TopGearCheck! mit Stephan Gade (Udo Lindenberg, Heinz Rudolf Kunze)
von Redaktion,
(Bild: Mineur)
Bereits mehrfach ist uns der Bassist Stephan Gade mit seinem songdienlichen und geschmackvollen Spiel aufgefallen, sei es bei Udo Lindenberg, Heinz Rudolf Kunze oder auch Niels Frevert. Es war also an der Zeit, den Hamburger einmal genauer vorzustellen und bei dieser Gelegenheit auch gleich seine Gear-Empfehlungen abzufragen.
Die erste wichtige Station in Stephan Gades Karriere war die des jungen Bassisten bei Blues-Legende Abi Wallenstein. „Bei ihm habe ich eine Menge gelernt, über den Unterschied zwischen einem Bassisten, der denkt, dass er geil spielen kann, und einem, der seinen Job im Sinne des Songs macht”, erklärt Gade.
Anschließend stieg er in die Band von Singer/Songwriter Michy Reincke ein und war Mitglied der Gitarrenpop-Band The Land. Seit 1999 spielt der Hamburger bei Indie-Künstler Niels Frevert und war unter den wachsamen Augen seines Freundes, des Filmmusikkomponisten Stephan Zacharias, zwischenzeitlich an diversen Filmmusikproduktionen beteiligt.
Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Studiojobs dazu, mittlerweile hat Gade auf etwa 2500 Titeln Bass gespielt. Anfang der 2000er wechselte er zusätzlich ins Produzentenfach und betreute Alben von Niels Frevert, Ina Müller, Texas Lightning, Cäthe, Truck Stop oder der Bluesrock-Band Wellbad, deren aktuelles Album ‚Oyster & Pearl’ vor wenigen Wochen erschienen ist.
Seit zwei Jahren ist Gade Mitglied bei Heinz Rudolf Kunze & Verstärkung. Ein absolutes Highlight war seine Mitarbeit beim Udo-Lindenberg-Comeback-Album ‚Stark wie zwei’, bei den darauffolgenden MTV-Unplugged-Live-Scheiben und bei ‚Stärker als die Zeit’.
Gade: „Speziell die MTV-Unplugged-Sessions waren sehr besonders. Die größten Songs eines Künstlers vorzutragen, der als Erfinder der deutschsprachigen Rockmusik gilt, war eine große Freude und Ehre.”
1966 FENDER JAZZ BASS SUNBURST
(Bild: Mineur)
Das Teil habe ich 1994 für 3000 DM gebraucht gekauft, ein absolut verlässliches Workhorse, das heute wohl deutlich teurer wäre. Mit Finger, Plektrum, Daumen und Palm-Mute lässt sich bereits ohne Pedale eine große Bandbreite an Sounds herstellen.
Mit diesem Bass habe ich seit 1994 nahezu alle Konzerte und wahrscheinlich 90 Prozent meiner Studiojobs gespielt. Lediglich bei Udos MTV-Unplugged-Konzerten musste ich aufgrund der Regularien akustische bzw. halbakustische Bässe nehmen.
Mit dem klassischen Jazz-Bass-Sound, sprich: beide Pickups voll aufgedreht, löse ich die meisten Aufgaben. Interessant ist auch die Variante, den Bridge-Pickup-Volume-Regler nur um etwa 10 Prozent herunterzudrehen, um den Sound etwas „honkiger” zu machen.
Damit die D- und G-Saite nicht zu viel „Pfund” gegenüber den beiden tiefen Saiten verlieren, spiele ich seit einigen Jahren einen Hybrid-Satz, den es leider nicht zu kaufen gibt: 100 – 0.85 – 0.70 – 0.50.
FENDER CUSTOM SHOP ’62 JAZZ BASS
(Bild: Mineur)
Ich habe lange nach einem Bass gesucht, der ähnlich wie mein 66er klingt, und bin im Fender Custom Shop fündig geworden. Es ist ein 62er Nachbau, daher drehen die Mechaniken „verkehrt herum” und die Poti-Knöpfe sind stacked/concentric, also der Tonregler als Ring um den Volume-Regler. Davon abgesehen klingt er fast genauso wie der 66er und dient eigentlich nur als Backup, wofür er eigentlich fast zu schade ist.
NOBLE VACUUM TUBE PREAMP & D.I. BOX
(Bild: Mineur)
Dies ist seit einigen Jahren meine Go-To-Bass-D.I., sowohl für live als auch fürs Studio. Es ist eine Röhren-D.I., die einen unheimlich stabilen Sound rausgibt. FOHs und Studio-Engineers sind immer total begeistert. Nicht ganz billig, aber jeden Cent wert! Da der Chef die D.I. selbst baut, sind die Wartezeiten bei Bestellungen inzwischen immens.
ORIGIN EFFECTS CALI76 BASS COMPRESSOR
Dies ist das Eingangs-Pedal auf meinem Musicom EFX MK-VI Looper/Switcher. Nach einigem Ausprobieren muss ich sagen, dass dies der beste Bass-Pedal-Kompressor ist, den ich kenne.
Der Cali76 ist dem Urei 1176 Studiokompressor nachempfunden, hat allerdings auch einen Dry-Regler, mit dem man das Verhältnis zwischen Original- und komprimiertem Signal mischen kann, Stichwort: „Parallel Compression”. Ich habe das Verhältnis meistens 70 Prozent dry und 30 Prozent Kompression, Fast Attack/Slow Release mit moderater Ratio.
Dadurch wird das Signal etwas strammer und das Sustain etwas länger. Leise gespielte Noten „suppen” nicht weg. Eigentlich nur homöopathisch, denn ich will ja keinen Ärger mit dem FOH-Mann, aber im An/Aus-Vergleich schon ziemlich gut zu spüren.
JOHN KALLAS BASS OVERDRIVE OD-1B
Dieses Overdrive von John Kallas ist dem Boss Overdrive OD-1 nachempfunden, allerdings als Bass-Variante mit Wet/Dry-Regler und zusätzlichen Treble- und Bass-Reglern. Ein tolles Pedal für Low-Gain-Overdrives. John baut Bässe sowie alle möglichen und unmöglichen Pedale, seine Website ist ein Paradies für Pedal-Nerds.
JOHN KALLAS AMPEG SUB-BLASTER OCTAVER
Dieses Pedal ist dem Original Ampeg Sub-Blaster nachempfunden. Das Original ist etwa dreimal so groß und passte deshalb nicht auf mein Pedalboard. Auf Johns Seite fand ich zufällig diese Mini-Version, die genau so klingt wie das Original. Ich benutze es meistens für Moog-Synth-artige Sounds bzw. wenn es mal etwas tiefer werden muss. Der Octaver trackt sehr gut und klingt fett.
WREN & CUFF TALL FONT RUSSIAN FUZZ CUSTOM
Dies ist eines der bestklingenden Fuzz-Pedale für Bass. Es hat den Sound eines 70er Jahre Big Muff. Hier in der Custom-Version mit Wet/Dry-Regler und einigen Mod-Schaltern, mit denen man u.a. einen sehr coolen Scooped-Fuzz-Sound bauen kann.
Bei Wet/Dry 50/50 bleibt auch noch ein brauchbares Low-End. Ich benutzte es unter anderem beim Kunze-Song ‚Packt sie und zerhackt sie’ und bei ‚Weite Landschaft’ von Niels Frevert.
ZEROFIVE AUDIO LOWRIDER
Dieses Pedal der französischen Firma ZeroFive Audio kann eigentlich nicht viel, dafür aber eine Sache richtig gut: Es stellt den sogenannten „Pultec-Trick” für mehr Fundament im Bassbereich nach. Ich benutze den Effekt nur homöopathisch, um den FOH nicht zu verärgern, dennoch ist der feine Unterschied im wahrsten Sinne des Wortes spürbar.
Dies Pedal ist natürlich ganz am Ende der gesamten Pedalboard-Kette, um den zusätzlichen Wumms nicht schon vorher durch die Overdrive-, Fuzz- oder Distortion-Pedale zu jagen.
FENDER RUMBLE 800 BASS COMBO
Normalerweise spiele ich live einen 1974er Orange OR120 mit 4×12″-Speakern. Da er aber nicht mehr so tourstabil ist und öfter mal repariert werden musste, habe ich mich entschieden, den Fender mitzunehmen.
Der klingt zwar nicht so röhrig wie der Orange, ist im Low-End aber fetter. Der Amp klingt sehr neutral, hat einen warmen Wumms, kann ziemlich laut werden und ist auch noch unfassbar leicht. Ich mag ihn!