Empfehlung des Gitarrenlehrerverbandes

Profi-Ton zum Einsteigerpreis: La Mancha Rubi CM im Test

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(Bild: Winfried Reinhardt / reinhardt-fotografie)

Wenn ein Gitarrenmodell vom renommierten Los Angeles Guitar Quartet empfohlen und durch den Europäischer Gitarrenlehrerverband mehrfach ausgezeichnet wird, erwartet man ein teures High End-Instrument. Weit gefehlt, die Rubi CM kostet nur einen dreistelligen Betrag, scheint aber trotzdem ein hochwertiges Instrument zu sein. Grund genug sich die Gitarre nach fast zwanzig Jahren Existenz mal genauer anzuschauen.

Das Instrument wird von der Tübinger Firma Reinhardt Best Acoustics unter ihrem Label La Mancha angeboten und in China produziert. Die Rubi-Serie ist die Hauptserie des süddeutschen Unternehmens und bietet eine klassische Gitarrenkonstruktion in verschiedenen Größen und Varianten. Zum kompakten Preis entsteht so ein hochwertiges Instrument, das sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene interessant ist.

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KONSTRUKTION

Das Testmodell ist eine klassische 4/4 Konzertgitarre mit Nylonsaiten. Sie wurde nach spanischer Tradition mit einem so genannten „Spanish Heel” gebaut. Dabei bildet der Halsfuß das Fundament der Konstruktion und die Zargen werden in präzise gefräste Aussparungen im Hals eingesetzt.

Diese Bauweise verbindet Hals und Korpus besonders fest miteinander und sorgt für eine optimale Schwingungsübertragung, was sich positiv auf Klang und Resonanz auswirkt.

(Bild: Winfried Reinhardt / reinhardt-fotografie)

Für die Gitarre werden verschiedene Holzarten verwendet. Die massive Decke besteht aus Zeder, einem Holz, das warm klingt, schnell anspricht und zudem keine lange Einspielzeit benötigt, um sein klangliches Potenzial zu entfalten. Zargen und Boden sind aus Mahagoni und werden von einem Ahornbinding eingefasst. Der Hals besteht aus Toona Kalantas (mit Karbon-Verstärkung!). Das klingt sehr exotisch, gehört aber zur Familie der Mahagonigewächse. Das Griffbrett ist aus Ovangkol, einem afrikanischen Edelholz.

Die Rubi ist eine echte klassische Gitarre mit einem entsprechend angesetzten Hals-Korpus-Übergang: Der zwölfte Bund ist noch zu erreichen, darüber hinaus wird es etwas mühsam. Bundmarkierungen gibt es nur am fünften und siebten Bund, der zwölfte Bund ist nicht markiert.

Die Lackierung ist in einem hellen Braun gehalten und matt. Das gibt der Gitarre einen eher zurückhaltenden Stil, den ich aber zusammen mit der geschmackvollen Schalllochumrandung sehr passend zum Konzept finde.

Die einzige optische Extravaganz sind die schwarzen Mechaniken auf vergoldeten Befestigungsbändern, die aber sehr gut zum eher dezenten Rest passen. Funktionell gibt es nichts zu bemängeln, sie stimmen schnell und gleichmäßig.

Der Hals ist mit einer Sattelbreite von 52 mm typisch breit für Konzertgitarren, aber nicht zu dick und klobig. Für Gitarristen und Gitarristinnen mit kleinen Fingern gibt es auch eine Variante mit 48 mm. Die Rückseite fühlt sich etwas rau an und nicht so glatt poliert wie bei anderen Modellen. Ich persönlich finde das sehr angenehm. Der Steg ist aus Ovangkol und mit zwei Zierstreifen verziert, was sehr elegant aussieht.

Die Saiten sind nach der 12-Loch-Methode aufgezogen, was für ein besseres Sustain und einen besseren Klang sorgen soll.

Insgesamt macht die Verarbeitung der Gitarre einen sehr guten Eindruck ohne Mängel oder Unsauberkeiten, was im Preissegment um 300 Euro keine Selbstverständlichkeit ist. Neben dem Standardmodell gibt es auch eine Linkshändervariante und Modelle mit Cutaway, so dass alle Spielbedürfnisse abgedeckt werden können.

(Bild: Winfried Reinhardt / reinhardt-fotografie)

SPIELEN

Der gute Eindruck, den die Konstruktion hinterlassen hat, setzt sich beim ersten Spielkontakt fort. Die Rubi hat einen lauten, klaren Ton mit einem knackigen, definierten Bass.

Der Hals liegt trotz seiner Breite gut in der Hand und lässt sich auch von E-Gitarristen gut bespielen. Die Saitenlage ist nicht zu flach eingestellt, so dass auch Töne in den ersten Bünden bei hartem Anschlag sauber klingen. Die Gitarre macht bei verschiedenen Spielweisen eine gute Figur. Der klassische Anschlag mit den Fingern erzeugt einen durchsetzungsfähigen Ton, der sich gut für Melodien eignet. Beim folkloristischen Fingerpicking klingt sie etwas weicher. Bass- und Diskantsaiten bleiben aber immer sauber getrennt, so dass auch langgezogene Basstöne nie verwaschen wirken, sondern immer gut ortbar sind. Auch mit dem Plektrum ist die Rubi gut spielbar und überzeugt mit schneller Ansprache bei virtuosen Passagen. Strumming-Akkorde klingen beindruckend laut, so dass man sich auch im akustischen Umfeld gut gegen Gesang, Cajon oder eine zweite Gitarre durchsetzen kann. Bauartbedingt muss man mit einer Einschränkung des Tonumfangs leben. In C#m spielt sich die Standard-Pentatonik noch recht bequem, Em am 12. Bund ist kaum mehr zu bewältigen. Aber das weiß man beim Kauf einer solchen Gitarre, und der akustische Soloschredder kann dann auf ein Cutaway-Modell ausweichen.

RESÜMEE

Es ist schon erstaunlich, wie viel Sound man mit der Rubi CM für so wenig Geld bekommt. Natürlich gibt es auch Einsteigergitarren für unter 100 Euro, aber der geringe finanzielle Mehraufwand für die Rubi lohnt sich auf jeden Fall. Solide und sorgfältig gebaut, klingt sie sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene gut und erweist sich als äußerst nachhaltiges Gitarrenmodell – bei diesem Klangverhalten muss man nicht nach ein bis zwei Jahren ein besseres Modell kaufen, sondern kann die La Mancha auch in professionellere Gefilde überführen und hat lange Freude an dem Instrument.

Qualität statt reine Konzentration auf einen niedrigen Preis, das kann ich nur begrüßen! Der Empfehlung des Gitarrenlehrerverbandes für dieses Gitarrenmodell kann ich mich nur anschließen, hier stimmt einfach alles! Besonders erfreulich ist die stilistische Vielseitigkeit der Rubi, so dass man als Gitarrenschüler nicht auf einen Stil festgelegt ist, sondern je nach Interesse verschiedene Richtungen erkunden kann.

Plus

  • Verarbeitung
  • vielseitiger, lauter Ton
  • stilistisch flexibel einsetzbar
  • dezenter Look
  • Preis/Leistung

Minus

  • Keine Markierung am IX. und XII. Bund


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

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