Von Angus bis Eddie

Crazy Tube Circuits Heatseeker im Test

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(Bild: Crazy Tube Circuits)

BEST OF AC/DC

Nur um es direkt einmal klarzustellen: Das Heatseeker-Pedal ist nicht als vollwertige Verstärker-Simulation, sondern eher als Preamp oder Overdrive-Pedal zu verstehen. Daher schalte ich das Gerät vor meinen völlig clean eingestellten Test-Verstärker, starte mit deaktiviertem Boost im 45-Setting und beginne zu spielen.

Sofort ist ein schnittiger, im besten Sinne „marshalliger” Grundsound zu hören, der – je nach Position des Gain-Potis – tatsächlich an den Sound der ersten vier AC/DC-Alben erinnert. Dank des kräftig zupackenden Presence-Potis lässt sich der glasklare Sound von Songs wie „Overdose” vom Album „Let There Be Rock” problemlos nachbilden.

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Die Gain-Reserven reichen von sanftem Crunch bis hin zu sattem Overdrive, und ich stelle erfreut fest, dass die Klangcharakteristik verschiedener Gitarren in diesem Setting sehr gut zur Geltung kommt. Im Super-Lead-Modus wird der Sound bereits um einiges komprimierter und rückt vor allem in den Mitten kräftig nach vorne.

Auch die Bässe werden merklich kompakter, während die glitzernden Höhen erhalten bleiben. Im AC/DC-Kosmos würde ich dieses Setting eher den Sounds von „Back in Black” oder „For Those About to Rock” zuordnen: trocken, sehr direkt und durchsetzungsfähig – und das bei bemerkenswerter Transparenz.

Die Verzerrung reicht erwartungsgemäß bis weit in den Overdrive-Bereich hinein, sodass auch ohne den Booster bereits fette Lead-Sounds möglich sind. Im Master-Volume-Setting legt das Heatseeker-Pedal noch einmal eine ordentliche Schippe an Kompression und Verzerrung drauf, wobei sich auch der Charakter des Pedals erneut verändert.

Und hier kommt Eddie ins Spiel: Puristen und Brown-Sound-Connaisseure werden mich vielleicht belächeln, aber in diesem Modus erinnert mich das Pedal stark an die frühen Van-Halen-Sounds. Das ist angesichts von Eddies hemmungslos modifizierten Marshalls nicht weiter verwunderlich.

Nicht falsch verstehen: Ich spreche hier nicht von einem „Eddie in a box”-Sound. Aber das leicht fusselnde Höhenspektrum und die minimal einbrechenden Bässe bei viel Gain versetzen mich eindeutig in den Brown-Sound-Kosmos. In allen Settings finde ich den kleinen WoS-Schalter sehr hilfreich: Damit lässt sich der Gesamtsound gewaltig aufpumpen. Es ist durchaus sinnvoll, ein wenig mit den Bass- und Mitten-Reglern in Kombination mit diesem Schalter zu experimentieren. Der FX-Loop erweist sich als angenehm unkompliziert – mein Line 6 M5 ließ sich beispielsweise problemlos zwischen Booster- und Amp-Sektion schalten.

SCHAFFER VEGA BOOST

Grundsätzlich macht der integrierte Booster genau das, was er soll: Ab etwa neun Uhr beginnt der Level-Regler für mehr Verzerrung und Kompression zu sorgen – bis zu 15dB Gain-Reserven sind hier abrufbar. Der Enhance-Regler entpuppt sich dabei vor allem als Tool zur Feinabstimmung. Wenn man ihn aufdreht, öffnet sich der Sound im Bereich des Plektrum-Attacks leicht. Der Effekt fällt je nach verwendeter Gitarre und Verstärker mal deutlicher und mal subtiler aus.

Letztendlich habe ich mich dabei ertappt, die Verzerrung auf der Amp-Seite des Pedals immer etwas herunter zu regulieren und den Booster mit voll aufgedrehtem Enhance-Poti dauerhaft eingeschaltet zu lassen.

(Bild: Crazy Tube Circuits)

RESÜMEE

Am Ende bleibt der Eindruck eines Pedals, das nicht nur durch sein cleveres Konzept, sondern vor allem durch seinen enorm authentischen Sound überzeugt. Die Möglichkeit, zwischen drei Verstärker-Charakteren zu wechseln und das Ganze mit einem musikalisch arbeitenden Boost abzurunden, macht den Heatseeker zu einem echten Allrounder – nicht nur für AC/DC-Fans, sondern auch für Sound-Tüftler.

Plus

● Konzept
● Verarbeitung
● Sehr authentischer Klangcharakter
● Klangqualität
● Schaltbarer Boost
● FX-Loop

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)

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