Gelungenes Debüt

Test: Thorn The FreaQ Double Stage Booster & Bad Cash Flex Drive

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(Bild: Dieter Stork)

Wer sich auf dem prall gefüllten Markt für Bodeneffekte behaupten will, muss sich etwas einfallen lassen. Bei Thorn Soundlabs lautet die Devise: „Es darf ein bisschen mehr sein.“ Gerne auch einiges mehr. Unsere beiden Testobjekte geben einen ersten Einblick in dieses Konzept und dessen Möglichkeiten.

Hinter dem neuen Namen Thorn Soundlabs steht ein über die Welt verstreuter Zusammenschluss von Entwicklern, Musikern und Branchenveteranen. Ihr Ziel ist es, Produkte mit erweiterten Möglichkeiten anzubieten und Musikern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihren Sound bis ins Detail abstimmen können. Die Firma ist in Nashville angesiedelt. Für Anwender ist jedoch wichtiger, was sie zu bieten hat: Aktuell befinden sich neun Pedale für Gitarre und Bass im Programm. Nach Aussage des Vertriebs wird das Portfolio jedoch zeitnah mehr als verdoppelt.

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Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass alle Pedale üppig bestückt sind: Bis zu neun Potis und diverse Minischalter weisen die Pedale auf. Und wir reden beim derzeitigen Angebot überwiegend von Zerreinheiten und Kompressoren. Da darf man auf die Delays schon mal gespannt sein … Entsprechend sind die Gehäuse mit einer Breite von knapp zehn Zentimetern rund eineinhalb Mal so groß wie die der Platzhirsche von Boss oder MXR.

Bei unseren Testobjekten handelt es sich um den zweistufigen Booster The FreaQ und den Overdrive Bad Cash. Beide können mit bis zu 18 Volt versorgt werden, ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Im Paket sind jeweils zwei verschiedene Aufkleber für die Unterseite enthalten: eine Klett-Variante für die Verwendung auf dem Board sowie eine gummierte Anti-Rutsch-Ausführung für die Platzierung des Pedals auf dem Boden. Um die Pedal-Range mit all ihren Möglichkeiten preislich im Rahmen zu halten, findet die Fertigung in China statt.

Noch ein Wort zum Design: Das ist natürlich immer Geschmacksache. Mir gefallen sowohl die optische Anmutung als auch die augenzwinkernde Namensgebung allerdings ziemlich gut. Und: Es passt auch gut zum „etwas anders, etwas mehr“-Konzept der Firma.

THE FREAQ

Das Pedal kombiniert einen klassischen Boost mit einer zusätzlichen Mittenstufe (Boost/Cut), die sich mithilfe eines zweiten Footswitches zuschalten lässt. Somit können zwei mitunter sehr unterschiedliche Sounds direkt abgerufen werden. Für die Standardanwendung stehen zwei Regler zur Verfügung. Über das Boost-Poti rechts kann der Pegel um bis zu 20 dB angehoben werden. Bei Linksanschlag bleibt das Signal unverstärkt. Der linke Regler ist etwas spezieller, denn dieser „Damping“-Regler kann den Bassanteil des Inputs vor dem Boost verschlanken. Das kann vor allem bei erhöhtem Gesamt-Gain sehr hilfreich sein. Mittig dazwischen befinden sich die Regeleinheiten der zweiten Stufe: Mit dem Regler „Freq“ unten kann eine Frequenz zwischen 200 Hertz und 3,4 KiloHertz eingestellt werden, die das darüber sitzende Gain-Poti entweder anhebt oder absenkt. Steht dieses mittig, bleibt der Sound unverändert. Dabei denkt man in erster Linie an einen Mitten-Solo-Boost, aber auch das Gegenteil ist möglich: ein Riffsound mit Mittenabsenkung. Und natürlich jede Menge dazwischen.

(Bild: Dieter Stork)

Eine Einzelnutzung der Mittenstufe ist nicht vorgesehen, vielmehr steht sie als Zusatzschub bereit. Dabei lässt sich über den Fußschalter links anwählen, ob die Mittenstufe gleich mit ins Spiel gebracht wird, wenn der Boost über den rechten Fußschalter aktiviert wird, oder ob sie nachträglich zugeschaltet wird. Im Test wurde der FreaQ standardmäßig vor einen moderat eingestellten Verzerrer geschaltet, um diesen dann mit Stufe 1 vorzuheizen und schließlich per Mitten-Boost in Soloregionen vorzudringen. Das hat sehr gut funktioniert. Dabei ist auch aufgefallen, dass sowohl Damping als auch die Mittenregelung relativ moderat abgestimmt sind und sich somit über den gesamten Regelweg hinweg sinnvoll nutzen lassen.

BAD CASH

Was sich beim Boost bereits angedeutet hat, wird beim Bad Cash durch die Bestückung noch deutlicher: Hier kann man aus dem Vollen schöpfen, wenn man seinen Drive-Ton sehr detailliert maßschneidern möchte. In der oberen Reihe befinden sich neben den Standards „Drive“ und „Volume“ erneut der tonverschlankende Damping-Regler sowie das Poti „Headroom“, mit dem sich die Zerrschwelle der Ausgangsstufe variieren lässt. Steht dieser Regler am Linksanschlag, ist nur wenig Verzerrung hörbar. Rechts gibt es das volle Programm. Sein Einfluss auf den Gesamtsound ist also sehr groß. In Kombination mit dem Drive-Poti lässt sich der Zerranteil sehr akkurat justieren. In der darunterliegenden Leiste steht ein aktives Tonestack mit Potis für Bässe, Mitten und Höhen zur Verfügung, wobei sich die Bänder gegenseitig beeinflussen. Mit dem Presence-Poti ganz rechts lassen sich die oberen Frequenzen bändigen und somit die Gesamtschärfe regulieren.

Es gibt viele Amps, die deutlich spartanischer ausgestattet sind und entsprechend weniger Optionen bieten. Doch damit nicht genug: Über zwei Minischalter lassen sich weitere Nuancen variieren. Der linke Schalter wechselt zwischen symmetrischem (Stellung I) und unsymmetrischem (Stellung O) Clipping. Ersteres klingt tendenziell weicher, Letzteres hat mehr Biss. Wie groß die Unterschiede tatsächlich wahrgenommen werden, hängt jedoch stark vom eigenen Empfinden sowie von den Einstellungen der Regler ab. Jedenfalls liefert das Bad Cash damit ein weiteres Tool zur individuellen Soundformung. In diese Kerbe schlägt auch das finale Bedienelement, der „Class“-Umschalter. Hier lässt sich zwischen Class A und Class AB umschalten, was ähnlich wie beim Nachbarn links den Grundton abwandeln.

(Bild: Dieter Stork)

Bei einer solchen Vielfalt an Möglichkeiten sollte man sich nicht von der Farbe täuschen lassen. Das Bad Cash ist ein Allround-Zerrer, der sich sehr gut an den eigenen Stil und das restliche Equipment anpassen lässt. Thorn betitelt dieses Pedal nicht umsonst als „Flex Drive“. Wie beim The FreaQ klingen auch hier selbst extremere Einstellungen nicht harsch oder unangenehm. Der Ton bleibt auch mit normal kräftigen Humbuckern einer Les Paul im organischen Bereich, also satt, aber nicht matschig. Über den Damping-Regler lässt sich der tonale Fußabdruck bei Bedarf zudem massiv verschlanken. Auf der anderen Seite des Spektrums lässt sich auch eine bissige Telecaster sehr feinfühlig abstimmen und gegebenenfalls abmildern. Beim Test klang das Bad Cash in jeder Anwendung rund und ausgewogen, was neben der Grundabstimmung natürlich auch an den mannigfaltigen Möglichkeiten liegt.

RESÜMEE

Wer mehr sucht als viele der verbreiteten Drives und Booster bieten, könnte bei The FreaQ oder dem Bad Cash fündig werden. Letzteres richtet sich speziell an Gitarristen, die ihren Sound gerne etwas feiner justieren möchten. Beide Einheiten sind so abgestimmt, dass sie in fast jedem Setup musikalisch sinnvolle Sounds liefern. Das erleichtert die Bedienung und das Kennenlernen. Der Booster überzeugt vor allem mit seinem zweistufigen Konzept, der Drive mit seiner Flexibilität. Das Debüt ist damit überaus gelungen und man darf gespannt sein, welche Produkte die Company in Zukunft noch auf den Markt bringen wird. ●

Plus

● Sound-Optionen & -Abstimmung

● Ausstattung (speziell Bad Cash)

● Zweistufiges Konzept (The FreaQ)


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)

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