Die größte Sammlung von Bassgitarren +++ Interview mit Darryl Jones

Darryl Jones & Uli Salm: Salms Süßwarenparadies

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(Bild: Jogi Sweers)

Über No.1 in Hamburg, bei denen Uli Salm guter Kunde ist, und die Darryl Jones’ eigene Bass- und Gitarrenlinie unter Jones Musical Instruments europaweit exklusiv verkaufen, kam der Kontakt zustande, der schon letztes Jahr zu einem Besuch von Darryl im Zwick, Ulis Kultkneipe auf St. Pauli, führte. Auch im Zwick hat Uli schon einige seiner Bässe untergebracht, jetzt sollte es allerdings vor die Tore Hamburgs gehen, um die ganze Fülle der Sammlung zu bewundern.

(Bild: Jogi Sweers)

Nicht nur irgendeine Sammlung, sondern die von Guinness World Records festgestellte „größte Sammlung von Bassgitarren“ weltweit, mit 854 Bässen im November 2023. Mittlerweile sind es gut 920, und es ist gar nicht leicht, den Überblick zu bekommen.

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(Bild: Jogi Sweers) (Bild: Jogi Sweers)

Mit Stolz, aber vor allem sichtbarer Freude schließt Uli für Darryl seinen Mitt-Sechziger Fender Jazz Bass an. Schnell stellt sich ein reger Austausch zwischen den beiden ein. Der 63er Fender Precision, den Darryl hält, ist ein besonderes Stück der Sammlung: Ulis erster eigener Bass, den er 1964 nach einem Jahr auf einem geliehenen Höfner-Beatles-Bass bekam. Wiederum ein Jahr später sah Uli seine ersten Rolling-Stones-Konzerte.

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Ausgewählte Stücke werden genauer in Augenschein genommen, so dieser herrliche End-Sechziger Rickenbacker 4005 in Fireglo mit seinen Crushed-Pearl-Full-Width-Inlays.

(Bild: Jogi Sweers) (Bild: Jogi Sweers)

Auch moderne Kreationen haben bei Uli ihren Platz. Diesen Bite-Bass bemalte kein Geringerer als Klaus Voormann, früher Wegbegleiter der Beatles, für die er das Revolver-Cover entwarf, Bassist bei Manfred Mann, Lennon, Ringo Starr, George Harrison und anderen, und Produzent unter anderem von Trio. Spielen kann und darf man den Bass natürlich auch.

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Den Bass kennt Darryl gut: „Der Rietbergen von Nik Huber ist der, der bei den Stones bei Band und Crew immer die meisten Reaktionen hervorruft. Und nur positive! Toller Bass!“

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Die Begeisterung der beiden ist ansteckend, und lässt nicht nach. Weder bei diesem Zemaitis, (die in England gebauten Gitarren der Marke spielen Keith und Ronnie) …

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… noch bei diesem Fender Collector’s Edition All Gold Jazz Bass, der in kleiner Auflage Anfang der 80er gebaut wurde und entsprechend selten ist. Darryl als Jazz-Bass-Fan freut’s sichtlich.

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Manche nennen Jim Burns den britischen Leo Fender. Dessen Bässe, wie diesen Black Bison aus den Swinging Sixties, kannte Darryl bislang noch nicht.

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Höfner-Beatles-Bässe dagegen schon. Das engere Pickup-Spacing des Cavern-Basses führte zu Fachsimpeleien über Pickup-Positionen und inspirierte Darryl, Ähnliches mal mit Nik Huber oder einem seiner Jones-Bässe zu versuchen.

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Look, Ma, no frets! Ein Darryl bis dato unbekannter LeFay Remington Steele. Beeindruckendes Instrument!

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Posen mit einem Rabenberger, auf den ein Foto vom Himmel über Seevetal lackiert wurde, das Uli beim Hundespaziergang geschossen hat und dessen ebenfalls wunderschöne Rückseite Darryl hier bewundert.

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Vielen Dank an Thomas Weilbier und Nils Finkeisen von No.1 für die Einladung, an Uli Salm für die Gastfreundschaft, und an Uli Schröder vom Stones Museum Lüchow für die Mitfahrgelegenheit und spannende Geschichten rund um die Stones!

Interview mit Darryl Jones

Mit Legenden auf der Bühne zu stehen ist für Darryl Jones quasi Tagesgeschäft. Miles Davis und Sting waren feste Arbeitgeber, bevor er 1993 der neue Bassist der Rolling Stones wurde. Vor einer kurzen Tour mit Robben Ford in Italien war er zu Besuch in Hamburg für Masterclasses und einen Besuch der Guinness-zertifizierten Sammlung von Uli Salm. In der schicken Lounge von No.1 war Zeit für einen Klönschnack, in dem sich Darryl wieder mal als herzlicher, entspannter und geerdeter Gesprächspartner zeigte.

Darryl, danke, dass du dir für uns Zeit nimmst! Bevor wir uns gleich die Sammlung von Uli ansehen: Hast du das Sammler-Gen?

Nicht ganz so wild, aber im Prinzip schon … Ich glaube, wir erfüllen uns gerne die Wünsche, die wir uns nicht leisten konnten, als wir angefangen haben.

Du hast gerade Black Nylon Tapewounds aufziehen lassen, für die Tour mit Robben?

Genau, Robben wollte für das Album so ein „Meters“-Feel (Funk-Pioniere aus New Orleans mit George Porter Jr. am Bass). Sonst spiele ich ja eher Jazz-Bässe, aber da passte ein P-Bass-Typ wie mein Chatham besser. Und dann hatte ich Paul Jacksons Ton bei Herbie Hancocks ‚Head Hunters’ im Kopf, diesen snappy Preci. Das verspreche ich mir von den Saiten.

Anders als auf Robbens Album bist du auf der neuen Stones-Scheibe nicht zu hören. Wie kam das?

Das war eine Zeitfrage, und ich musste Geld verdienen … Es gab Studiotermine für die Stones, die ständig hin- und hergeschoben wurden. Als es dann so weit war, war ich schon ausgebucht. Ein paar Sessions habe ich noch gespielt, die dann vielleicht auf dem nächsten Album drauf sind. Immerhin haben sie für guten Ersatz gesorgt: Gegen Paul McCartney, Bill Wyman, und Stevie Wonder am Moog-Bass kann man kaum was einwenden! (Neben Keith Richards, Ron Wood, und Produzent Andrew Watt)

Ganz bestimmt nicht! Hast du dich in deinen Jahren bei den Stones eigentlich mit Bill getroffen?

Als wir 2012 zum 50-jährigen Bandjubiläum in London aufgetreten sind, hatten wir mal Zeit, miteinander abzuhängen. Das war unterhaltsam und spannend, und wir haben unsere Hände aneinander gehalten − seine sind halb so groß wie meine!

Das hat seine Instrumentenwahl und Spielhaltung sehr beeinflusst.

Ja, aber was er da rausgeholt hat … Wenn ich die Songs wirklich ganz genau wie er spielen wollte, müsste ich mich jahrelang einschließen und üben. Diese ganzen winzigen Eigenheiten in der Phrasierung − hör dir mal ‚Miss You‘ an, wie er da mit Upbeat/Downbeat spielerisch umgeht. Ich habe immer das Gefühl, dass die Leute, die sich ihr Instrument selbst angeeignet haben, ohne sich groß an Vorbildern zu orientieren, am ehesten einen ganz eigenen Stil entwickeln. Da wird Bill gerne mal unterbewertet! Mit Charlie Watts war das ähnlich − so gut Steve Jones ist, das Feel ist anders.

(Bild: Jogi Sweers)

Auf der neuen Stones sind viele Basslinien heftig verzerrt, nutzt du für die Umsetzung dein Vemuram-Pedal oder dein altes Boss HM-2?

Ich habe tatsächlich wieder einiges an Effekten ausgepackt! Mick liebt das, und je krasser der Bass klingt, desto mehr gibt es anerkennende Blicke und Kommentare von ihm. Mein Grundsetup ist seit den 80ern konstant (Verzerrer, Kompressor, Oktaver, Vibrato), ich nehme nur manchmal Updates vor. Für den Moog-Sound von Stevie nehme ich z.B. den Boss OC-5. Von Way Huge habe ich den Pork Loin am Start, und was mich zunehmend interessiert… Kennst du das Effektpedal von (Stick-Erfinder) Emmet Chapman?

Das Patch of Shades?

Genau das! Da hast du ein Pad, was auf Druck vom Fuß reagiert und den Effekt steuert. Daran arbeite ich gerade mit Vemuram, um z.B. am Ende einer Linie den Kompressor hochziehen oder das Vibrato steuern zu können. Sowieso ein krass unterschätzter Effekt für Bass! Mein Boss VB-2 kann ich immerhin im Unlatch-Modus ähnlich einsetzen, solange ich das Pedal gedrückt halte. Das gefällt mir besser, als Effekte statisch zu nutzen.

Ich erinnere mich an deine Aussage, dass der Bass gar nicht als zu laut empfunden werden kann, wenn er sauber verstärkt wird, also braucht man reichlich Leistung.

Das ist seit einigen Jahren meine Philosophie, da setze ich die Effekte dann drauf. Ich nutze immer noch Ampeg-Anlagen und QSC-PA-Boxen. Seit neuestem habe ich noch einen PA-Sub von Meyer Sound am Start. Unglaublich gut! Ich habe die Firma besucht, was die an moderner Beschallung machen, wie präzise man Publikum heutzutage beschallen kann − da hat sich zum Glück enorm was getan. Kostet aber auch richtig Geld …

Ist das denn als Rolling Stone überhaupt ein Thema?

Neulich war ich bei einem Radiointerview in Chicago. Da fragte man mich: „Wie ist das so als Rolling Stone?“, und ich antwortete: „Mein Steuerberater hat mir gerade versichert: ‚Du BIST kein Rolling Stone‘ …“ (lacht). Versteh mich nicht falsch, die Stones bezahlen sehr, sehr gut. Aber wenn die Band nicht tourt… In der Pause zwischen 2006 und 2012 wurde es für mich so mager, dass ich Bässe verkauft habe. Mike Dirnt hat ein paar gekauft, darunter der Fender Jazz Bass, den ich in Martin Scorseses Film ‚Shine a Light‘ gespielt habe (im Herbst 2006 gedrehter Konzertfilm, 2008 veröffentlicht). Hey, Mike! Falls du das hier liest: Den hätte ich gerne zurück! ●


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

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