(Bild: Raph_PH CC 2.0)
Freddie „Ready” Washington – sein Groove, seine unglaublich ökonomische Technik, seine Ruhe und seine Präzision prägen einige der größten Hits der Musikgeschichte. Als Session-Bassist arbeitete er unter anderem mit Herbie Hancock, Patrice Rushen, Michael Jackson, Steely Dan und Lionel Richie. Wir analysieren heute seine Technik und sein Spiel, um wertvolle Impulse für unser eigenes Bassspiel zu gewinnen.
Bitte hör dir zuallererst den Song ‚Sweet Love’ von Anita Baker an, um ein Gefühl für sein Spiel und seinen Sound zu bekommen. Ein entscheidender Aspekt ist, von wem und wodurch Freddie Washingtons Bassspiel geprägt wurde. Welche musikalischen Einflüsse haben ihn geformt, und wie verlief sein musikalischer Weg?
Freddie Washington wuchs in Oakland auf, einer Stadt mit einer tief verwurzelten Musikszene. Die Straßen waren gefüllt von Funk-, Soul- und Jazz-Musik – Bands probten draußen die neuesten James-Brown-Songs. Die Nähe zu musikalischen Größen wie ‚Tower of Power’, ‚Santana’ und ‚Sly & the Family Stone’ hinterließ deutliche Spuren in seinem Spiel.
Besonders inspirierend war für ihn der Einfluss der Bassisten dieser Ära: Rocco Prestia, Jack Casady und vor allem Larry Graham, den er in der Highschool bei einem Schulkonzert erlebte, und der sogar auf Freddies Bass spielte: „Er gab ein kurzes Mittagskonzert für uns und spielte dabei sogar meinen Fender-Bass. Er war ein großer Einfluss in Oakland und hat meine Art, Bass zu spielen, maßgeblich geprägt.”
WENDEPUNKT
1976 schloss Freddie Washington die Highschool ab und war gleichzeitig in einer Top-40-Band in Oakland aktiv. Zur selben Zeit entschied sich Paul Jackson dazu, die Band ‚Head Hunters’ zu verlassen, wodurch eine vakante Position am Bass entstand. Zunächst sprang Jaco Pastorius ein, doch der war bereits stark in seine Arbeit mit Weather Report eingebunden. Eine darauffolgende Audition mit mehreren Kandidaten blieb ergebnislos, da keiner von ihnen Herbie Hancock wirklich überzeugte.
Schließlich kam Freddie Washington als möglicher neuer Bassist ins Gespräch und erhielt 1977 die Chance, sein Können in einer Audition zu präsentieren, wobei er Herbie Hancock mit seinem Spiel beeindruckte. Wir beschäftigen uns heute mit einigen charakteristischen Basslines von Freddie Washington und den dazu passenden Übungen.
GROOVE-ÜBUNG
Ich habe drei Schlagzeug-Backingtracks für dich vorbereitet, um Groove und Timing zu üben. Ich gebe dir in diesem Workshop ein Beispiel, wie du deine Basslinie gestalten könntest. Versuche jedoch auch, eigene Basslinien zu kreieren – spiele dabei stets zum Backingtrack. Versuche, wie Freddie Washington, eine Basslinie zu kreieren, die für sich alleine steht und durch einen Song durchführen könnte.
FORGET ME NOTS
Eine der bekanntesten Basslines, nicht nur unter BassistInnen, findet sich im Song ‚Forget Me Nots’ – gesungen von Patrice Rushen. Freddie Washington kam beim Üben auf diese besondere Basslinie. Er nahm ein Demo auf und präsentierte es der Songwriterin Terri McFadden. Zusammen mit Patrice Rushen arbeiteten sie weiter daran und vervollständigten den Song mit einem passenden Text.
Slap-Technik
Sieht man sich Freddies Slap-Technik genauer an, ist sie sehr ökonomisch. Keine übertriebenen Bewegungen, die Hand bleibt immer in der gleichen Position, keine unnötigen Bewegungen in den Pausen. Geslappt wird am Ende des Griffbretts! Bei Forget me nots liegt die größte Herausforderung in den schnellen Thumb-Schlägen, die auch noch saitenübergreifend sind. Ich zeige dir hier ein paar Vorübungen für den Song.
Übung 1: Versuche die leeren Saiten richtig gut zu treffen und einen guten Ton zu erzeugen! Wenn es dir am Anfang schwer fällt, schau ruhig auf das Griffbrett, aber versuche, mit der Zeit nicht mehr hinzuschauen, sondern genau zu spüren, wie es sich anfühlt, wenn du die Saite gut triffst.
Übung 2: Achte auf eine schöne Drehbewegung in der rechten Hand mit einer nicht zu großen Amplitude – schau dir dazu gerne ein paar Live-Auftritte von Freddie Washington zu genau diesem Song an. Achte auf eine wirklich saubere Ausführung, ansonsten wird es in dem Endtempo Schwierigkeiten geben. Starte also gerne mit 75 bpm.
Übung 3 bis 5: Starte wieder bei ca. 75 bpm und steigere das Tempo bis 170 bpm.
Übung 6: Stell dir vor, dein Daumen wäre ein Gummiball! Du landest mit deinem Daumen also nicht auf der nächsten Saite und ziehst durch, sondern begibst dich sofort wieder auf die Ausgangsposition zurück.
Übung 7: Achte auf eine gute Koordination zwischen der rechten und der linken Hand! Oft ist die Koordination das Problem hinter rhythmischer Ungenauigkeit. Versuche im ersten Takt einmal, nur die Downbeats und anschließend nur die Offbeats der Achtelkette zu betonen.
Übung 8: Freddie Washington macht es sich nicht immer leicht und spielt die Achtelketten wie in Übung 7 nicht gebunden, sondern schlägt jede Noten noch einmal an. Ich persönlich glaube nicht, dass bei der bekannten Phrase alle Noten angeschlagen sind, sondern dass er einmal ein Hammer-On einbaut.
Übung 9: Kleine Details wie diese erwecken seine Basslinien zum Leben. Hin und wieder wird ein ganz kleiner Slide eingebaut. Versuche, so zu spielen, dass der Slide nicht zu aufdringlich wirkt, sondern eher ein kleines Extra ist.
Übung 10: Ein kurzes Slap-Lick, das Freddie Washington in einer abgeänderten Form ganz am Ende des Songs spielt. Eignet sich sehr gut für kurze spektakuläre Einwürfe.
Übung 11: Die erste Slide-Übung war von einer hohen Note zu einer tieferen. Hier ist es genau umgekehrt. Slide mit deinem vierten (kleinen) Finger einfach einen Halbton nach oben und wieder zurück – ein Stilmittel, das Freddie Washington gerne bei Fills verwendet.
Übung 12: Der „schnelle Daumen” wird von Freddie Washington oft über mehrere Saiten eingesetzt. Hier gilt, ganz langsam anzufangen und mit dem Metronom das Tempo zu steigern. Versuche unbedingt, locker mit der rechten Hand zu bleiben und nicht zu verkrampfen.
Ich weiß, dass einige Übungen sehr einfach aussehen, aber es geht wirklich darum, dass du deine Technik genau beobachtest und gegebenenfalls anpasst.
Es zahlt sich am Ende immer aus, bei den Grundlagen genau zu sein!

AUFNAHME
Freddie Washington hat als erster aufgenommen – er hat nicht zu Akkorden oder einem Schlagzeug gespielt, sondern nur zu einem Click – alle anderen Instrumente und Vocals kamen danach! Versuche also auch, die Übungen nur mit einem Click zu spielen, nimm dich mit deinem Handy auf und höre, wie gut dein Groove ist. Und es gibt keine Gitarre in diesem Song! Die Basslinie ist schon so wild, dass auf eine Gitarre verzichtet wurde.
SOUND
Auf der originalen Aufnahme hat Freddie einen Original 73er Fender Precision mit Rotosound-Saiten gespielt. Es wurde nur das DI-Signal verwendet, welches direkt in eine API-Konsole ging. Bei einem Interview mit Vertex Effects hat er genau diesen Bass mit Bartolini Pickups gespielt – hör dir diesen Sound am besten an.
Viel Spaß mit den Vorübungen zu dem Song ‚Forget Me Nots’ und beim analysieren von Freddies Basslines!
FREDDIE WASHINGTON PLAYLIST
1.) Forget Me Nots – Patrice Rushen
2.) That’s What Friends Are For – Dionne Warwick
3.) Sweet Love – Anita Baker
4.) Same Ole Love – Anita Baker
5.) Two Hearts – Phil Collins
6.) All This Love – DeBarge
7.) Just Around the Corner – Herbie Hancock
8.) Games – George Duke
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)
Lowdown – Boz Scaggs / Dukes of September
https://www.youtube.com/watch?v=zIgq9WatLWM
Legendäre Nummer, mit legendärem Bass Intro
und wie immer Freddy / the Ready.
Auch Boz Scaggs ist eine Klasse für sich!