Gimme more: UniCut SHOTO AIR Koa Deluxe im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Black/White Limba, Flamed Koa, steinalte Mooreiche, 22-karätige Goldapplikationen. Wenn schon Deluxe, dann aber richtig! Das vorliegende semiakustische Shoto-AIR-Modell von UniCut bietet alles auf, was der Keller dem Connaisseur zu bieten hat. Ob ein Vergleich mit edlen Spitzenweinen gerechtfertigt ist?

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„Handcrafted with Heart and Soul in Bavaria/Germany“. Florian Lüttke baut mit hohem Anspruch Custom-Gitarren aus den besten verfügbaren Zutaten in seiner Werkstatt in in Großeisenbach/Fahrenzhausen. „Plastik suchst du vergebens an meinen Gitarren!“

VOLLAUSSTATTUNG

Wieso Shoto? Florian: „Immer wieder inspirierten mich japanische Schwerter in ihrer Form und Eleganz. Daher wurde dies ein wiederkehrendes Designelement meiner eigenen Instrumentenserie „Shoto“. Die umlaufende Facette des Korpus, soll die Form klar definieren und gleichzeitig eine räumliche Tiefe schaffen.“

Das exklusiv auf Kundenwunsch hin gefertigte und ausgestattete Exemplar der Shoto AIR verfügt über einen an den Seiten großzügig ausgehöhlten Body mit symmetrisch geschnittenen Double Cutaways aus White Limba, besser bekannt unter dem Begriff Korina. In der Mitte blieb ein durchgehender Block erhalten. Die 3,5 cm starke, offenporig anthrazit eingefärbte Korpusbasis bekam eine glanzlackierte, einteilige und von Hand geschnitzte Decke von 1,7 cm Stärke aus geflammtem Koa aufgesetzt – ein seltenes Holz hawaiianischer Provenienz. Elegant geschnittene f-Löcher geben dem Top in Verbindung mit zusätzlich applizierten Linien aus 22-karätigem Blattgold, unterstützt von einem Facettenschnitt auf die Ränder zu und Konturen in den Cutaways vorn, so etwas wie eine innere Silhouette. Eine Belly Carve am Boden sorgt für Anlagekomfort.

Griffbrett aus uralter Mooreiche mit EVO-Goldbundierung (Bild: Dieter Stork)

Der satinierte Hals aus Black Limba mit verstärkenden Streifen aus Bog Oak (Mooreiche) bekam ein von Koa-Bindings eingefasstes Griffbrett aus extraschwarzer Mooreiche aufgesetzt. Mooreiche gehört zu den seltensten Hölzern überhaupt, da es, über Jahrhunderte oder Jahrtausende im Moorschlamm konserviert, eine subfossile Struktur entwickelte und seine tiefdunkle Farbe annahm. Durch die partizipielle Mineralisierung entwickelte sich überdies auch eine extreme Härte. Im Griffbrett mit 12“ Radius fanden 24 mittelstarke EVO Gold Frets (6105) und Brass-Inlays am 12. Bund Platz. Dot-Inlays aus Messing auf der Griffbrettkante sorgen für gute Lagenkennung.

Abgewinkelte Kopfplatte mit Schaller-„da Vinci“-Mechaniken und Volute (Bild: Dieter Stork)

Die mit Koa besetzte und in leichtem Winkel über eine fein ausgearbeitete Volute herausgeführte Kopfplatte zieren Randstreifen aus Blattgold; elegante „da Vinci“-Mechaniken von Schaller in Goldausführung mit Griffen aus Koa sorgen für lässiges und verlässliches Stimmen.

TOM Roller Bridge mit Duesenberg Les Trem (Bild: Dieter Stork)

Über den Sattel aus Messing laufen die Saiten mit einer Mensurlänge von 63,5 cm hinüber zur TOM-Bridge mit Rollenreitern am Korpus, um dahinter vom Duesenberg Les Trem gekontert zu werden. Das Les Trem kann man gegen ein beiliegendes Alu-Stop-Tailpiece tauschen.

Häussel 1959 Humbucker mit Ebony-Tops (Bild: Dieter Stork)

Elektrik: Ein Set Häussel-1959er-Humbucker in Neck und Bridge-Ausführung mit Custom Ebony Tops ist in Rähmchen aus Ebenholz montiert und wird konventionell von einem Dreiwege-Toggle-Switch geschaltet. Zur Kontrolle von Output und Klangfarbe stehen generelle Volume- und Tone-Potis bereit. Geregelt wird mit Knöpfen aus Ebenholz.

Was für eine eindrucksvolle Arbeit! Das Modell Shoto AIR Koa Deluxe lässt in jeder Pore den sorgfältigen und absolut detailverliebten Einsatz spüren, mit dem der passionierte Gitarrenbauer hier zu Werke ging.

IST VIEL AUCH WIRKLICH MEHR?

Die semiakustische Konstruktion aus gehöhltem Limba-Korpus mit massiver Decke aus Koa – satte 1,7 cm sind nun wirklich kein Furnier – in Kombination mit eingeleimtem fettem Black-Limba-Hals plus Mooreichengriffbrett erzeugt einen straffen kernigen Ton von bester innerer Festigkeit. Schnelle federnde Ansprache und atemreiche Tonentfaltung ergänzen den guten ersten Eindruck. Der Halsrücken erhielt auf Kundenwunsch hin eine annähernd U-förmige Ausprägung, fügt sich aber dank bester Verrundung der Schultern dennoch erstaunlich komfortabel in die Hand. Mit flach eingestellter Saitenlage und dank der sorgfältig und kantenglatt verarbeiteten Bundierung geht das Spiel lässig von der Hand. So weit – so gut!

Am klar eingestellten Verstärker hören wir zunächst die Schaltpositionen in Folge von vorn nach hinten durch. Der Häussel-1959- Hals-Pickup, ein klassisch angelehnter PAF-Typ, wandelt die akustischen Grundlagen der Shoto AIR in breit aufgelöste elektrische Sounds. Akkorde werden stimmlich bestens ausgeleuchtet dargestellt, bauen auf gut gewichtete straffe Bässe. Warm in den Mitten, runden eher weiche Höhen das harmonische Klangbild ab. Alles erscheint wohl definiert ohne lästige Präferenzen im Stimmaufbau.

Schalterstellung Mitte lässt etwas mehr Licht ins Geschehen, kämmt zugleich die Sounds effektiv aus. Das lässt leicht entschlackte Klänge mit freien Höhen perlfrisch abrollen und überzeugt mit offenem Ausdruck. Der Steg-Pickup allein kommt uns dann mit knochentrockenen Bässen, zentriertem Mittenbereich und vital leuchtenden Höhen. Kompakt und körperlich zugleich tritt er mit viel Strahlkraft auf, lässt sich aber auch leicht zu funky rhythmischen Spielweisen überreden, spritzig und schnell im Response auf das Plektrum.

Gehen wir in den Overdrive, kommen klassisch gegründete Sounds ans Ohr: definiert und ausdrucksstark. Der Neck-Pickup bietet einen festen, sustainreichen Ton mit farbreichem Timbre. Einzeln gespielte Noten schmelzen sehr schön cremig ineinander, Linien lassen sich bestens dynamisch steuern und werden vom markant herausgestellten Anschlag plastisch dargestellt – eine souveräne Vorstellung.

Die zusammengeschalteten Tonabnehmer bringen wiederum etwas luftigere und hellere Komponenten ins Spiel, lassen etwas mehr Raum für Hohlkehle. Sehr schön federn die Akkorde ab, lassen es höhenreich aufblitzen, was sich vor allem in weniger bösen Verstärkerpositionen sehr schön macht. Schalten wir den 1959er-Humbucker am Steg allein, so punktet der in dieser Gitarre mit frisch und trocken umgesetzten Powerchords, die mit perkussiv herausgestelltem Attack bei rhythmischem Spiel höchst dezidiert auf den Punkt zu bringen sind.

In der Abteilung Lead offenbart der Pickup dann seine vokalen Fähigkeiten. Weniger das mit spitzen Lippen gehauchte „o“ oder „u“ kommt zur Artikulation, eher spielt das mit offenem Visir herausgeschleuderte „a“ dabei die Hauptrolle. Mit knapp gefasstem Plektrum sind Obertöne leicht herauszukitzeln, der Ton kippt schnell, lässt sich aber auch bestens kontrollieren. Die Zugehörigkeit zur PAF-Familie bleibt also auch in der fulminanten Power-Pose erhalten, eine gewisse Klasse ist in allen Schaltpositionen des Verstärkers zu jeder Zeit gegeben.

Der Unterschied zu anderen Instrumenten mit diesen PAF-style Pickups ist in der Bauweise und in den verwendeten Materialien der vorliegenden Gitarre zu finden. Ein gewisser akustischer Bauch ist dem Limba-Body mit Hohlkammern zu danken, dem aber die ultrafeste Mooreiche und das dicht strukturierte Koa-Holz straffe Anteile hinzufügen. Die semiakustische Bauweise sorgt überdies auch für die federnde Ansprache und den leichten Box-Tone der Shoto AIR. In Summe ein mehr als gelungener Mix der Komponenten, welcher tatsächlich zu einem höchst charaktervollen Sound führt.

Ah, das weich federnde Duesenberg Les Trem erweitert letztlich auch noch den Rahmen der Artikulationsmöglichkeiten um recht stimmstabile Manöver der gepflegten Tonmodulation. Lässiges Schimmern geht hier natürlich vor Dive-Bombing.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Bester Materialeinsatz und definitives Handwerk finden in der Shoto AIR Koa Deluxe zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Das unikal gestaltete Modell repräsentiert eigentlich alles, was vom seriellen Gitarrenbau eben nicht zu erwarten ist, bzw. für das die kundenorientierte Custom-Fertigung steht: von ausgewählt seltenen Hölzern, exklusiver Ausstattung und handwerklicher Feinabstimmung bis hin zum individuell angepassten Halsprofil.

Ein solches Instrument ist keineswegs auf allgemeinen Geschmack, auf Mainstream ausgerichtet, sondern soll den Vorstellungen und Wünschen des Kunden explizit entsprechen. Da erfahrene Spieler genau wissen, was sie wollen, ist das Ergebnis zwar immer individuell geprägt, aber meistens gut nachvollziehbar und auch in diesem Falle schlicht großartig. Das unikale Modell Shoto AIR Koa Deluxe erfüllt alle Ansprüche an ein Instrument der Spitzenklasse sozusagen mit Links. Um auf die anfangs gestellte Frage zurückzukommen: Auch wenn bei Top-Weinen – Große Gewächse, Grand Cru und dergleichen – immer etwas Hype mit im Spiel sein mag, enttäuscht wird man von der gebotenen Qualität nur selten. Das kann man ohne Einschränkung auch von der UniCut Shoto AIR Koa Deluxe sagen.

PLUS

  • Design
  • Premium-Hölzer
  • Ausstattung
  • Spieleigenschaften
  • Sounds
  • Verarbeitung


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2022)

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