Parts Lounge: Dumble on a budget …

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Replika Dumble im preisgünstigen Second-Hand-Chassis und Tubetown-Gehäuse (Bild: Udo Pipper)

In meinen Kolumnen über den Dumble Overdrive Special aus dem Jahr 1977 hatte ich ja mehrfach erwähnt, dass ich die Gelegenheit nutzen wollte, diesen Verstärker so akribisch wie möglich nachzubauen. Zunächst bin ich damit gescheitert, da ich – wie viele andere Replika-Hersteller auch – davon ausging, dass allein die Schaltung für den unvergleichlichen Klang dieses Amps verantwortlich sei. Das ließ sich auch überprüfen, indem ich verschiedene Produkte von Fuchs, Two Rock, Amplified Nation und einigen anderen mit dem Original verglich.

Keine Frage, das waren alles tolle Verstärker mit teils hervorragenden Klangmöglichkeiten, wobei mir die Verstärker von Two Rock am besten gefielen. Aber wie ein Dumble klangen sie alle nicht. Ihnen fehlte die typische Textur im Overdrive-Betrieb, die Kompression und das Obertonverhalten. Ein Dumble ist eben doch einzigartig.

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DUMBLE-TOURISMUS

Im Laufe der letzten Monate habe ich mehrere Videos mit Aufnahmen dieses Amps auf YouTube veröffentlicht. Wenn man in der Suche „Udo Pipper” eingibt, wird man fündig. Zunächst war da Markus Mengen, der seiner Liebe für Robben Ford Tribut zollte und einen wunderschönen Fusion-Ton ablieferte.

Dann folgte der Kölner Profi Steffen Brückner, der mit Lap Steel sagenhaft farbige Töne hervorbrachte, und schließlich Henrik Freischlader, der mit Les Paul und Stratocaster seinen typischen Signature-Sound erzeugte. Obwohl sie alle recht unterschiedlich klingen, spielten sie jeweils über die gleiche Amp-Einstellung. Das war schon ein bisschen verrückt.

Im Grunde standen alle Regler auf „12 Uhr”, der Master etwas niedriger. Da denkt man zwangsläufig: Gibt es DEN Dumble-Ton überhaupt? Daneben spielten noch etliche Gitarristen in meinem Showroom über diesen Amp – ja, es gab regelrecht Dumble-Tourismus – und jeder klang wie immer, nur mit diesem Extraschuss Musikalität im Ton.

Natürlich wäre es schön, wenn ein solcher Amp irgendwann wieder bei einem dieser Musiker landen würde. Doch der hohe Sammlerwert dieser Seltenheiten dürfte das verhindern. Daher ergaben sich nicht selten Diskussionen darüber, ob dieser Ton nicht auch wesentlich günstiger zu erreichen sei. Kann man das nicht irgendwie nachbauen? Und wie sieht es mit den zahlreichen Dumble-Style-Overdrive-Pedalen aus?

Beim Abstimmen meines Nachbaus in meiner Werkstatt merkte ich immer wieder schmerzlich, dass es ein schmaler Grat ist, der den Dumble-Ton wirklich möglich macht. Ich erinnerte mich an einige Hinweise, die mir Dumble 1997 in einem Telefonat selbst gegeben hatte. Er sagte damals, dass es in seinen Amps nichts gäbe, was man für den Ton vernachlässigen könne. Zunächst seien da die alten Fender-Schumacher-Trafos, die richtigen Spannungen, die richtige Verkabelung, die Bauteile, das Layout und natürlich die Röhren.

Es dauerte sehr lange und war eine teils ermüdende Suche nach Bauteilen, vornehmlich in den USA, bis ich alles zusammenhatte. Doch mit jedem Bauteil, das ich nach und nach bekam, kam ich dem Sound ein Stück näher. Stets im direkten Vergleich mit dem Original.

Es war buchstäblich eine monatelange Arbeit. Natürlich kommt man, wenn man sich an die verbreiteten Schaltungen hält, recht schnell auf das Niveau einiger bekannter Repliken. Die Ansprache, das Obertonverhalten und den unverkennbar fetten Charakter des Dumbles bekommt man jedoch erst, wenn man wirklich jedes Bauteil berücksichtigt.

Es musste einfach alles stimmen. Insofern behielt Dumble recht. Man kann nichts weglassen. All das bezieht sich allerdings nur auf den Dumble aus dem Jahr 1977, den ich hier habe. Ich habe keine Ahnung, wie ein Dumble aus den Jahren 1985 oder 1995 klingt. Da soll es ja bekanntlich größere Unterschiede geben.

REPLIKEN IM VERGLEICH

Die Two-Rock-Amps – insbesondere der Classic Reverb Signature oder der Bloomfield Drive – kamen zumindest im Clean-Sound dem Original recht nahe. Hier war aber das Problem, dass man – warum auch immer – permanent an den zahlreichen Switch-Optionen herumfingert oder die Klangregelung bemüht, um den perfekten Ton zu finden.

Der Two Rock Bloomfield Drive (Bild: Udo Pipper)

Diese Optionen helfen jedoch nicht, sondern verunsichern eher. Welche Stellung ist die richtige? Diese Frage stellt man sich ständig. Den Probanden, die hier über den Two Rock spielten, erging es nicht anders.

Anstatt einfach zu spielen, spielten sie an den Mini-Switches herum, ohne jedoch schnell zum Ergebnis zu kommen. Das mag dem einen oder anderen gefallen, kann auf die Dauer aber auch einfach nerven. Mein Replikat ist nun fertig und wirklich sehr, sehr gut geworden.

Ich hatte das Chassis und das Gehäuse günstig im Internet gekauft und die Trafos aus ausgeschlachteten Fender-Amps verwendet. Klingt es nun genau wie der Dumble? Nein, aber der Amp klingt besser als die meisten etablierten Replika-Produkte. Die können es sich gar nicht erlauben, monatelang nach Vintage-Bauteilen zu suchen, sondern müssen sich mit den heute erhältlichen Trafos und Bauteilen begnügen. Daher klingt mein Amp deutlich näher am Original.

Aber könnte ich das noch einmal machen? Da bleibe ich eine Antwort schuldig. Ich weiß es einfach nicht. Als Hobbyprojekt wäre das durchaus möglich. Die Bauzeit würde auch hier sicher wieder ein Jahr betragen. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz von Peter Weihe über die Unerreichbarkeit bestimmter Vintage-Gitarren und -Amps ein: „Na ja, sie bauen sie eben nicht mehr so wie früher.”

Das trifft auch auf alte Cadillacs, gotische Kathedralen oder die Pyramiden von Gizeh zu. Manche Dinge gehören einfach der Vergangenheit an. Und vielleicht auch Dumble-Amps. Mit solchen Feststellungen kann man sich aber auch leicht versöhnen. Man kann auch ohne Dumble wunderbar Musik machen. Vielleicht gibt es ja auch für den kleinen Geldbeutel Wege, an diesem Sound teilzuhaben.

BUDGET-LÖSUNGEN

Darüber habe ich mir Gedanken gemacht und bin dabei zuerst einmal den Konzepten des Meisters persönlich gefolgt. Dumble baute zu Lebzeiten nur etwa 300 Amps. Er sah sich nicht als Hersteller, sondern eher als Servicetechniker und Amp-Tuner.

Eine seiner Spezialitäten war das sogenannte Ultraphonix-Tuning. Dazu wurden in den USA auf dem Gebrauchtmarkt extrem preisgünstige Fender-Amps, wie zum Beispiel ein Bandmaster- oder Bassman-Topteil, nach seinen Vorstellungen modifiziert. In der Regel schlachtete er das Komponentenboard komplett aus und baute die Amps neu auf.

Fender Bassman 50 Ultraphonix-Replika (Bild: Udo Pipper)

Im Ergebnis entsprachen diese Verstärker dann dem Clean-Sound der frühen Silverface-Modelle und sind daher heute unter Sammlern und Liebhabern unheimlich gesucht. Vereinfacht gesagt verwendete er Sprague-6PS-Polyester-Kondensatoren, Kohleschicht-Widerstände, stabilisierte das Netzteil ein wenig und sorgte per Schaltung für prominentere Mitten und kompaktere Bässe. So lässt sich der Dumble-Ton in etwa beschreiben. Thomas Blug half mir, einen ziemlich heruntergekommenen Fender Bassman aus dem Jahr 1968 zu finden, den ich sofort für sehr wenig Geld erstehen konnte.

Er hatte keine Röhren mehr und ein völlig verbautes Innenleben, dafür aber exakt die gleichen Schumacher-Trafos wie das Original. Nach einer gründlichen Reinigung und einem Neuaufbau mit Sprague-6PS-Kondensatoren und Kohleschichtwiderständen unter Berücksichtigung der exakten Bauteilwerte kam ein verblüffend gut klingender Dumble-Style-Ultraphonix-Amp dabei heraus. Natürlich ohne Mittenregler. Auf der Rückseite habe ich jedoch einen Master-Regler angebracht.

Und weil das so gut gelungen ist, folgte sogleich ein 1973er Twin Reverb, den ich nach demselben Vorbild, jedoch mit Master-Regler, Mittenregler, Tremolo und Hall modifizierte. Wenn man so will, ist das ein Low-Budget-Steel-String-Singer. Ein Verstärker mit einem wirklich monströsen Clean-Sound. Der Amp hat gebraucht nur 900 Euro gekostet und der Umbau hat etwa drei Tage konzentrierte Arbeit in Anspruch genommen.

Ebenfalls auf Ultraphonix getunter 1973er Fender Twin Reverb (Bild: Udo Pipper)

OVERDRIVE-PEDALE

Mein Plan war, mittels der zahlreichen Dumble-Overdrive-Pedale irgendwie an den Sound des Originals heranzukommen. Diese Pedale benötigen nämlich einen gewissen Grundton, um ihre Stärken voll und ganz auszuspielen. Und der war nun gegeben. Jetzt wurde es spannend, denn ich bekam allerlei exotische Pedale, zum Beispiel den berüchtigten Ethos-Overdrive oder den Royal Overdrive von Van Weelden. Außerdem den Twimble von Mad Professor, das Fuchs Valve Job II und den Hermida Zendrive 2 mit Röhre.

Thomas Blug plant außerdem ein Dumble-Modul für seinen Amp X. Vielleicht konnte der ein oder andere ihn ja schon auf dem Guitar Summit antesten. Eine Übersicht gibt es in der nächsten Ausgabe.

Die Dumble-Ultraphonix-Schaltung am Beispiel eines Fender Bandmasters

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)

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