(Pr)Eisbrecher

Test: Arrow Guitars Tonecaster ST 211 & Telico TL 11

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(Bild: Dieter Stork)

Arrow, ein neuer Name am Gitarrenhimmel, hat offensichtlich den musikalischen Nachwuchs im Visier. Das Konzept „Designed in Poland, made in China” ist zwar keineswegs neu und wird inzwischen von etlichen Herstellern praktiziert, erleichtert jedoch Interessierten den Zugang zum Gitarrenspiel ungemein, zumal die Qualität heutiger Instrumente absolut nichts mehr mit er von Einsteigermodellen der 70er- bis 90er-Jahre zu tun hat.

Verschiedene Stützpunkte in Europa, Großbritannien und den USA kontrollieren die Qualität der Arrow Guitars vor der Auslieferung. Wir Gitarre & Bass-Testautoren wundern uns inzwischen überhaupt nicht mehr über Ladenpreise von 136 bzw. 138 Euro, auch wenn diese uns nach wie vor mit der Frage zurücklassen, wer denn von Designer über Hersteller bis zum Einzelhandel wieviel daran verdienen mag? Überraschenderweise wurden beide Gitarren mit vorbildlicher Halskrümmung, Sattelabrichtung und Saitenlage angeliefert.

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PAPPEL, AHORN & PALISANDER

Die Zeiten in denen Pappelholz als kostengünstiger Ersatz für die traditionellen Hölzer im E-Gitarrenbau gedisst wurde, sind angesichts von Holzverknappung und explodierender Holzpreise längst vorbei. So hat sich die schnell wachsende Pappel etabliert und wurde sogar schon bei Signature-Gitarren renommierter Hersteller gesichtet.

Auch bei der Tonecaster ST 211 und der Telico TL 11 sind Pappelbodies im Einsatz. Die Herkunft der Designs ist offensichtlich – hier Strat, da Tele. Ersterer ist knapp 5 mm, Letzterer etwa 1 mm dünner als beim jeweiligen Original.

Auch deren Rundungen und Konturen hat Arrow Guitars nahezu 1:1 übernommen, ebenso – bis auf den Humbucker der ST 212 – die Schaltungen und die Anordnung der Regler und Schalter. Lediglich den traditionellen Buchsentopf der TL 11 hat man durch ein Zargenblech ersetzt.

In den bis auf die Alufolie des Tonecaster-Pickguards ungeschirmten E-Fächern treffe ich auf tadellos funktionierende Budget-Komponenten. Vintage-style Strap Pins mit Filz-U-Scheiben halten den Gurt.

Die einteiligen Hälse bestehen aus kanadischem Ahorn, die Griffbretter mit 12″-Radien aus Palisander. Dot Inlays und Sidedots aus Acryl markieren die Lagen. In dieser Preiskategorie entdeckt man bei Mitbewerbern oftmals miserabel bearbeitete Bunddrähte.

Top bearbeitete Bundkanten (Bild: Dieter Stork)

Hier wurden diese jedoch perfekt abgerichtet, die Kanten angenehm verrundet und alles sorgfältig poliert. Während man die Halstasche der Tonecaster passgenau gefräst und den Sattel präzise mittig aus- und dessen Kerben auf optimale Saitenlage abgerichtet hat, zeigt die Telico eine – verglichen mit heutigen CNC-Standards – großzügig gearbeitete Aufnahme.

Zudem ist deren Sattel nach rechts verschoben, sodass die E1-Saite der Griffbrettkante recht nahekommt, auch in den höheren Lagen. In diesem Fall erweist sich die etwas „lockere” Halstasche als vorteilhaft, da sich der Hals in eine entsprechend günstigere Position verschieben lässt und ich die Halsschrauben danach fester anziehen kann.

Gut funktionierende Noname-Tuner (Bild: Dieter Stork)

Beide Arrow-Gitarren beschäftigen präzise und geschmeidig arbeitende, gekapselte Noname-Tuner, jeweils zwei Stringtrees und oberhalb der Sättel direkt zugängliche Halsjustierstäbe.

Der Telico-Steg besitzt drei Saitenreiter, die auf einem gewinkelten Stahlblech ohne Führungsnuten ruhen. Die Saiten werden nicht von hinten durch den Korpus gezogen, sondern durch den hochstehenden Winkel des Blechs. Im Fachjargon bezeichnet man das als „Top Loader”.

Zwei Singlecoil-Pickups, verwaltet per Dreiwegschalter, Master-Volume- und Master-Tone-Potis, wandeln die Saitenschwingungen.

Die Tonecaster beschäftigt indes ein Vintage-Style-Vibrato mit sechs Gussböckchen, Stahlbasis, schmalem Gussblock und Schraubhebel. Die sechs Montage-Studs hat man nicht nur mit unterschiedlichen Abständen zur Basisplatte in die Korpusdecke eingeschraubt, sondern die drei Spannfedern dermaßen stramm angezogen, dass ich befürchte, bei Vibratoeinsatz den eingeschraubten Hebel abzubrechen.

Halsplatte mit Kunststoffunterlage (Bild: Dieter Stork)

Das HSS-Pickup-Trio wird klassisch per Fünfwegschalter, Master-Volume und zwei Tone-Reglern verwaltet. Die Schalterposition 2 koppelt den Steg-Humbucker mit dem mittleren Singlecoil. Da Letzterer ein RW/RP-Typ mit umgekehrter Wicklung und Polarität ist, werden Brummgeräusche in Schalterstellung 4 unterdrückt.

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