Danelectro Dead On 67 Baritone im Test

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Danelectro Dead On 67 Baritone, stehend

Wie es sich für eine Danelectro-Serie gehört, gibt es das neue Modell Danelectro Dead On 67 Baritone – eine modernisierte Neuauflage der seligen Hornet von 1967 – nicht nur mit Standardmensur, sondern auch als Bariton-Modell. Traditionsgemäß wurde für die bariton-version einfach ein längerer hals montiert – der Rest passt schon …

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Gerade erst habe ich im Osnabrücker Musik-Café Mojo eine Band gesehen, in der eine Bariton-Gitarre eine wichtige Rolle spielte – die AC Vibes sind ein Duo, bestehend aus Schlagzeugerin und Gitarrist. Letztgenannter bediente dann aber keine normale Gitarre und auch keinen Bass, sondern eben eine Bariton-Gitarre. Und vermisst hat man weder eine Gitarre noch einen Bass …

 

Konstruktion des Danelectro Dead On 67 Baritone

Ein schnittiger Korpus aus Basswood, der sich flunderartig zu den Korpuskanten hin verjüngt, und eine mattierte Lackoberfläche bestimmen das auffällige Design der Dead-On-67-Serie. Da auch alle Metallparts in seidenmatt behandelt wurden, erreichen diese Instrumente eine geschlossene, individuelle Optik, die einen großen Wiedererkennungswert besitzt. Bestückt mit zwei Singlecoils in der gewohnten Lipstick-Bauform, die mit jeweils einem Volume- und Tone-Poti geregelt werden, sowie dem neuen Vibratosystem dieser Serie scheint die Dead-On-Bariton-Version bestens für gitarristische Attacken gerüstet zu sein. Dieses Vibratosystem ist die eigentliche Achillesferse dieser Serie (siehe Test der Gitarrenversion in der Ausgabe 01/2010), weil es zum einen nicht effektiv funktioniert und zum anderen mechanisch überfordert ist. Dies lässt sich auch hier beobachten, denn das System ist schon ab Werk durch die Zugkraft der einfachen, aber robusten Vibrato-Spiralfeder mittig durchgebogen. Na ja, als Bariton-Spieler wird man das System in der Regel seltener benutzen als der Gitarrist, insofern kann man sich hier damit eher anfreunden. Die Saiten laufen im übrigen über einen Palisander-Steg, der keine Einstellmöglichkeiten besitzt. So muss man sich entweder mit den Unzulänglichkeiten bei der Oktavreinheit (die der Werkszustand bereit hält) abfinden, oder selbst Hand anlegen und bei gelockerten Saiten den Palisandersteg ein wenig hin und herrücken, bis man eine akzeptable Position gefunden hat. Jazzgitarristen machen das im übrigen schon immer so. Und noch etwas zu meckern: Der Verlauf der G-Saite über den Steg wird durch die Stegschraube, die zur Vibratofeder verläuft (bzw. durch eine Kunststoffunterlegscheibe, die die Schraube nach oben drückt), beeinflusst. So entsteht ein unregelmäßiger Saitenabstand zwischen D-, G- und H-Saite. Die Gitarre hatte dieses Phänomen jedenfalls nicht. Denn dort gibt es diese Unterlegscheibe nicht. Also, diese rausgenommen, die Schraube liegt nun bündig auf, trotzdem rappelt nichts, also alles wunderbar.

 

Praxis

Um es kurz und knackig zu machen: Der Sound dieser Baritone-Gitarre ist der beste, der mir in den letzten Jahren untergekommen ist! Insbesondere die Mittelposition klingt dermaßen attraktiv, dass sie ungeheuer inspirierend wirkt. Überhaupt: Sollte mal der Kreativ-Flow nicht so sein wie man es gerne hätte, und das Stück entwickelt sich einfach nicht weiter, kann ich nur das Hinzuziehen einer Bariton-Gitarre empfehlen. Die sonore Stimme eines solchen Instrumentes, das ab Werk in A gestimmt wird, schaufelt in den meisten Fällen neue Zugänge zum Werk frei, sodass der Song weiterfließen kann! Klingt der Hals-Pickup alleine fast schon nach einem schlanken Bass, erscheint der Steg-Pickup deutlich schmaler und knochiger, was sich insbesondere gut mit verzerrten Sounds anbietet. Apropos verzerrt: Wer gerne Abrissbirne spielt, der sollte sich eine Bariton-Gitarre zur Brust nehmen, einen ordentlichen Zerrer vor einen Bass-Verstärker hängen und dann Gas geben. Nichts ist druckvoller als das! Am überzeugendsten klingt die Dano-Bariton-Dame wie oben schon gesagt mit beiden Pickups. Ihr Sound ist hier satt und rund, leicht kehlig und dadurch charakterstark und hat viel von Bass und Gitarre. Hier bewegt man sich am geschmeidigsten zwischen beiden Welten und kann Großes schaffen! Sehr angenehm, dass sie dann auch dank unterschiedlich gepolter und gewickelter Pickups nicht mehr brummt wie in den anderen beiden Positionen. Die Charakteristik ist natürlich so, wie die Optik dieses Instrumentes auch, Vintage-geprägt, aber auch modernere Rock-Richtungen könnten vom Sound solch einer Bariton-Gitarre, die es auch in schwarz gibt, profitieren. Nichts gegen tiefer gestimmte Humbucker-Gitarren, aber das ist, was Druck, Durchsetzung und Charakter angeht, Kinderkram gegenüber einer verzerrt gespielten Bariton-Gitarre mit Singlecoils.

 

Resümee

Die Bariton-Gitarren von Danelectro waren nicht umsonst immer schon beliebt. Es scheint, als ob die Gut-und-Günstig-Bauweise dieser Instrumente nicht nur einen charakterstarken Sound fördert, sondern auch gerade dem Bass- und Bariton-Sound förderlich ist – also dort, wo es weniger auf einschmeichelnde, schmelzende Obertöne, sondern eher auf knackigen Druck und derbe Statements ankommt. Die Dead On 67 Baritone ist eine prima Bereicherung der Tieftöner-Szene und bestätigt wieder einmal die Forderung, dass in jeden Gitarrenhaushalt eben auch eine Bariton-Gitarre gehört.

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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