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Bassist und Soundtüftler

TopGearCheck! mit Bryan Beller (The Aristocrats)

(Bild: Matthias Mineur)

Bryan Beller, amerikanischer Bassist, der unter anderem schon für Joe Satriani, Steve Vai, Dweezil Zappa oder Dethklok in den Ring gestiegen ist, hat mit seiner Band The Aristocrats (feat. Schlagzeuger Marco Minnemann und Gitarrist Guthrie Govan) ein ungewöhnliches Album aufgenommen.

Es heißt ‚The Aristocrats with Primuz Chamber Orchestra‘ und beschreibt den Inhalt bereits im Titel. Jedenfalls grob. Denn das international besetzte Experimentalrock-Trio kooperiert hier mit dem polnischen Primuz Chamber Orchestra auf recht kuriose Weise.

Zur Vorgeschichte: Ein von Komponist Wojtek Lemański für sein Orchester umarrangierter Song der Aristocrats erregte auf YouTube die Aufmerksamkeit der Band. Auf Bitten der drei Rockmusiker nahm sich das Orchester weitere Stücke der Gruppe vor, erweiterte, ergänzte und veränderte sie mit teils sehr ungewöhnlichen Arrangements, woraufhin die Band entschied, ihre sämtlichen Originalspuren ebenfalls zu überarbeiten und das Ergebnis dem Orchester erneut zur Ergänzung vorzulegen.

Was für Außenstehende wie ein Pingpong-Spiel mit wechselnden Akteuren wirkt (und tatsächlich auch war), klingt im Endeffekt erstaunlich homogen und organisch. Beller: „Dadurch, dass das Primuz Chamber Orchestra unsere Songs nicht nur erweitert, sondern in gewisser Weise auch deren Atmosphäre verändert hat, entschieden wir, auch selbst noch einmal Hand anzulegen, was wiederum Auswirkungen auf die jeweiligen Orchesterparts hatte. Am Ende wusste niemand mehr, wer nun wen stärker beeinflusst hatte. Es ähnelte der Frage, was zuerst da war: die Henne oder das Ei?

Das Resultat gaben wir unserem Produzenten Forrester Savell, der die Songs komplett neu gemischt und gemastert hat. Durch all diese Maßnahmen hat sich unser Material komplett verändert, nicht nur klanglich, sondern auch von der Struktur.“

TOP GEAR CHECK

Natürlich glänzt Beller auf ‚The Aristocrats With Primuz Chamber Orchestra‘ wieder einmal mit einem auffallend geschmackvollen Spiel, inklusive einiger abgefahrener Sounds und Effekte. Deshalb haben wir den 51-Jährigen kontaktiert, ihn für die aktuelle Ausgabe unserer ‚Top Gear Check‘-Serie über sein Setup befragt und um Empfehlungen gebeten. Hier seine Statements:

„Eines vorweg: Ich spiele seit vielen Jahren ein nahezu unverändertes Equipment, da ich die einzelnen Bauteile sehr sorgsam ausgesucht und genau aufeinander abgestimmt habe. Wer mich in den zurückliegenden Jahren also mit Joe Satriani, Steve Vai oder The Aristocrats gesehen hat, dürfte nahezu alles, was ich hier vorstelle, mit eigenen Ohren gehört haben.

Als da wären: Mein absoluter Lieblingsbass ist ein Mike Lull BBM5 Signature. Mit ihm habe ich schon unendlich viele Gigs und Studiosessions absolviert. Das bedeutet zwar nicht, dass ich meine anderen Bässe nicht mehr einsetze, aber der BBM5 ist zweifelsohne mein meistgespieltes Instrument. Ich liebe die breite Palette an Sounds und Stilen, die man mit ihm realisieren kann. Die EMG-Pickups lassen sich wunderbar flexibel einsetzen, und die Elektronik könnte kaum besser sein. Der Bass hat einen wundervollen Midrange-Klang, liegt perfekt in der Hand und lässt sich großartig spielen.

Mike Lull BBM5 Signature
Mike Lull Custom PJ5, Baujahr 2011

 

Gleiches kann ich auch von meinem Mike-Lull-PJ5- Custom-Bass sagen. Der PJ5 mit seiner passiven Elektronik, dem Palisander-Griffbrett und dem Erle-Korpus gehört zu den Eckpfeilern der Aristocrats. Mit ihm habe ich eine ganze Reihe von Songs geschrieben und ihn auch auf der letzten Amerikatournee an Bord gehabt. Zugelegt habe ich ihn mir 2011 zur ersten Aufnahmesession der Band, da ich nach einer Soundalternative zu meinem BBM5 gesucht habe. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden auf unserem Debütalbum gleich fünf der insgesamt neun Songs mit dem PJ5 eingespielt. Auch bei meinen Gigs für Joe Satriani ist er immer dabei.

Übrigens spiele ich bei den Aristocrats häufig in Drop-D, während bei Satriani alles in Es gestimmt ist, und ich bei Dethkloks in C-Standard spiele. Bei den Amps schwöre ich seit vielen Jahren auf den Gallien Krueger MB Fusion in Verbindung mit dem Gallien Krueger 2001 RB. Der kleine, 500 Watt starke MB Fusion wiegt lediglich zwei Kilogramm, und auch der große, 800 Watt starke Bruder ist nur 500 Gramm schwerer. Beide passen also in fast jedes Reisegepäck.

Die Gallien-Krueger-Anlage mit MB Fusion und 2001 RB (Bild: Matthias Mineur)

Wenn wir mit dem Flugzeug reisen und ich den großen RB 2001 aus Platz- und Gewichtsgründen nicht mitnehmen kann, lasse ich mir vor Ort irgendeine andere Endstufe hinstellen und nutze meinen MB Fusion einfach als reine Vorstufe. Einen Ampeg SVT-4 Pro beispielsweise findet man überall auf der Welt, er lässt sich mit jeder gewünschten Vorstufe kombinieren. Ganz ähnlich handhabe ich das auch bei den Cabinets: Ist keine Gallien Krueger verfügbar, nehme ich irgendeine andere Box. Eine meiner Lieblingsboxen ist die Gallien Krueger Neo 212 mit zwei 12“-Speakern. Ich mag diesen runden, warmen Klang.

Aber seit ein paar Jahren spiele ich immer öfter auch 4x10er Cabinets, da die Speaker schneller und direkter reagieren. Ich finde, dass dies ein echter Vorteil ist, wenn man auf ganz unterschiedlichen Bühnen spielt. Besonders mag ich die 410-RBH-Box, den Klassiker sozusagen. Sie hat zwar ein beachtliches Gewicht, aber wenn man eine Crew zum Tragen dabei hat, ist sie perfekt.

Allerdings ist auch die CX-Einsteigerserie, die ich gerade auf der US-Tour gespielt habe, absolut großartig. Sie ist deutlich leichter und deshalb sehr angenehm zu transportieren. Generell ist die Qualität der meisten Cabinets heutzutage enorm hoch, allerdings muss es nicht unbedingt eine Ampeg 8x10er sein, denn die hat keine Hochtöner.

Grundsätzlich kommt der Ton sowieso aus dem Preamp, und der ist bei mir ausschließlich der Gallien-Krueger MB Fusion. Seit einiger Zeit habe ich ein neues Floorboard, ein D‘Addario XPND als Basis für meine Effektpedale, die ich bei dieser Gelegenheit auch gleich komplett neu verkabelt habe.

Zu den bevorzugten Pedalen in meinem Bord gehört der Electro-Harmonix Bass Micro Synth. Ich habe in meiner Karriere schon unfassbar viele gutklingende Synths getestet. Aber der Einzige, der auch auf großen Bühnen wirklich den Original-Sound liefert, ohne dass die Filter ihn verändern oder verwässern, ist der Bass Micro Synth. Das Pedal ist zwar relativ groß und nimmt daher eine Menge Platz weg. (lacht) Aber es erledigt seinen Job sehr zuverlässig. Auf Joe Satrianis vorletztem Album ‚What Happens Next‘ gibt es einen Song namens ‚Catbot‘, auf dem ich den Bass Micro Synth gezielt eingesetzt habe.

Bellers Pedalboard u.a. mit Darkglass Vintage Microtubes, Xotic Effects Bass BB Preamp, Xotic Effects EP Booster, Electro Harmonix Bass Micro Synth, Demeter Opto Compulator & Dunlop Cry Baby Bass Wah (Bild: Matthias Mineur)

Für einen Bassisten vermutlich etwas ungewöhnlich, hat bei mir auch das Dunlop Cry Baby Bass Wah, das ich regelmäßig bei Mike Lull BBM5 Signature meinem Solo-Spot einsetze, eine wichtige Funktion. Entdeckt habe ich das WahWah schon als Kind bei Cliff Burtons ‚Anesthesia‘- Solo von Metallicas Debütalbum ‚Kill ‘Em All‘. Später, in meinen 20er-Jahren, bemerkte ich dann all die experimentellen Bands, bei denen die Bassisten wahre Virtuosen waren.

Ich muss zugeben, dass ich nicht Victor Wooten bin und auch nicht Billy Sheehan. In meinem Spiel gibt es weder diese außergewöhnliche Technik, noch die faszinierend hohe Geschwindigkeit. Ich stehe eher auf gute Melodien, deshalb stand für mich fest: Wenn etwas sehr melodisch und zugleich ein wenig ungewöhnlich klingt, dann passt es zu mir. Der Trick dabei ist: Man muss darauf achten, mit dem exakt richtigen Maß an Verzerrung in das WahWah zu spielen, damit der Filter das Signal auf großen Bühnen richtig verarbeiten kann.

Für diese Verzerrung sorgen bei mir ein Xotic BB Bass Preamp und mein Digitech Bass Driver, die direkt vor das Dunlop Cry Baby Bass Wah geschaltet sind. Sehr interessant ist auch mein Demeter Opto Compulator. Das relativ seltene Teil ist schon seit den späten Neunzigern in mein Pedalboard integriert. Für mich ist es der am besten arbeitende und klingende Kompressor der Welt. Der Opto Compulator hat nur zwei Regelmöglichkeiten, nämlich „Compress“ und „Volume“.

Im Laufe der Jahre habe ich eine Menge anderer Kompressoren getestet, aber keinen besseren als den Opto Compulator gefunden. Generell sind die Geräte von Demeter absolutes High-End, wirklich großartig. Zwar nicht ganz billig, aber jeden Dollar wert. James Demeter ist es tatsächlich gelungen, höchste Qualität in eine kleine, sehr simple Box zu packen, die fabelhaft klingt. Der Compulator steht ganz am Ende meiner Signalkette, beeinflusst somit sämtliche davor geschalteten Effekte und sorgt dafür, dass der kleine Dynamikverlust, den man bei einem so langen Signalweg auch dann hat, wenn alle Pedale ausgeschaltet sind, verschwindend gering ausfällt.

Ein essentieller Baustein und mein wichtigstes Overdrive-Pedal ist das Darkglass Vintage Microtubes, das ich noch bis vor kurzem mit einem Aphex Bass XCiter kombiniert hatte. Das Vintage Microtubes ist im Grunde genommen eine Art Gegenstück zum originalen Rat-Pedal. Das Rat war in den Siebzigern und Achtzigern für Bassisten absoluter Kult, da es ansonsten kaum gute Bass-Overdrive-Pedale gab. Allerdings war es eigentlich ein Gitarren-Effekt und für die tiefen Frequenzen von Bässen nicht sonderlich gut geeignet.

Dieses Problem ließ sich auch mit dem Bass XCiter nicht vollends beheben, weshalb ich seit einiger Zeit einen MXR-6-Band-Equalizer dahinter schalte.

Erwähnen sollte ich in diesem Zusammenhang unbedingt auch meinen Xotic EP Booster, den ich besonders gerne dazuschalte, wenn ich meinen passiven Pre-Gibson Tobias-Bass spiele.

Last but not least: die Saiten. Hier schwöre ich auf D‘Addario Pro Steels in den Stärken 0.45 – 0.65 – 0.85 – 105 – 130, die man auf allen meinen Instrumenten vorfindet.“

(Story: Matthias Mineur)

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