Ampeg Micro-CL Stack im Test

Anzeige
Bass-Verstärker-Stack von Ampeg, schwarz
(Bild: Dieter Stork)

 

Wenn in einem B-Film der 70er-Jahre ein Wissenschaftler mit seinem Schrumpfstrahler eine Rock-Band beschossen hätte, um die Welt vor den verheerenden Folgen des Rock ’n’ Roll zu retten, dann hätte die Bassanlage danach, wie ein Micro-CL Stack ausgesehen.

Anzeige

 

 

In der Hochblüte der klassischen Rock-Musik war nämlich der Bass-Sound einer Ampeg-SVT-Anlage das ultimative Ideal professioneller Bassisten – und jeder, der es sich leisten konnte, spielte eine. Die sagenhafte Durchsetzungskraft dieses Röhrengiganten hatte allerdings nicht nur positive Seiten. Die gigantischen Abmessungen und das enorme Gewicht waren ohne Hilfe kaum zu bewältigen, und auch der enorme Anschaffungspreis war für Normalsterbliche Musiker kaum zu realisieren.

Mit dem Mythos Ampeg SVT Bassanlage spielt natürlich auch der neu Micro-CL Stack, allerdings handelt es sich hier um eine ganz andere Verstärkergeneration und auch der Anwendungsbereich ist ein ganz anderer.

 

Ampeg Micro-CL Amp

Der Verstärker sieht wie eine Miniatur des großen Klassikers aus, und auch die Namensgebung weist darauf hin, schließlich steht das CL hier für Classic. Natürlich wird die Ausgangsleistung von 100 Watt nicht mit klassischer Röhrentechnik erzeugt, Solid-State-Bauweise hat auch hier Einzug gehalten. Trotzdem ist der Bezug zu einem klassischen Ampeg nicht ganz verloren gegangen, und das liegt vor allem an der übersichtlichen, klassisch gestalteten Frontplatte.

Für aktive und passive Bässe steht jeweils ein eigener Klinkeneingang mit unterschiedlicher Empfindlichkeit bereit. Des Weiteren hat man mit Reglern für Master, Höhen, Mitten und Bässe alles Notwendige zur Hand, um spontan und unkompliziert loszurocken. Praktisch zum Üben ist der Aux Input, der neben dem ebenfalls im Miniklinkenformat ausgeführten Kopfhörereingang sitzt, und Einspielungen von CD-Player, iPod u.ä. ermöglicht. Mittels Aux-Level-Regler wird dann das entsprechende Signal zugemischt.

Auf der Rückseite des Micro-CL befinden sich noch die Klinkenbuchsen für das Einschleifen von Effekten in den Signalweg und ein unsymmetrischer Klinken-Ausgang, der eine Verbindung mit externen Verstärkern oder aktiven Lautsprecherboxen ermöglicht. Für den Lautsprecher ist ein Klinkensteckerausgang vorgesehen. Die volle Leistung von 100 Watt wird an 8 Ohm abgegeben. Insgesamt ist die Verarbeitung sehr ansprechend ausgefallen, und auch kleine, der praktischen Nutzung dienende Details sind bedacht worden. So steht der Ampeg auf vier soliden Gummifüßen, die eine gute Standfestigkeit sichern und Vibrationen der Lautsprecherbox ebenfalls gut schlucken sollten. Ein Koffergriff der einen komfortablen Transport sichert und das Gehäuse schützende Metallecken bescheren dem Ampeg eine gute Alltagstauglichkeit.

 

ampeg_micro_cl_stack_1
Sehr übersichtlich und auf das Essentielle reduziert. (Bild: Dieter Stork)

 

Ampeg Micro-CL Cabinet

Die klassische Ampeg SVT-Box mit ihrer 8×10″-Bestückung ist ein wahres Monstrum, das eine einzelne Person kaum bewegen kann. Zum Glück ist das hier anders, denn durch die „Schrumpfung“ kann man die Box mit einer Hand per Koffergriff tragen. Wie schon bei dem Verstärker, so ist natürlich auch hier das Innenleben der Größe angepasst und so sind bei voller Ausnutzung des vorhandenen Platzes, zwei 10″-LF-Lautsprecher in der Box verbaut worden.

Die vordere Zier- und Schutzbespannung mit ihrer klassisch anmutenden weißen Kunststoffumrandung ist mit Klettverschlüssen befestigt, sodass ein Zugang zu den beiden Lautsprechern kein Problem darstellt. Diese sind jeweils mit vier Gewindeschrauben auf die Schallwand aus ca. 16,65 mm dickem Sperrholz geschraubt. Ansonsten ist die nichtabnehmbare Boxenrückwand zusätzlich mit Dämmmaterial versehen worden. Die kleine Box ist mit 100 Watt belastbar und weist eine Impedanz von 8 Ohm auf. Wie schon bei dem Verstärker, weist die Verarbeitung keine Mängel auf, man hat an alles gedacht. Vier solide Kunststofffüße sowie schützende Metallecken dürfen bei der Box natürlich auch nicht fehlen.

 

ampeg_micro_cl_stack_2
Nur noch zwei 10″ Lautsprecher, aber die machen auch reichlich Radau. (Bild: Dieter Stork)

 

Das Ampeg Micro-CL Stack in der Praxis

Der Klang der kleinen Anlage überrascht auf Anhieb, hier handelt es sich um alles andere als um eine Spielzeuganlage. Ausgewogen und mit erstaunlichem Basspfund ausgestattet geht das Micro-CL Stack zu Werke. Die Wiedergabe der Box reicht ordentlich tief hinab und sollte für den normalen Bassgebrauch vollends ausreichen. Sauber und ausgewogen wird hier genügend Leistung abgerufen, wobei das Instrument stets klar und gut definierbar im Bandgefüge bestehen sollte. Die Schubkraft des Micro-CL ist natürlich nicht mit dem riesigen Ampeg SVT vergleichbar, welcher die Hosenbeine flattern lässt, aber unterschätzen darf man den kleinen Turm nicht.

Auf jeden Fall reicht die Leistung völlig aus, um in gängigen musikalische Richtungen agieren zu können. Allerdings gibt es auch natürliche Grenzen, denn englische Einstellung, dazu noch ein Fünfsaiter, das schaffen die wenigsten Anlagen und der Ampeg Micro erst recht nicht, dafür ist er aber auch nicht konzipiert. Trotz seines Leistungsvermögens ist der Amp nicht unbedingt als professionelles Allround-Werkzeug zu sehen. Ein symmetrischer XLR-Ausgang, den findet man hier nicht, allerdings gab es den ganz früher auch nicht, und in Arenen und großen Hallen nutzt man wahrscheinlich größeres Equipment, welches auch optisch mehr hermacht. Unplugged-Konzerte, bei denen es nicht um Materialschlachten geht, sind für den kleinen Ampeg wie geschaffen, denn eine Mikrofonabnahme in Verbindung mit der klassischen Ampeg-Optik trägt viel zur Authentizität bei.

Als Übungsverstärker im trauten Heim eignet sich der Micro-Stack ebenfalls hervorragend, und der Hersteller hat diese Nutzung auch mit flankierenden Funktionen unterstützt. Der Verstärker arbeitet ohne Lüfterkühlung und ist folglich geräuschfrei. Und mit Headphones- und Auxin-Buchse kann man zu bekannten Liedern üben, die Basslinien für eigene Songs ausarbeiten, oder einfach mit einem Klick am eigenen Timing arbeiten. Während man mit dem Master-Regler die Lautstärke des Tieftöners justiert, mischt man die gewünschte Lautstärke der Einspielung mit dem Aux-Level-Regler hinzu. Bei Belegung der Kopfhörerbuchse bleibt das Micro-CL-Cabinet stumm und alle Signale, auch die Einspielungen über den Aux-Eingang, sind ausschließlich über Kopfhörer hörbar.

 

Resümee

Wer einen Verstärker sucht, der mehr ist als einfach nur ein guter Übungsverstärker, der liegt hier goldrichtig. Per Kopfhörer kann man zu jeder Tageszeit üben ohne Nachbarn zu belästigen, und Übungen zu Playbacks oder das Heraushören von Basslinien macht Dank der Einspielmöglichkeit und Zu-Mischbarkeit externer Signale richtig Laune. Zudem ist der kleine Ampeg durchaus in der Lage, im Übungsraum oder in kleineren Lokalitäten seine Fähigkeiten auszuspielen. Wobei da natürlich viel von der musikalischen Ausrichtung abhängt. Metal-Spielarten mit Double-Bassdrum und tiefer gestimmten Gitarren liegen dem Micro-CL naturgemäß weniger. Das ändert aber nichts daran, dass man mit dem Mini-Stack ganz schön kräftig auf den Putz hauen kann, und besonders für Unplugged-Konzerte ist er auf Grund seiner coolen Optik wie geschaffen.

 

Übersicht Lautsprecher

Fabrikat: Ampeg

Modell: Micro-CL Cabinet

Typ: Bassbox

Herkunftsland: China

Lautsprecher: 2x 10″ LF

Belastbarkeit: 100 Watt

Impedanz: 8 Ohm

Gehäuse: geschlossen

Wiedergabebereich: 57 Hz bis 5 kHz

Anschluss: 1x Klinke

Gehäusematerial: 16,55 mm Sperrholz

Gehäuse-Ausstattung: Schwarzer Vinylbezug, Metallecken, Gummifüße, abnehmbare Frontbespannung, 1 Koffergriff

Gewicht: 15,3 kg

Maße: 333 x 635 x 280 BHT/mm

Vertrieb: Loud Technologies

Wickford, Essex/England

www.ampeg.com

Zubehör: 1x Klinke/Klinke Lautsprecherkabel, Netzkabel, Bedienungsanleitung

Preis: ca. 534 (Komplettpreis für Box und Amp)

 

Übersicht Topteil

Fabrikat: Ampeg

Modell: Micro-CL Amplifier

Typ: Bass-Vollverstärker

Herkunftsland: China

Technik: Transistor

Leistung: 100 Watt an 4 Ohm

Gehäuse: Topteil im Holzgehäuse

Eingänge: 1x Klinke Input 0dB, 1x Klinke Input –15 dB, 1x Miniklinke Aux Input, 1x Miniklinke Phones

Pegelsteller: 1x Master, 1x Aux Level

Klangregler: Treble, Mid, Bass

Rückseite: 1x Klinke Speaker, unsymm. Klinke Line Out, 1x Effect Loop Return, 1x Effect Loop Send

Gehäuseausstattung: Schwarzer Vinylbezug, Metallkappen an den Ecken, Kunststofffüße, Tragegriff

Gewicht: 6,3 kg

Maße: 310 x 177 x 254 BHT/mm

Vertrieb: Loud Technologies

Wickford, Essex/England

www.ampeg.com

Zubehör: 1x Klinke/Klinke Lautsprecherkabel, Netzkabel, Bedienungsanleitung

Preis: ca. 534 (Komplettpreis für Box und Amp)

 

Plus

  • Optik
  • Ausstattung
  • Verarbeitung
  • Kompaktheit
  • Klangverhalten
  • Spaßfaktor
Produkt: Gitarre & Bass 1/2023 Digital
Gitarre & Bass 1/2023 Digital
Im Test: Mooer GTRS W 800 WH Headless +++ Soldano Super Lead Overdrive Pedal +++ Epiphone Noel Gallagher Riviera +++ Fender American Vintage II 1975 Telecaster Deluxe +++ LTD Phoenix 1000 Fishman +++ Orange Sustain, Distortion & Phaser +++ Ibanez Tom Quayle Signature +++ Maestro Sustainer, Envelope Filter, Phaser, Tremolo +++ Fender American Vintage II 1960 Precision Bass +++ Eventide H90 Harmonizer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren