Der ESP LTD Deluxe Phoenix-1004 2TB im Test

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E-Bass von ESP LDT Deluxe, braun-weiß, liegend

Durch auffällige Entwürfe hat sich ESP einen respektablen Ruf, vor allem im Bereich der härteren Gangart, erworben. Aber auch bei der Neuinterpretation alter Formen genießt die japanische Firma ein hohes Ansehen.

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Der vorliegende Viersaiter aus der LTD-Serie orientiert sich ganz offensichtlich an einem der großen Design-Klassiker des Bassbaus, dem Gibson Thunderbird. Dieses mächtige Instrument wurde erstmalig im Jahr 1963 vorgestellt, aber leider war ihm kein anhaltender kommerzieller Erfolg beschieden und so wurde in den folgenden Jahren die Produktion zeitweilig sogar eingestellt. Aber natürlich setzt sich ein elegantes und zeitloses Design immer durch und so produziert Gibson seit 1987 auch wieder kontinuierlich den Klassiker. Auch wenn die LTD-Interpretation des Thunderbirds auf den ersten Blick keine großen Unterschiede offenbart, gibt es doch einige signifikante Veränderungen, was den Phoenix-Bass durchaus als eigenständiges Instrument ausweist. Der Model-Name Phoenix erinnert an die Redewendung: „Wie ein Phönix aus der Asche“, die auf einen mystischen Vogel anspielt, der sich in gewissen Abständen selbst verbrennt und aus der Asche neu aufsteigt. Damit soll wahrscheinlich das Selbstverständnis von LTD umschrieben werden, wo mit den vorgenommenen Veränderungen einem Klassiker neues Leben einhaucht werden soll, um so auch den Ansprüchen eines modernen Bassisten gerecht zu werden.

 

Konstruktion der ESP LTD Deluxe Phoenix-1004 2TB

Gegenüber der klassischen Vorgabe, bei der ein Mahagoni-Hals verwendet wurde, ist der durchgehende Hals des Phoenix dreistreifig aus Ahorn zusammengeleimt und besitzt ein Ebenholzgriffbrett, in dem auffällige Positionsmarkierungen sitzen. Zudem findet sich auf dem mit einem hellen Binding umrandeten Griffbrett in der 12. Lage die Modellbezeichnung des Instrumentes wieder. Den Erwartungshaltungen entsprechend, sind die seitlich angebrachten Korpusflügel aus Mahagoni und ca. 42,6 mm dick. Der Mittelstreifen aus Ahorn weist hingegen eine Stärke von ca. 46 mm auf und ist dadurch auf der Vorderseite leicht hervorgehoben, die Rückseite ist hingegen eben gehalten. Auch die Korpusform des LTD ist gegenüber einem klassischen Thunderbird leicht überarbeitet worden. So haben die Konturen bei dem einzigen, unten liegenden Korpushorn eine deutlich veränderte Eigencharakteristik, die sich von der weichen und runden Ausführung bei einem Gibson Thunderbird abhebt.

Eine weitere Veränderung zum Original ist bei der großen, nach hinten abgewinkelten, ca. 16 mm dicken Kopfplatte ganz offensichtlich denn hier hat LTD dem Instrument einen Reverse Headstock gegönnt. Auch bei der Hardware sind die Veränderungen unübersehbar. Zwar fallen die offenen Gotoh-Tuner allenfalls durch ihre feingängige präzise Feinstimmbarkeit auf, da sie optisch durchaus Vintage-Erwartungen erfüllen, aber der solide Flachsteg, der ebenfalls von dem renommierten japanischen Hersteller Gotoh stammt, weicht dafür schon erheblich von der zweiteiligen Brücke des Originals ab. Auch das Bedienfeld mit 2 Volume- und einem Tone-Regler befindet sich jetzt auf einem wesentlich größer ausgefallenen hellen Pickguard.

Der größte Unterschied dürfte aber in der Bestückung mit aktiven EMG 35DC Tonabnehmern liegen, deren Stromversorgung durch eine 9-Volt-Batterie gewährleistet wird, die sich in einem eigens dafür angebrachten Batteriefach auf der Korpusrückseite befindet. Insgesamt präsentiert sich der Viersaiter als imposantes sehr gut verarbeitetes Instrument, bei der die Two-Tone- Brown Hochglanzlackierung auch Vintage-Dogmatiker zufrieden stellen sollte.

 

Praxis

Auch der Phoenix leidet durch das fehlende obere Korpushorn an einer veritablen Kopflastigkeit, allerdings ist dieses Problem Design-immanent, und so muss man damit leben oder man lässt es eben direkt bleiben. Davon einmal abgesehen ist der Viersaiter ein ergonomisch sorgsam gestaltetes Instrument, das durchaus komfortabel am Körper liegt. Mit gutem Willen und etwas Konzentration, kann durch die unterstützende Hilfe des rechten Unterarms auf der Korpuskante, auch jegliches klassisches Rockposing ohne Probleme durchgeführt werden, trotz Kopflastigkeit. Da der Phoenix größer als viele andere Bass-Konstruktionen ausgefallen ist, wiegt das Instrument mit 4,4 kg auch einiges mehr als die meisten seiner Viersaiter-Kollegen.

Der Hals ist mit ca. 40 mm am Sattel nicht zu schmal, zudem sorgt das flache D-Profil dafür, dass das Instrument überraschend komfortabel beherrschbar bleibt und eine griffige Bespielbarkeit in allen Lagen gewährleistet wird. Schon trocken sind die Grundeigenschaften der Holzkonstruktion deutlich wahrnehmbar und zeigen einen gravierenden Unterschied zum ursprünglichen Instrument der 60er-Jahre auf. Die legendär satte Grundausrichtung einer eher klangweichen Mahagonikonstruktion, welche zwar für tragende Bassarbeit sorgte, gleichzeitig aber auch eine gewisse indirekte Dumpfheit nie ganz ablegen konnte, ist dem Phoenix gänzlich abhanden gekommen. Zwar sind auch hier noch die druckvoll satten Mahagoni-Einflüsse durch die Korpusflügel vorhanden, aber aufgrund der Ahorn-Hals-Konstruktion hat das Instrument einen offenen, drahtigen und zugleich präzis-fulminanten Ton hinzugewonnen.

Durch die aktiven EMG Tonabnehmer wird der von der Holzkonstruktion vorgelegte Ton mit mächtig Pfund und Druck wiedergegeben, und angemessene Brillanzen sorgen dafür, dass insbesondere beim Spiel mit dem Plektrum ein richtig knackiger Attack konstatierbar ist. Omnipräsent zeigt sich hier ein durchsetzungskräftiger Ton der sowohl offene Drahthöhen als auch ein sattes, klar definiertes Bassfundament zum Besten gibt. Auch im verdichteten Gruppenkontext sollte der konkrete Ton des Phoenix, der auch bei extrem hoher Band-Lautstärke stets kernig klar konturierte und durchsetzungsfähige Ergebnisse aufweist, jederzeit lokalisierbar sein. Wer aber unbedingt einen möglichst authentischen Thunderbird Sound der 60er-Jahre benötigt, braucht nur die Höhenblende zurückdrehen und schon zeigt der Phoenix, dass er auch mit perfekter Vintage-Mulmigkeit dienen kann.

 

Resümee

Zu allererst sieht der Phoenix einfach richtig gut aus, denn das Design hat selbst nach Jahrzehnten nichts von seiner Faszination verloren. Dass diese Form nie massenkompatibel geworden ist, liegt wohl zum einen an der Sperrigkeit des Viersaiters, zum anderen aber auch an einer gewissen einseitigen tonalen Ausrichtung. Zumindest das letztere Manko hat LTD mit dem Phoenix ausgemerzt. Das ursprüngliche, von Mahagoni-Dominanz geprägte Klangbild, ist durch die Verwendung eines dreistreifigen Ahornhalses, einer moderneren, präziseren Klangausrichtung gewichen. Auch Hardware und Elektronik bedienen eher flexiblere Klangvorstellungen. Konkrete Konturen auch bei sehr hohen Lautstärken, präzise Durchsetzungskraft und ein fulminantes Bassfundament machen den Phoenix von LTD fast zu einem Alleskönner. Aus einem charmanten Vintage-Klassiker hat LTD einen komplexen, vielschichtigen und modernen Viersaiter entwickelt dessen Interessenten wohl dennoch eher im Blues und Rock-Bereich zu finden sein werden. Durch sein nicht unerhebliches Gewicht und ein gewisse Unhandlichkeit ist und bleibt dieses Instrument zudem ein richtiger Männerbass.

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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