Aus Erfahrung gut

Im Interview: Jerry Douglas & Ron Block (Alison Krauss & Union Station)

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(Bild: Crystal K. Martel)

RON BLOCK

Ron Block ist seit 1991 bei Union Station. Wie Jerry preist auch er das Zusammenspiel innerhalb der Band. Da sein Vater ein Musikgeschäft besaß, bekam er bereits in jungen Jahren hochwertige Gitarren quasi auf dem Tablett serviert. Davon zehrt er bis heute.

Ron, viele Leute loben Union Station für ihre künstlerische Interaktion. Was ist das Besondere an dieser Chemie?

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Das ist nicht ganz einfach zu erklären, aber es gibt bestimmte Elemente dafür. Eines davon ist, dass jeder die anderen sehr respektiert. Wir alle machen Projekte, die nichts mit Union Station zu tun haben und sich musikalisch stark unterscheiden. Wenn wir jedoch bei Union Station zusammenkommen, gibt es einen einzigen Fokus. Im Mittelpunkt stehen die Songs. Ich denke, das Wichtigste bei uns ist, dass jeder sein Ego der Band unterordnet.

Wenn ich Alisons Stimme begleite, möchte ich, dass mein Spiel unter ihr liegt und sie unterstützt. Ich will nicht, dass die Leute sagen: „Wow, hör dir dieses Gitarren-Lick an!” Und ich denke, jeder in der Band vertritt diesen Standpunkt. Jerry etwa spielt in Projekten, bei denen er sich komplett gehen lassen kann. Das ist sehr beeindruckend. Wenn er jedoch bei Union Station im Einsatz ist, dann nimmt er sich zurück. Auch wenn er bei uns vielleicht manchmal ein bisschen mehr spielen möchte, überwiegt doch immer sein Sinn für Geschmack und für das, was bei dieser Band wichtig und prägnant ist.

Es geht also darum, sich gegenseitig zuzuhören. Hast du Tipps, wie man diesen so wichtigen Part üben und lernen kann?

Ich denke, das lernt man, wenn man sich Musiker anhört, die genau das tun. Ich habe in meinem Leben so viele verschiedene Musikrichtungen gehört, vor allem den alten Bluegrass, das frühe Bill-Monroe-Zeug mit Earl Scruggs, Lester Flatt und dann Flatt & Scruggs, Reno & Smiley, die Stanley Brothers, und dann den ganzen Weg bis hin zu Larry Sparks, Clarence White, J.D. Crowe & the New South oder The Country Gentlemen. Ich habe diese Musik geliebt.

Und dann gibt es natürlich Größen wie Ray Charles oder B.B. King, bis zurück zu Robert Johnson oder Jimmy Rogers in den 1920er- und 1930er-Jahren. Auf der anderen Seite stehen Musiker wie Joni Mitchell und James Taylor. Es gibt also eine riesige Bandbreite an Musik, die ich geliebt und gehört habe, und viele davon basiert auf Songs, nicht unbedingt auf heißen Soli. Ich bin also in mancher Hinsicht etwas anders als ein traditioneller Bluegrass-Flatpicker oder Banjospieler, da ich mich als Instrumentalist sehr viel Song-orientierter ausrichte.

Lass uns über Gitarren sprechen. Ich habe gelesen, dass du mit einer Martin D-18 angefangen hast.

Das stimmt nicht ganz. Meine erste Gitarre war, wenn ich mich richtig erinnere, eine Alvarez. Aber die Martin kam schon bald darauf. Als ich ungefähr 18 war – mein Vater besaß einen Musikladen namens „Hogan’s House of Music”, bei dem ich arbeitete – kauften wir eine runtergespielte 1969er D-18 in einem alten Koffer von jemandem für 300 Dollar. Ich wollte sie haben und habe meinem Vater die 300 Dollar dafür gegeben.

Das war die Gitarre, die ich von etwa 1982 bis etwa 1993 gespielt habe – also auch, als ich 1991 zu Alison kam. Es ist die Gitarre, die auf ‚Every Time You Say Goodbye’ (1992) zu hören ist. Später kamen weitere Hochkaräter dazu. Wann immer etwas Passendes im Laden verkauft wurde, sagte mein Vater es mir. Irgendwann bekam ich dadurch eine 1952er D-18.

Was meine Welt aber richtig veränderte, geschah im Jahr 2002 oder 2003: Ein Freund von mir namens Rickey Wasson, der früher bei J.D. Crowe & The New South spielte, rief mich an und sagte: „Ich habe die Gitarre mit dem Ton, den du für Alison suchst.” Es war eine 1938er D-28 Herringbone. Als er sie zu mir nach Hause brachte, habe ich sie mit all meinen Gitarren verglichen. Ich spielte erst diese Gitarre, dann spielte ich eine von meinen. Es war wie: „dreidimensional”, „zweidimensional”, „dreidimensional”, „zweidimensional”…

Diese Gitarre klingt fast wie ein Klavier, ihr Sound ist so voluminös – perfekt für meinen Job bei Union Station. Sie war immer noch so günstig, dass ich sie mir leisten konnte, also kaufte ich sie. Das war jahrelang meine Hauptgitarre für Aufnahmen. Und dann bekam ich eine 1938er D-18, wahrscheinlich um 2006, von einem Typen, der zu einer Show kam und einen Haufen seiner Gitarren verkaufte.

Nimmst du deine alten Instrumente mit auf Tour?

Manchmal nehme ich meine D-18 mit, meist zusammen mit meinem 1926 Gibson-Granada-Banjo. Wenn ich die beiden dabei habe, sind das meine beiden Hauptinstrumente. Ich packe sie selbst ein und nehme sie mit in den Bus. Generell habe ich rund vier Gitarren und zwei Banjos mit auf Tour. Der Gitarrentechniker kümmert sich um die restlichen Instrumente und all das Kleinzeug, aber diese beiden Instrumente bleiben ständig an meiner Seite.

Hast du schon das Setup für die kommende Tour festgelegt?

Noch nicht ganz, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die D-18 meine Hauptgitarre für die Standard-Stimmung sein wird. Dann habe ich eine Gitarre, die von Rick Hayes gebaut wurde. Das wird die Gitarre für das Tuning von ‚Forget About It’ und ‚Restless’ sein. Dann habe ich noch die originale 1969er D-18, die ich von meinem Vater gekauft habe. Sie ist tiefer gestimmt. Für einen Song benötige ich ein solch spezielles Tuning. Und dann, denke ich, brauche ich vielleicht noch eine für Drop-D.

Welche Tonabnehmersysteme hast du in diesen Gitarren?

Es variiert. Die Hayes hat ein L.R. Baggs Anthem. Bei der D-18 ist es etwas komplexer. Dort wurde nie ein Tonabnehmer installiert. Bei ihr verwende ich einen K&K Pure Mini. Dabei werden drei Kontaktpunkte an den Steg geklebt. Am anderen Ende sitzt eine Klinkenbuchse. Diese verbinde ich dann mit einem Sender, den ich mit Klett am Halsfuß befestige. Der Sender überträgt das Signal an ein Shure-Pedal, das bei der letzten Tour in einen Tone Dexter (Akustik-Preamp aus dem Hause Audio Sprockets) und dann in einen Grace-Design-Felix-Vorverstärker und schließlich ins Pult führte. Bei den Akustikgitarren benutze ich keine Effekte. Und ich glaube, Alison würde das auch nicht wollen.

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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