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TopGearCheck! mit Kadavar

(Bild: Joe Dilworth)

Nachdem Kadavar fast 13 Jahre lang in klassischer Trio-Besetzung unterwegs waren, hat die Berliner Stoner-Rock-Band seit ihrer Personalaufstockung vor drei Jahren musikalisch enorm zugelegt, wie auch ihr aktuelles Album ‚I Just Want To Be A Sound’ beweist. Wir haben die Saitenabteilung mit Christoph Lindemann (Gitarre, Gesang), Simon Bouteloup (Bass) und Neuzugang Jascha Kreft (Gitarre) bei ihrer Show im Groninger De Oosterport besucht und ihr aktuelles Equipment inspiziert.

Vorab erklärt Lindemann noch einmal, weshalb die Erweiterung des Kadavar-Line-Ups dringend notwendig war.

Christoph, warum habt ihr euer bewährtes Trio-Konzept verändert?

Wir haben schon vor Jahren gemerkt, dass wir zu dritt an unsere Grenzen stoßen. Im Studio konnten wir zwar Layers entwerfen, doch die waren live nicht umsetzbar. Deshalb haben wir es eine Zeitlang mit Backing-Tracks probiert oder Parts weggelassen, was uns aber nicht gefallen hat.

2019 haben wir mit fünf oder sechs Gastmusikern ein Konzert mit Songs gespielt, die Arrangement-mäßig zuvor nicht möglich waren, und dabei eine Tür aufgestoßen, durch die wir gehen konnten. Dann kam die Pandemie, wir hatten nichts zu tun und konnten einiges ausprobieren. Daraus sind die eher psychedelischen ‚The Isolation Tapes’ und eine Split-Scheibe mit der schwedischen Band Lucifer entstanden.

Gleichzeitig war klar, dass unsere Trio-Zeit endgültig vorbei ist. Ich habe Jascha, den ich schon lange kenne, gefragt, ob er Interesse hätte. Er kam vorbei, wir haben gejammt und sofort gespürt, dass es sich gut anfühlt. Für mich ist es eine riesige Entlastung, ich bin freier bei dem, was ich mache, außerdem gibt er mir viel Sicherheit auf der Bühne.

Christoph Lindemann
Kadavar-Neuzugang: Jascha Kreft
Simon Bouteloup

Hier nun der ‚Top Gear Check’ von Lindemann, Kreft und Bouteloup:

 

GIBSON SG TV YELLOW

1982er Gibson SG TV Yellow mit Tarback-Pickups (Bild: Mineur)

Lindemann: Ich glaube, die TV Yellow wurde 1982 nur für kurze Zeit gebaut. Angefangen habe ich mit einer Fender Stratocaster, aber irgendwie hat sie nicht zu mir gepasst. Dann habe ich mir meine erste SG gekauft, mit der hat es sofort Klick gemacht. Eine Zeitlang hatte ich ein günstigeres Epiphone-Modell, habe dann aber in Hamburg bei Rückkopplung die Gibson TV Yellow entdeckt. Der Inhaber hatte sie gerade erst reinbekommen, sie sollte 1500 Euro kosten, der Typ meinte nur: „Dies ist genau die Gitarre, die du brauchst!” Tatsächlich hatte er Recht, mit der TV Yellow habe ich viele Jahre gespielt.

Da ich meine Instrumente etwas rüde behandle, ist irgendwann der Hals gebrochen. Wir haben ihn zwar repariert, aber von da an war es schwierig mit der Bundreinheit. Irgendwann erzählte mir Simon, dass jemand in der Schweiz online die gleiche Gitarre anbietet, also habe ich mir 2019 ein zweites Exemplar zugelegt. Dann begann der Ukraine-Krieg und ich habe meine alte TV Yellow versteigert und das Geld gespendet. Es gibt zwar Tage, an denen ich schweißgebadet aufwache und denke: „Scheiße, ich hätte sie vielleicht behalten sollen”, aber immerhin war es für einen guten Zweck.

 

VOX AC30

VOX AC30 (Bild: Mineur)

Lindemann: Ich habe schon viele Amps ausprobiert, vor allem Hiwatts und Marshalls, bin am Ende aber immer zum AC30 zurückgekehrt. Mein AC30 ist handwired, normalerweise stehen zwei davon auf der Bühne. Das ist der Sound, der am besten zu mir, meiner SG und zu Kadavar passt. Ich mag diesen warmen, cremigen Klang mit viel Sustain. Ich spiele den AC30 mit starker Verzerrung und booste ihn dann mit meinen Pedalen.

Für einen anderen Musikstil wäre wahrscheinlich mein Marshall besser, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Kombination aus der TV Yellow-SG und dem VOX AC30 für mich wie maßgeschneidert ist.

FULLTONE WAHWAH

Lindemann: Das Fulltone-WahWah-Pedal spiele ich fast permanent. Früher habe ich es eher als Boost eingesetzt, damit die Gitarre an entsprechenden Stellen stärker raussticht. Bei Kadavar gibt es aber auch viele Psychedelic Parts und Shimmery-Passagen, bei denen ein WahWah gut passt, daher hat sich dieser Effekt bei uns eingebürgert.

Und da wir mein Gear gerade für GITARRE & BASS sezieren, kann ich es ja zugeben: Ich bin kein sonderlich guter Gitarrist, daher hilft mir das WahWah und macht die Soli für mich etwas entspannter. Man kann damit ein wenig schummeln, deshalb ist es mein Lieblingspedal.

Ich bin halt kein Virtuose, vor allem nicht als Solist, nur rhythmisch bin ich ganz okay. Beim Fulltone-WahWah kann man über die Regler den Input noch mal ein bisschen mehr verzerren, und ganz wichtig für mich ist: Die Dinger sind stabil wie ein Panzer und gehen auch dann nicht kaputt, wenn ich mal draufspringe.

 

GIBSON FIREBIRD, BAUJAHR 2015

Die braune Gibson Firebird Non Reverse 2019 USA
Das gleiche Firebird-Modell in schwarz

Kreft: Die 2015er Gibson Firebird ist meine Hauptgitarre, eine Non-Reverse, die ich durch Zufall bekommen habe: Ich habe sie gegen eine schwarze Silvertone Chris Isaak getauscht, die nicht roadtauglich war. Deshalb habe ich 2017 meine jetzige Firebird einfach gegen die Silvertone getauscht, da beide ungefähr gleichwertig waren.

Die Firebird spiele ich ausschließlich bei Kadavar, sie ist die perfekte Riff-Axt. Für Rhythmusgitarre und fette Akkorde ist der lange Hals der Firebird in Kombination mit Ernie-Ball-Saiten in den Stärken 0.11 auf 0.52 perfekt. Meine beiden Firebird sind komplett unverbastelt, nichts ist modifiziert oder verändert. Kadavar spielen überwiegend in Cis, eine Nummer sogar in C, und für dieses Tuning funktioniert die Gitarre perfekt.

 

FENDER VIBROLUX

Fender Vibrolux (Bild: Mineur)

Kreft: Den Fender Vibrolux habe ich mit 15 zu Weihnachten bekommen und spiele ihn seit mehr als 20 Jahren. Mit ihm bin ich total happy, deshalb habe ich auch kaum andere Amps ausprobiert. Ich spiele bei Kadavar derzeit zwar auch mit einem Marshall und einem Echolette, aber der Fender ist mein Haupt-Amp, weil er sich problemlos zwischen viel und wenig Verzerrung variieren lässt.

Und da man den Sweet-Spot schon ab Position 3 bekommt, muss man ihn auch nicht übermäßig laut fahren. Insgesamt macht er aber richtig Druck, zumal es in den Venues, in denen wir momentan spielen, auch mal richtig laut sein darf. In kleinen Club beschwert sich die Crew allerdings schon mal über die große Lautstärke.

 

DEATH BY AUDIO FUZZ WAR

Kreft: Das Fuzz War von Death By Audio ist eine Art „Big Muff auf 11″. Ich spiele diverse Fuzz-Pedale, vom Fuzz War bis zur Fuzz Factory, die allerdings mehr wie ein „Gated Fuzz” funktioniert und mein Fuzz-Overdrive-Boost ist.

Das funktioniert sehr gut, auch in den Tiefen, und eignet sich bestens, um Christophs Gitarre zu supporten. Für die normalen Riffs spiele ich ein Overdrive-Pedal, das Fuzz War kommt nur zum Einsatz, wenn ich noch eine Schippe drauflegen will, deswegen meine Beschreibung „Big Muff auf 11″.

 

FENDER PRECISION SUNBURST

1971er Fender Precision (Bild: Mineur)

Bouteloup: Mein Hauptbass ist ein Fender Precision von 1971, allerdings habe ich die originalen Pickups gegen Seymour Duncan Antiquity II getauscht, alles andere ist original. Ich habe vier oder fünf Pickups ausprobiert, der Antiquity II kommt dem typischen Precision-Sound der Siebziger am nächsten.

Mein Precision klingt ziemlich dunkel, hat nicht übermäßig viel Low-End, sondern ist sehr schön ausbalanciert und dröhnt nicht. Das ist der Grund, weshalb ich immer wieder bei diesem Bass lande. Er ist ebenfalls in Cis gestimmt, die für mich perfekten Saiten sind von Ernie Ball in den Stärken 0.55 auf .110.

Der Fender stammt aus Frankreich, ich entdeckte online ein paar Fotos davon, die ein älterer Mann zusammen mit anderen Gegenständen, Klamotten, und so weiter eingestellt hatte. Er wollte das gesamte Zeugs loswerden, ich habe die Chance genutzt und den Precision gekauft.

Das Gute ist: Man kann selbst Hand anlegen, alles ist verschraubt, die Einzelteile lassen sich problemlos austauschen. Mein zweiter Bass ist im 54er Fender-Style und – für die einzige Ausnahme in unserem Set – in C gestimmt. Ich habe ihn aus unterschiedlichen Teilen zusammengebaut, mit einem 1983er MJT-Hals und einem MJT-Erle-Korpus.

 

AMPEG V-4

Bouteloup: Seit vielen Jahren ist der 100 Watt starke Ampeg V-4 mein Haupt-Amp und steht auf meiner Bühnenseite. Auf der anderen Seite, direkt hinter Christoph, findet man normalerweise einen Ampeg V-4B, ebenfalls mit 8x10er Box. Auf dieser Tour ist es allerdings ein regulärer SVT, der unserem Tontechniker Richard gehört.

Beide Stacks sind während der gesamten Show angeschaltet, aber nur der V-4 ist mikrofoniert, den SVT nutzen wir ausschließlich für den Bühnensound. Der Klang des V-4 ist sehr dunkel, mit einer wunderbaren Midrange. Die Idee ist, ihn so weit zu pushen, dass man die Kompression der Endstufenröhre erreicht.

In Kombination mit einem Precision kann der Ampeg theoretisch etwas zu höhenreich klingen, aber das lässt sich mit den Bass-Potis regulieren. Deshalb ist mein Sound – solange sich niemand beschwert – immer ein wenig verzerrt.

 

ORIGIN EFFECTS DCX BASS

Bouteloup: Da der SVT wie gesagt ziemlich laut ist, muss ich bei den Effektpedalen vorsichtig sein. Aber mit dem DSX Bass vom englischen Hersteller Origin Effects, einer Art Kopie eines Universal-Audio-Preamps aus den 60er Jahren, funktioniert das.

Ich verwende ihn als EQ-Booster, so dass ich den SVT nicht übermäßig laut fahren muss und meine Kollegen nicht nerve, aber dennoch genügend Grip bekomme. Das Coole an den Origin-Effects-Pedalen: Sie reagieren unmittelbar auf mein Spiel, fast so, als würde man die Röhren direkt anschlagen.

 

MXR PHASE 90

Bouteloup: Der Phase 90 von MXR ist für Bassisten bekanntlich der Klassiker. Die kleine orangefarbene Box setze ich nur in kurzen Passagen ein, wenn es mal etwas flauschiger klingen soll.

 

Simons Pedalboard mit Lehle P-Split, MXR Phase 90, Behringer Bass Brassmaster Fuzz, Origin DCX Bass, Line 6 HX One, Lehle Little Lehle, Hotone Ampero Switch+, EarthQuaker Flexi Loops, Dr Scientist The Elements und Walrus Luminary
Krefts Pedalboard mit EHX Memory Man Stereo, MXR Phase 100 & Uni-Vibe, Boss SL-2 Slicer, Z.Vex Fuzz Factory, Chase Bliss Brothers AM & Lost + Found, Boss Space Echo RE-202, Death by Audio Fuzz War, Ernie Ball Volume-Pedal, Dunlop Cry Baby, Eventide Knife Drop und GigRig G3S
Lindemanns Pedalboard mit Boss SD-1, Okko Diablo, Death by Audio Fuzz War, DigiTech Whammy, Boss Space Echo RE-20, GigRig G3S, Walrus Slö und Fulltone Clyde Deluxe Wah

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