Gitarren aus dem Garten: La Mancha Pera Maciza rECO-Serie im Test
von Redaktion,
Anzeige
(Bild: Dieter Stork)
La Mancha ist wie Baton Rouge eine Eigenmarke des Tübinger Vertriebs Bestacoustics Reinhardt GmbH. Gitarren und Ukulelen werden in China gefertigt. Schon seit 1998 beschäftigt den Inhaber Gunther Reinhardt die Idee, einheimische Hölzer durch thermische Veredelung für den Gitarrenbau nutzbar zu machen und klanglich aufzuwerten.
Auf der Frankfurter Musikmesse wurde 2017 der Prozess rECOtimber, der mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde entwickelt wurde, vorgestellt und erste Testmodelle wurden gezeigt. Jetzt, fünf Jahre später, sind die ersten Serienmodelle erhältlich, ihre öffentliche Premiere hatten sie auf dem Guitar Summit 2023 in Mannheim am 22. September.
Anzeige
DIE MODELLE
Eine Reihe an teilmassiven und vollmassiven Instrumenten der rECO-Serie wird es bei Baton Rouge (Western und Ukulele) und La Manche (Konzert) geben. Die Preise liegen zwischen € 450 und € 3000. Alle Hölzer stammen aus nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft. Zum Test liegt uns die Konzertgitarre La Mancha Pera Maciza vor. Für nicht Spanischsprechende: Pera gleich Birne und Maciza gleich massiv. Auch alle anderen La-Mancha-Gitarren der rECOSerie sind nach den Holzsorten von Zargen und Böden benannt. Cereza: Kirsche, Aliso: Erle, Arce: Ahorn, Serba: Elsbeere.
Der Spanische Halsfuß, in den die Zargen eingesetzt werden. Für Klang und Stabilität unerreicht.
THEORIE & PRAXIS
Die Pera Maciza ist, wie alle anderen Modelle des Herstellers, nach klassischen Vorgaben und Maßen gebaut: mit Spanischem Halsfuß, massiver Decke, 654-mm-Mensur, flachem Griffbrett, Klassik-Mechaniken auf durchbrochener Kopfplatte und natürlich mit Konzertgitarren-Saiten bespannt. Nur stammen alle Hölzer aus nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft und alle Hölzer sind thermisch behandelt. Erle für den Hals, Eucalyptus für Griffbrett und Steg, Birne für den Boden, gesperrte Zargen aus Birne und Zypresse und eine massive Decke aus deutscher Fichte. Stegeinlage und Sattel sind aus Knochen gefertigt. Man kennt es ja vielleicht auch von E-Gitarren – thermisch behandelte Hölzer werden optisch dunkler.
Zargen und Boden aus wunderbar gemaserter Birne
Das ist auch hier der Fall: Die Decke könnte man für Zeder halten, aber es ist eindeutig Fichte. Fichte dunkelt im Alter nach, aber auch bei thermischer Behandlung. Erle und Birne ist die Behandlung sehr gut bekommen, da auch sie dunkler und edler wirken. Alle Hölzer haben eine dezente Maserung. Die Gitarre ist komplett seidenmatt lackiert, und auch, um die Schönheit der Hölzer zu zeigen, sind diese nicht farblich gebeizt oder getönt. Das Schallloch ist mit einer ansprechenden Rosette verziert. Der Korpus mit einem Binding aus Eucalyptus eingefasst. Der Hals aus Erle mit Eucalyptus-Griffbrett ist kerzengerade und stabil. Sicher trägt die Carbon-Verstärkung, die man natürlich nicht sehen kann, dazu bei. Die Verarbeitung ist wie von La Mancha gewohnt, vorbildlich exakt.
Und wie klingts? Wunderbar. Die Gitarre ist ausgewogen, hat einen ausgeprägten Bass, strahlende Mitten, perlige Höhen und ein gleichmäßiges Sustain in allen Lagen. Und sie trägt wunderbar, d. h. sie ist laut und setzt sich sehr gut durch. Dazu intoniert sie ganz ausgezeichnet. Klingt sie anders als Modelle mit Tropenhölzern? Ich würde sagen nein. Das Prinzip von rECOtimber nähert die Hölzer in ihrer Struktur, dem Strahlungsverhalten und der Elastizität an das von Tropenhölzern extrem an. Vor allem die Ausgewogenheit über den gesamten Klangbereich fasziniert.