Neulich sprach mich ein Gitarrist in einem Club an: „Wenn man soviel rumnerdet wie du, was kickt dich denn da noch richtig?” Gute Frage, aber relativ einfach zu beantworten: Mich interessieren vor allem Sachen, die polarisieren.
Natürlich ist Mainstream auch gut, aber nicht unbedingt etwas, wonach ich suche. Mit der Einstellung musste ich eines Tages bei DanDrive-Pedalen landen, die ich euch mit dieser Kolumne zum ersten Mal in einem deutschen Fachmagazin vorstellen möchte.
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Das war gar nicht so einfach, denn der Mastermind von DanDrive, ein gewisser Daniel Querner, musste erst ein sehr guter Freund von mir werden, damit ich ihn davon überzeugen konnte, dass das in Deutschlands bestem Gitarrenmagazin stattfinden muss! Weil solche fantastischen Pedale „Made In Germany” einfach der Gemeinde vorgestellt werden müssen.
DER GEAR-SOMMELIER!
Daniels Pedale wie die BonkMachine, der Austin Pride oder der VoCooder finden sich längst auf den Pedalboards von Top-Playern in den USA und Kanada wie Doyle Bramhall II, J.D. Simo, Ariel Posen oder Joey Landreth.
Daniel „Dan” Steinhardt und Mick Taylor von „That Pedal Show” haben schon oft in ihrer Sendung DanDrive-Pedale abgefeiert und euphorisch durchgenudelt. Die englischen Kollegen vom „Guitar”-Magazin haben Daniels Klassiker, das Tweedy 5B3, bereits auf Hertz und Nieren getestet – da will man bei Gitarre & Bass nicht länger warten und lässt endlich den Gear-Sommelier aus Hamm von der Verbal-Leine.
Angefangen habe ich mit dem DanDrive Tweedy 5B3, der den eher fein moussierenden Drive der frühen Tweed-Ära repräsentiert. Was mir von meinem ’54 Tweed Super Amp noch in bester Erinnerung war.
Weiter gings auf meinem Board mit der eher grobkörnigen „Keith-Laster” Verperlung des Tweedy 5E8A. Später kam noch der VoCooder dazu, das Pedal für den leicht fuzzigen, süffig knarzenden Slide-Sound des Ry Cooder Albums ‚Get Rhythm’.
Alle meine Pedale von Daniel haben eins gemeinsam: Sie klingen groß, sehr lebendig und extrem dynamisch. Sie reagieren auf das Volume-Poti so sensibel wie die alten Fuzz oder Treblebooster und lassen sich vom furiosen Brat-Inferno auf knackig clean runterregeln.
Wenn ich hochwertige Industrie OD-Pedale mit SMD-Platinen mit DanDrive-Pedalen vergleiche, dann klingen die Platinenteile in meinen Ohren immer etwas künstlicher, „lebloser”… das mag für einen anderen Player aber nichts Schlechtes sein.
Der Autor mit Dan Drive Tweedy 5B3 & VoCooder (Bild: Till Hohenender)
THE GOAT!
Am legendären Sound des Echoplex-Preamps haben sich schon unzählige Hersteller erfolgreich abgearbeitet. Xotic z.B. mit dem populären EP Booster, der für viele Gitarristen zu einer Art Referenzpedal in Sachen Echoplex-Preamp geworden ist.
Boardhirsch Xotic EP Booster (Bild: Till Hohenender)
Aber wem es zu voll ist, wo alle zufrieden stehen – der kann jetzt bei DanDrive The GOAT ordern: „The Greatest Of All Time”, schon der Name soll darauf hinweisen, dass die Echoplex-Preamp-Schaltung von vielen Guitar Heroes als beste von allen angesehen wird. Oder das Daniel Querner sehr überzeugt von seiner Variante ist. Er würde ersteres sagen, mir würde als Muhammad-Ali-Bewunderer das zweite besser gefallen.
Auf meinem Board ist zurzeit ein Durham SexDrive dafür zuständig, mein Signal leicht zu boosten. Mal schauen, wie der GOAT das macht. Den Regler auf 12 Uhr, mein Pro-Amp ist absolut clean. Und, wie klingt’s? Nach Echoplex-Preamp: Ein solider Bass-Cut, leichte Kompression, die Mitten werden betont und die Höhen klingen mild. Geboostet wird da noch kaum, erst ab zwei Uhr wird es lauter.
Ja, okay, aber geil ist irgendwie anders. Irgendwie hatte ich mehr Wow-Effekt erwartet. Ich mache den GOAT wieder aus. Ratlos drehe ich Volume auf vier Uhr … jawollski, jetzt kommt Geschmack und Loudness am Vogel! Etwas freier klingt das Pedal, ein paar Höhen kommen dazu … das klingt sweet und schiebt herrlich an, vor allem mit dem Jan Ray davor!
Also den GOAT voll aufdrehen: Jetzt erwacht der Drache richtig fauchend. So macht’s Bock. Auch mit dem Tweedy oder dem SexDrive versteht sich der GOAT prächtig. Das SexDrive klingt a bisserl nach Blackface, klingelnde Höhen und stramme Bässe – da fläzt sich der GOAT schön in die Mittenkuhle und macht’s schön rund.
Aber am besten klingt es so: Die 30 Watt meines ’62 Fender Tremolux zwei Drittel aufgedreht, auf den cranked GOAT treten und ab dafür. Mein lieber Krokoschinski, ist das geil! Jetzt verstehe ich Jimmy Page oder Van Halen. Wenn der Amp schon dampft, dann ist ein aufgedrehter Echoplex-Style-Preamp wie der GOAT ein famoses Werkzeug. Old school rules!
Daniel Querner von DanDrive meinte dazu nur lakonisch: „Meine Pedale sind oldschool! Sie klingen am besten, wenn ihr Level-Regler ordentlich aufgedreht wird!”
Testgeräte Stiftung Till-Test (Bild: Till Hohenender)
THE GOAT VS. EP-BOOSTER
Und wie macht sich der GOAT im Vergleich zum Boardhirsch, dem legendären Xotic EP Booster? Mein Buddy Tom kam zum Vergleich mit seinem EP Booster vorbei. Der EP Booster in Werkseinstellung klaut nicht soviel Bässe wie der GOAT und klingt erst mal etwas offener, nicht so warm und mittig. Er ist auf den ersten Höreindruck einfach gefälliger.
Buddy Tom mit GOAT und EP Booster (Bild: Till Hohenender)
Doch dreht man den GOAT auf und nimmt z.B. einen anderen Amp, dann ändert sich das Spiel schnell. Favorisierten wir mit dem Tweed Amp leicht den Xotic, feierten wir nur wenig später das DanDrive mit meinem ’62 Tremolux ab. Mir gefällt der EP Booster nur mit wenig Boost-Volumen, sonst wird mir alles zu undefiniert. Der GOAT ist genau andersrum: Seine Musikalität entfaltet er erst, wenn satt aufgedreht wird. Darunter ist er für mich zu leblos.
Mein Fazit: Wer einen nicht färbenden, transparenten Clean-Boost sucht: Finger weg vom GOAT! Der Xotic EP Booster ist mit seinen 4 internen, EQ-Switches und der + 20dB Option für die meisten wohl wesentlich flexibler. Ich bin #teamgoat – der crunchy Tremolux plus cranked GOAT, das war echt Killer! DanDrive-Pedale sind speziell. Sie spielen ihre Dynamik und Lebendigkeit erst aus, wenn sie gepusht werden. Am Ende muss jeder selber rausfinden was er hören will und was ihm das wert ist!
DAS INTERVIEW
Warum und wie hast du angefangen, Pedale zu bauen?
Lautstärke war der Grund! Es wurde einfach viel zu laut, als ich Eric Claptons cranked Tweed-Twin-Sound nachahmen wollte und meinen Amp voll aufgedreht habe. Ich habe aber bei meinem Gitarrenlehrer Paddy Boy Zimmermann immer diese kleinen Treter gesehen, die diese Drive-Sounds viel leiser darstellen konnten. Effektpedale wie z.B. den Boss Blues Driver. Genau den hat Paddy mir ausgeliehen.
Um es kurz zu machen: Ja, diese Geräte funktionieren gut, haben aber frequenztechnisch einfach nicht das wiedergegeben, was ich bei einem aufgerissenen Röhrenamp gehört habe. Ich habe mich dann intensiv mit Schaltungs- und Halbleiterelektronik auseinandergesetzt und angefangen, die Signalwege in guten Industrie-Pedalen wie dem Boss Blues Driver so zu verändern, dass mein Ohr zufrieden war. Und so fing alles an!
Was ist deine Philosophie? Was muss ein Pedal deiner Meinung nach haben, damit es für Dich gut klingt?
In erster Linie benötigt ein Pedal einen Erbauer mit einem sensiblen Hörnerv (lacht). Um von der neurologischen Seite mal zum technischen Part zu wechseln: Aus meiner Sicht sind physisch große Bauteile, breite Signalbahnen und die richtigen Kabel ein absolutes „must have”, um gute Hörergebnisse zu entwickeln. Ohne diese drei Komponenten, wird es für mich soundmäßig schnell zu anämisch, der Sound zu künstlich und leblos.
Wie hast du es geschafft, dass Player wie Doyle Bramhall II., Ariel Posen, Joey Landreth oder J.D. Simo deine Pedale spielen?
Wichtig ist mir in diesem Business: Ich möchte den Leuten nicht auf den Sack gehen! Don’t push ’em! Sind wir mal ehrlich, wer mag das schon? Was die „Fuzzaholics” angeht: Ich verfolge seit Ewigkeiten schon die Musik der Bros. Landreth. Deswegen kannte ich natürlich auch im ihren sensationellen Co-Gitarristen Ariel Posen, der von meinen Fuzz-Pedalen gehört hatte und mich irgendwann einfach angeschrieben hat.
Joey Landreth und seine Signature BonkMachine (Bild: Till Hohenender)
Wir haben uns dann auf einem Festival in Dänemark getroffen. Bei der Gelegenheit lernte ich auch gleich Joey Landreth kennen und bin mit beiden seitdem sogar privat gut befreundet. Mit Joey haben wir dann 2024 ein Signature-Pedal entwickelt, die BonkMachine, meine auf Joeys Bedürfnisse getweakte Version des legendären ZonkMachine-Fuzz.
Wenn Virtuosen wie Joey, Ariel, Doyle oder J.D. meine Pedale spielen, generiert das natürlich ein wahnsinniges Interesse – das ist die beste Werbung, die es für uns gibt. Das macht eine kleine Firma wie DanDrive authentisch, weil jeder weiß, dass wir kein Geld für Werbung ausgeben können.
Warum hast du keine Website, warum erreicht man Dich nur über Instagram, warum inszenierst du dich nicht wie andere Hersteller?
Wir hatten mal eine Internetseite. Irgendwann war aber der Zulauf so groß, dass ich die Seite gelöscht habe, weil es einfach zu viel Arbeit wurde. Ich habe DanDrive am Anfang nur nebenberuflich gemacht. Als ich Instagram kennengelernt habe, war ich von der einfachen Art der App begeistert und habe mir gedacht, dass es so viel einfacher funktioniert: Ich poste ein Foto vom Pedal wenn es fertig ist und der Interessent schreibt mich an. Bestellen, zahlen, verschicken, fertig.
Schön ist auch, dass man bei Insta sehr oft das direkte Feedback und die Freude an unseren Produkten mitbekommt, in dem Käufer ihre Videos posten und uns wiederum verlinken – das gefällt uns, so müssen wir nicht unsere Produkte mit den üblichen Werbephrasen anpreisen! So haben wir es geschafft ein weltweites Händlernetz aufzubauen.
Aber ich denke mittlerweile, dass wir eine Infoseite über die gesamte Produktpalette der DanDrive Pedale launchen sollten, damit sich die Menschen besser informieren können, bevor sie uns anschreiben. Das wird wohl bald kommen, Geduld bitte. Bis dahin erreicht man mich unter info@dandrivepedal.com . Über diese Adresse kann jeder Kunde oder Interessent mein Portfolio mit Info und Preisen anfordern.
In Deutschland wird hochpreisiges Gear kleiner Hersteller oft als „teure Unverschämtheit” dargestellt – mit Sprüchen wie „das sind doch billige Bauteile, das bisschen Löten ist doch kein Hexenwerk, alles Abzocke!” Ärgert Dich so eine kurzsichtige, unsachgemäße Negativdarstellung?
Jeder darf eine Meinung haben, Punkt! Ob mich das stört, wenn jemand sagt, unsere Produkte seien zu teuer? Nein. Unsere Produkte benötigen viel mehr Zeit, und Zeit erzeugt Kosten: Wir machen alles selbst per Hand und verbauen hochwertige, von Hand ausgesuchte, physisch große Bauteile.
Unsere Platinen werden mit demselben Stoff überzogen wie das Muster, welches man sich ausgesucht hat, um sein Pedal zu verschönern. Allein der Lackiervorgang benötigt Tage, da die Versiegelung in mehreren Schichten langsam trocknend aufgetragen werden muss.
Die Liebe zum Detail verschlingt einfach sehr viel Zeit und das spiegelt sich eben im Preis wider. Unsere Kunden und Händler auf der ganzen Welt wissen und schätzen das, und somit wird die manchmal negative Darstellung durch ein breites, positives Feedback einfach völlig getilgt. Aktuell haben wir sechs Monate Wartezeit ab Bestellung, ich habe also überhaupt keine Zeit, mich über negatives Gerede zu ärgern. Ich kümmere mich lieber um die Zufriedenheit unserer Kunden.
Viele Spitzenköche lieben einfaches, simples Essen – wie steht es mit dir? Bist du überhaupt ein Pedalist?
Ja, die Spitzenköche haben recht! Das Einfache mit hochwertigen Zutaten kann der beste Genuss sein! Ich persönlich liebe den guten, alten Tube Screamer mit seinem mittigen Charakter und gutem Sustain … direkt mit einer Strat in den Amp und fertig! Wenn es etwas rauer sein soll, kann man auch gerne unsere BonkMachine nehmen und erlebt die gleiche Freude, nur etwas rauer und kantiger.
Du hast mit dem The GOAT deine Version des berühmten Echoplex-Preamps realisiert. Der VoCooder war ein zufälliges Abfallprodukt deines Klassikers, dem Tweedy-5B3-Pedal. Was sind deine Pläne für die Zukunft? Hast du eine Strategie?
Meine Strategie ist, keine Strategie haben. Der VoCooder ist dem Zufall geschuldet. Als ich einen Tweedy 5B3 bearbeitet habe, war auf einmal dieses fette, tweedige Ry-Cooder-Geräusch da! Ich habe sofort Joey Landreth einen Prototyp geschickt, da er Ry Cooder quasi verehrt und „studiert” hat. Joey hat den Proto-VoCooder live ausgecheckt, so kam der amtliche Stempel drauf und mehr bedurfte es nicht. Doch – den Namen „VoCooder” hast du ja dann ins Spiel gebracht, lieber Till!
Ansonsten gilt: Wann immer mir eine Idee kommt, schreibe ich sie auf und lasse sie wachsen. Am meisten liebe ich Custom-Anfragen von Freunden und Kunden. Das ist inspirierend und lässt dich anders kreativ werden, auch wenn es manchmal sehr lange bis zur Umsetzung dauert.
Der GOAT ist ein tolles Beispiel dafür. Den Prototyp hast du ja vor ein paar Jahren auch gespielt und mochtest ihn, aber irgendwann haben wir erst andere Projekte umgesetzt und sind erst Anfang diesen Jahres wieder auf den GOAT zurückgekommen. Gut Ding will eben Weile haben. Bei uns dauert alles länger, denn wir sind eine kleine, aber feine Firma.
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)
Kommentare zu diesem Artikel
Thomas Schneider
Hi, das liest sich alles sehr interessant und sympathisch. Ich bin natürlich neugierig geworden auf das, was man da hören kann. Lieber Till, mach doch mal ein Video dazu. Oder ein paar Beispiele auf Soundcloud. Als Fan, als den du dich ja geoutet hast erwarte ich auch keine “objektive” Distanz. Ich bin gespannt.
Liebe Grüße Tom
Hallo, das erscheint mir alles zu nebulös, keine Antwort darauf, in welche Richtung der Sound des The Goat Pedals geht. Ist es ein leichter Overdrive,
hat es eine Fuzz Note, klingt es nach einem übersteuerten amp.
Nun, Fehlanzeige!
Seltsam, dass es nicht ein einziges Video über das Pedal gibt, völlig unverständlich!
Dass Till, den Dan mag und ihn unterstützen möchte, ist ja per se in Ordnung, nicht aber, dass es über das Pedal nichts griffiges gibt, außer, dass es in Handarbeit mit viel Mühe, auch bei der Gestaltung des out fits gestaltet wird.
Da ist für mich einfach zu wenig Kaufanreiz.
Also Jungs, hat mal rein und macht endlich mal ein oder zwei aussagekräftige Audio Aufnahmen, Videos oder what ever, damit ich endlich weiß, worum es hier wirklich geht,
viele Grüße,
Gerd
Hi, das liest sich alles sehr interessant und sympathisch. Ich bin natürlich neugierig geworden auf das, was man da hören kann. Lieber Till, mach doch mal ein Video dazu. Oder ein paar Beispiele auf Soundcloud. Als Fan, als den du dich ja geoutet hast erwarte ich auch keine “objektive” Distanz. Ich bin gespannt.
Liebe Grüße Tom
Hallo, das erscheint mir alles zu nebulös, keine Antwort darauf, in welche Richtung der Sound des The Goat Pedals geht. Ist es ein leichter Overdrive,
hat es eine Fuzz Note, klingt es nach einem übersteuerten amp.
Nun, Fehlanzeige!
Seltsam, dass es nicht ein einziges Video über das Pedal gibt, völlig unverständlich!
Dass Till, den Dan mag und ihn unterstützen möchte, ist ja per se in Ordnung, nicht aber, dass es über das Pedal nichts griffiges gibt, außer, dass es in Handarbeit mit viel Mühe, auch bei der Gestaltung des out fits gestaltet wird.
Da ist für mich einfach zu wenig Kaufanreiz.
Also Jungs, hat mal rein und macht endlich mal ein oder zwei aussagekräftige Audio Aufnahmen, Videos oder what ever, damit ich endlich weiß, worum es hier wirklich geht,
viele Grüße,
Gerd