Explosive Mischung

Erstligist: Cort KX700 Evertune im Test

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(Bild: Dieter Stork)

EXPLOSIVE MISCHUNG

Ich staune nicht schlecht als ich die ersten Akkorde in die Cort KX700 Evertune hämmere. Mit einem solch explosiven Klang habe ich nicht gerechnet. Mit ihren 3,6 kg ist die Gitarre zwar nicht schwer, fühlt sich aber dennoch auffällig „dicht“ an. Der kompakte Body und die eher kleine Kopfplatte sorgen für ein exzellentes Handling, sodass man nie das Gefühl hat, das Instrument sei einem im Weg. Ab Werk kommt die Testgitarre mit einer mittelhohen Saitenlage – hier wäre noch ein wenig Spielraum nach unten gewesen, wobei sich dies ja schnell justieren lässt. Die Evertune-Brücke ist bei unserer Testgitarre so eingestellt, dass die tiefe E-Saite bei einem kräftigen Bending kaum eine Verschiebung der Tonhöhe erlaubt, während die restlichen Saiten bei beherztem Saitenzug maximal einen halben Ton nach oben zulassen. Lediglich die hohe E-Saite verhält sich identisch zu der tiefen Oktav-Saite; warum das so ist, erschließt sich mir jedoch nicht.

Obgleich es zunächst ein wenig ungewohnt ist, die Tonhöhe mit der linken Hand nicht wie üblich modulieren zu können, stellt sich bei mir schnell ein Gewöhnungseffekt ein, der dazu führt, dass ich die Cort KX700 Evertune ziemlich intuitiv spielen kann, ohne nennenswert über die Besonderheit des Brückensystems nachdenken zu müssen. Das dicke Ebenholz-Griffbrett sorgt zusammen mit dem Edelstahlbunddraht für ein knackiges, sehr schnelles Attack, während der Gesamt-Sound zumindest akustisch gespielt angenehm komprimiert und in den Mitten minimal gescoopt wirkt. Sowohl offene als auch Barré-Akkorde haben eine recht einheitliche Lautstärke und auch Singlenotes sind gleichmäßig, ohne Deadspots hörbar. Verstärkt gespielt sorgt das Tonabnehmer-Set für eine Menge Lärm – im positiven Sinne.

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Während der Sentient-Humbucker noch recht weiche, versöhnliche Sounds anbietet, explodiert die Cort KX700 Evertune auf der Stegposition regelrecht. Der Nazgul-Tonabnehmer hat einen satten Ausgangspegel, der meinem Verstärker schon bei niedrigen Gain-Settings gehörig Beine macht. Der mit Obertönen und aggressiven Hochmitten gespickte Klang lädt zu exzessivem Riffing auf den tiefen Saiten ein. Hier ist es mir selbst bei (zu) viel Verzerrung am Verstärker kaum möglich, der Gitarre einen undefinierten, konturlosen Sound zu entlocken. Die Bässe bleiben bei jedem Setting messerscharf umrissen, die tiefen Mitten sehr aufgeräumt und es drängt sich der Eindruck auf, dass wir es hier mit einer ausgesprochen gelungenen Zusammenstellung von Tonabnehmer und verbauten Hölzern zu tun haben.

Während der Nazgul-Tonabnehmer mit seiner saftigen Ausgangsleistung klar auf der modern/aggressiven Seite zu finden ist, verhält sich der Sentient am Hals mit seinem weicheren Attack und reduziertem Ausgangspegel deutlich moderater. Vor allem im Clean-Kanal des Verstärkers kann der Humbucker voll überzeugen: Die Mischung aus warmem Fundament und angenehm weichen aber durchaus präsenten Höhen, weiß zu gefallen. Die Mittelstellung des 3-Wege-ToggleSchalters liefert wie erwartet einen in den Mitten deutlich zurückgenommenen Klang, der vor allem clean überzeugt.

ALTERNATIVEN

Konkurrenz bekommt unsere Testgitarre aus dem Hause Ltd. Hier bekommt man mit dem Model H-1000 Evertune ein durchaus vergleichbares Paket geschnürt, das jedoch ca. 600 Euro mehr kostet. Verbaut sind hier dann allerdings auch die aktiven Fluence-Tonabnehmer von Fishman. Wer auf die gewölbte Decke verzichten kann und lieber ein Pickup-Set von EMG hätte, bekommt für 1389 Euro die MH-1000, ebenfalls von Ltd. Geht es einem primär um die Evertune-Brücke, so käme auch die RGD61ALETMGM von Ibanez aus der Axion-Label-Reihe in Betracht – jedoch müssen auch hier im Vergleich zur Cort KX700 Evertune gut 300 Euro mehr einkalkuliert werden. Zu guter Letzt könnte man noch die Solar AB 1.6S ins Auge fassen – hier muss man aber auf Features wie das Nazgul/Sentient-Tonabnehmer-Set, die gewölbte Decke oder das dicke Ebenholz-Griffbrett verzichten, zahlt dafür aber auch nur rund 950 Euro.

RESÜMEE

Cort spielt mit der in Indonesien gefertigten KX700 Evertune ganz klar in der ersten Liga! Und das bei einem sagenhaft guten Preis-Leistungs-Verhältnis – mehr bang for the buck geht ja kaum. Für ein klein wenig mehr als 1000 Euro bekommt man hier eine E-Gitarre, die es in solch einer Ausstattung eigentlich erst in spürbar höheren Preisgefilden gibt. Neben den in vorderster Reihe stehenden Features wie dem Tonabnehmer-Set von Seymour Duncan und der Evertune-Brücke, sind es eben auch die kleinen Details, die das Paket so richtig rund machen. Das dicke Ebenholz-Griffbrett, die super genaue Bundierung aus Edelstahl sowie die stark konturierte Decke, lassen die Cort KX700 Evertune wie ein viel teureres Instrument wirken. Wem es also um eine gut verarbeitete und hervorragend klingende Metal-Gitarre geht, für den führt in dieser Preisklasse derzeit kaum ein Weg an einem Test der Cort KX700 Evertune vorbei.

PLUS

  • Optik
  • Spielbarkeit
  • Tonabnehmer
  • Edelstahl-Bünde
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

MINUS

  • Unsauberkeiten in der Lackierung


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2023)

Produkt: Fender Stratocaster
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