Es ist schon schön, eine so handliche 12-string in der Hand zu haben. Die meisten Spezies dieser Art sind ja mit großen Korpusformen wie Dreadnought oder Jumbo unterwegs – da kann es schon mal eng im Gitarrenhaushalt werden. Nicht so mit der Hootenanny – die greift man sich gerne mal einfach zwischendurch, vor allem dann, wenn man dabei ist, am heimischen Desktop Musik aufzunehmen. Und schwupp – da ist sie schon mal schnell und ganz spontan auf einem Track gelandet!
Doch schauen wir uns jetzt mal ganz sachlich die Kleine näher an, unter besonderer Berücksichtigung der beiden Problempunkte, die 12-saitige Gitarren auszeichnen – Intonation und Bespielbarkeit. Und in diesen beiden Punkten ist die kleine Hootenanny tatsächlich vorbildlich! Die Saitenlage über dem flachen Griffbrett ist richtig flach (siehe die gemessenen Werte in der Übersicht!), die Saiten der einzelnen Paare liegen schön eng nebeneinander und auch die Intonation passt so gut, dass ein befreites Spielen auch in den Lagen oberhalb des siebten Bundes ohne Katzenjammer möglich ist.
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Ungewöhnlich – ein flaches Griffbrett wie das einer Konzertgitarre. (Bild: Dieter Stork)
Klanglich will die Hootenanny vor allem eins: Laut sein! Denn darauf ist ihre Konstruktion ausgerichtet, orchestraler Schönklang ist für andere … Und Lautstärke gelingt ihr in höchstem Maße – so schlägt die kleine Hootenanny mühelos die riesige Guild Jumbo 12-string meiner Frau in die Flucht. Die auf Lautstärke optimierte Bauweise bringt es natürlich mit sich, dass weder ein breites, warm klingendes Bass-Fundament noch ein strahlend-knuspriges Obertongeschimmer am Start ist, sondern ein mittiges, griffiges Klangerlebnis, das keine Probleme hat, sich in einem Gesamt-Sound Gehör zu verschaffen. Dieser spezielle Sound ist genauso ungewöhnlich wie die ganze Gitarre – und dieser Charakter ist einer, den man so schnell nicht vergisst.
Schön, dass die Beatles, die sich damals auch andere 12-Strings hätten kaufen können, die Vorzüge der Hootenanny erkannten und sie optimal in ihren Songs eingesetzt haben.
Zum Schluss bleibt nur noch die Frage zu klären: Was bedeutet eigentlich „Hootenanny“? Ein Hootenanny ist ein lockeres, nicht-kommerzielles Musizieren in geselliger Runde – vom Lagerfeuer bis zur Jam-Session. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Schottischen, fand in den 1960er-Jahren in der kalifornischen Folk-Szene große Verbreitung und ging von dort aus um die Welt.
RESÜMEE
Die neue Framus Hootenanny beschert uns eine interessante Reise in die Vergangenheit – in jene Zeit, als optimistische Folk-Musik aus Kalifornien die Hitparaden weltweit erstürmte und deren typischer Klang, u. a. mit der Hilfe von 12-saitigen Gitarren, en vogue wurde. Auch Instrumente aus unserem Land waren mit dabei, als aus dem Folk die ikonischen Sounds der neuen Beat- und Rock-Bewegung aus England entstanden. Paul McCartneys Höfner-Bass, Bill Wymans Framus Star Bass und John Lennons Framus Hootenanny haben in den 1960er-Jahren riesengroße Geschichten geschrieben – und das, weil sie einen bestimmten Charakter verkörperten, den etwa große amerikanische Instrumenten-Hersteller nicht im Programm hatten. Und genau darin liegt auch die Stärke der Framus Hootenanny von heute.
Wer bekannte Beatles-Songs wie „Help!“ oder „You’ve Hot To Hide Your Love Away“ authentisch wiedergeben will, kommt an ihr kaum vorbei, denn sie liefert exakt jenen Sound, der diese Klassiker um die Welt getragen hat. Auch jenseits aller Beatlemania bietet die Hootenanny viele Einsatzmöglichkeiten, etwa im Studio, wo sie sich dank ihrer frechen Ausgewogenheit hervorragend einfügt, ohne mit Bass- oder Höhen-Sperenzchen die Frequenzbereiche anderer Instrumente zu stören. Dabei ist sie – sobald man sich an das breite, flache Griffbrett gewöhnt hat – so leicht zu spielen, dass es eine wahre Freude ist.
Schön, dass es dieses charakterstarke Instrument wieder gibt – und noch schöner, dass es in zwei Farbgebungen (Natural, Sunburst) in je drei Versionen (Tinted, Tinted Hochglanz und Tinted Nitro) angeboten wird. Hört sie euch vor Ort im Musikladen an, nehmt ein paar Freunde mit und veranstaltet zu Ehren (und mit) dieser kleinen, großen Gitarre ein zünftiges Hootenanny! ●