Return of the Rosewood: Fender Vintera II ‘60s Precision Bass im Test
von Redaktion,
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(Bild: Dieter Stork)
MUSS SO
Wie es für einen Preci normal ist, will der Vintera am Gurt in die Waagerechte, vor allem wenn der Gurt schön rutschig ist. Mit rauerer Unterseite und/oder Unterstützung an Korpus oder Hals ist der Bass aber leicht beherrschbar. Mit einer Sattelbreite von 44,6 mm – ziemlich genau 1,75” – trifft der Vintera nicht nur die Vintage-Vorgabe präziser als der AV II, ich habe auch ganz schön was in der Hand. Diese in den 60ern so bezeichnete C-Weite wird abgemildert vom flachen C-Shaping (nicht verwechseln!), das mir sehr gut liegt. Direkt aus dem funktionalen Gigbag genommen, präsentiert sich der Bass mit mittelflacher Saitenlage.
Mit einem kleinen Schlitzschraubendreher schnell noch etwas nach unten korrigiert, bleibt er trotzdem schnarrfrei. Auch wenn also die Bundenden nicht die ultimative Zuwendung erfahren haben, an der sonstigen Abrichtung gibt es nichts zu meckern. Die Halskrümmung einzustellen ist wie erwartet umständlicher, dafür müssen die Saiten entspannt werden und der Hals abgeschraubt. Nach einem Dreh mit dem korrekten Werkzeug (ich empfehle den Hosco Phillips Head Truss Rod Wrench) kommt der Hals wieder dran, die Saiten drauf – und wenn es noch nicht richtig passt, geht’s von vorne los. Bei einem Bass, der Vintage darstellen soll, muss das eben so.
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Diesen Satz könnte ich per Copy & Paste auch für den Ton am Verstärker nutzen. Klingt wie ein Preci! Ein fetter, füllender Bass, der bei weicherem Anschlag auch für ein entsprechendes Kissen sorgt, knurrige Mitten, und mittelstark ausgeprägte Höhen lassen sich hier hören. Auf die Anschlagposition reagiert der Vintera ziemlich sensibel, und auch mit der Anschlagstärke kann ich gut arbeiten. Lange ich deftiger rein, wird der Ton gerade mit frischen Saiten knalliger. Vom wohligen Brummen über sattes Knurren bis zum aggressiven Biss ist drin, was draufsteht. Der klassische Deadspot um den 7. Bund auf der G-Saite ist erstaunlich unausgeprägt beim Testbass – sehr erfreulich!
Und wie weit ist der neue Vintera von seinem ebenfalls gerade erneuerten amerikanischen Cousin entfernt? Jedenfalls bei Weitem nicht so weit, wie der halb so hohe Listenpreis vermuten lässt. Zugegeben, beim US-Kollegen gibt es einen schicken Koffer, mehr Vintage-korrektes Zubehör, und vor allem eine Nitrolackierung. Aber wenn das alles nicht so wichtig ist … Im direkten Vergleich zu meinem Frühsiebziger-Referenz-Erle/Palisander-Preci zeigt sich der ältere Vorfahr abgehangener und eingeschwungener – welch Wunder nach 50 Jahren in Betrieb! Die grundsätzliche Richtung ist aber ähnlich – so ähnlich, dass ich keine Bedenken hätte, den neuen Vintera als Backup mitzunehmen, oder auch als Hauptbass. Seine neue, alte Rolle als 60er Preci spielt er absolut glaubwürdig.
RESÜMEE
Eine erfreuliche Rückkehr gibt es mit dem Vintera II ‘60s Precision Bass zu vermelden. Viel Licht gibt es, und ein wenig Schatten. Details könnten schöner verarbeitet sein, dafür stimmen Sound, Bespielbarkeit, und auch der Preis ist in meinen Augen absolut korrekt. Dass der Frühsechziger-P-Bass nicht hundertprozentig nachgebaut wurde, liegt in der Natur der Reihe und tut dem Spielspaß keinen Abbruch, wie seine Vorbilder fügt er sich in schier endlose musikalische Kontexte ein. Ob der Hals gefällt (und das Griffbrett schön ist), musst du im persönlichen Test checken. Wenn du auf der Suche nach einem bezahlbaren Preci mit Vintage-Attitüde bist, solltest du das auch unbedingt tun.