Will it tune?

Solar Guitars Chug Tuner+ im Test: Stimmt so!

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(Bild: Dieter Stork)

Was ist für die meisten Metal-Gitarristen sowohl im Studio als auch live wirklich unverzichtbar? Richtig! Das Stimmgerät. Ohne stimmt im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Wäre es nicht praktisch, wenn so ein Stimmgerät noch ein bisschen mehr könnte?

So in etwa könnte man die Idee hinter dem Chug Tuner+ von Solar Guitars beschreiben. Hier gibt es neben einem Stimmgerät mit großem, hellem Display einen vollwertigen Booster, der nicht nur in der Lautstärke regelbar ist, sondern auch über einen schaltbaren Hochpassfilter verfügt. Darüber hinaus dient das Pedal auch als Signalsplitter. Hier hat sich Ola Englund – Mastermind hinter Solar Guitars – eindeutig Gedanken gemacht!

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ALLES IN EINER KISTE

Rein haptisch macht der Chug Tuner+ einen bemerkenswert soliden Eindruck. Das präzise gefräste Aluminiumgehäuse wird von oben mit vier Innensechskantschrauben verschlossen und wirkt in sich absolut hochwertig. Das große Display nimmt etwa ein Drittel der Pedalfläche ein und leuchtet so hell, dass ich mir kein Szenario vorstellen kann, in dem es hier an Leuchtkraft fehlen würde. Wie bei professionellen Stimmgeräten üblich, lässt sich das Pedal über einen kleinen Taster kalibrieren, während ein weiterer Taster das Gerät auf Flat-Tuning einstellt – zum Beispiel, wenn man alle Saiten einen Halbton tiefer stimmen möchte. Unterhalb des zentralen Gain-Reglers befinden sich zwei Fußschalter. Während der rechte für die Aktivierung des Tuners zuständig ist, wird mit dem linken Schalter der integrierte Booster aktiviert. Hier hat man die Wahl, ob man einen Fullrange-Boost oder eine der beiden Hochpassfilter-Optionen (720 Hz oder 1 kHz) nutzen möchte. Auch bei der Verkabelung bietet der Chug Tuner+ einige erweiterte Möglichkeiten. Dank der zwei gebufferten Ausgänge kann das Signal entweder auf zwei Verstärker oder auf einen Verstärker und den Eingang eines Audio-Interfaces verteilt werden, um eine trockene DI-Spur (z.B. für ein späteres Re-amping) aufzunehmen. Da man beim Betrieb mit einem Interface den Boost-Sound nicht unbedingt hören möchte, kann dieser unabhängig von Output 1 für die zweite Buchse deaktiviert werden – ein recht cleveres und in der Praxis durchaus sinnvolles Feature.

Zunächst möchte ich herausfinden, wie sich das Pedal bei seiner Hauptaufgabe schlägt. Bei einer normal gestimmten Gitarre reagiert der Chug Tuner+ blitzschnell und kann mit einer präzisen Anzeige und einem schnellen Tracking des Tons glänzen. So weit, so gut. Mein Harley Benton CPT-20 Tuner arbeitet tatsächlich ähnlich zügig und akkurat, hier ist der Chug Tuner+ nur minimal schneller. Ganz anders sieht es bei deutlich tieferen Tunings aus: Meine Gibson-L6-S-Kopie mit kurzer 628-mm-Mensur, auf ein tiefes B gestimmt und mit einem Satz 13-62er Saiten bestückt, ist für meinen Harley-Benton-Tuner ein wahrer Albtraum. Hier wird das Tracking so ungenau, dass ich die Gitarre nur mit dem Flageolett-Ton im 12. Bund stimmen kann.

(Bild: Dieter Stork)

Dem Solar-Guitars-Tuner ist das alles völlig egal. Das tiefe B wird genauso schnell erkannt wie alle anderen Töne und auch ein tiefes G (!!!) stört das Stimmgerät überhaupt nicht. Das ist natürlich besonders erfreulich für die Nutzer*innen von Sieben- und Achtsaiter-Gitarren sowie tiefer gestimmten Bässen. Pfiffig finde ich die Belegung des Mute-Tasters: Mit einem kleinen Schiebeschalter lässt sich festlegen, ob das Display des Tuners nur im Mute-Modus aktiv ist oder permanent leuchtet.

In Kombination mit einem moderat zerrenden Amp sorgt der Booster im Fullrange-Betrieb für ordentlich Schub und treibt den Amp mühelos in einen satten Zerrsound. In der ersten Stufe des Hochpassfilters wird der Sound dann deutlich schlanker und damit auch etwas leiser, was sich aber durch dezentes Nachregeln am großen Gain-Poti wieder ausgleichen lässt. Dafür wird man mit einem ausgesprochen drahtigen Sound belohnt, der jeder noch so träge klingenden Gitarre einen stramm-drahtigen Charakter verleiht. Vor allem schnelle, tief gestimmte Riffs profitieren natürlich enorm davon. Wem der Bass-Cut noch nicht weit genug geht, der kann mit der 1k-Stufe noch einmal nachsteuern: Hier wird der Sound noch einmal straffer und eignet sich meiner Meinung nach vor allem für richtig tiefe Stimmungen. Meine auf H gestimmte Gitarre mit kurzer Gibson-Mensur und passiven Pickups profitiert ungemein von diesem Feature, während mir eine auf Standard-E gestimmte Charvel mit frei schwebendem Floyd-Rose-System hier etwas zu sehr nach elektrischem Rasierapparat klingt.

RESÜMEE

Ola Englund hat sich mit dem Chug Tuner+ ein simples, aber dennoch durchdachtes Stimmgerät einfallen lassen. Tuner und Booster machen einen ausgezeichneten Job und erweisen sich in der Praxis als hochgradig funktional. Die Verwendung mit einem Verstärker erwies sich als ebenso unproblematisch wie der parallele Einsatz mit einem Audio-Interface und einer DAW. Wer notorisch wenig Platz auf dem Pedalboard hat oder einfach nur einen Booster und einen Tuner braucht, kann hier bedenkenlos zugreifen. ●

Preis: ca. € 149

Internet: www.solar-guitars.com

Plus

  • Konzept
  • Verarbeitung
  • Großes helles Display
  • Highpass-Switch
  • Klangqualität
  • Zwei Outputs / Effect-Thru-Option

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)

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