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Solo Basics: Recordame 3 − Eric Marienthal’s II-V-I-Lines

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(Bild: Shutterstock / Gansstock)

Wie wir inzwischen wissen, besteht ‚Recordame’ aus zwei modalen Blöcken in A-Dorisch und C-Dorisch, an die sich eine Kette von II-V-I-Verbindungen anschließt.

Die Besonderheit dieser Verbindungen liegt in ihrer kurzen Dauer:

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| Cm7 F7 | Bbmaj7 | Bb-Dur | Bbm7 Eb7 | Abmaj7 | Ab-Dur | Abm7 Db7 | Gbmaj7 | Gb-Dur | Gm7 C7 | Fmaj7 | F-Dur

Wir sehen, dass alle zwei Takte die Tonart wechselt, was für den Solisten natürlich eine besondere Herausforderung ist. Umso wichtiger ist es, in seinem solistischen Vokabular ein gutes Repertoire an Lines abrufbereit zu haben. Und für maximale Flexibilität empfiehlt es sich, seine Lines in mehreren Tonarten, und am besten natürlich in allen zwölf möglichen Keys am Start zu haben. Das ist auf der Gitarre einfacher als z.B. am Piano, weil sich die Fingersätze nicht ändern − dazu später mehr.

Als eine weitere Fundgrube in Sachen dorische Lines und II-V-I-Linien beschäftigen wir uns heute mit zwei Chorussen des Alt-Saxophon-Giganten Eric Marienthal, der lange Jahre Mitglied in Chick Coreas Elektrik Band war, öfter auch in Jeff Lorbers Band zu hören war und auch eigene CDs als Bandleader veröffentlicht hat. Das komplette Solo gibt es nicht auf CD, es ist aber auf YouTube unter dem Suchbegriff „Eric Marienthal, Recordame” leicht zu finden.

Beispiel 1 zeigt die Transkription des Solos, bearbeitet für Gitarre. Fingersätze für die linke Hand, Legato-Techniken und Artikulationszeichen zielen darauf ab, der Phrasierung des Solos so nahe wie möglich zu kommen. Das Solo wurde mit einer 1982er Tokai ES335-Kopie über den Hi-Z-Eingang des Mixers direkt in den Computer gespielt. Es klingt aber auch mit einem Robben-Ford-Overdrive-Sound richtig gut. Im zweiten Chorus werden die Linien dichter, und für Sechzehntel- und Sechzehnteltriolen-Passagen sind Legato-Techniken eine gute Wahl.

Man muss aber nicht gleich das komplette Solo spielen. Für die Erweiterung des Vokabulars kann man sich zweitaktige II-V-I-Lines herauspicken und die z.B. über die komplette II-V-I-Kette durch alle vier Tonarten von ‚Recordame’ spielen. Wie das geht, seht ihr in Beispiel 2, wo die Linie aus Chorus 1/Takt 11/12, dort in Ab-Dur, durch alle vier Keys gespielt wird. Wichtig zu wissen und hilfreich beim Transponieren: Die Linie beginnt mit einem Arpeggio des m7-Akkords der II. Stufe abwärts gespielt − der erste Ton ist also z.B. für Cm7 dessen Septime Bb.

Für Beispiel 3 habe ich drei weitere II-V-I-Lines aus Erics Solo ausgewählt und nach Bb-Dur transponiert. Auch hier ist interessant, sich klarzumachen, mit welchem Ton in Bezug zum Grundton des m7-Akkords die Linie beginnt. Das Transponieren ist dann einfach: Von Bb-Dur zwei Bünde tiefer nach Ab-Dur, erneut zwei Bünde tiefer nach Gb-Dur und schließlich einen Bund tiefer nach F-Dur. Und auch wenn sich die Fingersätze nicht ändern, ist ein wenig Denken unverzichtbar. Das schadet auf keinen Fall und ist vielmehr ein Turbo-Boost in Sachen Griffbrett-Orientierung.

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

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