Leap of Faith
Test: Faith Eclipse Venus Cutaway Electro
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Faith Guitars)
Ja, einen gewissen Vertrauensvorschuss hat sich Mastermind Patrick James Eggle angesichts seiner stets irgendwie besonderen Acoustics schon verdient.
Seit 2002 baut ein kleines Team in Indonesien Faith-Acoustics. Bezahlbar und aus guten Hölzern sollten sie sein. Richtig Fahrt aufgenommen hat die Sache dann 2005, als ein gewisser Patrick James Eggle zum Team stieß.
Der baut seit über 30 Jahren feinste E-Gitarren, die er u.a. Leuten wie Brian Ray, Aynsley Lister oder Chris Buck auf den Leib schneidert. Seit der 2006 erschienenen „Serie 2″ bringt er nun also sein Fachwissen und seine Design-Ideen bei Faith ein. So auch beim vorliegenden Test-Modell aus der Eclipse-Serie.
Als ich den sehr guten, stabilen Koffer öffne, hat mich die Venus CE eigentlich sofort – zumindest optisch – auf ihrer Seite. Einfach schick, elegant, stimmig, was da zum Vorschein kommt. Wir haben hier eine Auditorium-Steelstring mit Cutaway und Pickup-System, die gänzlich aus massiven Hölzern gebaut wurde. Bei der Decke haben wir es mit Engelmann-Fichte zu tun, Zargen und Boden sind aus Mahagoni.
Die gesamte Gitarre (inkl. Hals und Kopfplatte) hat ein perfekt ausgeführtes schwarzes Hochglanz-Finish, bei dem sich aber auch nicht die geringste Nachlässigkeit feststellen lässt. Der optische/bauliche Clou besteht darin, dass – kontrastreich zum Schwarz – für Binding, Armauflage, Schallloch-Rosette, Griffbretteinlage und TrussrodCover ausschließlich helles Wölckchen-Ahorn verwendet wurde.
Die Faith kommt also, nebenbei bemerkt, ganz ohne tierische Materialien aus. Abalone, MoP, Knochen – Fehlanzeige. Der Kontrast zwischen dem Hochglanz-Schwarz und dem Figured Maple hat eine super Wirkung und fällt am Armrest, wo aus dem schmalen Binding eine breite bequeme Auflage wird, natürlich besonders ins Auge.
Ein weiteres Holz gibt es dann doch noch: Der Steg, das Griffbrett und die Stimmwirbel (!) sind aus Ebenholz … sehr dunklem Ebenholz, das sich unauffällig ins Gesamtbild einfügt. Sechs Ebenholz-Pins fixieren die Saiten im Steg, wo sie über die Tusq-Stegeinlage von Graph Tech – bei einer Mensur von 645 mm – zum perfekt gefeilten Sattel des gleichen Herstellers laufen.
Das eingefasste Ebenholzgriffbrett ist mit 20 Bünden versehen, die ganz hervorragend poliert und zur Griffbrettkante hin verrundet wurden. Nur im 12. Bund findet sich eine kleine feine Einlage aus Ahorn (das „F” aus dem Faith-Logo), weitere Orientierungshilfe geben aber die Dots auf der Sichtkante des Fretboards.
Die gänzlich schwarz lackierte Kopfplatte ist mit Qualitäts-Tunern von Grover bestückt, die Stimmwirbel sind, wie schon erwähnt, aus Ebenholz. Das Trussrod-Cover aus Maple setzt hier auch nochmal einen Akzent und verbirgt den Zugang zum Halsstellstab.
Das Faith-Team deklariert die Venus eindeutig als Bühnen-Instrument … da darf ein ordentliches Pickup-System nicht fehlen. Man hat sich für das INK600 von Fishman entschieden. Es besteht aus einem Piezo-Tonabnehmer unter der Stegeinlage, einem Body-Sensor und einer sehr schicken Regeleinheit auf der Zarge.
Diese wirkt einerseits maximal diskret, da sie sehr flach baut und ebenfalls schwarz ist, andererseits bietet sie nicht weniger als sieben Drehregler und einen Tuner. Die Regler sind zuständig für Volume, Notch, Body, Brilliance, Bass, Middle und Treble.
Die Beschriftung neben den Reglern ist winzig und wird auf einer Bühne nicht lesbar sein. Auch das Handling der Regler ist gewöhnungsbedürftig – diese sind völlig plan mit der Oberfläche des Cockpits und mit kleinen Pins versehen, die ein wenig Zugriff erlauben. Es empfiehlt sich das gute alte „Set & Forget”-Prinzip. Ein kurzer Druck auf das Display aktiviert den Tuner, der wiederum ganz hervorragend ablesbar ist.
(Bild: Faith Guitars)
Mit diesem Auditorium-Modell auf dem Schoß, findet sich sofort eine entspannte Spielhaltung. Der eher kräftige Hals mit sattem C-Profil füllt die linke Hand und vermittelt ein stabiles und komfortables Spielgefühl. Dank der bestens bearbeiteten Bundenden geht die Reise durch die Lagen ohne jede Beeinträchtigung vonstatten. Dazu trägt dann natürlich auch noch das venetianische (rundliche) Cutaway entscheidend bei.
Für die ersten noch unverstärkten Klangeindrücke fällt mir nur das Wort „ausgewogen” ein – und zwar im positivsten Sinne! Die Mischung aus trockenen, nicht zu fetten Bässen, holzigen durchsetzungsstarken Mitten und klaren, aber nicht klirrenden Höhen stimmt einfach.
Dank der massiven Korpushölzer sind Lautstärke, Sustain und Dynamikumfang bestens ausgeprägt. Die Gitarre kann den gespielten Input – sei es sanftes Picking oder hartes Strumming – detailliert umsetzen. OK, die Venus soll ja auf die Bühne … was geht also über Kabel? Da fällt gleich zu Beginn der Aktion positiv auf, dass hinterer Gurtpin und Klinke-Output sinnvoll voneinander getrennt sind.
Ersterer ist nach vorne Richtung Decke verschoben, was die Gitarre am Gurt hängend zum Spieler hin neigt und guten Blick aufs Griffbrett ermöglicht. Am Verstärker hat man schon bei Mittelposition aller Regler das Gefühl, dass der Sound-Charakter der Venus sehr natürlich und ohne harsche Anteile übertragen wird. Eine recht deutliche Wirkung hat der Body-Regler, mit dem sich der Korpus-Sensor dem Piezo-Signal hinzumischen lässt.
Das erhöht deutlich die Natürlichkeit und Wärme des Klangbildes, nicht aber das Feedback-Risiko. Sollte dies doch einmal auftreten, kann der Notch-Regler Abhilfe schaffen. Wie schon gesagt: Die Wirkung der Regler ist sehr gut und praxisgerecht, deren Handling eher nicht so sehr. Es zählt aber das Ergebnis, und sowohl unverstärkt, als auch über Amp/PA liefert die Faith überzeugende Sounds.
Diese Gitarre – designt von Patrick James Eggle und aufs Sauberste produziert von Faith in Indonesien – ist schon ein Leckerbissen. Hier stimmt einfach alles: Ein sehr gelungenes Design trifft auf tolle Bespielbarkeit und hervorragende Klänge.
Ein Instrument, das in Sachen Verarbeitung, Sound und Bühnentauglichkeit locker auch Profi-Ansprüche erfüllen kann. Und es ist ja schließlich auch nicht verboten, diese schöne Steelstring auf dem Sofa zu spielen, oder sie in dem sehr tauglichen Koffer mit in Urlaub zu nehmen. It’s all up to you!

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2025)
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