Kiss-Gitarrist und -Gründungsmitglied stirbt mit 74 Jahren

R.I.P. Ace Frehley (1951–2025)

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Die Gitarrenwelt verliert mit Ace Frehley eine ihrer prägendsten und zugleich eigenwilligsten Figuren. Der ehemalige Kiss-Gitarrist und Mitbegründer der Band ist im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung nach einem Sturz gestorben.

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Frehley war vieles – Rockikone, Stilvorbild, Held einer jungen Gitarristen-Generation – aber in erster Linie ein Gitarrist mit unverwechselbarem Ton. Sein Spiel war kein Musterbeispiel für technische Perfektion, sondern Ausdruck purer Intuition: kantig, spontan, melodiebetont und immer mit diesem besonderen Gespür für das, was zwischen den Noten passiert. Er besaß die seltene Fähigkeit, Soli mit einer leichten rhythmischen Unschärfe zu spielen, die nie zufällig wirkte, sondern musikalisch atmete – ein Gefühl, das an frühe 70s-Gitarrenhelden wie Page, Kossoff oder Mick Ronson erinnert.

Als sich Kiss 1973 in New York formierte, brachte Frehley das entscheidende Gegengewicht zur kalkulierten Theatralik von Gene Simmons und Paul Stanley. Sein Gitarrenton – meist über eine Les Paul Custom in Marshall-Amps – war roh, mittig und direkt. Songs wie „Shock Me“, „Cold Gin“ oder „Parasite“ zeigen bis heute, wie sehr sein Spiel den Sound der Band mit definierte.

Gleichzeitig war Kiss von Anfang an eine Band, die spaltete: gefeiert von Fans für ihre kompromisslose Showästhetik, belächelt oder abgelehnt von Kritikern, die den Bombast oft für wichtiger hielten als die Musik. Innerhalb der Band führten Egos, unterschiedliche künstlerische Vorstellungen und eine zunehmende Drogen- und Alkoholproblematik – insbesondere bei Frehley und Schlagzeuger Peter Criss – immer wieder zu Spannungen. 1982 stieg Frehley schließlich aus.

Doch selbst nach der Trennung blieb er präsent. Mit Frehley’s Comet und späteren Soloalben bewies er, dass seine Spielfreude und sein Gespür für gute Hooks ungebrochen waren. In späteren Jahren zeigte er sich selbstkritisch, sprach offen über seine Abstürze und darüber, wie schwer es war, in der Kiss-Maschinerie künstlerisch eigenständig zu bleiben. Mitte der 1990er kehrte er zur Originalbesetzung zurück – ein Schritt, der nostalgisch gefeiert wurde, die alten Konflikte jedoch nicht vollständig ausräumen konnte. Nach seinem Tod äußerten sich seine früheren Bandkollegen bewegt:

Gene Simmons schrieb auf X:

„Unsere Herzen sind gebrochen. Ace ist von uns gegangen. Niemand kann Aces Vermächtnis antasten. Ich weiß, dass er die Fans geliebt hat – er hat es mir oft gesagt. Noch trauriger ist, dass er die Ehrung bei den Kennedy Center Honors im Dezember nicht mehr erleben durfte. Ace war der ewige Rocksoldat. Sein Vermächtnis wird weiterleben.“

Paul Stanley erinnerte sich:

„Ich erinnere mich an 1974, als ich in meinem Zimmer im Hyatt auf dem Sunset Boulevard war und aus dem Nachbarzimmer eine tiefe, mit brennender Leidenschaft gespielte Gitarre hörte. Ich dachte: ‚Mann, ich wünschte, dieser Typ wäre in der Band!‘ Ich schaute über den Balkon – und da war er. Es war Ace.“

Peter Criss schrieb auf seiner Website:

„Mit gebrochenem Herzen und tiefer Trauer verabschiede ich mich von meinem Bruder Ace Frehley. Er ist friedlich im Kreis seiner Familie gestorben. Meine Frau und ich waren bei ihm bis zum Schluss. Ich liebe dich, mein Bruder. Ace hat mit seiner Musik Millionen Menschen berührt. Sein Vermächtnis wird weiterleben – in der Industrie und in den Herzen der Kiss-Army.“

Frehleys Einfluss auf die Rock- und Metal-Gitarre ist kaum zu überschätzen. Gitarristen wie Slash, Jerry Cantrell oder Dimebag Darrell nannten ihn als frühen Einfluss – nicht wegen technischer Virtuosität, sondern wegen seines Tons, seiner Phrasierung und seiner Haltung. Frehley war einer der ersten Hardrock-Gitarristen, die Blues, Glam und Rock in einem Stil vereinten, der eingängig war, ohne an Tiefe zu verlieren.

Frehley war sicher kein makelloser Musiker und keine einfache Persönlichkeit. Aber er war authentisch – auf, vor und hinter der Bühne. Und in einer Zeit, in der Rock zunehmend kalkuliert wirkte, spielte er so, wie er lebte: laut, impulsiv und mit Herz.

R.I.P. Ace

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich durfte Kiss 1974 in der Stadthalle in Offenbach live erleben.Es gab keine große Pyroshow und keine SS Runen im Original Schriftzug!
    Ich war 12 Jahre alt und schwer begeistert von der Band, vor allem aber von Ace! Eine ähnliche Begeisterung erlebte ich nur bei Van Halen 1976 auch in Offenbach, als Vorgruppe( so hieß das damals noch!!) von Black Sabbath.Kein Mensch wollte mehr BS sehen und die damals noch vielzähligen GI’s fingen an die Bestuhlung zu zerlegen um VH zum Weiter spielen zu bewegen! Das war noch echter R’ Roll. RIP Ace & Eddie!

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    1. ich sah KISS vor fünf Jahren in der Schleyerhalle in Stuttgart
      daß Ace und Peter ersetzt wurden erfuhr ich erst nachher
      kennst du die Geschichte vom Planeten Jendall und Space Ace?
      liebe Grüße

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