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TopGearCheck! mit Peter Wolbrandt (Kraan)

(Bild: Eib Eibelhäusser)

Die Geschichte der deutschen Jazzrock-Band Kraan reicht fast 55 Jahre zurück: Im Mai 1970 warfen die befreundeten Musiker Hellmut Hattler (Bass), Peter Wolbrandt (Gitarre), Jan Fride (Schlagzeug) und Alto Pappert (Saxophon) ihr karges Geld zusammen, um sich eine kleine Musikanlage und einen Bandbus zu kaufen. Knapp zwei Jahre später nahmen Kraan in einer zweitägigen Studiosession ihr selbstbetiteltes Debütalbum auf und sind seither – mit einigen Unterbrechungen – eine feste Institution der deutschen Musiklandschaft.

Weit mehr als 20 Studio- und Live-Scheiben hat die Gruppe bislang veröffentlicht, darunter absolute Kultwerke wie ‚Kraan Live‘, ‚Let It Out‘ (beide 1975), ‚Wiederhören‘ (1977) oder ‚Soul Of Stone‘ (1991). Seit wenigen Wochen steht ihre neueste Scheibe in den Regalen: ‚Zoup‘, ein erstklassiges Album an der stilistischen Grenze zwischen Rock, Jazz und Fusion. Damals wie heute glänzen sämtliche Songs durch das virtuose, aber stets songdienliche Spiel aller Beteiligten, darunter befinden sich feine Gitarrenakkorde, einprägsame Licks und Hooks sowie geschmackvolle Soli.

Wir haben den 71-jährigen Peter Wolbrandt zu ‚Zoup‘ befragt, aber vor allem seine Sicht der Dinge hinsichtlich eines empfehlenswerten Equipments abgefragt. Zunächst aber das kurze Interview!

Peter, was unterscheidet ‚Zoup‘ von früheren Kraan-Scheiben, und wo siehst du einen roten Faden, der sich durch die gesamte Karriere der Band zieht?

Den roten Faden hat bei Kraan, jedenfalls in den meisten Fällen, Hellmut gesponnen. Deshalb ist auch ‚Zoup‘ durchwebt von Hellmuts Ideen. Ich habe mich aber dennoch sehr darüber gefreut, Soli und Akkorde beizusteuern. Früher haben wir die Stücke immer gemeinsam im Studio eingespielt. Das war jedes Mal sehr aufregend, denn im Studio kam es zwischen den Musikern während der Aufnahmen oft zu spannenden Interaktionen. Ehrlich gesagt fehlt mir das ein wenig bei dem online eingespielten ‚Zoup‘. Insofern unterscheidet sich die Scheibe auch von früheren Veröffentlichungen.

Wie hast du ‚Zoup‘ aufgenommen? Wie viele Gitarrenspuren pro Song gibt es? Hast du viele Overdubs gespielt?

Wie schon erwähnt: ‚Zoup‘ wurde online produziert. Ich bekam von Hellmut einen Clicktrack, eine Basslinie und eine gepfiffene Melodie zugeschickt. Meine dazu gespielten Akkorde und Soli wurden dann anschließend zum Studio geschickt. Meistens waren es zwei Spuren für die Akkorde und eine Spur für die Soli. Mit dem UR22mkII-Interface von Steinberg und dem dazugehörigen Programm Cubase LE konnte ich die Sache ohne Probleme meistern.

Inwiefern hat sich über die Jahre dein Spiel weiterentwickelt beziehungsweise verändert? Könntest du ein paar konkrete Beispiele nennen?

Ich fing mit zehn Jahren an, nach dem Schulunterricht auf einer Ukulele zu kratzen. Das klang allerdings nicht sonderlich gut. Mit meiner ersten E-Gitarre aus einem Kaufhaus fing ich an, richtige Akkorde zu spielen. Mein Spiel veränderte sich jedoch dramatisch, als mich mit 17 Jahren der Free Jazz zu faszinieren begann. Leider nahm ich damals nicht zur Kenntnis, was für eine tolle Band Cream waren.

Hat sich denn dein genereller Musikgeschmack verändert?

Meine Begeisterung als Zuhörer fing immer da an, wo sich Musiker trauten, zusammen frei zu spielen und sich gegenseitig die Bälle zuwerfen. Das ist hohe Kunst und im Jazz generell zu finden. Mein Musikgeschmack? Hm, wenn ich mal besoffen bin, kann ich mir auch AC/DC oder die Rolling Stones anhören. Ich hoffe, dass ich in meinem hohen Alter nicht auch noch anfange, Marschmusik zu lieben.

Was hast du als Jugendlicher gehört, und was hörst du heutzutage privat?

Vor 60 Jahren hörte ich mir vor allem diejenigen Bands gerne an, die laut Gitarre spielten. Ich erinnere mich an die Kinks mit ihren tollen Rickenbacker-Modellen. Heute höre ich nur selten Musik. Allerdings klimpere ich jeden Tag ein wenig auf meiner Strat. Und ich folge gerne den Tipps von Freunden, die glauben, etwas Neues entdeckt zu haben. Es gibt so unendlich viele talentierte Musiker auf dieser Erde. Ich müsste ein Jahrhundert Zeit haben, um mir alles in Ruhe anzuhören.

Kraan: Peter Wolbrandt, Jan Fride & Hellmut Hattler (Bild: Tittmann)

TopGearCheck

Nach diesem kurzen Gespräch haben wir Peter gebeten, ein paar Empfehlungen für unsere TopGearCheck-Serie auszusprechen. Hier das Ergebnis:

„Ich spiele schon seit 24 Jahren eine Fender Stratocaster, die – nebenbei bemerkt – auch genau 24 Jahre alt ist. Die Strat ist ein unglaublich robustes Instrument und schmiegt sich wegen der „Einbuchtung“ sehr gut am Körper an. Außerdem mag ich ihren filigranen Sound. In der Zeit von 1970 bis 1975 war ich mit einer Telecaster unterwegs. Im Gegensatz zur Strat war die Tele allerdings, trotz eines klasse Sounds, schwer und klobig.

1975 besorgte ich mir dann eine Halbresonanz-Gitarre von Epiphone. Ein hervorragendes Instrument. Leider verbog sich über die Jahre der Hals und ich wechselte zu einer Standard-Ibanez, von der ich leider die genaue Bezeichnung vergessen habe. Welche Gitarre man auch immer spielt, sogar die teuerste Marke kann unter Umständen und in manchen Räumen muffig oder auch dünn klingen. Man wundert sich da manchmal.

Aber: In einem solchen Fall sollte man versuchen, auch mit einem miesen Sound seine Geschichten auf der Gitarre zu erzählen. Das Publikum wird es einem danken. Es sind die Töne und Akkorde, die einen wirklich bewegen, und nicht immer der Sound. Sehr wichtig für Anfänger ist bei einer Gitarre natürlich die Bundreinheit und eine leichte Stimmbarkeit. Aber das bieten durchaus auch manche preiswerten Instrumente.

Meine Saiten kommen von Elixir, ich spiele den Satz .010 bis .046. Bei mir halten diese Strings tatsächlich drei komplette Gigs durch, ohne hörbar an Brillanz zu verlieren.

 

Plektren benutze ich nur bei den Soli. Dann nehme ich gerne die dreieckigen Dunlop Ultex.

 

Meine Verstärker waren früher von Orange, Laney und Marshall. Seit 20 Jahren spiele ich nun einen Fender Bassman, ein wirklich sehr stabiles Teil. In Kombination mit einer Stratocaster oder Telecaster klingt dieser Amp fantastisch. Deshalb sieht man bei vielen alten „Rocksäcken“ den Bassman immer noch auf der Bühne.

 

Mein allererstes Effektgerät war ein MXR-Phaser, den ich auf dem Album ‚Kraan Live‘ von 1975 gespielt habe. Später kamen von Ibanez unterschiedliche Echo- und Chorus-Pedale hinzu, beispielsweise ein BC9. Während der Trio-Jahre von Kraan hatte ich den Roland Gitarren-Synthesizer GR20 und ein Vox-Wah dabei.

Allerdings konzentriere ich mich im Moment eher darauf, neue Licks zu erfinden, anstatt neue Effektgeräte auszuprobieren. Aktuell habe ich auf der Bühne drei Pedale: ein Ibanez Delay/Echo, mit dem ich ‚Holiday am Marterhorn‘ spiele. In diesem Song brauche ich nur ein einzelnes kurzes Echo, das jedoch genauso laut wie der Eingangston sein muss. Diese Eigenschaft konnte mir bislang noch kein anderes Pedal bieten. Hinzu kommt ein Nobels-DD-800- Echo. Das verschafft mir bei schönen Hellmut-Melodien ein wenig Raum. Und last but not least: ein Boss-Overdrive, das ich gezielt bei Soli einsetze, um etwas mehr Lautstärke zu bekommen.“

(Story: Matthias Mineur)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Der hat ja eine entspannte Haltung zu Fragen des Equipment, man merkt, ihm geht es viel mehr um die Musik.
    Wenn man alte Kraan Fotos anschaut, sieht man, dass er in den 80ern/90ern diverse Ibanez- Modelle spielte, darunter eine Roadster mit drei SC pickups, eine Strat- und eine Tele-Kopie.

    immer noch eine tolle Live Band, habe sie vor ein paar Jahren gesehen. Dauerte etwas, aber wenn die sich erstmal warm gespielt haben… super!

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    1. Kraan Ist Kult. Wer musikalisch so gut ist, braucht weniger Effektgeräte.

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