Roter Burgunder

Framus Panthera Pro

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Nach dem Vorbild eines renommierten US-Herstellers klassifiziert auch Framus seine Modelle in die drei Qualitätsstufen Masterbuilt, Teambuilt und Standard, wovon Letztere in China gefertigt wird. Unsere burgunderrote Panthera Pro stammt somit quasi aus der Mittelklasse und lässt bereits auf den ersten Blick extrem hohes Verarbeitungsniveau erkennen.

Framus Panthera Pro_01
(Bild: Dieter Stork)

Anders als die ausnahmslos im Framus Custom Shop in Markneukirchen gefertigten Instrumente entsteht die Teambuilt-Reihe in enger Zusammenarbeit mit in der Region ansässigen Firmen. Bünde und Sättel werden mittels PLEK-Verfahren abgerichtet, verrundet und poliert. Erstmals kommen GraphTech Ratio Locking Tuner zum Einsatz, die für jede Saite unterschiedliche Untersetzungen besitzen.

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Konstruktion

Der hälftig zusammengefügte Mahagonikorpus besitzt komfortabel verrundete rückseitige Kanten, eine rippenschonende Ergofräsung und einen schräg verlaufenden Halsfuß, der den Zugang zu den höchsten Lagen erleichtert. Die Decke ist im Bereich von Pickups, Brücke und Stoptail völlig eben und fällt zu den Rändern hin stark ab um in einer sexy Hohlkehle zu enden. Unter dem mit den Fingernägeln leicht zu öffnenden aber dennoch zuverlässig einrastenden E-Fachdeckel verbergen sich hochwertige MEC-Potis und sorgfältig aufgetragene Graphitlack-Abschirmung. Auch die Kammer des DPDT-Pickup-Schalters hat man adäquat abgeschirmt.

Ein dickes Zargenblech trägt die stramm packende Rohrklinkenbuchse. Als Gurtpins dienen bewährte Warwick Security Locks, deren Gurtstücke selbstverständlich zum Lieferumfang zählen. Abgesehen von einer kleinen verrundeten Stufe lässt man den Fuß des Mahagonihalses quasi in den unteren Cutaway fließen. Das ansprechend gemaserte glatte Palisandergriffbrett trägt 22 vorbildlich abgerichtete polierte Medium-Bünde, die Framus nach eigener Invisible Fretwork Technology (IFT) einsetzt. Dabei werden die Bundstege in Nute eingelassen, die den Griffbrettrand nicht durchstoßen. Somit bleiben diese auch bei eventuellem Schrumpfen des Holzes seitlich unsichtbar.

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Mit dabei: Warwick Security Locks (Bild: Dieter Stork)

Während auf dem Spielfeld kleine Perlmuttpunkte die Navigation erleichtern, übernehmen dies fluoreszierende Sidedots in der Sichtkante. Klasse, nie mehr Blindflüge auf dunkler Bühne! Den selbstschmierenden GraphTech Black Tusq XL-Sattel hat man auf bestmögliche Saitenlage abgerichtet. Nach Überqueren der Trussrod-Abdeckung erreichen die Saiten die GraphTech Ratio Locking Tuner, deren unterschiedliche Untersetzungen (E1 12:1, H2 20:1, G3 35:1, D4 20:1, A5 24:1, E6 39:1) das Aufziehen und Stimmen immens erleichtern.

Schließlich wissen wir alle, dass, um die gewünschte Stimmung zu erzielen, konventionelle Tuner bei dünnen Saiten mehr Umdrehungen benötigen als bei dicken. Schade nur, dass es die Ratio-Mechaniken noch nicht für Lefties gibt. Steg und Saitenhalter kommen von TonePros. Über kleine Inbus-Madenschrauben lassen sich beide an ihren Schraubbolzen arretieren. Mit den Seymour Duncan Humbuckern SH-2N und SH-4 bietet die Panthera Pro eines der beliebtesten Humbucker-Pärchen des US-Herstellers. Verwaltet wird dieses per DPDT-Dreiwegschalter, Master-Volume und MasterTone. Letzteres ist mit einem Pull-Push-Schalter ausgestattet, der die inneren Spulen der Humbucker verstummen lässt.

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Fluoreszierende Sidedots und unsichtbare Bundsteg (Bild: Dieter Stork)

Praxis

Nur wenig über 3 kg zeigt die Digitalwaage an. Unglaublich! Da bleiben Schulter und Rücken auch nach Stunden entspannt, zumal die Shapings höchsten Tragekomfort und stressfreies Handling bis in die obersten Griffbrettregionen garantieren. Das exzellente PLEK-Setup zeigt sich vor allem in der sensationellen Saitenlage, die zusammen mit den nicht übermäßig hohen, perfekt bearbeiteten, spiegelglatt polierten Bünden extrem flüssige Lagenwechsel gestatten.

Wahrlich ein Traum von Bespielbarkeit! Während die Gitarre ausgewogen auf dem Bein ruht, gibt sie sich am Gurt recht kopflastig. Ursache dafür können eigentlich nur die GraphTech Ratio Locking Tuner sein, denn der mittelkräftige, sehr entspannt zu spielende Hals ist ja eher kurz gehalten bzw. reicht relativ weit in den Body, was auch die Positionen von Steg und Stoptail zeigen. Mit kraftvollem Ton und breitem, wunderbar ausgewogenem Klangspektrum langt die Panthera Pro schon rein akustisch ordentlich zu. Für eine reine Mahagonigitarre klingt sie überraschend spritzig und luftig und glänzt sogar mit einer ordentlichen Portion Brillanz und reichem Obertongehalt. Dennoch vermisse ich weder gehaltvolle Bässe noch die gewohnte Wärme in den Mitten.

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GraphTech Ratio Locking Tuner (Bild: Dieter Stork)

Ihre enorme Schwingfreude äußert sich in direkter, artikulierter Ansprache, blitzschneller, spritziger Tonentfaltung und standfestem, kontinuierlich abklingendem Sustain. Beste Voraussetzungen also für adäquaten Transport ausdrucksstarker, nuancierter Spielkultur. Mit dem Duncan SH-2N/SH-4 Humbucker-Pärchen betritt die Panthera Pro nicht nur Vintage-Gefilde, sondern fühlt sich auch in härteren Genres wohl. So drückt der SH-2 Hals-Pickup mit seinen bluesig warmen, runden, leicht glockigen, klar artikulierenden, obertonreichen Sounds der Gitarre quasi einen Les-Paul-Stempel auf.

Auch im Zerrbetrieb überzeugt der HalsPickup mit differenzierten, transparenten Akkorden und scheinbar endlos singenden, beliebig formbaren Leadsounds. Der mittiger, zugleich aber auch etwas brillanter abgestimmte SH-4 liefert druckvolle, knackig lebendige Klarklänge, die mit steigender Anschlagsintensität an Höhen und Biss zulegen und nicht mit Obertönen geizen. Seine hohe Ausgangsleistung gestattet neben gepflegten Vintage-Sounds auch härtere Gangarten, die er mit straffen Bässen, konkreten Mitten und aggressivem Biss (bei kräftigem Anschlag) meistert und dank bestens abgestimmtem Verhältnis von Verzerrungsgrad und Sustain Durchsetzungsvermögen beweist.

Offen und spritzig perlt derweil die Kombi beider Humbucker aus den Lautsprechern, die sich nicht nur für cleane Arpeggien und Rhythmusarbeit empfiehlt, sondern auch im Distortion-Modus eine exzellente Figur macht. Ein wenig schlanker, aber keineswegs weniger charaktervoll, präsentieren sich die drei Coil-Split-Varianten, bei denen jeweils die äußeren Humbucker-Spulen aktiv sind. Unverkennbar bewegen sie sich auf Telecaster-Terrain. Bluesige Chords, glockige Arpeggien, funky Rhythmus und sogar Tele-Twang zählen zu ihrem Repertoire. Mittels Spieldynamik und der butterweich rotierenden Master-Volume- und -Tone-Potis lassen sich die Sounds nach Belieben variieren.

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Komfortabler Halsübergang (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Nach tausenden von Gitarren, die ich bislang spielen durfte, kann mich eigentlich nichts mehr so richtig vom Hocker hauen. Dachte ich zumindest. Bei dieser Framus Panthera Pro ist mir jedoch genau das passiert. Ein derart rundum stimmiges Instrument mit vielfältigen erstklassigen Sounds, absolut perfekter Verarbeitung und vorbildlichem Werks-Setup ist mir lange nicht mehr untergekommen. Dafür nehme ich die Kopflastigkeit am Gurt gerne in Kauf …

Plus
• Sounds (inklusive Coil Splits!)
• Dynamik & Sustain
• Qualität Hölzer & Hardware
• fluoreszierende Sidedots
• Verarbeitung
• Spielbarkeit
• geringes Gewicht
• Werks-Setup & Saitenlage
• Verhältnis Preis/Leistung

Minus
• am Gurt kopflastig

 

Profil

Produkt: Gitarre & Bass 3/2024
Gitarre & Bass 3/2024
IM TEST: Gibson Les Paul Modern Figured +++ Seymour Duncan Hyperswitch +++ Baboushka Guitars More Glitter, Baby +++ Fender Aerodyne Special +++ Soldano Astro-20 +++ Mooer GTRS S900 +++ Harley Benton BZ II NT Deluxe +++ Tech 21 Street Driver 48 Frank Bello Signature +++ Boss RE-202, SDE-3000EVH & DM-101

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