Gear-Review

Extended Range Guitars: Padalka Space 7

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(Bild: Simon Hawemann)

Padalka Guitars sorgen in den letzten Monaten mit ihren futuristischen Designs und augenscheinlich hochpräziser Verarbeitung für gehörig Furore in der Extended-Range-Community. Vor ein paar Wochen konnten mich die Instrumente von Daria und Simon Padalka schon auf der NAMM begeistern und wie es der Zufall so wollte, bin ich kurz darauf unerwartet zu Hause in Tampa direkt über ein Exemplar gestolpert.

Bei meinem letzten Besuch in der lokalen Gitarrenwerkstatt meines Vertrauens zeigte mir Gitarrenbauer und Tech Bob Sheeks nämlich eine brandneue Padalka Space 7-String, die kurz zuvor von einem Kunden für ein Setup abgegeben worden war. Ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ließ mich mit dem Besitzer verbinden und durfte das gute Stück glücklicherweise kurz für ein Review entführen.

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(Bild: Simon Hawemann)

From russia with love

Die Space 7 ist tatsächlich gerade erst aus dem kalten, russischen Winter in den warmen Frühling Floridas verschickt worden. Aufgrund der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede musste der Hals etwas nachjustiert werden – ansonsten war die Padalka aber ready to rock! Als ich die Gitarre in der Gitarrenwerkstatt zum ersten Mal begutachtete, fiel mir sofort die wirklich erstklassige Verarbeitung auf. Der Ruf eilt Padalka Guitars in dieser Hinsicht ja voraus, und die Space 7 spielt wirklich in der absoluten Oberliga mit. Aber kommen wir erst einmal zur Ästhetik!

(Bild: Simon Hawemann)

Die löst nämlich gemischte Gefühle in mir aus: Der Korpus der Space 7 ist meiner Meinung nach zwar ein Volltreffer, die Kopfplatte will mir aber nicht so recht gefallen. Das liegt vor allem an dem Zacken an der Unterseite der Kopfplatte. Diesen außer Acht gelassen, erkennt man im Kopfplatten-Design einen gewissen Blackmachine-Einfluss wieder, aber auch mit dem Zacken bleiben Assoziationen nicht aus. Dean und B.C. Rich haben z. B. recht ähnliche Headstocks im Programm und ich finde das Resultat im Gegensatz zum Korpus einfach weder wahnsinnig gelungen, noch zeitgemäß. Der Korpus reißt mit seinen modernen Linien, Kanten und Kurven aber einiges raus! Während das obere Horn spitz zuläuft und bis zum 12. Bund ragt, präsentiert sich das untere Horn kurz, knackig und mit einer extra Kante, die dem Ganzen eine noch kontemporärere Note verleiht.

(Bild: Simon Hawemann)

Ungewöhnlich finde ich allerdings die Vogelaugenahorn-Decke und vor allem das Jeansblau, in dem sie gebeizt ist. Bis hier hin ist das alles natürlich absolut subjektiv, aber beim Finish entblößt die Padalka ihre einzige Schwäche: Entlang des Bindings gibt es die ein oder andere Stelle, an der die Beize aufs Binding und gar den Korpus abgefärbt hat. Man muss genau hinschauen um diese Makel zu finden, aber sie sind da, und für ein $ 3200 Custom-Shop-Instrument nicht erfreulich.

Die Decke ziert einen Korpus aus Weißesche. Die Gitarre bringt 3,75 kg auf die Waage, was ich als komfortables Mittelmaß bezeichnen würde. Leicht genug, um am Gurt nicht für Rückenschmerzen zu sorgen – schwer genug, um einen grundsoliden Eindruck zu vermitteln. Auch das Holz des Korpus’ scheint leicht gebeizt zu sein und verleiht der sonst eher hellen Esche einen gewissen Grauschleier, der gut zur Gesamtästhetik dieser Gitarre passt. Die Kopfplatte ist im gleichen Blau gebeizt wie der Korpus und das Padalka Logo findet man lediglich auf dem Truss Rod Cover – und zwar geschmackvoll gefräst und nicht gedruckt. Das Truss Rod Cover ist nämlich aus hellem Ebenholz, genauso wie das Griffbrett und die Spulencover der ebenfalls in Russland handgewickelten Fokin-Uppercut-Pickups.

(Bild: Simon Hawemann)

Das großzügige Bauch-Shaping reicht weit bis ins obere Horn hinein und der Gurtpin befindet sich leicht versenkt auf der Rückseite eben dieses. Selbst auf der Rückseite der Gitarre glänzen Padalka mit liebevoller und präziser Detailarbeit. Auch wenn es sich teils um kleine Details handelt, sieht man einfach, dass sich die Russen bei dem Design wirklich Gedanken gemacht haben – und die technische Umsetzung ist absolut makellos. Der Übergang vom Korpus zum geschraubten Hals – ein Siebenteiler aus Walnuss und Ahorn – ist sehr schlank und komfortabel geformt. Der Hals selbst ist außerdem ein optischer Leckerbissen und bietet einen angenehmen Kontrast zum Esche-Korpus. Die Rückseite der Kopfplatte ziert eine ins Holz gefräste Seriennummer sowie die Information, dass es sich bei der Space 7 um ein Instrument „Custom Made in Russia“ handelt.

(Bild: Simon Hawemann)

Specs:

  • Weißeschekorpus
  • Vogelaugenahorndecke und – Kopfplatten-Furnier
  • Walnuss/Ahornhals, 7-teilig
  • Binding
  • 26.5’’-Mensur
  • Pale-Moon-Ebenholzgriffbrett
  • Jescar Jumbo Bünde
  • Pickups: Fokin Uppercut (Steg), Fokin Uppercut (Hals)
  • 3-Wege-Schalter, Push/Pull Volume Poti
  • Hipshot Brücke
  • Hipshot Griplock Tuner

Wie ein Schweizer Uhrwerk

Der präzise Eindruck, den die Padalka Space 7 rein optisch schon vermitteln konnte, bestätigt sich konsequent, sobald man die Gitarre in die Hand nimmt. Sie könnte sich kaum besser anfühlen: Jede Ecke und Kante mit der man in Berührung kommt, ist perfekt geformt, das Finish rundum so smooth, dass man damit seine Katze streicheln könnte und das i-Tüpfelchen ist zu guter Letzt das wirklich perfekte Halsprofil: schnell und smooth, mit einem sehr gelungenen Ölfinish.

(Bild: Simon Hawemann)

Die superflache Saitenlage macht die Space 7 – in Verbindung mit dem tollen Hals – zu einer perfekt bespielbaren Gitarre, anders kann man es einfach nicht beschreiben. Die 26.5 Zoll Mensur sorgt darüber hinaus für einen angenehm straffen Saitenzug, der das B-Standard-Werkstuning perkussiv und bissig überträgt. Auch wenn man die B-Saite auf A dropt, bleibt sich die Space 7 treu und büßt kaum an Feeling und Sound ein. Die ebenfalls in Perfektion vollendeten Bünde runden das Ganze schlussendlich ab und ich bin einfach nur begeistert.

 

Die Space 7 ist darüber hinaus außerordentlich gut ausbalanciert – sowohl am Gurt als auch im Sitzen auf dem Schoß. Ich bin normalerweise kein Fan von an der Rückseite des Korpus montierten Gurtpins, aber in diesem Fall funktioniert das sehr gut. Die Tatsache, dass das Horn so weit aus dem Korpus herausragt, trägt natürlich zur ausgezeichneten Balance bei.

(Bild: Simon Hawemann)

In Sachen Hardware gibt es an der Padalka keine großen Überraschungen: Die Hipshot-Bridge ist bewährt und komfortabel wie eh und je und auch die Hipshot-Griplock-Tuner verrichten ihre Arbeit tadellos. Bei all der Lobhudelei bleibt die Space 7 also trotzdem auch ein Player. Man hat nicht das Gefühl, hier ein Museumsstück um den Hals hängen zu haben, sondern eine Gitarre, die ordentlich und intensiv gespielt werden will.

(Bild: Simon Hawemann)

Bei den Pickups geht es wieder zurück nach Russland: Das Fokin-Uppercut-Pickup-Set klingt in der Padalka-7-String betont modern, also tight im Bass, potent in den Hochmitten und außerordentlich transparent in den Höhen. Es eignet sich somit ausgezeichnet für verschiedenste Metal-Spielarten. Die 26.5-Zoll-Mensur hilft dem Low End mit zusätzlich drahtiger Tightness auf die Sprünge. Ich bin ja grundsätzlich ein Verfechter von Bariton-Mensuren für Siebensaiter-Tunings unterhalb von B Standard, aber selbst das Standard-Tuning der Padalka Space 7 profitiert von der verlängerten Mensur. Das Hals-Modell des Fokin Uppercuts klingt auch sehr modern, hat aber eine gewisse

Smoothness in sich, die Leads nicht zu schrill klingen lässt. Im Clean-Betrieb klingt er beinahe jazzig rund. Splitten kann man die Pickups mit einem Push/Pull-Volume-Poti auch noch – dementsprechend vielfältig ist das Sound-Angebot der Space 7. Besonders die gesplittete Mittelposition klingt schön glockig! Ein paar Clips davon gibt es wie immer auf www.gitarrebass.de zu hören!

(Bild: Simon Hawemann)

Fazit

Ich will gar nicht lang um den heißen Brei reden: Qualitativ bewegt sich Padalka Guitars mit dieser Gitarre auf allerhöchstem Niveau. Die Space 7 ist nahezu perfekt verarbeitet. Die Präzision, mit der wirklich jeder Winkel dieses Instruments vollendet wurde, ist einfach atemberaubend und nicht nur sicht-, sondern auch absolut spürbar.

Abgesehen davon, dass die blaue Beize an einigen wenigen Stellen Spuren hinterlassen hat, an denen sie eigentlich nichts zu suchen hat, ist immerhin das finale Satin-Finish wieder so clean und smooth, dass es ein Vergnügen ist, die Gitarre in der Hand zu halten.

Zu guter Letzt gibt sich die Padalka Custom in Sachen Sound keinerlei Blöße und erfüllt zumindest meine Anforderungen an eine moderne Extended Range Gitarre – und mehr! Auch wenn die siebensaitige Bariton besonders mit Hi-Gain-Sounds eine gute Figur macht, dürften auch Gitarristen gediegenerer Genres Freude an der Space 7 haben. Mich hat dieses Instrument nachhaltig beeindruckt.


REVIEW:

Convulsing – Grievous

Bei Convulsing aus Australien handelt es sich um ein 1-Mann-Projekt von Mastermind Brendan Sloan, der sich auf ‚Grievous‘ nicht nur als ausgezeichneter Gitarrist und Sänger, sondern auch als visionärer Songwriter beweist.

Über 50 Minuten hinweg bekommt man einen Wirbelsturm aus Death-, Black- und Prog-Metal geboten, der von dissonant-sperrigen bis hin zu episch-melodischen Momenten ein gewaltiges Spektrum abdeckt. Irgendwie schafft Sloan es, dabei jeder Zeit emotional zu klingen – eine Eigenschaft die spätestens in dem unerwarteten Porcupine-Tree-Cover ‚No Dreaming‘ seinen Höhepunkt findet. Natürlich ist dieses Cover deutlich doomiger und düsterer ausgefallen als das Original, aber die überraschenden Clean Vocals setzen trotzdem ansatzweise versöhnliche Kontrastpunkte.

‚Grievous‘ ist eine dynamische Berg- und Talfahrt die deutlich variabler ist als das, was man sonst von solch extremem Metal gewohnt ist. Nicht selten wird das Tempo gedrosselt und die Verzerrung zurückgenommen, um Platz für stimmungsvolle Momente voller Melancholie zu schaffen, nur um diese dann mit Death-Metal-Eruptionen wieder einzureißen.

 

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2019)

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