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Gitarristen bei Udo Lindenberg

TopGearCheck! Special mit Jörg Sander & Zoran Grujovski

(Bild: Matthias Mineur)

Die deutschen Gitarristen Jörg Sander (55) und Zoran Grujovski (47) sind seit vielen Jahren feste Mitglieder in Udo Lindenbergs Panikorchester. Beide Musiker stammen aus der niedersächsischen Hafenstadt Wilhelmshaven, haben unter anderem auch schon für Heinz Rudolf Kunze gespielt und schätzen sich gegenseitig als Freunde und Kollegen. Bis Mitte Juli waren Sander und Grujovski mit der so genannten ‚Udopium‘-Livetour von Udo Lindenberg unterwegs und haben Abend für Abend vor vollen Rängen eine furiose Rockrevue abgeliefert. Dabei war nicht nur der visuelle Aspekt der Show atemberaubend, sondern auch der Sound in den Hallen exquisit.

Wir haben uns beim Lindenberg-Konzert in Bremen mit den zwei Norddeutschen getroffen, uns ihr aktuelles Equipment angeschaut und einzelne Bausteine des Setups für ein ‚Top Gear Check Special‘ etwas genauer unter die Lupe genommen. Das vorweggenommene Fazit: Der tolle Klang des Panikorchesters ist kein Zufall, sondern die Summe bewusst zusammengestellter Details, verbunden mit dem Spaß, immer wieder mal etwas Neues auszuprobieren und gelegentlich auch kleine Experimente zu wagen.

Zoran, vorweg: Welche sind im Panikorchester deine bevorzugten Gitarren?

Grujovski: Meine drei derzeitigen Hauptgitarren sind eine Gibson SG Standard mit Floyd Rose und Kloppmann-HB-60-Pickup-Set ohne Kappen, dazu eine schwarze Gibson Les Paul, Baujahr 1991 mit Kloppman 59er-Pickup-Set und eine Gibson Les Paul R9CS, die ich von Jörg bekommen habe, mit Kloppmann-59er-Set plus Bumblebee-Kondensatoren. Diese Gitarren passen perfekt zu Udo und dem Panikorchester, auch weil ich sie hier mit einem Fender Bassman kombiniere, den ich in- und auswendig kenne und daher genau weiß, welche Sounds man mit ihm abrufen kann.

Zoran Grujovski (Bild: Matthias Mineur)

Die Gitarren regle ich überwiegend über den Volume-Poti, also Rhythmusparts auf Stellung sieben oder acht, daher habe ich immer die volle Kontrolle über das Klanggeschehen. Wenn wir beispielsweise ‚Ich mach mein Ding‘ spielen, habe ich den Volume-Poti auf sieben und drehe ihn im Refrain noch ein klein wenig weiter auf. Beim Solo regle ich dann komplett auf 10 und bekomme so das gewünschte volle Brett. Hinzu kommt ein Booster namens SoloDallas Schaffer Replica Storm, den Jörg mir empfohlen hat. Mit dieser Kombination decke ich etwa 90 Prozent all meiner Sounds ab.

Welche Lindenberg-Songs spielst du mit der SG, und welche mit den Les Pauls?

Grujovski: Da meine Gitarren – mit Ausnahme meiner Gretsch Tim Armstrong Electromatic – allesamt Kloppmann-Pickups haben, sind die Sounds wirklich geil. Und das ist jetzt keine Homöopathie, sondern Tatsache. Zumal ich mit meinen Gitarren selbst zu Andreas Kloppmann fahre und sie von ihm exakt auf meine Wünsche zuschneiden lasse. Die SG soll spritzig, aggressiv und ein wenig Angus-Young-like klingen. Ihre Pickups sollten ohne Kappen sein. Ich spiele sie hin und wieder auch bei ‚Ich mach mein Ding‘, vor allem aber bei den Rocknummern wie ‚Ratten‘, bei denen ich sie dann auch schon mal über einen kleinen Marshall Plexi laufen lasse. Die Les Paul kommt bei den meisten anderen Songs zum Einsatz, auch zum Beispiel bei den Balladen. Die Einstellungen immer schön in der Mittelposition, und schon passt es.

Sanders Gibson Les Paul History Collection mit Kloppmann-Pickups
Fender Stratocaster Custom Shop, ebenfalls mit Kloppmann-PUs
Fender Telecaster Custom Shop
Gibson '56 Les Paul Goldtop Custom Shop
Gibson '61 SG Custom Shop
Martin 000-18
Grujovskis Gibson SG Standard mit Floyd Rose und Kloppmann-HB-60-PUs
Gibson Les Paul R9 CS mit 59er Kloppmann-Pickups und Bumblebee-Kondensatoren
Gretsch Tim Armstrong Electromatic
Les Paul Standard, Baujahr 1991, mit 59er Kloppmann-Pickups

 

Jörg, welche deiner aktuellen Gitarren kannst du jedem Musiker wärmstens ans Herz legen?

Sander: Natürlich meine Klassiker. Also in erster Linie die Fender Stratocaster Custom Shop, die ebenfalls mit Pickups von Andreas Kloppmann ausgestattet und daher unglaublich flexibel einsetzbar ist. Das ist für eine Show wie die mit dem Panikorchester natürlich schon die halbe Miete. Für mich und viele meiner Kollegen ist es ein Traum, was man aus dieser Strat so alles herausholen kann. Außerdem meine Gibson Les Paul Custom Shop Goldtop, die ich schon seit vielen Jahren spiele und die ebenfalls mit Kloppmann-Tonabnehmern bestückt ist. Sie stammt von 2011, ein besonders schönes Exemplar, wie ich finde.

Die Les Paul spiele ich überwiegend bei den härteren Songs, bei denen fettere Sounds gefragt sind, weil sie sich im Gesamtkontext besser durchsetzt als eine Strat. Außerdem habe ich im Programm einen kleinen Solo-Spot, bei dem ich diesen Slashartigen Sound des Hals-Pickups nutzen möchte. Und natürlich auch bei ‚Ich mach mein Ding‘ mit seinem mittigen Humbucker-Sound. Wie es Zoran gerade schon erwähnt hat: Auch ich spiele gerne mit den Potis und verändere dadurch die Sounds. Verbunden sind meine Gitarren derzeit mit einem Marshall JMP, der sehr stabil klingt und der einen fast cleanen Sound erzeugt, wenn man die Potis der Gitarre ganz runterregelt.

Jörg Sander (Bild: Matthias Mineur)

Einen deiner aktuellen Amps hast du schon erwähnt. Gibt es einen zweiten, auf den du derzeit schwörst?

Sander: Neben meinem Marshall JMP, der schon seit 20 Jahren in meinem Besitz ist, habe ich derzeit auch noch einen Marshall SLP Hendrix Reissue dabei. Der SLP hat eine andere Klangcharakteristik, geht mehr in die Endstufe und klingt etwas weicher als der JMP, der sehr stabil und hart klingt. Spaß machen aber beide. Ich würde mich nicht gegen den einen oder nur für den anderen entscheiden wollen.

Als dritten Amp habe ich bei dir auf der Bühne den Fender Vibroking gesehen.

Sander: Richtig, wobei ich den Vibroking bei dieser Produktion eigentlich kaum einsetze, da wir mit Benny sowieso schon einen dritten Sound zur Verfügung haben. Deswegen ist der Vibroking aktuell als Add-On gedacht, kommt also nur bei Bedarf zum Einsatz.

Zoran, nach welchen Kriterien wählst du den jeweiligen Amp aus?

Grujovski: Der blonde Fender Bassman von 1962 ist die Basis meines Sounds. Daneben habe ich mir – nach einem Tipp von Jörg – einen Jet City 333 mit 100 Watt besorgt, für die so genannten „Bretter-Sounds“, die Jörg im Scherz immer als „Atomkraftwerk-Sounds“ bezeichnet. Und als dritten Amp habe ich mir einen kleinen, ganz neuen Marshall Plexi gekauft, der unterhalb von 1000 Euro liegt und sich von 20 auf 5 Watt runterregeln lässt. Eigentlich hatte ich ihn nur als Ersatz mitgenommen, aber aufgrund der aktuellen Situation mit Benny, und da der Plexi sowieso dabei ist, habe ich ihn ebenfalls in mein Set integriert.

Zumal ich einen super Amp-Switcher von KHE Audio aus der Schweiz habe, mit dem man vier Amps auf maximal vier Speaker routen kann. Ich automatisiere die Amps dann mit meinem EFX-MK-VI-Audiocontroller vorne am Bühnenrand und kann dadurch alles wie gewünscht switchen. Wenn wir jetzt eine härtere Nummer wie ‚Ratten‘ spielen, wähle ich oft den kleinen Marshall. Der ist für eine so große Produktion eigentlich etwas zu leise, aber mir ist es gelungen, den Pegel einigermaßen anzugleichen, so dass er mit den anderen Amps mithalten kann. Deshalb kann ich auch ihn regelmäßig einsetzen.

Marshall Studio Vintage MkII, Fender Bassman & Jet City 333
Marshall JMP & SLP Hendrix Reissue
Fender Vibroking

 

Wie sieht es in der Abteilung Effektgeräte bei dir aus, Jörg?

Sander: Ganz wichtig in meinem Setup ist das Whammy 1 von Digitech. Die erste dieser Reihe ist besonders begehrt, weil die nachfolgenden Modelle aus unerfindlichen Gründen ein leichtes Knacken beim Umschalten erzeugen. Zurzeit stehe ich total auf den King Of Tone mit der Boost- und Zerrer-Funktion. Ich habe ihn erst sehr spät entdeckt und weiß jetzt, weshalb er zu Recht als einer der angesagtesten Verzerrer oder Booster gilt.

Du schaltest ihn bei den Soli hinzu?

Sander: Genau, mal den Gain, mal den Boost, immer unterschiedlich, je nach Lust und Laune. Wobei ich das Gefühl habe, dass er den Sound nicht verändert, sondern wirklich nur boostet. Hinzu kommen noch ein paar weitere sehr schönen Pedale, etwa das Octafuzz von Fulltone, das Phase 90 von MXR, mein EVH Flanger oder auch das Roger Mayer Voodoo-Vibe.

Wie sieht es diesbezüglich bei dir aus, Zoran?

Grujovski: So viele Pedale wie Jörg habe ich nicht. Mich fasziniert total das SoloDallas Schaffer Replica Storm. Klingt wie ein Amp, der schon ein bisschen crunchy ist.

Grujovskis Pedalboard u.a. mit Strymon Timeline & Mobius sowie Catalinbread Katzenkönig
Das Effektrack mit KHE Audio Electronics Cab-Selector
Das Pedalboard u.a. mit Digitech Whammy 1, King Of Tone, EVH Flanger, Fulltone Octafuzz, MXR Phase 90 und Voodoo-Vibe von Roger Mayer

 

Boostest du nur bei den Soli, oder generell?

Grujovski: Generell. Bei meinen verzerrten Sounds ist der Schaffer Replica Storm immer automatisch mit drin, Lautstärken regle ich wie erwähnt über den Volume-Poti meiner Gitarre. Super finde ich auch die beiden Strymons, also den Timeline und den Mobius mit seinen Modulationseffekten. Durch den Midi-fähigen EFX-Switcher in meinem Board kann ich von jedem Sound ein Preset machen und mit nur einem Knopfdruck den Amp und die Effekte umschalten. Man hat also mit nur einer Schaltung sofort einen völlig anderen Sound.

Ganz neu in meinem Setup ist der Katzenkönig von Catalinbread, den ich bei meinen beiden Soli noch dazuschalte. Einfach nur geil! Der Katzenkönig ist meine neue kleine Entdeckung!

Last but not least: Welche Saiten spielst du?

Grujovski: Früher habe ich mit ganz dicken Saiten gespielt, jetzt bin ich alt und gemütlich geworden (lacht) und spiele Standard D‘Addario 0.09 auf 0.46. Das funktioniert prima, ich musste auf der Tour bislang erst einmal die Strings wechseln. Ich mag es sowieso nicht, wenn Saiten nagelneu aufgezogen sind. Irgendwie klingen sie dann nicht warm genug, sondern noch zu steril, metallisch, wie ich finde. Ich habe 15 Saitensätze dabei, aber vermutlich komme ich mit zehn von ihnen über die gesamte Tour aus.

(Story: Matthias Mineur)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Warum wird Hannes Bauer nicht erwähnt, erwähnt, der doch viel länger als diese beiden (und immer noch) dabei ist?

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