Rocken im Wohnzimmer: EVH 5150 Iconic 15W 1X10 Combo im Test
von Redaktion,
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(Bild: Dieter Stork)
KLANG
Das Aushängeschild dieses Verstärkers ist der High-Gain-Kanal im Burn-Modus. Dessen Sound geht klar in die Richtung, die man von einem 5150 erwartet: Fett, dicht und mit jeder Menge Gain. Dabei schiebt es durchsetzungsfähig füllig in den Bässen und Mitten, während es obenrum eher stimmig rund klingt. Die Gain-Reserven reichen spielend für Singlecoils und in aller Regel wird man sich mit Humbuckern kaum über die Mittelstellung des Potis hinausbewegen. Mit einem EMG 81 liefert die Vorstufe sogar bereits bei einer Einstellung von 2,5/10 ein volles Brett. Da hätte man die Skalierung ruhig etwas nach oben verschieben können. Dennoch lässt sich das auf einen kräftigen Crunch zurückregeln. Ganz frei von Nebengeräuschen geht es in diesem Kanal erwartungsgemäß nicht zu.
Trotz der Hybridschaltung gelingt die bewährte Mischung aus gefälliger Spielbarkeit und hinreichender Artikulation, die den Klang auch für die schnelle Rhythmusarbeit prädestiniert. Wie alle 5150-Modelle ist der Verstärker nicht ultrastraff, sondern gehört eher in die Abteilung „verzeihend“. Umso mehr Spaß bereitet das Spiel.
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Wem der Ton zu fett ist, der regelt das Gain zurück und bringt einen verschlankenden Boost- oder Overdrive zum Einsatz. Hardrock, Metal und noch brachialere Klänge gelingen im roten Kanal sowohl im Standard-Tuning als auch in tiefer Stimmung und erfreulicherweise auch bei kleinen Lautstärken. Angesichts der Größe und des Preises ist die Klangfülle überzeugend. Allerdings sollte man im Proberaum mit Schlagzeug keinen Breitband-Sound erwarten.
Deaktiviert man die Burn-Stufe, erhält man bei gleicher Gain-Einstellung einen satten Crunch. Dieser weist eine grundsätzlich ähnliche Charakteristik auf: dicht und angenehm rund, ohne dabei harmlos zu klingen – ganz im Gegenteil!
Das Gegenstück zum Lead-Sound ist der Overdrive-Modus im Clean-Kanal. Hier sind die Zerrreserven etwas geringer, aber immer noch recht üppig. Dafür klingt es nach oben offener, generell etwas aufgeräumter und weniger komprimiert – eine exzellente Variation. Überhaupt finde ich die Möglichkeit, mit zwei Crunch-Sounds zu arbeiten, großartig, denn beide Kanäle lassen sich gut über Booster und Overdrive-Pedale weiter auf Touren bringen.
Bleibt noch der Clean-Sound, der nicht unbedingt als Stärke dieser Verstärker-Serie gilt. Glasklar perlende Klänge sollte man weniger erwarten, dafür schmutzigere Clean-Sounds, die sich in ihrer Intensität durch Zurückregeln an der Gitarre gut modulieren lassen. Auch als Plattform für Zerrpedale ist dieser Kanal gut geeignet. Kurz: Nicht herausragend, aber durchaus praxistauglich. Der zuregelbare Hall liefert dabei etwas Raumklang und bringt die Gitarre beim Soloeinsatz besser zum Singen.
RESÜMEE
Einen derartigen Einsteigerverstärker hätte ich mir in meiner Jugend gewünscht. Die lange Suche nach einem satten Brett, völlig ohne Pedale, wäre mir erspart geblieben. Zugegeben: Mit 15 Watt Ausgangsleistung ist der 1×10“-Combo weder eine Lösung für den Proberaum noch für die Rockbühne, wohl aber ein erstklassiger Einstieg in die analoge High-Gain-Welt.