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TopGearCheck! mit Jonas Hellborg

(Bild: Mineur)

Jonas Hellborg, 1958 in Schweden geboren, ist einer der innovativsten und versiertesten Bassisten der modernen Musikgeschichte. Bekannt für seine virtuose Technik und seinen genreübergreifenden Ansatz, hat Hellborg ein weites musikalisches Feld durchquert, das von Jazz und Fusion bis hin zu Weltmusik reicht.

In unserer Serie Top Gear Check referiert er ausführlich und detailliert über Sounds und sein bevorzugtes Equipment:

„Wer meine Karriere verfolgt hat, weiß, dass ich immer schon an der Entwicklung von Instrumenten beteiligt war. Für mich beginnt alles mit den Bass-Saiten, denn hier entsteht der Ton. Ich frage mich schon seit 25 Jahren, weshalb eine Bass-Saite so konstruiert ist, wie wir sie kennen. Die Bass-Saite ist ein Verwandter der Gitarrensaite, man zieht einen Metalldraht lang und umwickelt ihn mit einem zweiten Strang. Das Ergebnis ist ein mehr oder minder sperriges Ding, vor allem dann, wenn es sich um dickere Saiten handelt. Denn für die tiefen Saiten reicht nicht eine Umwicklung, sondern es müssen gleich zwei oder drei sein. Und natürlich ist eine mehrfach umwickelte Saite noch steifer. Von Flexibilität ist jetzt keine Spur mehr. Eine solche Saite in tiefen Frequenzen zum Vibrieren zu bringen ist eine echte Herausforderung.

Über dieses Problem habe ich mir schon früher bei DR Strings Gedanken gemacht und überlegt, ob es nicht ein Material gibt, das weniger steif ist, mit nur einer Umwicklung funktioniert, aber dennoch die vollen Klangeigenschaften besitzt. Wir fanden eine spezielle Legierung aus reinem Nickel, die diese Fähigkeiten besitzt und die uns viele Jahre super Dienste geleistet hat.

Vor fünf Jahren wechselte ich dann zu der italienischen Firma Dogal und wir widmeten uns noch einmal gezielt diesem Thema. Dogal sind eigentlich auf klassische Saiteninstrumente spezialisiert, also auf Violine, Cello und so weiter. Cello-Saiten sind anders aufgebaut als Bass-Saiten, sie sind viel flexibler und weicher. Und wenn man sie umwickelt, bekommt man eine Art Gummiband-Effekt. Die Saiten vibrieren deutlich stärker, bleiben aber dennoch 100% in tune und klingen sehr klar und tief.

Aus dieser Idee haben wir meine Dogal Hellborg 34“ Scale Bass Round Wound entwickelt. Ich bin total begeistert, zumal das Prinzip für jede Saitenstärke funktioniert. Ganz im Gegenteil zu traditionellen Bass-Saiten, die ab einer gewisse Dicke nicht mehr so gut schwingen.

 

Kommen wir direkt zu meiner zweiten Baustelle, meinen MEC-Pickups. Eine Saite schwingt über einem Pickup – also einem magnetischen Feld − was wiederum das Tonsignal erzeugt. Ein Pickup ist ein magnetischer Kern, umwickelt mit einer Kupferspule. Und die Dynamik und der Frequenzbereich ist abhängig von der Art, wie der Kern beschaffen und umwickelt ist. Meine MEC-Signature-LO-Z-Full-Range-Pickups sind spezielle Low-Impedanz-Tonabnehmer mit weniger Leistung aber vollerem Frequenzbereich. Sie sind fast so laut wie ein normaler hochohmiger Tonabnehmer, haben einen breiteren Frequenzgang als jeder andere Bass-Pickup und verfügen über einen beispiellosen Dynamikumfang und einen besonders schnellen Attack.

Weiter geht‘s mit meinem Warwick-Signature-Bass, den ich vor 15 Jahren entwickelt habe und der noch immer zu 100% meinen Vorstellungen entspricht. Das Griffbrett aus Tigerstripe-Ebenholz hat einen 20“-Radius und 32 Bünde, der Hals, der Korpus und die Decke sind aus Flamed Maple. Wobei ich dazu sagen muss, dass das Holz für mich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Es sind fast immer Pickup und Saiten, die den Ton bestimmen.

Man kann zwei Bässe aus exakt dem gleichen Holz miteinander vergleichen und bekommt völlig unterschiedliche Ergebnisse. Holz ist nicht gleich Holz, selbst dann, wenn es die gleiche Sorte ist. Ich kann das nicht erklären, es ist ein Phänomen. Was allerdings einen Unterschied ausmacht ist die Form und Konstruktion meines Warwick-Basses. Er hat einen sehr dicken Korpus. Die flachen Korpusse sind mir zu schmal, ich mag es, wenn sie einen richtigen Bauch haben, weil dadurch die Position meiner Hände und der Winkel, mit dem ich die Saiten anschlage, anders sind als bei einem regulären E-Bass.

Hinsichtlich meiner Amps muss ich sagen, dass ich komplett auf analog stehe. Und wie in fast allen anderen Bereichen habe ich auch meinen Amp selbst entwickelt. Bei meinem Warwick-Signature-Preamp ging es mir um einen möglichst reinen Signalpfad und um möglichst warm klingende Komponenten. Als wir ihn entwickelt haben wusste ich genau, was ich wollte, aber um zu wissen, was ich will, habe ich ein halbes Leben gebraucht. (lacht)

Es gab keine Prototypen oder Testgeräte, gleich der erste Versuch war ein Volltreffer. Meine Lieblingsendstufe ist die Warwick Hellborg Mono Power 500 Watt, kein Class-D-Verstärker, aber ein super klingender Power-Amp mit eingebautem Speaker-Transformer, der den Sound stabiler macht.

Als Boxen bevorzuge ich 15“-Speaker mit einem Hochtöner. Allerdings habe ich kurz vor dem Ende meiner Zusammenarbeit mit Warwick einen 18“-Speaker mit Celestion entwickelt, der eine unfassbar direkte Ansprache hat und fast so schnell wie ein 10“-Speaker reagiert. Es gibt ihn allerdings nur einmal und befindet sich in meinem Besitz. Falls ich irgendwann einmal mit einem anderen Hersteller einen neuen Amp entwickle, grabe ich die Idee des 18“-Celestion-Speakers vielleicht wieder aus.

Bei den Effekten schwöre ich auf den Line 6 DL4 Delay Modeler. Kürzlich habe ich das Reissue-Modell getestet, aber es klingt für mein Empfinden nicht so gut wie mein Original. Hinzu kommt ein AMS-Reverb, das ich allerdings nicht mit auf Tournee nehme, da es sehr teuer war. Früher besaß ich mal einen Rat-Verzerrer und ein Rockman-Setup mit sehr schönen Sounds, die ich heute jedoch nicht mehr brauche.

 

Vor ein paar Jahren war ich mit dem amerikanischen Schlagzeuger Keith LeBlanc auf Tournee und nahm eine Menge abgefahrenes Zeugs mit, unter anderem einen Organ-Modeller von Electro Harmonix, mit dem mein Bass einen Orgel-Sound inklusive Leslie-Effekt kreieren konnte. Oder einen Fender-Rhodes-Sound. Damals hatte ich vier verschiedene Amps auf der Bühne, die unterschiedliche Signale bekamen. Doch irgendwann war mir das zu viel. Ich fühlte mich fast wie ein Ingenieur, der ständig Knöpfe drücken muss.

 

Dabei bevorzuge ich den reinen Saiten-Sound, ohne jedwede Effekte. Deshalb verwende ich kein Wireless-System, sondern Kabel. In meiner Zeit beim Mahavishnu Orchestra musste ich wegen der riesigen Bühnen mit Sender spielen, aber seither spiele ich ausschließlich über Kabel.

Als ich mir mein eigenes Studio eingerichtet habe, habe ich mich über die unterschiedlichen Marken und Typen informiert, um zu verstehen, worauf es ankommt. Irgendwann war ich zufällig bei einem Instrumentenhersteller in China. Eigentlich suchte ich für Warwick nach einer Firma für meinen Amp. In dieser Company wurden unterschiedlichste Kabel hergestellt, ich fragte: „Könntet ihr mir einen Prototyp nach meinen Vorstellungen herstellen?“

Ich verriet ihnen alle Tricks, die ich kannte, etwa Aluminium-Abschirmungen für den Kern, bestimmte Vorkehrungen für den Steckeranschluss, und so weiter. Sie stellten mir 15 Meter des gewünschten Kabels her, übrigens in einem schrecklichen Neongrün. Die Dinger sehen selten-dämlich aus, aber sie klingen perfekt. Darüber hinaus spiele ich seit kurzem Klotz-Kabel und bin total begeistert.

Und soll ich zum Schluss noch etwas zum Unterschied zwischen digital und analog sagen? Also: Heutzutage weiß niemand mehr, wie viel wärmer eine analoge Bandmaschine klingt. Alles ist digital, und junge Musiker glauben, dass es so klingen muss. Nur derjenige, der früher mit einer richtigen Bandmaschine gearbeitet hat, vermisst sie heute. Es ist wie der Unterschied eines guten italienischen Espressos und eines in heißem Wasser aufgelösten Kaffeepulvers. Man muss schon das Original kennen, um den Unterschied zu bemerken.“

Story: Matthias Mineur

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das wirklich interessante sind die Weissenborn Stil Gitarren auf dem Bild. Gibt’s dazu was zu sagen?

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