Sponsored Post

TopGearCheck! mit Erja Lyytinen

(Bild: Matthias Mineur)

Im Alter von 14 Jahren änderte sich für Erja Lyytinen ihr Leben von Grund auf. Bis dahin hatte die Finnin, die in den 1980ern ihr Musikerdasein mit einer klassischen Geigenausbildung begann, regelmäßig in einem Orchester und in der Tanzband ihrer Eltern gespielt und zusätzlich Theorieunterricht bekommen. Eine gute Schule für die (heutige) Gitarristin, wie sie zugibt: „Ich habe schnell verstanden, dass man sehr viel üben muss, wenn man an seinem Instrument wirklich gut werden will.“

Als sie plötzlich keine Lust mehr auf Klassik hatte, wechselte Lyytinen zur Gitarre. „Als angehender Teenager wollte ich rocken“, gesteht sie. Kein Wunder, denn in ihrem Elternhaus lief überwiegend Rockmusik der Siebziger: „Meine Mum liebte Deep Purple, Led Zeppelin und Black Sabbath, deshalb waren deren Songs für mich zuhause allgegenwärtig.“

Mit dem Wechsel von der Geige zur Gitarre wurde Lyytinen künstlerischer Ehrgeiz sogar noch deutlich größer. Sie begann ein Studium am Konservatorium ihrer Heimatstadt Kuopio, etwa 400 Kilometer von Helsinki entfernt. Dort entdeckte sie eines Tages in einem der Klassenräume einen gläsernen Bottleneck. „Ich wusste so ungefähr, was man damit macht, und entschied nach ein paar Tagen, als der Bottleneck dort immer noch lag, es einmal selbst zu versuchen“, erinnert sie sich.

Damals hatte sie einen Lehrer, der zwar selbst nicht Slide-Gitarre spielte, ihr aber die passenden Noten für Slide-Übungen besorgen konnte. „Er gab mir ein paar Tipps, wie und welche Saiten man abdämpft, und so weiter. Alles andere brachte ich mir selbst bei. Für mich eröffnete sich eine völlig neue Welt. Und da ich keinen speziellen SlideLehrer hatte, gab es für mich auch keine Regeln, an die ich mich halten musste.“

Schnell wurde ihr klar, dass die vielen Vorgaben, die sie aus ihren regulären Gitarrenstunden kannte, hier nicht gelten. Lyytinen: „Bei Slide zählen halt nur der Sound, die Emotionen und das Spielgefühl. Die Jury ist mein eigenes Gehör. Und genau das fasziniert mich.“

Heute zählt die Skandinavierin zu den besten Slide-Gitarristinnen Europas und kann auch mit ihrer ausdrucksstarken Gesangsstimme das Publikum begeistern. Ihre glänzende Reputation als außergewöhnliche Musikerin mit mittlerweile weit mehr als einem Dutzend Alben auf der Habenseite und einer einzigartigen Spieltechnik hat sich bis nach Übersee herumgesprochen, wie ihre Zusammenarbeit mit US-Slide-Ikone Sonny Landreth beweist.

Landreth hatte Lyytinen erstmals auf einem Festival in der Schweiz kennengelernt und schließlich 2019 auf ihrem Album ‚Another World‘ gespielt. Eine tolle Erfahrung, von der die freundliche Gitarristin bis heute zehrt: „Zwei Slide-Spieler gleichzeitig und übereinander, einfach wundervoll! Man musste die beiden Slide-Gitarren natürlich exakt aufeinander abstimmen, sonst hätte es total chaotisch geklungen.“

Lyytinen beschäftigt sich auch heute noch jeden Tag mit ihrem Instrument, um – wie sie erklärt – möglichst ebenso gut wie ihr großes Vorbild Jennifer Batten zu werden. Batten hat ebenfalls auf dem Lyytinen-Album ‚Another World‘ gespielt und sie 2019 bei drei großen Shows in Helsinki begleitet.

Für die einsame Insel: Das Digitech Whammy. Außerdem auf dem Board: Wampler Fuzztration, TC Electronic PolyTune, Shure GLXD16+, Mad Professor Little Green Wonder, Xotic SL Drive & Fulltone Clyde Standard (Bild: Matthias Mineur)

Exklusiv für unsere Serie ‚Top Gear Check‘ hat Erja Lyytinen eine Liste der von ihr aktuell bevorzugten Instrumente und Geräte zusammengestellt und ihre Entscheidungen schriftlich und detailliert begründet:

SHURE GLXD+ WIRELESS GUITAR SYSTEM

„Das Wireless Guitar System von Shure gibt mir die dringend benötigte Freiheit auf der Bühne. Ich habe mein System kürzlich auf das GLXD16+ umgerüstet. Das GLXD16+ ist sogar noch besser als das GLXD6+, das ich jahrelang benutzt habe. Es funktioniert absolut störungsfrei, auch auf größeren Bühnen. Im Juli habe ich mit meiner Band auf der Hauptbühne des Pori Jazz Festivals gespielt, dort gab es ebenfalls keinerlei Probleme. Das drahtlose System hat einen zusätzlichen Tuner, und für den Fall, dass man auf ein Kabel switchen muss, gibt es dafür in meinem Pedalboard einen separaten Eingang, sodass automatisch von drahtlos auf Kabelsignal umgeschaltet wird.“

H.E.R.-TRIBE-GITARRENGURTE

H.E.R. Tribe Signature-Gurt (Bild: Matthias Mineur)

„Ich benutze H.E.R. Tribe Guitar Straps schon seit einigen Jahren und bin mit ihnen sehr zufrieden. In meinem Webshop www.erjalyytinen.com/store findet man meinen eigenen Signature-Strap. Der Gurt ist robust und breit genug und passt sich meinem Körper ergonomisch perfekt an. Er ist aus Velours und Leder gefertigt und hat eine sehr nützliche Plektrum-Tasche. Das Beste aber ist, dass H.E.R. Tribe Straps meiner Meinung nach ausgesprochen elegant aussehen.“

D‘ADDARIO STRINGS

„D’Addario-Saiten sind schon seit Jahrzehnten meine absoluten Favoriten. Ich verwende sie in den Stärken .010 – .046 für die normal gestimmten Gitarren, und als etwas dickeres Set von .012 – .052 für Slides, allerdings ändere ich dann die hohe E-Saite immer auf .015 anstatt .012. D‘Addario-Saiten bleiben perfekt in Stimmung und sind schon direkt nach dem Aufziehen sofort in tune. Zuverlässigkeit zählt!“

DUNLOP-FINGER- UND DAUMENPLEKTREN AUS KUNSTSTOFF

„Ich spiele Slide-Gitarre immer mit Fingerpicks in der rechten Hand. Mit Fingerpicks bekommt der Sound mehr Volumen, zudem bieten sie die Möglichkeit, mit verschiedenen Arten von rhythmischen Ideen herumzuspielen, anstatt nur Auf- und Abschläge mit einem normalen Plektrum zu spielen. Ich habe ein Plektrum am Mittelfinger und ein Plektrum am Daumen. Normalerweise verwende ich sie in der Größe M. Anstelle von Metallplektren bevorzuge ich den weicheren Ton, den diese Kunststoffplektren erzeugen.“

DIGITECH WHAMMY

„Das Digitech ist das Pedal, das ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Es gibt so unendlich viel, was man mit einem Whammy machen kann: Akkorde dehnen, Tonhöhen variieren, in Oktaven spielen, etc. Ich benutze das Whammy oft in meinen Soli, um einen dramatischen Effekt zu erzeugen. Mitunter benutze ich es auch, wenn ich funky Riffs spielen will. Es ist ein sehr cooles und ausgesprochen vielseitiges Effektpedal.“

RUOKANGAS-GITARREN

„Die Ruokangas-Gitarren sind super schlanke, bis ins kleinste Detail ausgefeilte Instrumente. Ich habe zwei speziell angefertigte Ruokangas-Modelle, beide haben mein Spiel signifikant verändert. Meine Ruokangas-Gitarren besitzen zierliche Hälse, die es mir ermöglichen, noch schneller und technischer als mit den vergleichsweise klobigeren Hälsen von Les Pauls oder Stratocasters zu spielen, die für mich manchmal eine große Herausforderung sind.“

UNIVERSAL AUDIO UAFX DREAM ‘65 REVERB AMPLIFIER

„Der Universal Audio Dream ‘65 bietet einen Röhrenverstärker-Sound in einem kleinen Pedal. Anstatt einen schweren Fender-Super-Reverb-Verstärker aus den 1960er Jahren mit sich herumzutragen, kann man mit dieser kleinen Wunderkiste einen amerikanischen Röhrenverstärker-Sound erzeugen. Der Dream ‘65 hat einen schönen Federhall und man kann zwischen den Boxen und Lautsprechern variieren. Ich habe das Gerät auf meinem Pedalboard installiert, damit mein Toningenieur es zusammen mit meinem Verstärkersound mischen kann. Außerdem fungiert es als Backup, falls mein Verstärker während des Gigs mal ausfällt.“

DUNLOP HEAVY WALL 212 GLASS SLIDE

„Ich erzeuge meinen Slide-Sound mit einem Dunlop Heavy Wall Glass Slide. Ich benutze das etwas kürzere Modell, da es gut zu meinem kleinen Finger passt. Diese Slides sind preiswert und in fast jedem Musikgeschäft zu finden. Sie erzeugen einen warmen, runden Ton, der mir sehr gut gefällt. Mein Slide-Spiel kann manchmal ziemlich rau sein, aber die Dunlop-Slides halten auch schweren Attacken stand. Ich habe jedenfalls noch nie einen kaputt gemacht.“

(Story: Matthias Mineur)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.