Bewährtes Rezept

Deep Voice: Stanford Deja Vu Series Big Bang 1 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Das weckt den Sound-Forscher in einem – mal aus dem gewohnten Klangspektrum ausbrechen und, im wahrsten Sinne, in die Tiefe gehen.

Schon die Serien-Bezeichnungen bei Stanford machen neugierig. Da gibt es die Radiotone- und die 46-Series, und eben auch die Deja Vu Series, die nun mit zwei Bariton-Gitarren sozusagen nach unten hin abgerundet wird. Wir haben hier die Big Bang 1 zum Test vorliegen, es gibt auch noch ein Schwestermodell mit acht Saiten.

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BEWÄHRTES REZEPT

Der Korpus dieser Bariton-Steelstring ist gar nicht mal viel größer als der einer Dreadnought, aber die Gitarre ist natürlich insgesamt deutlich länger (110 cm). Beim Deckenholz haben wir es mit massiver Fichte zu tun, der Boden besteht aus zwei ebenfalls massiven Stücken Palisander, die ausgesprochen schön gemasert sind. Das trifft auch auf die laminierten Zargen zu. Das Binding aus dunklem Holz verbindet die Korpusteile auf elegante Weise. Der makellos hochglanzlackierte Body wirkt insgesamt schlicht und wertig – reduziert auf das Notwendige … Bling-Bling: Fehlanzeige.

Na gut, in der Schalllochumrandung aus Abalone glitzert es ein wenig. Im Palisandersteg sind die Saiten mit Pins fixiert und laufen dann über die kompensierte Stegeinlage aus Knochen Richtung Kopfplatte – 725 mm Mensur werden dabei überbrückt. Der Mahagonihals trägt ein eingefasstes Griffbrett aus Palisander mit 20 wunderbar polierten und an den Enden verrundeten Bünden. Die ungewöhnlich kleinen Dot-Inlays geben nicht allzu viel Orientierungshilfe, aber da sind ja auch noch die Dots in der Griffbrettkante. Über den Sattel aus Knochen gelangen die Saiten zu den offenen Oldschool-Mechaniken mit Stimmwirbeln im Elfenbein-Look.

TIEFE KLÄNGE

Spielt man die Stanford im Sitzen, fällt deutlich auf, wie weit die linke Hand ausgestreckt werden muss, um die unteren Lagen zu spielen. Der Hals fühlt sich eher flach an, das mit 20“ Radius nur minimal gewölbte Griffbrett mit den toll polierten Bünden spielt sich denkbar leicht. Mit ihrer beachtlichen Mensur, kombiniert mit den kräftigen Saiten, die auf H, E, A, D, G, H gestimmt sind, macht die Big Bang einem aber unmissverständlich klar, dass eine Bariton-Gitarre ein ganz eigenes Instrument ist.

Die Klangeindrücke zu beschreiben, ist hier wirklich nicht einfach. Akkorde kommen machtvoll und breitbandig, deep und charakterstark, der reinste Kino-Sound. Steigern lässt sich das noch mit einem Open-Tuning – wow, muss man einfach hören. Das Sustain ist so ausgeprägt, dass man sich einen Kaffee holen kann, während die Big Bang ausklingt. Jetzt könnte man ja meinen: Kapo auf den 5. Bund, dann habe ich einen normalen Westerngitarren-Sound … ist aber nicht der Fall. Saitenspannung und -stärke sorgen auch hier für ganz viel eigenen Charakter.

RESÜMEE

Die Stanford Big Bang 1 ist ein inspirierendes Instrument, denn es entführt einen in andere, ungewohnte Klangwelten, in denen deine Musik vielleicht einen ganz neuen Twist bekommt. So eine Bariton-Gitarre wird wahrscheinlich nie „die eine“ Acoustic sein, die man spielt, aber als „Add-on“ im Studio oder auf der Bühne (einen Pickup gibt es hier allerdings nicht) kann so ein Instrument ganz neue Türen aufmachen. Und die Big Bang 1 ist – dank toller Verarbeitung, bester Bespielbarkeit und fulminantem Sound – absolut in der Lage dazu. Eine Variante mit Pickup-System wäre interessant. Antesten!

PLUS

  • schlichtes & elegantes Design
  • Hölzer, Hardware
  • Hals, Spielkomfort
  • ganz besonderes „tiefergelegtes“ Klangbild
  • Sustain
(Bild: Gitarre & Bass)

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2023)

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