mal nachgeschaut und nur einen 500/6 derzeit auf reverb.com gefunden – für heftige 3.200 Euro. Allerdings ist das Angebot auch schon bereits ein Jahr alt (also hat da niemand Interesse bei dem Preis), und ich halte diesen Preis für deutlich überzogen – denn das ist schon der Bereich, in dem ein originaler 500/1 verkauft wird, also der berühmte und gesuchte „Beatles“-Bass.

Wahrscheinlich, auch wenn man auf die Preise vergleichbarer E-Gitarren guckt, findet das Marktgeschehen deutlich darunter statt, und zwar so zwischen 800 und 2.000 Euro – immer vorausgesetzt, dass alles funktioniert und der Bass keine Schäden hat.

Als langjähriger Abonnent eures Magazins wende ich mich nun mal mit einer Frage bezüglich einer Gitarre aus meiner Vintage-Sammlung an euch. Es handelt sich um eine alte Epiphone Halbresonanz, laut eingeklebtem Firmen-Zettel eine E422T Century – die Seriennummer verweist auf 1959 – in absolut unverbasteltem Originalzustand. Meinen Recherchen zufolge kann diese Bezeichnung allerdings nicht stimmen, da die Centurys damals kein Cutaway hatten. Am ehesten gleicht sie der Windsor, hat aber nicht deren signifikante, ovale Griffbrettmarker, eine Sorrento kann es auch nicht sein, da sie keine Mini-Humbucker, sondern einen New Yorker PU hat …

In der Frühzeit nach der Übernahme durch Gibson könnte natürlich bei Epiphone in Kalamazoo so einiges zusammengebaut worden sein … vielleicht hat bei euch jemand Spezialkenntnisse, die zur näheren Identifikation dieser wundervoll klingenden Vintage-Epi beitragen könnten – für mich bleibt es ein Rätsel.

Kay

Tatsächlich ist es so, dass in der Frühzeit nach der Übernahme von Epiphone durch Gibson und Produktionsstart in Kalamazoo so viele alte Epiphone-Teile „verwurstet“ wurden, wie möglich, während gleichzeitig bereits die Modellpalette umgestellt wurde. Und so kann man sich die Konfiguration deiner Gitarre erklären – sie hat den Korpus einer (damals neuen) Epiphone/Gibson-Windsor, aber den Hals einer Century. Die „New York“-Pickups wurden so lange verbaut, bis sie aufgebraucht waren, danach erst erfolgte der Umstieg auf Mini-Humbucker.

Hier ein Zitat aus dem Vintage-Guitar-&-Bass-Magazin: „Ab 1959-60/61 hatten die Century-Modelle oft das alte Epiphone-Metallschild-Logo, ein Tortoise-Schlagbrett und oft auch die New-York-Humbucker. Einige frühe Modelle hatten auch dreiteilige Epiphone-Hälse aus der Zeit vor CMI.“ Es handelt sich also um eine authentische, sicherlich 1959 gebaute Epiphone aus der kurzen etwas chaotischen Übernahmephase – und damit in dieser Konfiguration wohl um ein Einzelstück!

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich würde mir wünschen,daß der „Guitar Guru“ zukünftig in jeder neuen Gitarre&Bass Heftausgabe mindestens noch 2 Saiten mehr erhält,um noch mehr Leser Anfragen zu alten und seltenen Gitarren beantworten zu können!
    Im Voraus vielen Dank!

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