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TopGearCheck! mit Adrian Vandenberg

(Bild: Mineur)

Die zuletzt etwas gemäßigteren Töne des holländischen Rockgitarristen Adrian Vandenberg mit den Moon Kings scheinen vorerst beendet zu sein. Er sagt: „Leider war unser Sänger Jan Hoving nicht in dem Maße verfügbar, wie es nötig gewesen wäre. Er betreibt eine große Landwirtschaft, kann dort immer nur für wenige Tage fehlen, wodurch längere Tourneen nicht möglich waren. Aber genau die hätte es bedurft, um die Band zu etablieren.“

Der beneidenswert jugendlich aussehende 69- Jährige hat stattdessen seine Hard‘n‘Heavy-Formation Vandenberg reformiert und schmirgelt die Songs auf dem neuen Album ‚Sin‘ wieder spürbar rauer als zuletzt. „Bei den Moon Kings war es eher meine bluesige Seite, ähnlich wie damals, als ich mit Coverdale an ‚Restless Heart‘ gearbeitet habe“, blickt Vandenberg fast 27 Jahre zurück. „Vandenberg dagegen ist reiner Hard Rock, so wie wir ihn auch schon vor meiner Zeit bei Whitesnake gemacht haben. Das war ja auch der Grund, weshalb mich David Coverdale zu sich geholt hat.“

Seine wiedervereinigte Gruppe sei eine Art „Whitesnake made in the Netherlands“, erklärt der Ausnahmemusiker augenzwinkernd und glänzt auch auf ‚Sin‘ mit tadellosem Songwriting, geschmackvollem Spiel und einem warmen, runden Gitarrensound. Wie dieser entsteht und welche Instrumente er jedem Rockmusiker wärmstens empfehlen kann, erklärt der Niederländer in einem ausführlichen ‚Top Gear Check‘.

„Zunächst einmal: Meine Lieblingsverstärker sind ein Trio, bestehend aus einem Marshall JCM 800, einem Bogner Überschall und einem MESA/Boogie Rectifier. Den JCM 800 liebe ich vor allem wegen seines typischen Marshall-Sounds, den er bereits vom Werk hat, weshalb ich ihn nicht modifizieren lassen musste. Im Studio fahre ich den Amp relativ laut, etwa auf Zweidrittel des möglichen Volumes, denn erst dann legt er so richtig los.

 

Den Bogner habe ich durch Zufall während der Proben mit Whitesnake in einem kleinen Gitarrenladen entdeckt. Damals kam Reinhold Bogner mit einem Prototyp in den Laden, um ihn dem Händler vorzustellen. Seinerzeit spielte ich noch ausschließlich modifizierte Marshalls, aber wie alle Holländer bin immer sehr neugierig auf Neues. Ich war von der Klarheit und dem Ton des Bogners, der mich ein wenig an die klassischen Fender-Amps erinnerte, sofort total beeindruckt.

Ich bin ein Old-School-Typ, bin Fan von Ritchie Blackmore oder Paul Kossoff, ich mag einen klaren Sound, für mich sind der Ton und der Charakter eines Amps entscheidend. Als Gegenpol und Ergänzung zum Marshall und Bogner nehme ich den MESA/Boogie für eine zusätzliche Portion Distortion und Aggressivität.

Meine Lieblingslautsprecherbox sind 4x12er Marshalls mit Greenback-Speaker, sie sind einfach unübertroffen. Diese Boxen schleppe ich schon seit der ‚Greatest-Hits‘-Tour mit Whitesnake überall auf der Welt mit mir herum. Bevor ich die Marshall-Cabinets entdeckte, hatte ich überwiegend Peavey-Boxen im Einsatz, obwohl ich als Jugendlicher immer ein großes Poster mit einigen Marshall-Stacks an der Wand hängen hatte und eigentlich auch selbst diese Kombination auf der Bühne haben wollte. Natürlich in schwarz, die grau bespannten Boxen haben mich nie sonderlich interessiert.

Gibson Les Paul 1980 Heritage (Bild: Mineur)

Meine Hauptgitarre ist die Gibson Les Paul 1980 Heritage mit den Tim-Shaw-Pickups, die ich 1980 brandneu in einem Gitarrenladen in Amsterdam gekauft habe. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie damals umgerechnet etwa 2000 gekostet. Heute wäre sie sicherlich 40.000 Euro wert.

Diese Heritage war seinerzeit die allererste Reissue des heiligen Grals, und als ich davon hörte, habe ich sofort in Amsterdam angerufen und mir ein Exemplar reservieren lassen. Sie hatten dort auch nur diese eine Gitarre, die – nebenbei bemerkt – einen kleinen Fehler am Übergang zwischen Hals und Korpus hat. Aber das Finish ist einfach sensationell, ich musste diese Gitarre unbedingt besitzen. Man kann sie auf allen Alben entdecken, die ich veröffentlicht habe, auf den ersten drei Vandenberg-Scheiben ist sie sogar exklusiv zu hören.

Eine Zeitlang habe ich die Les Paul mit Seymour-Duncan-JB-Pickups gespielt, aber mittlerweile sind wieder die Tim-Shaw-PUs verbaut. Die Gitarre kam auch bei Whitesnake regelmäßig zum Einsatz, allerdings in Verbindung mit Telecaster, Stratocaster und natürlich meinem Peavey-Signature-Modell.

Apropos: Meine Peavey-Adrian-Vandenberg-Signature gibt es seit kurzem wieder in einer Neuauflage. Damals, in den Achtzigern, wurde sie exakt nach meinen Vorstellungen designt. Ich hatte die Form selbst entworfen, sie hing als Zeichnung bei mir zuhause an der Wand. In den Achtzigern fand ich, dass die meisten Gitarren zu gleichförmig aussehen, egal ob sie von Jackson oder Kramer und von wem auch immer stammten. Ich wollte etwas entwickeln, das eine ähnliche ikonische Form besitzt wie Les Pauls oder Stratocaster. Außerdem schwebte mir ein Hybrid aus Single-Coil- und Humbucker-Sounds vor.

Das Besondere der Gitarre ist ihr superdünner Hals, der das Spielen extrem komfortabel macht. Die Techniker bei Peavey hatten damals wegen des dünnen Halses große Bedenken, sie erklärten mir: „Das wird nicht funktionieren, mit diesem Hals wird man die Gitarre nie richtig in tune halten können.“

Aber ich war mir meiner Sache sicher, und dass ich Recht hatte, zeigte sich spätestens 1990 bei einer Whitesnake-Show in Brüssel. Wie immer bei meinem Solo-Spot warf ich die Gitarre am Ende ein paar Meter in die Luft und fing sie wieder auf. In Brüssel verfehlte ich sie jedoch knapp und sie fiel direkt mit dem Headstock auf den Boden. Dabei platzte ein kleines Holzstück des Headstocks ab und die Rückseite der Gitarre verschrammte. Man kann diese Schäden bis heute an der Gitarre sehen. Das Erstaunliche aber: Sie hatte sich überhaupt nicht verstimmt, ich konnte direkt mit ihr weiterspielen.

Marshall Plexi, modifiziert von Peter van Weelden (Bild: Mineur)

Auf der Bühne sieht mein Equipment allerdings deutlich anders aus als im Studio. Wenn wir auf Tournee sind und genügend Platz im Van haben, schleppe ich zwei Marshall Plexis 100 Watt mit, die beide vom Niederländer Peter van Weelden modifiziert wurden. Mit dabei sind dann meistens auch Marshall Cabinets mit Celestion-30-Watt-Speaker. Wenn wir One-Off-Shows haben oder im Flugzeug nur wenig Equipment mitnehmen können, vertraue ich auf meinen BluGuitar Amp1 von Thomas Blug oder auf ein Boss-GX100-Multieffekt.

 

Bei den Effekten schwöre ich auf Carl-Martin-Stompboxes, vor allem auf zwei XII-Chorus-Pedale, ein Fuzz-Pedal, einen Compressor und ein DeLayla-XL-Delay. Beim Chorus verwende ich gleich zwei Tretminen, weil eine davon für einen schnelleren, die andere für einen langsameren Effekt sorgt. Das Fuzz-Pedal kommt in unserer Live-Show nur einmal zum Einsatz, das DeLayla XL dagegen ist dauerhaft eingeschaltet, damit ich auf der Bühne einen wärmeren und volleren Sound habe. Allerdings stimme ich vor jeder Show die Intensität des Delays mit unserem FOH-Mann ab, denn wenn ich es auf der Bühne mit dem Effekt übertreibe, kommt über die PA nur ein undifferenzierter Soundmischmasch.

Last but not least: Ich spiele DR-Strings, derzeit in den Stärken .010 auf .046, sie haben einen satten Ton und sind trotzdem sehr komfortabel zu dehnen. Ich hatte früher allerdings auch schon mal 12er Sätze, vor allem in meiner bluesigen Stevie-Ray-Vaughan-Phase Mitte der Neunziger. Doch wie allgemein bekannt hatte ich über viele Jahre ernsthafte Probleme mit meinem Arm, deswegen bin ich wieder zu 10er-Sätze zurückgekehrt. Eigentlich würden für mich auch 9er-Sätze reichen, aber dadurch, dass meine Gitarre immer einen Halbton tiefer gestimmt ist, klingen die 10er-Sätze für meinen Geschmack etwas dynamischer.“

(Story: Matthias Mineur)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mir ist auch noch die „Peavey Vandenberg Heavy Strat“ aus früheren Tagen bekannt. Sie hatte jedoch eine schrecklich schrille Pink-Lackierung,die mir schon damals überhaupt nicht zusagte,weshalb ich von diesem Modell großen Abstand nahm. Kurios finde ich es aber,daß sie etliche Jahrzehnte lang in einem heute leider nicht mehr existierenden Gitarrenladen im Problem Kiez Berlin-Neukölln in der Nähe des dortigen Rathauses im Schaufenster ausgestellt war,und vermutlich sogar beim Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe keinen Interessenten fand! Das exotische Design der besagten Peavey E.-Gitarre aus den 1980er-Jahren war vermutlich schon damalig viel zu „modern“. Ich frage mich aber ernsthaft,wer heute spontan bereit wäre,satte 40.000,-€ für eine Gibson Les Paul Gitarre zu zahlen?!?
    Ich meine,daß die gegenwärtigen Preisvorstellungen diverser alter Vintage Gitarren viel zu hoch angesetzt sind. Sehr vermögende Leute,die diese horrenden Preise jedoch locker bezahlen,sind vermutlich reiche Sammler,die diese hochpreisigen Gitarren als Wertanlage in ihrem Tresor verstauben lassen.
    Jeder weiß,daß Gitarren zum bespielen gefertigt wurden,denn dafür sind sie allesamt erschaffen worden.

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    1. Ein gewisser Herr Kirk Lee Hammett aus den USA, seines Zeichen Leadgitarrist der Metal-Band Metallica hat vor noch nicht all zu langer Zeit die original Greene – Les Paul für 2,5 Millionen US-Dollar erworben.

      Der Mann mag ein Metall – Shredder vor dem Herrn sein, aber ein einfühlsamer Blues Gitarrist ist er beileibe meiner Meinung nach nicht.
      Das führt mich zu dem bekannten Ausspruch : ,, Perlen vor die Säue zu werfen ,, oder im Falle Hammett die völlig falsche Klampfe.

      Aber der Mann hatte halt das nötige ,, Klein-Geld,, um sich eine solche, meiner Meinung nach völlig überbewerteten Gitarre zu kaufen, ersteigern.
      Der leider verstorbene Peter Green hatte diese Les Paul an den leider auch verstorbenen Gary Moore, übrigens ein wahrer einfühlsamer Gitarrist der auch Shreddern konnte aber auch den Blues in den Fingern hatte für 50 englische Pound ,, verschenkt,,.

      Eine tolle Les Paul leider in den nicht passenden Händen………..

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      1. Aber er spielt sie gerne und oft und bezahlt richtig Asche für die Versicherung! Wäre es dir lieber, wenn sie bei einem Millionär als Wertanlage im Case vermodert? Du solltest übrigens mal recherchieren, was unter Gary Moores Besitz damit passiert ist. Aber schnall dich vorher an.

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      2. Ich find es immer wieder lustig wie sich einige Blueser gegen andere Musikstile erheben, vornehmlich gegen Metal, ähnlich wie die Jazz-Polizei, die auch gerne immer mal wieder in Gitarre&Bass augenzwinkernd erwähnt werden.
        Jemandem ein Gefühl abzuschreiben finde ich hochnäsig. Denn jeder Mensch fühlt anders und wenn jemand lieber den härteren und schnelleren Musikstil mag, dann ist das sein persönliches Gefühl, das er mag und liebt. Ausserdem scheint Kirk Hammet
        mit seiner Art Musik nicht so daneben zu liegen und spricht viele Menschen und deren Gefühl wohl an, sonst hätte er Metallica nicht soviele Alben verkauft.
        Dieses ganze Bluesergelaber, wie etwa, dass der Blues ein Lebensgefühl/einstellung sei und weil das sich ja auf den Baumwollfeldern entwickelt hat und so weitergetragen wird, geht mir auf den Keks. Denn dieses Lebensgefühl/einstellung gibt es in anderen Musikstilen auch.
        Ich möchte die Blues-Musik nicht schlecht reden und höre sie zum Teil auch aber alles zu seiner Zeit und Laune.

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  2. Die Behauptungen,daß sich super schlanke,bzw. extrem dürre Gitarrenhälse enorm komfortabel und sehr schnell bespielen lassen,und obendrein ein besonders schnelles Attack bieten,scheint ja durchaus logisch.

    Auch ich begann damals mit einer sehr schlank gestylten E.-Gitarre,einer in Japan bei Fujigen hergestellten Ibanez Saber 450 mit HSH-Pickups Bestückung,und schätzte bei dieser Gitarre schon damalig die genannten Vorzüge ihres extrem schlanken angeschäfteten Maple-Necks. Vermutlich war dies mit ein Hauptgrund,weshalb ich überhaupt bei der Stange blieb,will heißen,daß ich stets recht fleißig übte,und ganz sicher viel Spaß und riesige Freude am Gitarrespielen hatte.

    Das war damals. Heute hingegen benutze ich ausschließlich E.-Gitarren mit relativ kräftig dimensionierten,also eher schon fetten Hälsen. Dieser Wandel von super schlanken Gitarrenhälsen zu dicken Hälsen vollzog sich bei mir kurioserweise eher schleichend,denn irgendwann kam die sprichwörtliche Initialzündung,und ich hatte die Gelegenheit,eine Fender Tele „Cabronita“ aus amerikanischer Fertigung mit einem recht fetten Halsprofil spielen zu dürfen.
    Und dies überzeugte mich dann sofort bis dato nur noch auf eben besagte kräftig gebaute Hälse zu spielen. Das besondere Feeling besteht für mich seit dem darin,daß man sehr deutlich einen gewissen Unterschied spürt,und die Haptik und Bespielbarkeit dickerer Hälse einfach einen ganz besonderen Komfort bietet. Das Attack ist m.E. bei super schlanken Hälsen jedoch weitaus direkter,aber keinesfalls voluminöser als bei dicken Halsradien.

    Klingt irgendwie vielleicht auch alles nach „Voodoo-Zauber,“-scheint eventuell auch eine Wissenschaft zu sein,-es kann wohl auch rein subjektives Empfinden sein. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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  3. Breitere Hälse finde ich mit nicht ganz so langen filigranen Fingern erstrebenswert. Statt 40er Breite wäre 50er besser, da Akkorde viel sauberer zu greifen und spielen wären. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wäre mal ein Thema wert. Der Ton dürfte auch dadurch etwas voller werden. Merkt man schon bei einer Strat mit schlankem oder großem Kopf.

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