Kolumne

Parts Lounge: Dumble Overdrive Special – Teil 3

Anzeige
Arbeiten und doch Spaß haben: Die BluGuitar-Macher Thomas und Florian beim Messen (Bild: Udo Pipper)

Zum Abschluss unserer kleinen Reihe begeben wir uns nun in die Tiefen des Dumble-Konstrukts. Es galt herauszufinden, warum der Amp so unvergleichlich gut klingt, obwohl er scheinbar so einfach aufgebaut ist. Wie schon erwähnt vereint der Dumble alle Tugenden, die man von einem exzellenten Gitarrenverstärker erwartet. Und das auch noch mit spielerischer Leichtigkeit. Spielt man diesen Amp, fällt es schwer, irgendeine Gitarre „schlecht“ zu finden, irgend einen Misston herauszuhören oder ganz einfach die Lust an mehr Lautstärke zu verlieren.

Die Bässe tönen abgrundtief, ohne aber ihre Klarheit und Kontur zu verlieren. Die Mitten sind stark und prägnant, aber niemals „nasal“ oder zu honky. Der Hochton lässt sich mit jener Offenheit umschreiben, die viele Gitarristen seit jeher suchen. Kurzum, hier findet sich die ideale Lautmacher-Plattform für nahezu alle Spielrichtungen. Der Ton löst sich vom Speaker-Gehäuse und breitet sich im Raum aus, sodass man diese Qualitäten scheinbar überall vernimmt.

Anzeige

Da der Amp in meinem Zuhause zum Verkauf steht und daher sicher bald für immer aus meinem Fokus verschwindet, wollte ich diese Qualitäten unbedingt ergründen und − wenn möglich − nachbauen.

MESSEN UND HÖREN

Zunächst habe ich in einem ausgeschlachteten Fender Dual Showman-Gehäuse den Clean-Kanal exakt nachgebaut. Denn hier liegt meiner Meinung nach die Ursache für diesen charmanten Ton. Das war gar nicht so leicht, denn Ähnlichkeiten wollten sich erst ergeben, nachdem ich jedes Bauteil seitens Wert und Herkunft exakt nachempfunden habe. Der Schaltplan allein war da kaum eine Hilfe, denn alle frühen Versuche, „einfach mal schnell“ die Schaltung zu kopieren, schlugen fehl. Der Showman hatte die gleichen Schumacher Trafos von Fender. Das sollte zunächst als Basis genügen. Dann musste ich die Spannungen genau nach dem Vorbild korrigieren. 450 Volt an den Endstufen und nur 178 Volt an den Anoden der Vorstufe. Schon hier verzeiht der Amp nichts. Der Sound zerbricht buchstäblich, wenn man von diesen Werten mehr als 10 Volt abweicht.

Original Dumble und Noname Replika (Bild: Udo Pipper)

Sprague-Orange-Drop-715-Kondensatoren klangen okay, aber wesentlich steriler und kälter als der Original-Amp. Ich bestellte daher gemäß dem Vorbild Sprague-6PS-Polyester-Kondensatoren, und schon vernahm man die sanfte Dämpfung, die einem am Dumble so gefällt. Für die Vorstufen-Elkos wählte ich daher auch Sprague Atom – Typen aus den Siebzigern, die mit nur 5uF unheimlich schwer zu finden waren. Letztlich fand ich sie in den USA und zahlte dafür ein absurdes Vermögen.

Egal, die Kondensatoren waren ebenfalls wichtig für das Klangergebnis. Bei den Widerständen vertraute ich auf eine Mischung aus Kohleschicht- und Kohlepress-Widerständen. Nicht exakt gleich wie beim Original, aber absolut brauchbar. Und so ging es weiter bis ich alle Bausteine beisammen hatte. Das Ergebnis klang sehr ähnlich, wenn auch nicht genauso wie der Dumble. Das wäre auch sehr schwierig, da auch die Trafos und natürlich die Röhren teils enorme Toleranzen aufzeigen. Mit diesem Umstand quälte sich Meister Dumble auch selbst, denn er brauchte oft nicht weniger als ein Jahr, um mit einem seiner Verstärker selbst zufrieden zu sein. Um ans Ziel zu gelangen, testete er oft zahlreiche Trafos und Bauteile auf ihre feinsten Eigenschaften.

BESUCH AUS DEM SAARLAND

Bei all diesen Hörtests ging mir durch den Kopf, ob man hier die Komplexität solcher Verstärker irgendwie auch messen könnte. Und dann geschah es, dass Thomas Blug anrief und fragte, ob er den Dumble mit seinem Techniker Florian mal durchmessen dürfte. Er hatte davon erfahren, dass ich so einem Amp zuhause hatte. Natürlich willigte ich sofort ein und schon wenige Tage später rückten Thomas und Florian mit einer Wagenladung Gerätschaften an und verwandelten mein Esszimmer in kürzester Zeit in ein Messlabor.

Aufwendiger Messaufbau im Pipper-Home-Office (Bild: Udo Pipper)

In der Zwischenzeit hatte ich noch einen preisgünstigen Dumble-Bausatz erstanden und ebenfalls nach dem Vorbild umgerüstet. Aber dazu später mehr.

Das, was Thomas salopp „durchmessen“ nannte, entpuppte sich als eine enorm aufwendige und zeitraubende Prozedur. Er wollte der Sache wirklich auf den Grund gehen und ging so tief wie irgend möglich in die Frequenzanalysen hinein. Die Messkurven wurden auf einem Computerbildschirm gespeichert. Schon hier konnte man sehr gut sehen, dass sich der Dumble von den meisten Repliken auch im Diagramm teils deutlich unterscheidet. Soll heißen, dass man das, was man im direkten Vergleich hörte, auch tatsächlich im Messschrieb sehen konnte. Edle Boutique-Versionen des Dumble von Marken wie Two Rock, Fuchs oder Amplified Nation zeigten Ähnlichkeiten, wichen aber tatsächlich sowohl akustisch als auch messtechnisch vom Original ab. Der Dumble agierte deutlich linearer und vor allem lückenlos kompakt im Gegensatz zu den Vergleichs-Kandidaten, die teils deutliche Peaks oder Frequenzlöcher aufzeigten.

Das Innenleben des AmpX samt „virtuellem Lötkolben“ (Bild: Udo Pipper)

Da Thomas’ Amp X die Möglichkeit bietet, per „virtuellem Lötkolben“ − einem aufwendigen System zur Frequenzregulierung − solche Kurven nachzustellen, konnten wir auch ohne einen ganz neuen Amp zu bauen, akustisch direkt überprüfen, welche Korrekturen den Klang des Amps in die richtige Richtung bringen. Das hat mich ziemlich begeistert, denn man konnte jede Korrektur sofort im A/B-Vergleich überprüfen. Das ist schon ziemlich genial. Hoffen wir mal, das der Amp X bald fertig wird und dann auch die Basis-Eigenschaften des Dumbles zumindest optional in sich trägt.

Die Messversuche zogen sich hin, denn auch wenn die Sounds schon ziemlich ähnlich waren, war Thomas immer noch nicht zufrieden. Er wollte es ganz genau wissen. Daher haben wir zwei Wochen später wieder einen Messtag eingelegt und wiederholen das Ganze wahrscheinlich in Kürze noch einmal. Die Frage, die hier im Raum stand, war, ob man dem Amp X die kompletten Eigenschaften des Dumble einverleiben kann, obwohl hier ein technisch völlig anderer Ansatz vorliegt.

Mein aufwendig präparierter Replika-Dumble klang zwar schon recht vielversprechend, aber auch hier fehlte noch die unvergleichliche Klarheit des Vorbilds, die Offenheit im Hochton sowie die überwältigende Dynamik des Overdrive Specials. Schon recht gut, aber noch recht weit vom Ziel entfernt.

Der Dumble und seine Kopie nebeneinander (Bild: Udo Pipper)

Wir beschlossen nun beide, nochmals einige Wochen in Klausur zu gehen, um uns weiter dem Original zu nähern. In einigen Wochen werden wir uns wieder treffen, um die Ergebnisse auszutauschen und daraus unsere Schlüsse zu ziehen.

Das eigentlich gute daran war aber die Erfahrung, dass man in unserer Branche so gut zusammenarbeiten kann, auch wenn an aus ganz unterschiedlichen Richtungen agiert. Das Einzige, was zählte, war die gemeinsame Begeisterung für den Sound des Dumbles. Weggefährten, denen es wirklich um den Klang geht, finden sich leider immer weniger. Aber es gibt sie eben noch. Und bei Thomas ist das ideal, da er seine eigene Produkte mehrmals monatlich live spielt und dabei die Stärken und Schwächen deutlich ausmachen und dann benennen kann. Der ideale Entwickler ist eben auch selbst Gitarrist wie Thomas Blug, Andreas Kloppmann, Nik Huber und viele andere aus unserer Branche.

Insgesamt zeigt der Dumble auf eindrucksvolle Weise, dass Klang eben nicht nur Geschmacksache ist, sondern dass es durchaus Gemeinplätze gibt, die einfach alle Musiker verzücken. Und dieser Dumble ist so ein Produkt.

In diesem Sinne … ●


Hier geht’s zu Teil 2 …


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2025)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Alles schön und gut. Aber warum benötigt man den jetzt die “exakt gleichen” Bauteile? Warum schaffen es vermeintlich die Kloner nicht, die Qualitäten dieser Amps zu reproduzieren?
    Was ist das Geheimnis?

    Die Physik funktionierte bei Herrn Dumble doch genauso wie bei “uns”

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Ich hatte mal die Combo-Version aus dem oberen Bild, wahrscheinlich von den Roy Brüdern, ich ärgere mich heute noch, dass ich ihn verkauft habe, aber damals war ich sehr in Geldnot. Mein Gitarristenfreund, von dem ich ihn damals gekauft hatte, (er hatte 2) spielt mittlerweile sehr begeistert Fuchs Amps…

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.