(Bild: Fender)
FRFR-Boxen liegen voll im Trend – das Kürzel steht für „Full Range, Flat Response”, also für Lautsprecher mit vollem Frequenzspektrum und besonders neutraler Klangwiedergabe. Sie liefern einen möglichst unverfälschten Sound – ideal für moderne Amp-Modeler, Profiler und digitale Setups.
Seit die Gitarrenwelt FRFR für sich entdeckt hat, kommen immer mehr Hersteller mit entsprechenden Lösungen auf den Markt. Auch Fender war mit seiner Tone-Master-Serie, die mittlerweile 1×10″-, 1×12″- und 2×12″-Varianten von FRFR-Boxen im klassischen Look bietet, früh mit von der Partie. Wir haben die FR-12 auf Herz und Nieren geprüft.
Fender Tone Master FR-12
Modeling-Amps, Profiler oder hybride Pedal-Preamps – Lösungen für das Pedalboard boomen, was nicht überrascht. Seit dem ersten Line 6 POD hat sich die Technologie in riesigen Schritten weiterentwickelt. Mittlerweile können diese kompakten Geräte Ergebnisse liefern, die sich teilweise kaum von ihren Klangvorbildern unterscheiden lassen.
Viele Profis und namhafte Acts spielen live über Profiler oder Modeler. Diese sind leicht, benötigen keine Wartung, lassen sich schnell auf- bzw. abbauen und nehmen beim Transport nicht viel Platz weg. Noch eins vorweg: In diesem Test soll es nicht um dogmatische Diskussionen über Digital vs. Analog gehen, sondern schlicht um Tools, die den Job erledigen können.
Zur Verstärkung eines Modelers benötigt man allerdings weitere Geräte, sofern das Signal nicht nur ins FOH oder in ein Recording-Interface gespeist wird. Hier kommen die FRFR-Boxen ins Spiel. Da hier in der Regel auch Impulse Responses bzw. Speaker-Simulationen wesentlicher Teil der Soundformung sind, benötigt man folglich ein vollständiges und unverfälschtes Frequenzspektrum in der Box.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man sein Gerät natürlich auch ohne Impulse Responses ganz herkömmlich in eine „normale” Gitarrenbox spielen kann. Dann besteht allerdings keine Möglichkeit mehr, verschiedene emulierte Boxen und Lautsprecher sauber wiederzugeben. Das nur als Klammer, nun zur Fender Tone Master FR-12.
FEATURES UND AUFBAU
Die FR-12 präsentiert sich im typischen Fender-Design und auf den ersten Blick denkt man, man hätte einen Hot-Rod-Deluxe-Combo vor sich stehen. Tja, das Auge spielt mit. Der silberne Bespannstoff, schwarzes Tolex, der Griff und die oben angebrachten Bedienelemente mit Chickenhead-Knöpfen unterstreichen dies.
Bei den Reglern geht es ohne Schnörkel zu: Volume, Bass, Middle, Treble sowie Cut, der wie ein High-Cut arbeitet, stehen zur Verfügung. Daneben befindet sich der Netzschalter samt roter Leuchte. Rückseitig sind der Netzanschluss sowie ein kombinierter Klinken- und XLR-Eingang und ein XLR-Line-Out vorhanden. Das war es.
Es können keine Presets gespeichert werden, es gibt keine internen Speicherslots für Impulse Responses, alles ist auf das Wesentliche fokussiert. Das ist keinesfalls ein Kritikpunkt, denn es gibt ja nicht wenige, die keine Lust haben, seitenlange Menüs zu lesen oder sich durch mannigfaltige Optionen zu wühlen. Hier ist das Motto: Einschalten, Knöpfe drehen und loslegen.
Damit man sich auch gut hört, ist ein altbewährtes Ausstattungsmerkmal an Bord: Mit den beiden Standfüßen an der Seite kann der Amp geneigt werden, so dass der Schall nicht nur den Staub auf dem Boden aufwirbeln, sondern zielgerichtet an den Musiker selbst abgegeben werden kann.
Stichwort Schall: Im Fender Tone Master FR-12 arbeitet eine 1000 Watt starke Class-D-Endstufe, die ihre Leistung an ein Zwei-Wege-System bestehend aus einem speziell entwickelten „Full Range”-12-Zoll-Lautsprecher und einem 1-Zoll-Hochfrequenztreiber abgibt. An der vorderen Schallwand sind zudem zwei Ports zu finden, mit ebenfalls rund einem Zoll Durchmesser.
Das geschlossene Gehäuse besteht aus leichtem Sperrholz und wiegt knapp 16 kg. Es lässt sich bequem am oben montierten Kunststoffgriff tragen. An der Verarbeitungsanmutung gibt es nichts auszusetzen. Prima.
(Bild: Fender)
(Bild: Fender)
SOUND & PRAXIS
Für den Test habe ich die FR-12 auf verschiedene Arten gefüttert. Zum einen mit einem IK Multimedia ToneX-Pedal, zum anderen mit einem Friedman IR-X (beide mit deaktivierter interner Boxensimulation). Denn beide liefen in einen Two notes Opus, in dem ich Impulse Responses meiner eigenen Boxen installiert habe (mehr dazu im Workshop in Ausgabe 01/2019), so dass auch ein A/B-Vergleich zu den echten Vorbildern aus meinem Bestand möglich ist.
Besonders wichtig sind die korrekten Pegel in der Signalkette. Vor allem muss sichergestellt werden, dass die FR-12 genügend, aber nicht zu viel Signal erhält. Da wäre eine Clipping-Anzeige an der Box noch wünschenswert gewesen.
Und natürlich gilt: Die Box gibt nur das wieder, was hineingeschickt wird. Folglich sollte die Qualität der Profiles oder Amp-Models entsprechend erstklassig sein. Aus dem XLR-Ausgang des Opus geht es in den XLR-In der FR-12. Dann kann es losgehen.
Und es kann laut werden, sofern gewünscht. Die Leistungsreserven der FR-12 sind mehr als ausreichend. Bei Proben oder Gigs kann sie mühelos mithalten und sie entwickelt einen erheblichen Schalldruck. Fender selbst gibt den maximalen Pegel mit 130dB an. Das habe ich natürlich nicht ausgereizt.
Der Dreiband-EQ mit zusätzlichem Cut-Regler ist einfach, aber effektiv. Je nach Boxensimulation aus den Impulse Responses sind unterschiedliche klangliche Feinjustierungen erforderlich. Und diese lassen sich hervorragend umsetzen. Wirkungsvoll lassen sich etwa schneidende Höhen mit dem Cut-Regler authentisch zähmen.
Und der Mittenregler kann jenseits von zwölf Uhr für ein spürbares Gefühl einer echten Gitarrenbox im Raum sorgen. Auffällig ist, dass die FR-12 einen ordentlichen Bassschub liefert. Um dem Klang einer Original-Box nahezukommen, sollte man hier am besten niedrig dosieren.
Das gilt übrigens auch, wenn die Box geneigt aufgestellt ist. Selbst dann ist immer noch genügend Bass vorhanden, obwohl die FR-12 dann nur auf der hinteren Gehäusekante Bodenkontakt hat. Es ist erstaunlich, wie nah man dem Soundeindruck der originalen Boxen auf diese Weise kommen kann. Ist es dasselbe? Nein. Kann man damit Spaß haben und sich inspirieren lassen? Auf jeden Fall! Ja!
Praktisch ist, dass man das Signal per XLR-Out von der FR-12 an den Mischer/FOH weitergeben kann. Das führt direkt zu dem meines Erachtens sinnvollsten Einsatz: Wer live direkt spielt, hat mit der FR-12 einen deutlich besseren Monitorsound als mit einem Standard-PA-Monitor.
Ich habe es oft selbst erlebt, egal ob mit Modeling- oder 100-Watt-Röhrenverstärkern, die dann per Mikrofon – meist auf die Schnelle positioniert – abgenommen werden. Im Monitor klingt das alles meist ganz anders, als man es gerne hätte oder als man sich sein Traum-Rig klanglich vorgestellt hat.
Da ist eine FRFR-Box und die Fender Tone Master FR-12 auf jeden Fall eine ausgezeichnete Lösung, um „seinen” Sound auch auf der Bühne durchsetzungsstark und gut zu hören.
Aber auch leise im Wohnzimmer kann ein solches Setup den vollen Sound eines emulierten Amps in Zimmerlautstärke abbilden. Der Klang ist rund und ausgewogen. Will heißen: Wer vielleicht nicht die Möglichkeit hat, seine geliebten Röhren-Amps zu Hause angemessen zu spielen, kann hier – mit entsprechenden Profiles oder Models gefüttert – Spaß haben, ohne dass die Nachbarschaft oder die Familie auf die Barrikaden geht.
(Bild: Fender)
RESÜMEE
Mit der Tone Master FR-12 bietet Fender eine einfach zu bedienende und leistungsstarke FRFR-Box für Nutzer von Modelern, Profilern oder hybriden Pedal-Preamps im klassischen Fender-Look. Die FR-12 überzeugt durch ihre grundsolide Verarbeitung und ihren mächtigen Schalldruck.
Sie bringt bei Proben oder Gigs ausreichende Reserven mit. Gleichzeitig ist sie auch für „Bedroom-Level” geeignet und weiß bei der Verstärkung guter Profile in leiseren Situationen zu gefallen. Ihr Klang ist neutral, aber druckvoll – genau, wie er sein sollte.
Sowohl die Klangregelung als auch der Hi-Cut ermöglichen eine einfache und gleichzeitig stets effektive Bearbeitung des eingehenden Signals. Wer auf der Suche nach einer FRFR-Box ist, hat die Qual der Wahl, denn es gibt viele Alternativen. Letztlich hängt die Entscheidung von den Features, der Leistung und vielleicht auch ein wenig vom Design ab.
Fender setzt hier auf eine 1000-Watt-Class-D-Endstufe, bleibt äußerlich traditionell und verzichtet bei der Bedienung auf Gimmicks. Geradeaus, fünf Regler, fertig! Dabei ist die Wiedergabe top. Im Segment der FRFR-Cabinets ist die FR-12 mit einem Preis von 549 Euro gut positioniert und ihr Geld auf jeden Fall wert.
Plus
● Zielgerichtetes Konzept
● Traditionelles Design
● Geringes Gewicht und hohe Leistung
● Schalldruck
Minus
● keine Clipping-Anzeige

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)
Ich spiele zwar keinen Fender, bin selbst Ibanez und Yamaha Bassist aber unser Gitarrist schwört drauf. Übrigens ich bin seit eier Ewigkeit Abonnent… GITARRE UND BASS IST SUUUUUUUUUUUUUUUUPEEEEEER JUHUUUUUUUUU..!!!!!!