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Test: Verso Cosmo

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Verse Cosmo(Bild: Dieter Stork)

Da soll noch jemand sagen, Gitarrist:innen bzw. Gitarrenbauer:innen seien konservativ und alles andere als innovativ! Das ultimative Gegenteil beweist Robin Stummvoll mit seinem E-Gitarrenmodell Cosmo. Der studierte Industriedesigner fertigt in seiner Kasseler Werkstatt Gitarren, die nicht nur auf Musikmessen und Bühnen gehören, sondern auch auf Kunst- und Design-Events sowie in Museen und Galerien eine gute Figur machen würden.

Das schnörkellose Design der Cosmo sowie deren völlig neuartiges Konzept und schlichte Konstruktion dürften nicht nur echte Vintage-Aficionados in Schockstarre versetzen. Selbst ich durfte während meiner mittlerweile fast vier Dekaden als Testautor für Fachmagazine noch keine Gitarre mit einem derart revolutionären Design und Konzept unter die Lupe nehmen. Verso Musical Instruments, so der Firmenname Robin Stummvolls, offeriert die Cosmo in sieben RAL-Pulverbeschichtungen in Industriequalität, dazu etliche Optionen an (ausschließlich heimischen!) Hölzern, Halsprofilen, Griffbrettradien, hauseigenen Pickups, Mono- oder Stereo-Outputs usw.

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IDEE & REALISIERUNG

Nach dem Motto „weniger ist mehr“ verzichtet Robin Stummvoll bewusst auf Potis und justierbare Hardware, da die Cosmo in Abstimmung mit der Kundschaft optimal abgerichtet und eingestellt ausgeliefert wird. Nachjustieren lässt sich lediglich die Halskrümmung und die Oktavposition des wie bei Archtop-Gitarren lediglich vom Saitendruck gehaltenen (floating) Stegfußes, der hier aus demselben Eschestamm gefertigt wurde wie Hals, Griffbrett und Kopfplattenfurnier.

Obgleich Robin Stummvoll den aus 1 mm Stahlblech im Radius von 60 mm gebogenen Korpus als Solidbody bezeichnet, sind Assoziationen zu einem offenen Bucheinband nicht strafbar. Der Body besteht aus einem einzigen Stück laser-geschnittenen Blechs, dessen um 90° gekippten Kanten an der Unterseite nicht nur für Steifigkeit sorgen, sondern auch komfortable Beinauflagen bilden.

Die innen wie außen aufgebrachte medium-gloss Pulverbeschichtung besitzt Industriequalität, ist widerstandsfähiger gegen Stöße als herkömmlicher Lack und dämpft aufgrund ihrer Dicke die Resonanz des Blechs, was durchaus beabsichtigt ist, um Rückkopplungen zu minimieren. Die Beschichtung fühlt sich keineswegs kalt an und verrundet die Blechkanten auf angenehme Weise. Auf der Rückseite wurden Firmenlogo, Modellname und die In- und Outputs markierenden Pfeile per Laser ausgeschnitten. Hier findet man auch die beiden großen Gurtknöpfe aus mattiertem Edelstahl, die mit konternden Rändelscheiben verschraubt wurden.

Der unter der Decke verlaufende, durchgehende Hals, dessen Form an einen halbierten Baseballschläger erinnert, zeigt, wie auch das Griffbrett, stehende Jahresringe. Die gleichermaße einfache wie geniale Marriage mit dem Korpus besteht aus einer präzisen Passfeder-Steckverbindung zwischen Hals und aufgeleimtem Griffbrett, die das eingeschobene Deckenblech sicher fixiert. Hinter dem nach oben gebogenen Saitenhalter stellt eine M5-Edelstahlschraube mit flachem Rändelkopf die einzige aber zuverlässige Schraubverbindung dar. Für zusätzliche Stabilität sorgt der je nach Saitenstärke variierende Zug von etwa 70 kg.

In dem Durchbruch vor der Saitenhalterung ruht der hölzerne Stegfuß unmittelbar auf der Halsfläche, wo er durch den Saitendruck arretiert wird. Zwei versetzt und damit kompensiert angeordnete Stegeinlagen aus 2 mm dickem Messing gehen bis zum Hals durch und fördern auf diese Weise die Schwingungsübertragung. Die offene Anschlussfläche wirft natürlich Fragen nach der Abschirmung auf. Diese übernimmt der Blechkorpus selbst, zumindest wo vorhanden.

Verse Cosmo
In direkter Nachbarschaft: Halsschraube, Saitenhalter und Steg. (Bild: Dieter Stork)

Das Eschegriffbrett, bei unserer Cosmo mit einem Compound-Radius von 7,5″-14″ versehen, trägt 22 vorbildlich bearbeitete Sintoms Medium Jumbo Neusilberbünde, denen der hohe Nickelgehalt von 18% besondere Härte verleiht. Einzige Orientierungshilfe sind schwarze Sidedots. Ein minimal nach rechts verrutschter aber perfekt abgerichteter Knochensattel führt die Saiten mit zunehmenden Knickwinkeln den bewährten M6-Mini-Mechaniken von Schaller zu.

Um den Ansatz des etwa 4 cm oberhalb des Sattels endenden Griffbretts zu kaschieren, hat Robin Stummvoll ein 1,5 mm dickes Eschefurnier aufgeleimt. Die einseitig kopfüber montierten Tuner sind linksdrehend und müssen somit zum Erhöhen der Saitenstimmung gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden – aus ergonomischer Sicht gewöhnungsbedürftig. Würde man jedoch die Saiten entgegengesetzt auf die Beinwellen wickeln, vergrößerten sich nicht nur die Knickwinkel, sondern die Saiten würden sich gegenseitig behindern. Die Kopfplattenneigung von 8° erhöht den Saitendruck auf den Sattel. Über den offenen Zugang lässt sich der 2-Weg-Stahlstab mit einem Inbusschlüssel einstellen.

PICKUPS MAL ANDERS

Ein Highlight der Verso Cosmo sind ohne Frage deren Pickups. Auch hier verdienen Konzept, Design und Ausführung höchste Anerkennung. Ebenso die schicken, flachen Blechdosen mit aufklappbarem Deckel, in denen jeder Tonabnehmer inklusive Manual und Specs geliefert wird. Montagematerial benötigen die Verso-Pickups nicht, da die verwendeten Neodym-Magnete sie zuverlässig auf dem Korpus halten.

Zum Konzept zählt auch, dass die PUs beliebig positioniert werden können und sich auf diese Weise Klang und Lautstärke beeinflussen lassen. Die mit 43AWGDraht gewickelten Spulen sind mit Wachs durchtränkt und hausen mitsamt der Neodym-Magnete in CNC-gefrästen, rundum geschlossenen Holzgehäusen. An einer Gehäuseecke tritt seitlich ein etwa 35 cm langes transparentes high-end Koaxialkabel heraus, das nur 2,5 mm Durchmesser besitzt. Es stammt aus dem Hochfrequenzsortiment von Sommer Cable (RG316/U), besitzt versilberte Litze und Abschirmung und ist mit robustem, witterungsbeständigem Teflon ummantelt.

Verse Cosmo
Magnet-Mount-System und Steckverbindung erlauben schnellen PU-Wechsel (Bild: Dieter Stork)

Stummvoll hat sich für vergoldete SMB-Koaxialverbindungen entschieden, da sie stabiler als konventionelle Miniklinken sind und absolut geräuschlos ein- und ausgesteckt werden können. Als Zugentlastung dient jeweils ein aufgepresster „gecrimpter“ Ring über dem Abschirmgeflecht. Zusätzlichen Knickschutz bieten Schrumpfschläuche, deren unterschiedliche Farben die Ausgangsleistungen bzw. den Klang der Verso-Pickup-Modelle markieren:

Typ 1: Blau/Transparent/Low Output
Typ 2: Rot/Allround/mittlerer Output
Typ 3: Schwarz/Compressed/High Output

Die leingeölten 6 mm flachen Holzgehäuse besitzen unterschiedliche Größen, da die je nach Ausgangsleistung mit etwa 1500, 3000, 6000 oder 10000 Windungen gewickelten Spulen eine bestimmte Höhe nicht überschreiten dürfen. Haftet ein Pickup auf der Korpusdecke, wobei es klanglich keinen Unterschied macht, ob mit Vorder- oder Rückseite, wird dessen Kabel durch die Öffnung neben dem Steg zu den Anschlüssen geführt. Zwei Nuten im Stegfuß dienen zum Fixieren bzw. Führen von maximal zwei Kabeln. Folgende Pickups mit ABS-, Ahorn-, Esche- und Walnussgehäusen standen mir beim Test zur Verfügung:

Singlecoil SC1: Transparent Sound, blau markiert, 3,35 kOhm
Singlecoil SC2: Allround Sound, schwarz markiert, 5,24 kOhm
Singlecoil SC3: Compressed Sound, rot markiert, 9,96 kOhm
Humbucker HB1: Transparent Sound, blau markiert, 2,87 kOhm
Humbucker HB2: Allround Sound, schwarz markiert, 6,04 kOhm
Humbucker HB3: Compressed Sound, rot markiert, 10,59 kOhm

Jede Cosmo-Gitarre kommt mit zwei SMB-Buchsen für Tonabnehmer. Der vergoldete Klinkenausgang ist stereo verdrahtet, kann jedoch auch mit Monokonfiguration geordert werden. In beiden Stereokanälen simuliert je ein 1nF-Kondensator die Höhendämpfung einer Gitarrenschaltung mit voll aufgedrehten Tone- und Volume-Reglern.

Verse Cosmo
Blick in den Korpus mit Anschlüssen (Bild: Dieter Stork)

ANNÄHERUNG

Während die superleichte Cosmo ausgewogen und komfortabel auf dem Bein ruht, gibt sie sich am Gurt recht kopflastig. Immerhin kann das angeschlossene Gitarrenkabel dies ein wenig ausgleichen. Das fette C-Profil schmiegt sich wunderbar in meine Hand, und die mit Leinölfirnis behandelten Oberflächen schmeicheln mit seidig weicher, holziger Haptik. Robin Stummvoll bietet zwei Optionen für die Formgebung der polierten Bundenden an, und zwar verrundet und halbkugelförmig. Letztere fand bei unserer Protagonistin Verwendung und beschert der Griffbrettkante ein Hauch Buckelpisten-Feeling, welches sich vor allem bei schnellen Lagenwechseln bemerkbar macht.

Apropos: Beim Bespielen höherer Lagen entpuppt sich die Kante des hinteren Korpusblechs als Barriere, denn für meinen kleinen Finger ist im 17. Bund quasi das Ende der Fahnenstange erreicht. Um höhere Lagen erreichen zu können, müsste ich meine Hand verdrehen und meine Finger übermäßig strecken. Dagegen bildet die gebogene Oberkante des Korpus den Übergang zwischen Decke und Boden und gleichzeitig eine großzügige komfortable Armauflage.

Das Verschieben eines Magnet-Mount-Pickups lässt sich beinahe genauso schnell handhaben wie das Umschalten zweier Tonabnehmer per Toggle Switch, auch wenn hier die Klangveränderung fließend ist. Löst man einen der Cosmo-Pickups von der Decke und dreht ihn um 180° in der Anschlagshand (Oberseite nach unten), lassen sich interessante Tremolo- und Fade-Effekte erzielen. Dazu hält man ihn so zwischen Daumen und zwei Fingern, dass man noch Zeige- und/oder Mittelfinger zum Zupfen nutzen kann, und variiert nach dem Anschlagen den Anstand zu den Saiten. Allerdings ist dafür eine gewisse Übung erforderlich. Zudem sollte der Pickup dabei nicht die Saiten berühren.

Unverstärkt gibt sich die Cosmo drahtig, spritzig, perkussiv und obertonreich, zeigt beeindruckend stabiles Sustain und innerhalb ihres Spektrums gesunde Balance. Sie tönt keineswegs so blechern wie man von einer so speziellen Konstruktion und den verwendeten Materialien erwarten würde, sondern liefert sogar eine gewisse Grundwärme. Mit ihrer Schwingfreude, die vor allem am intensiv resonierenden Blechkorpus zu spüren ist, erzeugt sie eine höhere Lautstärke als eine Solidbody. Ihre direkte, akzentuierte Ansprache und spontane Tonentfaltung zeugen von bester Dynamik.

Der Magnet-Mount-SC1-Singlecoil mit dem Beinamen „Transparent“ kam zum Test in einem weißen ABS-Kunststoffgehäuse. Da dieses jedoch allzu leicht verkratzt, bietet Robin Stummvoll künftig ausschließlich Holzgehäuse an. Es fällt auf, dass der SC1 deutlich leiser als beispielsweise ein vintage Tele-Steg-Pickup daherkommt. Dies lässt ihn besonders klar und transparent tönen. Dabei verzichtet er auf allzu spitze Höhen, geizt aber keineswegs mit Obertönen. Auch in der Halsposition kehrt er eher die Tele raus, klingt gleichermaßen warm wie offen, insgesamt sehr ausgewogen und besitzt die beste Dynamik aller drei Verso SCs. Ein klasse Pickup für cleane bis dezente Crunchsounds.

Der Output des SC2 rangiert etwas über dem alter Strat- und Tele-Singlecoils. Mit 6000 Windungen besitzt er doppelt so viele wie der SC1. Sein offenes Klangbild kommt mit präsenteren Mitten, straffen Bässen, seidig brillanten Höhen, breitem Obertonspektrum und lebendigem Twang daher. Mit seiner Unterstützung betritt die Cosmo Strat-Terrain, was besonders in Mittel- und Halspositionen deutlich wird. In den Zwischenpositionen ist sogar leichtes Näseln zu erkennen, obgleich hier ja nur ein einzelner Pickup am Start ist. Auch im Zerrbetrieb zeigt der SC2 trotz leicht erhöhter Kompression exzellente Dynamik und hohe Transparenz und brummt weniger als übliche Singlecoils.

Mit seinen 9000 Windungen und dem größten Gehäuse schießt der SC3– Compressed output-mäßig den Vogel ab und überträgt damit natürlich auch perkussives Klopfen und Körperresonanzen am besten. Er klingt voluminös und kraftvoll, niemals dumpf sondern definiert in den Bässen und trotz seiner ausgeprägten Mitten und seidigen Höhen wunderbar ausgewogen. Der SC3 beherrscht nicht nur Disziplinen wie Crunch und High Gain vorzüglich und liefert trotz hoher Kompression sehr gute Dynamik, er hält auch am cleanen Amp geschmack- und charaktervolle Klänge bereit.

Zwei Spulen mit jeweils 1500 Windungen bilden den HB1-Transparent. Wir haben es hier also mit einem echten Underwound-Humbucker zu tun, dessen Ausgangsleistung weit unter der von PAF-Humbuckern liegt. Klanglich äußert sich dies in enormer Transparenz und ausgeprägten Höhen. Dennoch tönt der HB1 wärmer und runder als der SC1 und zeigt dennoch Singlecoil-Charakteristik, wenn auch mit dem Vorteil von Null Nebengeräuschen, vor allem bei Distortionsounds. Nicht output-mäßig aber klanglich höre ich Ähnlichkeiten zu klassischen Gibson/Epiphone Mini-Humbuckern.

Mit 3000 Windungen je Spule rangiert der Verso HB2-Allround leistungsmäßig etwas unterhalb von vintage-type PAF-Pickups. Im Gegensatz zu dem sehr breit, luftig und mit präziser Saitentrennung tönenden HB2 gibt sich ein PAF kompakter, druckvoller und in den Höhen weicher und dezenter. Dennoch ist dem HB2 eine gewisse Wärme nicht abzusprechen. In der Halsposition kommt er nicht ganz so wuchtig, kraftvoll und voluminös wie ein PAF, kann aber mit definierteren, strafferen Bässen und präsenteren Mitten punkten.

Robin Stummvoll hat dem HB2 den Prototyp eines Gehäuses mit einseitig leicht gewölbter Oberfläche spendiert, die neben dem Saitenklang mehr Körperresonanz vom Blech-Body überträgt und damit das Klangbild noch fülliger und wärmer erscheinen lässt. Ein weiter Vorteil: Während sich die flache Seite wegen der größeren Kontaktfläche recht schwer verschieben lässt, leistet die gewölbte Seite wesentlich weniger Widerstand. Der hinsichtlich seiner Gehäusemaße größte der Magnet-Mount-Humbucker besitzt je Spule 5000 Windungen, die erwartungsgemäß für mehr Output sorgen als ein vintage-style PAF.

Bei ausgewogenem Klangbild tönt der HB3-Compressed kraftvoll und fett, liefert ausgeprägte Mitten, samtweiche Höhen und ein breites, reichhaltiges Obertonspektrum. Seine Offenheit, Lebendigkeit und Transparenz spielt er auch in der Halsposition aus, wo von dröhnenden, dumpfen Bässen keine Rede sein kann. Wer nun glaubt, die Stärken des HB3 lägen primär im High-Gain-Bereich, wo er mit sensationellem Sustain und immer noch beachtlicher Dynamik und Durchschlagskraft glänzt, darf sich über nicht weniger beeindruckende Clean- und Crunch-Performances freuen. Allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass die natürliche Mikrofonie der Cosmo-Konstruktion bei High Gain anfällig für Rückkopplungen und verstärkte Körperschallgeräusche ist.

Stellvertretend für alle Verso-Magnet-Mount-Pickups schiebe ich den HB3-Humbucker unter den Saiten hervor auf verschiedene Deckenpositionen. Sobald die Saiten das Magnetfeld verlassen haben, entstehen indirekte Klänge, die wie aus dem Off und irgendwie entrückt erscheinen. Je nach Position verändern sich Klangfarbe, Bass- und Höhenwiedergabe, Obertöne und Lautstärke. Platziert man den HB3 beispielsweise an die untere Korpusrundung in Höhe der Klinkenbuchse, entwickeln sich Resonatorähnliche Klänge, wozu die Basssaiten sogar dezente Oktaven beisteuern.

Die Cosmo bietet also jede Menge Spielraum für Kreativität und Phantasie. Beim Simultaneinsatz zweier beliebiger Tonabnehmer betritt die Cosmo Stereo-Gefilde. Möglich ist das per Stereoinstrumentenkabel mit Y-Split oder einem Preamp bzw. Effektgerät mit Stereo-Ein- und -Ausgängen.

Positioniert man beide Pickups wie gewohnt unter den Saiten, können die Stereokanäle mit unterschiedlichen Effekten bearbeitet oder mit zwei verschiedenen Amps betrieben werden. Auch lassen sich die Saiten in 3/3-, 2/4- oder 1/5-Konstellationen aufteilen und auf die Stereokanäle routen. Oder ein Pickup überträgt Daumen-Perkussion, der andere Zupf- oder Anschlagsmuster. Oder, oder, oder … Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, und die Tremolo- und Fade-Effekte hatte ich ja bereits erwähnt.

Einige Eigenheiten möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen. Aufgrund der präzisen Saitentrennung der Pickups wird die Übertragung der E1- bzw. E6-Saiten unterbrochen, sobald der Pickup etwa 1 cm aus der Mitte heraus bewegt wird. Das Verschieben der Pickups auf dem Blechkorpus erzeugt naturgemäß Nebengeräusche, die mit steigendem Output und zunehmender Verzerrung vom Amp stärker übertragen werden.

Platziert man die Pickups in Stegnähe, bilden deren Anschlusskabel große Schlaufen, in denen man sich beim Ziehen des Klinkensteckers leicht verfangen kann. Zu guter letzt: Auf den meisten konventionellen Gitarrenständern lässt sich die Cosmo ungefährdet abstellen, allerdings empfiehlt es sich auf die mitunter herausragenden Pickup-Kabel zu achten.

Verse Cosmo(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Der Test einer derart unkonventionellen Gitarre, deren Konzept, Design, Konstruktion und Pickups sich jenseits vom Mainstream bewegen, darf meines Erachtens auch schon mal etwas umfangreicher werden. Erst Recht, wenn das Instrument dank der hervorragend klingenden Magnet-Mount-Pickups so viele Sound- und Experimentiermöglichkeiten bietet wie die Verso Cosmo.

Dass man Pickups auch in die Spielhand nehmen und damit Effekte erzeugen kann, ist für mich völlig neu. Obwohl, ganz so einfach ist die ungewohnte Handhabung nicht und bedarf ebenso einiger Übung wie das Wechseln bzw. Verschieben der Tonabnehmer während einer Performance. Also doch eher eine Studiogitarre für Avantgardist:innen? Das muss jede:r für sich selbst entscheiden. Zweifellos aber wird die tadellos verarbeitete Cosmo auf jeder Bühne ein Eyecatcher sein.

Robin Stummvoll legt höchsten Wert auf nachhaltige Fertigung, die Verwendung heimischer Hölzer und dass die Komponenten aus Deutschland, vorzugsweise sogar aus der Region stammen. Zum Lieferumfang zählt ein pflanzlich gegerbter Richter-Gurt. Neben der überwiegend positiv ausfallenden Beurteilung gibt es allerdings Abstriche für die eingeschränkte Erreichbarkeit der obersten fünf Bünde, die linksdrehenden Tuner und die konstruktionsbedingte Kopflastigkeit.

PLUS

● Konzept & Konstruktion
● Sounds & Klangeffekte
● variabel platzierbare Pickups
● heimische Hölzer
● Design & Optik
● Spielbarkeit (Hals bis Bund 17)
● Verarbeitung

MINUS

● Tuner linksdrehend
● Kopflastigkeit am Gurt

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wenn ich mir das Äußere dieser Gitarre so anschaue, fällt mir nur ein einziges Wort ein : potthäßlich ! Die extrem abgeknickten Saiten auf dem Weg vom Sattel zu den Tunern lassen in mir Zweifel ob der Stimmstabilität aufkommen, und wenn schon mal ab dem 17.Bund Schluß mit der bequemen Bespielbarkeit ist, frage ich mich, ob der Designer praktizierender Gitarrist ist ? Und für schnellen Soundwechsel zwischen 2 Titeln in der Bühnenhektik soll ich erst eine Umbauorgie starten ? Da höre ich schon Buh-Rufe aus dem Publikum. Die technischen Daten der einzelnen Pickups hören sich zwar gut an, ich würde mir diese aber mit einem Umschalter zur schnellen Anwahl und fest auf einem gutaussehenden Korpus montiert wünschen. Vielleicht liest der Designer ja meinen Beitrag hier und denkt nochmal drüber nach. Da Gitarristen, was ihr Instrument betrifft, meist etwas konservativ denken, glaube ich nicht, dass diesem hier unverständlicherweise hochgelobten Modell ein kommerzieller Erfolg beschieden ist. Ich würde keinesfalls für das Teil um die 2000 Euro ausgeben wollen, noch dazu in Anbetracht der meines Erachtens gravierenden Mängel, die in der Rezension, warum auch immer, eher verniedlicht wurden.

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    1. Hi Günther,
      Bin Bassist seit nunmehr 1982, kein Profi und eigentlich auch kein Gitarrist, habe aber auch schon unzählige Gigs erlebt und genossen. Ich kann also auch ein paar Erfahrungswerte in Bezug auf Equipments vorweisen.
      So, und nun zu Deinem Kommentar den ich teilweise verstehe, weil er Deine persönliche Meinung wiedergibt – das ist ja auch völlig in Ordnung – aber nicht nur teilen kann. Wenn Du nämlich das Resümee durchliest, dann kannst Du vielleicht auch besser(?) nachvollziehen, in wie fern man dieses Instrument als Gitarre aus Sicht eines sachbezogenen Berichterstatters brauchen könnte. Du kennst ja möglicherweise auch ich nicht die dahintersteckende Idee, zu welchem Zweck dieses Instrument gebaut wurde. Und selbstverständlich kann oder soll jeder Leser selber entscheiden, zu welchem Zweck er/sie selber dieses Instrument bei Kaufinteresse verwenden will. Dem einen kann es zB. als Showelement auf der Bühne dienen ohne wirklich ein technisch hochstehendes Solo-Gewitter losbrettern zu wollen und einem anderen kann es auch als extravagantes Designer Objekt im Wohnzimmer gefallen.
      Meines Erachtens wird hier somit nichts verniedlicht und auch nichts schön geschrieben. Eine kommerzielle Vermarktung ist nicht festzustellen und über einen Schönheitspreis steht auch nichts geschrieben. Es wird alles dem Auge des Betrachters und einer persönlichen Funktions-Einschätzung des Musikers(?) überlassen.
      Vielleicht gelingt auch Dir mal ein Produkterzeugnis und bist ja dann auch dankbar(?) wenn sich ein interessierter Berichterstatter finden lässt, der sachbezogen etwas zu Deinem Werk schreiben mag.
      In diesem Sinne – take it easy – und viel Spass mit den Instrumenten die Dir entsprechen(?).

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    2. Zu Kommentar Günther:
      Ich finde solche kreativen Instrumente spannend. Und freue mich, wenn es sowas auch in einer erschwinglichen Preislage gibt. Teuffel hat es mit kreativen Ideen zum Kultstatus gebracht – halt unerschwinglich.
      Aber wie sagte schon Frank Zappa:
      “Mind is like a parachute. It will only work when it’s open….”

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  2. Ganz einfach: Eine ideale Gitarre für alle ist eine Utopie. Lasst uns Vielfalt schätzen.

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  3. Ja aber das Tonholz, Leute, das TONHOLZ!!!

    Was kein bei Vollmond im Schaltjahr von schwedischen Jungfrauen per Hand geschlägertes, jahrelang bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagertes, mit linksgerührtem Nitrolack lackiertes, über Cryo-Tuning sowie langjährige, breitfrequente Direktbeschallung freigeschwungenes Edelholz ist, das kann doch bitte UNMÖGLICH klingen.

    Ts ts, dieser Hersteller muss wirklich noch sehr viel lernen.

    Man führe ihn ab.

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  4. ver- rückte zeiten heute….
    da gibt es leute die blech biegen und daraus eine gitarre machen….
    oder youtube videos wo gitarrenlehrer über fender lästern, warum weis der gitarrengott… immerhin einer der grössten gitarrenbauer und wegbereiter…. was wohl hendrix und beck zu solchen statements meinen…
    ver- rückte zeiten heute

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