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TopGearCheck! mit Wolf Hoffmann

(Bild: Matthias Mineur)

Endlich ist sie auch für deutsche Kunden verfügbar: die Framus WH1, das Signature-Modell von Accept-Gitarrist Wolf Hoffmann. Auf dem internationalen Markt war der markante Holzpfeil mit dem schmissigen Sound bereits seit mehreren Jahren verfügbar. Jetzt, nachdem eine einstweilige Verfügung Gibsons vom Hersteller abgewendet wurde, gibt es die Gitarre nun auch hierzulande.

In Ergänzung zum Testbericht (Ausgabe 05/2022) lassen wir auch den „Erfinder“ und Namensgeber Wolf Hoffmann zu Wort kommen. Natürlich nicht, ohne ihn dabei um ein paar persönliche Empfehlungen für unsere Top-Gear-Check-Serie zu bitten. Hier also das Interview, das den erfolgreichen Metal-Musiker auch als ehemaligen Schrauber entlarvt.

Wolf, zunächst einmal: Darf ich fragen, wie viele Gitarren du insgesamt besitzt? Bist du Sammler?

Nein, als Sammler würde ich mich nicht bezeichnen. Ich kann mich zum Beispiel problemlos von Gitarren trennen, wenn ich sie nicht mehr spiele. Ich habe erst kürzlich meinen Bestand durchforstet und mich von einer Reihe unterschiedlicher Gitarren und Amps getrennt. Ich halte nichts davon, teures Equipment einfach so zuhause herumliegen zu lassen, obwohl man es nicht mehr spielt.

Wie viele Gitarren hattest du vor dem Frühjahrsputz und wie viele sind letztlich übriggeblieben?

Vorher besaß ich ca. 30 Gitarren, jetzt sind es nur noch etwa acht. Ich wollte die Menge eigentlich schon lange reduzieren, aber bislang fehlte mir immer die Zeit. Jetzt, durch die Pandemie und aufgrund der gecancelten oder verschobenen Tourneen, hatte ich sowieso weit weniger zu tun als in normalen Zeiten, und da hab ich diese Gelegenheit beim Schopfe gepackt.

Hast du deine ausrangierten Gitarren verschenkt oder verkauft?

Ganz regulär verkauft. Brachte ja auch ein bisschen Geld in die Kasse.

Wenn ich mich recht erinnere, hast du zu Beginn deiner Musikerlaufbahn regelmäßig und leidenschaftlich an deinen Gitarren herumgeschraubt und versucht, sie zu optimieren.

Das stimmt. Das hatte übrigens auch damit zu tun, dass ich als junger Musiker Strat-Fan war und man an diesen Gitarren problemlos selbst Hand anlegen konnte. Bei Strats ließen sich recht mühelos die Ersatzteile ein- und ausbauen, die Tonabnehmer austauschen, die Schlagplatte abnehmen. Der obligatorische erste Schritt war fast immer, den Steg-Pickup gegen einen Humbucker zu ersetzen, um dem Sound mehr Pfund zu verabreichen. Je nachdem, um welchen Jahrgang es sich handelte, verzerrten die Strats von sich aus kaum, vor allem dann nicht, wenn sie keine originalen Fender, sondern irgendwelche billigen Kaufhaus-Kopien waren, die berühmt-berüchtigten „Hertie-Klampfen“.

Meine ersten Gitarren habe ich zum Beispiel auch immer selbst lackiert. Bei den Gibson Les Pauls, dem zweiten großen Gitarrentyp der 1970er, waren Modifikationen weit weniger einfach. Und außer Fender und Gibson gab es damals keine wirklichen Alternativen, denn die Vielzahl an weiteren Herstellern und Modellen, die wir heute kennen, kam erst später in den Achtziger- und Neunziger-Jahren hinzu.

Gab es berühmte Vorbilder, die dich anfangs zum überzeugten Strat-Spieler gemacht haben?

Natürlich, wie bei jedem anderen Musiker auch. Meine Idole waren vor allem Ritchie Blackmore, Jeff Beck und Eric Clapton, aber auch Uli Jon Roth. Natürlich muss man in diesem Zusammenhang auch Jimi Hendrix nennen, obwohl der etwas weniger Einfluss auf mich hatte. Und selbstverständlich darf man auch David Gilmour und Rory Gallagher nicht vergessen.

Heute – und bereits seit vielen Jahren – gelten dagegen Flying Vs als dein Trademark. Wie bist du auf sie gekommen?

Eigentlich habe ich sie eher zufällig entdeckt, zu einer Zeit, als sie noch überhaupt nicht in Mode waren. Heute hat fast jeder Gitarrist auch mindestens eine Flying V, doch damals waren diese Gitarren noch sehr selten und ungewöhnlich. Außer Wishbone Ash, die Flying Vs sogar schon in den frühen 1970ern gespielt und seinerzeit diese markanten Twin-Guitar-Parts etabliert haben, gab es kaum Bands, die sie spielten. Ich fand, dass sie spektakulärer als andere Gitarren aussehen und Image-mäßig perfekt zu Accept passen. Und tatsächlich erregte dieser Schachzug sehr schnell die gewünschte Aufmerksamkeit. Mit dem Artwork unseres 1983er-Albums ‚Restless And Wild‘ und den zwei brennenden Flying Vs wurden diese Gitarren zu unserem Markenzeichen.

Ich erinnere mich an eine sehr gut klingende weiße Gibson Flying V, die du mir 2005 im Zuge einer Accept-Reunion gezeigt hast.

Die erwähnte Gitarre hatte ich 1981 für umgerechnet 700 Euro von einem Musiker in Solingen gekauft, ohne etwas über das Holz des Korpus, des Halses oder des Griffbrettes zu wissen. Nicht, weil es geheim oder nur schwierig zu recherchieren gewesen wäre, sondern weil es mich nie so richtig interessiert hat. Ich bin generell kein Fachmann, der bei jeder einzelnen Gitarre sämtliche Features kennt.

Wir wollten damals bei Accept generell weiße Flying Vs spielen, weil wir sie besonders schick fanden. Mein Exemplar aber war ursprünglich rötlich, deshalb brachte ich es zu einer Autolackiererei, da ich nicht umgerechnet 250 Euro für eine fachmännische Instrumentenlackierung ausgeben wollte. So ganz 100%ig wurde der Lack dann natürlich nicht, wie man recht schnell an den abgeschabten Stellen auf der Rückseite erkennen konnte.

Die Gitarre besaß noch die normalen Gibson-Pickups mit den regulären Goldkappen, die üblichen Humbucker also. Auch das Stoptailpiece war im Originalzustand, allerdings einfach so ins Holz geschraubt, ziemlich grauselig. Die Schlagbretter wurden von mir nachbearbeitet, damit man einen besseren Zugriff aufs Innenleben der Gitarre bekommt. Vorher musste man immer die Tonabnehmer abnehmen, um an die Batterie (für die jetzt aktiven Pickups, Anm.d.Red.) zu kommen. Das war nach meiner Modifizierung deutlich einfacher.

Und auch die Brücke mit den Fine-Tunern hatte ich selbst draufgebaut. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich irgendwann zuhause mit der Bohrmaschine und der Gitarre auf den Knien die Löcher für die Halterung selbst eingebohrt habe.

Wenn ich richtig informiert bin, hast du nach dem „offiziellen“ Wechsel zur Flying V trotzdem lange Jahre noch immer Fender Stratocaster bei Studioaufnahmen gespielt.

Ja, das ist richtig. Bis einschließlich unseres Albums ‚Blood Of The Nation‘ im Jahr 2010 habe ich Flying Vs nur auf der Bühne gespielt, denn hinsichtlich der Spielbarkeit und des Sounds fand ich die Strats im Studio einfach deutlich besser. Erst mit meiner heutigen Framus-WH1-Signature hat sich dies geändert. Seitdem ich diese Gitarre besitze, spiele ich auch im Studio nichts anderes mehr.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Framus?

Die Geschichte fing vor einigen Jahren in Nashville an, als mich Dieter Roesberg, Herausgeber und damaliger Chefredakteur von Gitarre & Bass, und Hans-Peter Wilfer von Warwick/Framus im Rahmen der NAMM-Show in Nashville zu einem kleinen Grillfest besuchten. Wir saßen am Pool, tranken Bier, aßen Steaks und ließen es uns gutgehen. Dabei sprachen wir unter anderem auch über meine Unzufriedenheit mit meinen bisherigen Versuchen, eine wirklich gezielt auf mich gemünzte Signature-V zu entwickeln.

Es gab da vorher ein paar Versuche mit Hoyer und Hamer, und eben auch mit meiner seinerzeit aktuellen Jackson, aber rundum zufrieden war ich mit den Ergebnissen nicht. Hans-Peter fragte mich, ob ich Interesse an einer Framus-Signature hätte. Ich muss zugeben, dass ich mir zunächst nicht ganz sicher war, ob es mich wirklich interessieren könnte. Denn dazu wusste ich zu diesem Zeitpunkt zu wenig über Framus und Warwick und über die dort herrschenden Qualitätsstandards. Das änderte sich grundlegend, als ich zum ersten Mal bei Warwick in Markneukirchen zu Besuch war und gesehen habe, wie unfassbar sorgfältig und akkurat dort gearbeitet wird. Also akzeptierte ich das Angebot mit der Aufforderung: „Bau mir ein cooles Modell, dann können wir darüber reden!“

Auf seine Nachfrage, welche Specs mir wichtig sind, erklärte ich ihm, dass ich bekanntlich die Form der Flying V sehr mag, ansonsten aber auch gerne ein paar Strat-Features hätte, wie etwa einen Single Coil in der Halsposition und die lange Strat-Mensur, die ich besser finde als die kurze Gibson-Mensur. Mir schwebte also eine Art Hybrid aus Flying V und Strat vor.

Daraufhin schickten mir Framus zwei oder drei Prototypen mit unterschiedlichen Hölzern. Was ich besonders schön finde: Die Gitarre ist nicht flach wie ein Brett – die typische V ist ja eigentlich eine Planke, mit harten Kanten rechts und links, weshalb sie auch nicht sonderlich bequem zu spielen ist –, sondern sie besitzt ein paar sehr schöne Rundungen und Wölbungen, wodurch sie ungemein angenehm zu spielen ist.

Letzte Frage: Gibt es mittlerweile Modifikationen und Änderungen zur allerersten WH1?

Nein, sie ist nach wie vor so, wie wir sie vor zehn Jahren entwickelt haben. Mein Geschmack hat sich seit zehn Jahren nicht grundlegend verändert, dementsprechend gab es für mich keine Notwendigkeit, einzelne Features der Gitarre zu überarbeiten. Ich finde sie nach wie vor perfekt, so wie sie ist!

Framus Wolf Hoffmann Signature Blind Rage, Baujahr 2014 mit Fishman-Modern-Fluence-Wolf-Hoffmann-Signature-Pickups
Framus Wolf Hoffmann Signature Solid Black Satin, Baujahr 2018
Framus Wolf Hoffmann Signature Chaos mit Evertune Bridge, 2017
Framus Wolf Hoffmann Signature Chaos mit Floyd Rose, Baujahr 2017
Framus Signature W-HFMN 01 Flying Fortress, Baujahr 2012

 

TopGearCheck

Zum Abschluss des Interviews hat Wolf Hoffmann für unsere Top-Gear-Check-Serie noch eine kleine Liste mit Equipment diktiert, die er anderen Musikern empfehlen könnte. Sie beginnt natürlich mit seiner Hauptgitarre, einer …

„… Framus WH1, mein Signature-Modell. Was soll ich sagen? Die Gitarre ist einfach großartig, auf der Bühne wie im Studio. Tolles Handling, toller Sound, sehr robust und trotzdem flexibel einsetzbar. Außerdem bietet sie bereits in der günstigsten Version ein sehr hohes Qualitätsniveau.

Darüber hinaus bin ich seit Jahren ein glühender Verfechter von Kemper-Amps. Ich glaube, ich war im Metal-Bereich einer der ersten, der sie getestet und eingesetzt hat. Früher war das Problem, dass ich meine alten Marshalls und Wizards, die ich jahrelang gespielt habe, nicht im Flugzeug mitnehmen konnte. Es gab dann zwar ein paar „Fluglösungen“, wie etwa einen kleinen Transistor-Verstärker von Vintage Amps, der fast wie ein Röhren-Amp klang. Zur Produktion unseres Albums ‚Stalingrad‘ im Herbst 2011 haben unser Produzent Andy Sneap und ich uns dann einen Kemper schicken lassen und ihn getestet. Wir haben ein Profile von meinem EVH 5150, also dem Eddie-Van-Halen-Modell, erstellt. Dieses Profile ist die Grundlage für fast alle meine Sounds.

Bei Effektgeräten bin ich vergleichsweise genügsam. Vermutlich am längsten spiele ich ein Real McCoy RMC 3, ein Custom-Wah, das von einem amerikanischen Pedalbauer stammt. Ich habe jahrelang versucht, ein WahWah von Vox zu finden, das dem Original möglichst nahekommt. Aber solche Vintage-Teile sind sehr schwer zu bekommen. Irgendwann bin ich auf das Real McCoy gestoßen. Das Gute daran ist: Man kann mit den kleinen Kippschaltern im Pedal die Klangcharakteristik verändern. Eine wirklich gute Sache, weil man das Pedal dadurch ziemlich fein tunen kann, was beispielsweise im Studio enorm wichtig ist.

Als Effektpedal kommt nur noch ein Vintage Mu-Tron Octave Divider hinzu, viel mehr Effekte gibt es bei mir nicht.

Eines von wenigen Effektpedalen: der Vintage Mu-Tron Octave Divider (Bild: Matthias Mineur)

Bei Strings schwöre ich auf D’Addario NYXL in den Stärken .010 auf .046. Eigentlich ist Draht ja Draht, sodass es im Grunde genommen kaum Unterschiede zwischen einzelnen Saitenanbietern gibt. Aber bei diesen D’Addario-Saiten habe ich den Eindruck, dass sie stimmstabiler sind als andere Strings. Und last but not least: Ich spiele seit einiger Zeit über ein Shure-Wireless-System, meine Mikros stammen von Sennheiser.“

(Story: Matthias Mineur)

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