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Test: Jackson American Series Virtuoso

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(Bild: Dieter Stork)

KLANGLICHER RUNDUMSCHLAG

Pluspunkte kann die Virtuoso schon mal in Sachen Ergonomie einfahren: Belly Cut, Armauflage, Halsübergang und verrundete Griffbrett- und Bundkanten, Ausgewogenheit am Gurt und auf dem Bein, kein Buckelpisten-Feeling trotz Jumbo-Bünden – alles bestens. Die CTS-Potis rotieren etwas zäh, insofern sind die metallenen Rändelknöpfe hilfreich. Das Halsprofil mit seiner holzig griffigen Oberfläche ist mir persönlich zu flach. Viele werden es sicherlich lieben, zumal die Rolled Edges und polierten Bünde hohen Spielkomfort bieten. Das werkseitig perfekt justierte Floyd Rose 1500 arbeitet präzise und absolut stimmstabil. Ohnehin ziehe ich diesen kunststoffgelagerten Steckhebel der Schraubmuffe des FR1000-Systems vor.

Rein akustisch glänzt die amerikanische Jackson Virtuoso mit Resonanz- und Sustain-Freude, ausgewogenem, obertonreichem und drahtig lebendigem Klangbild, direkter Ansprache und spritziger Tonentfaltung. Schon die PU-Bestückung lässt ein umfangreiches Klangspektrum erwarten, denn der Duncan 59 SH-1N repräsentiert mit samtig warmen, präzise artikulierenden Klarklängen und sonoren, differenzierten, sustainreichen Crunch bis High-Gain-Sounds die Spezies „50s PAF“. Der hohe Output des TB-4 Steg-Humbuckers beschert der Virtuoso klanglich eine völlig andere Seite. Zwar ist mit detail- und sustainreichen Zerrsounds, die von straff punchenden Bässen, stringent singenden Mitten, bissigen Höhen und einem breiten Obertonspektrum geprägt sind, primär Vollgas angesagt, doch der TB-4 kann auch charaktervolle, spritzig perlende Clean-Sounds.

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Alles in allem beherrscht das Pickup-Pärchen den Spagat von Country, Jazz, Funk und Blues über Blues-, Classic- und Hardrock bis zu diversen Metal-Stilen inklusive Drop Tunings in bester Manier. Die eher unkonventionelle Coilsplit-Paarung der jeweiligen Stegspulen zeigen gewisse Tele-Züge, die der Halsspulen erinnern an Gibson Melody-Maker-Singlecoils. In beiden Fällen werden die Sounds von oberen Mitten und Höhen durchlüftet. Dabei entstehen charaktervolle, eigenständige Klänge, die sich für cleane Rhythmus- oder Single-Note-Sachen empfehlen, aber auch im Crunch-Betrieb ausgezeichnet performen.

Viel Platz im E-Fach (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Feine Sache: Auch Jackson bietet inzwischen wieder in den USA gefertigte Modelle um die 2000 Euro an. Die Gitarren der neuen Virtuoso-Reihe werden mit dem gleichen hohen Qualitätsstandard der amerikanischen Custom-Shop-Gitarren gefertigt. So lautet zumindest Jacksons Plan. Trotz hochwertiger Tonhölzer, erstklassiger Hardware und Elektrikkomponenten und insgesamt vorbildlicher Verarbeitung zeigt unsere Protagonistin jedoch ein paar Kinderkrankheiten. Sicherlich nichts Weltbewegendes, aber doch erwähnenswert. Keinesfalls aber schmälern die unten aufgeführten Kritikpunkte die Klangqualitäten der Virtuoso, deren Schwingfreude, Dynamik, Sustain, ernorme Klangvielfalt ebenso beeindrucken wie ihre vorzügliche Bespielbarkeit.

PLUS

  • Sounds (auch Coilsplits)
  • Ansprache & Sustain
  • Qualität Hölzer & Hardware
  • Spielbarkeit/Ergonomie
  • Verarbeitung (mit Ausnahmen s.u.)
  • Preis-Leistungs-Verhältnis


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Preis\Leistung finde ich dann doch recht fragwürdig. Wir reden hier über eine UVP von 2299€. Wenn das der Qualitätsstandard für Customshop sein soll…

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    1. Hallo Jensen,da bin ich vollständig deiner Meinung! Hier im Landkreis Oberhavel/bei Berlin kann ich bei meinem Gitarrenbauer in Hennigsdorf bereits für knapp unter 1.500,-€ eine E.-Gitarre nach meinen speziellen Wünschen und Vorstellungen anfertigen lassen! Diesbezüglich wäre das ein absolut faires Preis-Leistungsverhältnis,und die handgefertigte Custom Gitarre käme regional aus Germany,und nicht aus weiter Ferne!

      Insofern also deutliche Vorteile,in mindestens zweifacher Hinsicht.
      Gut zu wissen,daß man als Kunde die freie Wahl hat,und nicht unbedingt importierte und hochpreisige Gitarren aus Übersee kaufen muß. Außerdem unterstütze ich gerne meinen einheimischen Gitarrenbauer,der auch sauber und gewissenhaft arbeitet.

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      1. “…wenngleich die Aufnahme recht viel Spiel zeigt.”
        Wer kauft das? Du hattest schon eine sehr gute Alternative erwähnt..Ansonsten gibt’s gibt’s extrem viel Konkurrenz.

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  2. Alleine die verschobenen Dots und Spiel bei der Aufnahme des Halses würden mich ständig ärgern. So ne miese Qualität bekomme ich aus Asien eher nicht, und schon garnicht für den Preis. Ich bleib bei ESP LTD

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