Nichts ist unmgölich

DigiTech Obscura Altered Delay im Test

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Stompbox-Herstellern scheinen die Ideen einfach nicht ausgehen zu wollen. Neben dem FX-Pedal-Guru Mike Matthews (Electro-Harmonix), der immer wieder mit unkonventionellen Gerätschaften überrascht, kommt auch DigiTech/DOD des Öfteren mit interessanten Kreationen um die Ecke.. Das Obscura Altered Delay erweitert die DigiTech-Modellreihe von Luxe (Pitch Shifter), Polaris (Reverb), Mosaic (12-String) und Ventura Vibe (Rotary/Vibrato) – allesamt sehr auffällig und geschmackvoll gestaltete Effektpedale, auch wenn mitunter die Lesbarkeit der Beschriftungen zu wünschen übrig lässt.

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Konzept

Zunächst bietet das Obscura Altered Delay die Möglichkeiten eines konventionellen Digital Delays mit den variablen Parametern Level (Effektsignalpegel), Time (Delay Time), Repeats (Feedback, Zahl der Echowiederholungen) und Tone (Klang des Effeksignals). Des Weiteren stehen vier Delay-Typen zur Verfügung, wobei auf den Typ Digital verzichtet wurde:

  1. Analog (altes Eimerketten-Delay)
  2. Tape (röhrenbetriebenes Band-Echo)
  3. Lo-Fi (Delay mit beschränkter Bandbreite/Bit-Tiefe alter Digital-Delays)
  4. Reverse (Rückwärts-Echo)

Abhängig vom gewählten Delay Typ beeinflusst der Regler Degrade das Effektsignal auf unterschiedlichste Weise. Per Minischalter Tails On/Off lässt sich festlegen, ob das Delay-Signal bei Ausschalten des Effektes (True Bypass) natürlich abklingen oder verstummen soll. Was gibt es noch? Hält man den Fußtaster drei Sekunden lang gedrückt, wechselt das Obscura in den Tap-Mode, bei dem die Delay Time rhythmisch per Fußtaster eingegeben wird. Komplizierter und auch nicht mit dem Fuß zu bedienen ist Repeat Hold, quasi ein 2-Sek.-Looper für abgefahrene Geräusche und rhythmische Verzögerungen.

Konstruktion

Das mit Elektronik vollgepackte, 450 Gramm schwere Druckgussgehäuse macht einen robusten Eindruck. Platz für eine Batterie gibt es im Innern nicht. Die verschraubten, sahnig rotierenden Potis und der Drehschalter besitzen MetallAchsen und griffige Kunststoffknöpfe. Auch die stramm packenden Klinkenbuchsen, Minischalter und Fußtaster hat man mit dem Chassis verschraubt, der Netzteilanschluss sitzt passgenau in der Gehäuseaussparung und ist direkt auf der üppig bestückten Platine verlötet. Der rutschhemmende Gummibelag auf der Unterseite kann mit dem beiliegenden Klettband Pedalboard-tauglich gemacht werden. Zwar ist das Obscura mit seinen doppelten Ein- und Ausgängen stereokompatibel, bietet selbst jedoch keine Stereo-Effekte wie Ping-Pong-, Panorama-Delays o. ä.

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Gesicherte Settings durch StompLock (Bild: Dieter Stork)

Praxis

Etwa bei der 2-Uhr-Position des Level-Reglers sind Direkt- und Effektsignalpegel gleich laut. Per Time-Poti oder Tap-Funktion stehen Delay-Zeiten von rund 80 ms bis 2 Sekunden zur Verfügung. Die Zahl der Echowiederholungen (Repeat) lässt sich von 1 bis unendlich einstellen, inklusive intensiven Aufschaukelns.

Analog: Den typischen warmen Klang früherer Eimerketten-Delays hat DigiTech sehr gut getroffen. Mit Tone lassen sich die Echos umfassend einfärben, die Höhenanhebung reicht für die klangliche Angleichung ans Direktsignal jedoch nicht aus. Degrade verändert den Charakter des Effektsignals, wobei die Echos zunehmend nasaler und brillanter klingen.

Tape: Die Nachbildung eines röhrenbetriebenen Bandechos erzeugt warme aber klarere, höhenreichere Echos als Analog Delay und simuliert sehr authentisch das leichte Eiern des Tonbandes (Wow and Flutter), das man mit Hilfe des Degrade-Reglers so richtig auf die Spitze treiben kann.

Lo-Fi: Die ersten Digital Delays besaßen noch einen sehr begrenzten Effektfrequenzgang. Dies wird hier perfekt simuliert, wobei Degrade die Eingangsübersteuerung steigert und damit Verzerrung beisteuert.

Reverse: Der typische Rückwärtseffekt, logischerweise ohne Direktsignal. Degrade erzeugt hier eine Art Bandsättigung, die jedoch kaum wahrnehmbar ist.

Repeat Hold: In dieser Betriebsart empfiehlt es sich, das Obscura manuell zu bedienen. Repeat Hold wird zum Erzeugen von Delays verwendet, die unendlich wiederholt werden sollen – oder zumindest bis man sie durch Zurückdrehen des Repeat-Reglers stoppt. Selbiger muss allerdings vorher unterhalb der 3-Uhr-Position eingestellt sein und unmittelbar nach dem Einspielen in eine Position zwischen 3 und 5 Uhr gebracht werden. Dieser Skalenbereich ist zwar markiert aber kaum sichtbar. Das Delay des eingespielten Signals wird jetzt unendlich oft wiederholt. Man kann es überspielen, beliebige Regler (außer Delay Type und Repeats) oder den Tails-Schalter betätigen und auf diese Weise exotische Spezialeffekte in Echtzeit erzeugen.

Tap Mode: Dabei bleibt der Time-Regler nicht gänzlich untätig. Während die Delay Time mit dem Fußtaster rhythmisch eingegeben wird, hält Time die drei Multiplikator-Bereiche Achtelnote, Vierteltriolen und Viertelnote bereit. Im ersten Bereich blinkt die Status-LED im eingegebenen Tempo grün, im zweiten gelb und in der Viertelnotensektion, die dem eingetappten Tempo entspricht, rot. Der Multiplikator kann vor oder nach der Tap-Eingabe gewählt werden. Bereits seit einiger Zeit liefert DigiTech bei bestimmten Pedalen einen sogenannten Stomp-Lock mit. Dieser passgenaue Gummiklotz kann auf das Bedienfeld gesteckt werden und schützt vor unbeabsichtigtem Verstellen der Regler und etwaiger Zusatzschalter, deren Settings jedoch weiterhin sichtbar bleiben. Feine Sache!

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Viele Regler, kleine Beschriftung (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Das DigiTech Obscura Altered Delay liefert neben vier Delay-Typen eine Reihe interessanter Features, an denen vor allem kreative Sound-Tüftler Freude haben dürften. Während das Pedal auf dem Board inklusive Tap-Funktion komfortabel zu fußhaben ist, lässt sich die Repeat-Hold-Funktion ausschließlich manuell bedienen, dafür aber in Echtzeit. Selbige ermöglicht obskure Klang- und Effektgebilde. Unterm Strich punktet das Pedal mit exzellenter Klangqualität, vielfältigen Sounds, Stereokompatibilität mit anderen Geräten, Top-Verarbeitung und nicht zuletzt einem ausgewogenen Verhältnis von Preis und Leistung.

Plus

  • Klangqualität
  • Effektangebot (auch für Sound-Tüftler)
  • Tails-Schalter
  • Bedienung
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

Minus

  • Repeat Hold nur manuell bedienbar

DigiTech_Obscura Altered_profil

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Produkt: Gitarre & Bass 8/2023
Gitarre & Bass 8/2023
IM TEST: Ibanez BTB 805MS +++ FGN Mighty Jazz Dark Evolution +++ EVH 5150 Iconic 15W 1X10 Combo +++ Gretsch G5420T-140 und G5622T-140 +++ Fender Nile Rodgers Hitmaker Stratocaster +++ Driftwood Purple Nightmare Tube Preamp Pedal +++ Hagstrom Swede NewGen und Super Swede NewGen +++ Markbass Little Mark IV, Little Mark 58R & MB58R 102P +++ Shure GLX-D16+ Dual Band Digital Wireless Guitar Pedal

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