Plus ein Blick auf die Geschichte der Riviera

Back to the Eighties: Epiphone Noel Gallagher Riviera im Test

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DIE RIVIERA SHORTSTORY

Die Epiphone Riviera gehörte zu den Gitarren, die ab Ende der 1950er-Jahre beweisen sollten, dass diese Marke in der damaligen Moderne angekommen ist. Bis dahin galt Epiphone vor allem als Archtop-, aber auch als Banjo- und Mandolinen-Hersteller, der Gibson seit den 20erJahren ernsthafte Konkurrenz gemacht hatte, in den 50er-Jahren aber schwächelte. CMI, die Muttergesellschaft von Gibson, hatte Epiphone 1957 gekauft, und Gibson-CEO Ted McCarty ließ 1958 parallel zur neuen Gibson ES-335 die Epiphone Sheraton bauen, mit nahezu identischen Features.

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Der Plan war, neben Gibson eine zweite Marke zu etablieren, die im Preisgefüge etwas unterhalb der Premium-Marke lag, mit der aber Händler, die aus territorialen Schutzgründen kein Gibson-Händler sein durften, mit Gibson-ähnlichen Instrumenten versorgt werden konnten. Wie viele Ideen McCartys war auch diese genial, denn der Bedarf war da und die Epiphone Sheraton so erfolgreich, dass zu Anfang der 1960er-Jahre eine kleine Serie im 335-Style installiert wurde. Zum einen 1961 die hohle Casino, zum anderen 1962 die Riviera. Um sich von der Sheraton abzusetzen, bekam die Riviera Mini-Humbucker und das sogenannte Frequensator-Tailpiece verschrieben und war damit eins der wenigen damals neuen Epiphone-Modelle, die eine gewisse Eigenständigkeit und Eleganz zeigten.

1965 Epiphone Riviera
1965 Epiphone Riviera mit Vibrola

Neben einem 12-saitigen Modell wurde ab ca. 1965 als Option die Riviera auch mit einem Vibrola angeboten, einem recht innovativen Vibratosystem. 1970 verlegte Gibson die Epiphone-Produktion nach Japan, hier wurde die Riviera aber erst einmal nicht mehr gebaut. Das änderte sich Anfang der 1980er-Jahre, aber nur für einen kurzen Zeitraum, bis etwa 1983. Erst 1990 wurde die Riviera dann wieder festes Mitglied des Epiphone-Kataloges, kam nun aus Korea und später dann aus China, so wie heute auch. Sieht man von einigen Ausnahmen wie z. B. den Gallagher- und Nick-Valensi-Signatures ab, darf sie sich nun auch wieder mit Mini-Humbuckern und Frequensator-Tailpiece vom Standard abheben.


ALTERNATIVEN

Mit der normalen Epiphone Riviera bietet der Hersteller selbst eine Art von Alternative, aber – wie gesagt – mit Mini-Humbuckern und Frequensator-Tailpiece. Sie kostet im Laden rund € 600 ohne Koffer. Ein originaler Epiphone-Koffer würde mit rund € 120 zu Buche schlagen. Damit wäre man schon fast in der Preisregion der wertstabileren Noel Gallagher Riviera (ca. € 900 inkl. Koffer). Die Epiphone Sheraton, genauso bestückt wie die Noel Gallagher Riviera, ist für ca. € 650 ohne Koffer erhältlich. Sie geht also auch als Alternative durch, genauso wie die diversen ES-335 Kopien von Epiphone (ab ca. € 600 ohne Koffer).

Eine starke Konkurrenz stellt die Larry Carlton H7 (ca. € 650) dar, wie auch baugleiche Gitarren von Ibanez, D‘Angelico, Stanford und PRS SE.

Wer übrigens mit dem Hintergedanken „80er-Jahre sind doch noch kein Vintage“ überlegt, eine Riviera aus dieser Japan-Ära anzuschaffen, der muss mit rund € 4000 rechnen – dank des Oasis-Faktors. Aber nur genau für dieses Modell in Wine Red. Rivieras in anderen Farben oder mit Mini-Humbuckern schlagen nur mit etwa € 2000 zu Buche und sind, falls man so viel gerade flüssig hat, eine Überlegung wert.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Kurz und bündig: Die Epiphone Noel Gallagher Riviera ist eine der besten neuzeitlichen Epiphone-Gitarren! Von der Verarbeitung über die verwendeten Materialien und Bauteile bis hin zur Spielbarkeit und letztlich zum Sound ist das Ergebnis mehr als überzeugend. Da zudem der Bonus eines Signature-Modells bei der Werterhaltung nicht zu verachten ist, stellt die Epiphone Noel Gallagher Riviera eine richtig gute Empfehlung für die dar, die eine typische Semi-Akustik im Stil einer Gibson ES suchen, aber den Flair eines Signature-Modells und die elegantere Ausstrahlung einer Epiphone-Gitarre mögen.

Schön auch, dass den Linkshändern unter uns dieses Modell ebenfalls angeboten wird – das ist bei Signature-Gitarren ja eher selten der Fall.

Nicht umsonst ist diese Gitarre, während ich diese Zeilen schreibe, in den meisten Läden bereits ausverkauft. Da Epiphone aber keine Limitierung für sie vorgesehen hat, wird sie sicherlich bald wieder zur Verfügung stehen.

PLUS

  • Sounds
  • Pickups
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • auch als Linkshänder-Modell erhältlich

MINUS

  • ein Volume-Poti defekt


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2023
Gitarre & Bass 12/2023
IM TEST: Nik Huber Piet +++ Jackson American Series Virtuoso +++ Guild Polara S-100 Kim Thayil +++ Squier Sonic Precision Bass +++ Fender Tone Master Pro +++ Blackstar HT Club 40 MK III +++ Aguilar SL 110 +++ Beetronics Seabee +++ 901SOUND Fulcrum EXP

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