Klassischer Klang und geradlinige Bedienung

Der dritte Streich: Kernom Elipse im Test

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(Bild: Kernom)

Mit dem Elipse präsentiert der kleine Hersteller Kernom aus Paris sein inzwischen drittes Pedal. Während sich das Ridge den Overdrive-Klängen und das Moho den Fuzz-Effekten widmete, liegt beim Elipse das Augenmerk auf Modulation, genauer gesagt „Multi Modulation“.

Das Elipse ist in dem gleichen eleganten Design-Gehäuse aus massivem Aluminium untergebracht wie seine Vorgänger, hier jedoch in graublauer Farbgebung. Die Unterschiede liegen in der Funktionalität. Ridge und Moho arbeiten mit speicherbaren analogen Schaltungen, in deren Zentrum der patentierte „Analog Morphing Core“ steht. Der neue Modulationsspezialist Elipse kombiniert nun digitale- und analoge Schaltungselemente mit digitaler Steuerung. So setzen Chorus, Flanger und Rotary beispielsweise auf eine digitale Verzögerungseinheit. Dabei simulieren analoge Bauteile die Nichtlinearitäten einer Eimerkettenschaltung und machen sie laut Hersteller mit besserer Dynamik nutzbar.

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(Bild: Kernom)

DIE REGLER

Mit sechs Reglern und zwei Fußschaltern entspricht die Bedienoberfläche des Elipse ebenfalls den anderen Pedalen. Den grundsätzlichen Effektcharakter bestimmt der Regler „Mood“. Mit diesem bewegt man sich von „Harmonic Tremolo“ über die Leslie-Simulation „Rotary“, Chorus und Vibrato, Flanger und Phaser bis hin zum (Uni)Vibe. Die Besonderheit: Zwischen den Grundklängen wechselt man nicht per Umschalter, sondern stufenlos, wodurch Mischformen entstehen. Per Mix-Regler bestimmt man darüber hinaus das Mischungsverhältnis zwischen unbearbeitetem und Effektsignal.

Die Regler Speed und Depth kontrollieren die Geschwindigkeit und den Hub der Modulation. Diese erfolgt zyklisch über einen sogenannten Niederfrequenzoszillator (LFO), dessen Kurvenform (Shape) mittig einem symmetrischen Dreieck entspricht und die sich nach links und rechts bei Bedarf punktueller bzw. verrundeter gestalten lässt.

Schließlich gibt es den Regler „Swirl“, der eine Doppelfunktion birgt: Von Linksaußen bis hin zu zur Mitte wird ein temposeitig fixierter Phaser-Effekt zugemischt, der das Ausgangssignal überprägt. Ab der Mitte wird zunehmend ein analoger Overdrive ergänzt, der aus dem Ridge-Pedal stammt. Die beiden Effekte werden gegenläufig in der Intensität geregelt. Somit ist der erwähnte Phaser bei Rechtsanschlag nicht mehr hörbar. Nicht unbedingt intuitiv, spart aber einen weiteren Regler.

(Bild: Kernom)

SCHNITTSTELLEN UND PRESETS

Über den rechten Fußschalter lässt sich das Elipse in den True-Bypass-Betrieb versetzen. Der linke Fußschalter erlaubt, die aktuelle Reglereinstellung lokal zu speichern, sodass man zwischen zwei Klangvarianten wechseln kann. Ergänzend bietet das Pedal auch MIDI-Ein- und Ausgänge im 3,5-mm-Klinkenformat. So lassen sich sogar 128 Presets ablegen und über Programmwechselbefehle aufrufen. Hinzu kommt eine Unterstützung von MIDI-Controllern für sämtliche Regler, die Bypass- und eine Tap-Tempo-Funktion. Und sogar eine MIDI-Clock wird verarbeitet, mit der das Elipse einem externen Tempo folgen kann. Außerdem gibt es einen Eingang für ein Expression-Pedal. Damit kann man pro Preset stufenlos zwischen der gespeicherten und der aktuellen Reglereinstellung überblenden. So könnte man das Mischungsverhältnis, die Effektgeschwindigkeit oder auch multiple Parameter gleichzeitig dynamisch verändern. Sehr schön! Überrascht hat mich hingegen die Beschränkung der Audioschnittstellen auf je einen Ein- und Ausgang. Letztlich gibt es einen Eingang für ein optional erhältliches Netzteil.

Praxis, Sound und Resümee auf Seite 2

(Bild: Kernom)

PRAXIS

Die umfassende Klangvielfalt des Elipse erschließt sich völlig spielerisch. Es reicht, an den Reglern nach der gewünschten Klangfarbe zu suchen. Lediglich das Fehlen einer Tap-Tempo-Funktion über die vorhandenen Fußschalter, wie man es von etlichen Mitbewerbern kennt, würde ich bemängeln. Auch das lokale Speichern einer Konfiguration ist äußerst direkt. Erst wenn man die MIDI-Funktionalität, -Presets sowie ein Expression-Pedal nutzen möchte, muss man tiefer in das Handbuch einsteigen.

Als Makel empfinde ich in dieser Preisklasse den fehlenden Stereoausgang, der Panning-Effekte ermöglicht hätte. Der Grund hierfür liegt mutmaßlich in den analogen Schaltungskomponenten, die eben nur einmal vorhanden sind.

KLANG

Das Elipse birgt eine beachtliche Vielfalt an Modulationsklängen, die von Imitationen gängiger Pedalklassiker bis hin zu ungewöhnlichen Sounds reichen. Ich sehe die Stärke des Pedals bei Sounds mit klassischem Grundcharakter. Es tönt eher dick und warm als transparent. Dieser Vintage-Charakter wird durch die mögliche analoge Sättigung noch verstärkt, die etwa Tremolo oder Univibe zu mehr Charakter verhelfen. An dieser Stelle scheint mir das Elipse gegenüber den rein digitalen Mitbewerbern von Eventide, Strymon, Boss oder IK Multimedia im Vorteil.

Die Klangregelung der Effekttypen ist durchaus vielseitig, jedoch nicht allumfassend. So könnte man sich für den Flanger einen Feedback-Regler vorstellen, für den Phaser eine Umschaltung der Polanzahl, eine manuelle Steuerung der Verzögerungszeit im Chorus und eine erweiterte Wellenformauswahl im LFO. Ich empfinde diese Beschränkung als zielführend, denn so bleibt das Pedal weiterhin übersichtlich und mutiert nicht zum Alleskönner mit nötiger Displaybedienung.

Die getroffene Auswahl der sechs Basiseffekte überzeugt. So wird der Chorus per aufgedrehtem Mixregler zum Vibrato und das Harmonic Tremolo zum konventionellen Tremolo. Auch lassen sich Tri-Chorus-artige Klänge erreichen, indem man den Parameter „Shape“ aufdreht und so zwei weitere Modulatoren in unterschiedlichen Phasenlagen ergänzt.

Der besondere Reiz liegt für mich aber in der stufenlosen Überblendung zwischen den Effekttypen. Das Elipse wird so selbst zum Original – wer kann schon einen Univibe und Phaser mischen? Das Morphing ist sogar über sämtliche Parameter per Expression-Pedal möglich, gelingt aber nicht immer ohne Nebengeräusche.

RESÜMEE

Modulationspedale mit Presets sind nichts Exotisches, dennoch präsentiert der Pariser Hersteller eine eigenständige, gut klingende Lösung dieses Themas. Der „Analog Morphing Core“ ist bei anderen Herstellern nicht zu finden und sorgt für charakterstarke, einzigartige Ergebnisse. Abzüge gibt es für den fehlenden Stereoausgang und den fehlenden Tap-Tempo-Taster, Sympathiepunkte für den klassischen Klang und die geradlinige Bedienung. ●

Plus

  • Vielfältige, gut klingende Modulationseffekte
  • Morphing
  • Presets, MIDI-Funktionalität
  • Expression-Pedal-Funktionen

Minus

  • kein Stereoausgang
  • kein Tap-Tempo-Taster


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)

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