Seit Jahren verfolgen wir fasziniert das exzellente, stets songdienliche Spiel von Manuel Lopez, Gitarrist an der Seite von Rockpoet Heinz Rudolf Kunze. Mit dem aktuellen Album ‚Angebot und Nachfrage’ im Gepäck bot sich nun die perfekte Gelegenheit: Bei einem Konzert in Osnabrück haben wir Lopez getroffen – und ihn gebeten, uns für unsere Serie ‚Top Gear Check’ einen Blick in seine persönliche Equipment-Welt zu gewähren. Voila, hier ist das Resultat!
Interview
Manuel, bevor wir zu deinen Gear-Empfehlungen kommen, erzähl bitte etwas über deinen musikalischen Werdegang!
Gerne. Ich bin 1963 in München geboren und habe mit 14 als Autodidakt angefangen, Gitarre zu lernen. Mit 19 war ich kurz auf dem MGI, dem Münchner Gitarren Institut. Meine ersten professionellen Gigs habe ich 1983 mit diversen karibischen Reggae-Musikern aus Aruba gespielt.
In den darauffolgenden Jahren habe ich mit Künstlern aus dem Münchner Raum gespielt, wie etwa Franz Benton, Wally Warning, Patrick Gammon oder Lisa Fitz. Gleichzeitig hat sich meine Karriere als Studiomusiker sukzessive entwickelt. Ich habe bis heute auf circa 4000 Titeln mit unzähligen Künstlern gespielt.
1986 bin ich bei Rio Reiser eingestiegen, habe dort bis 1992 in der Band gespielt und auch zwei Songs als Komponist beigesteuert. In den 1990iger und 2000er Jahren habe ich außerdem Musik für verschiedene Musik-, Film/TV- und Werbeprojekte komponiert und produziert.
Als Sideman habe ich unter anderem für Udo Jürgens, Konstantin Wecker, Gianna Naninni, Matthias Reim, Alan Parsons und Claudia Jung gearbeitet. Derzeit bin ich mit Heinz Rudolf Kunze, Howard Carpendale und diversen anderen Bands unterwegs, zudem findet man auf Spotify einige meiner Veröffentlichungen als Solokünstler.
Diese Vielseitigkeit gehört zu deinen größten Stärken, nicht wahr?
Ja, könnte man sagen. Als Musiker ist es mir wichtig, mit unterschiedlichen Künstlern in möglichst viel verschiedenen Genres zu spielen. Gerade durch meine jahrzehntelange Erfahrung als Studiomusiker bin ich vielseitig einsetzbar und kann das in meinen aktuellen Bands mit Kunze und Carpendale sehr gut ausleben.
Wer waren die Idole deiner Jugend?
Als Teenager in den 1970er Jahren habe ich natürlich alles aufgesaugt, was damals aus England und Amerika zu uns kam. Meine Lieblingskünstler waren aber damals schon sehr unterschiedlich, beispielsweise Genesis, Dire Straits, Yes, Toto, Eagles, Led Zeppelin, Pink Floyd, Eric Clapton oder Al Di Meola und Paco De Lucia.
Wenn ich zwei „Götter” benennen müsste, würde ich sagen: David Gilmour und Steve Lukather. Von Gilmour kann man viel über Langsamkeit und Sound lernen, bei Lukather hat mich einfach diese unglaubliche Musikalität und Kraft umgehauen. Allerdings haben mich mehr als die Gitarrenhelden schon immer der Gesamtsound, die Songs und vor allem die Sänger der verschiedenen Bands interessiert.
Aktuell bist du mit Heinz Rudolf Kunze unterwegs. Was gefällt dir besonders an ihm?
An Heinz mag ich vor allem die unglaubliche Bandbreite der Kompositionen und die Tiefe in seinen Texten. Es überrascht mich immer wieder, über welch riesiges Repertoire Heinz verfügt. Da ich seine letzten drei Platten auch im Studio mit eingespielt habe, bin ich, glaube ich, in der Lage, durch meine Vielseitigkeit ein bisschen Leichtigkeit und Live-Feeling mit einzubringen.
Außerdem haben wir mit der „Verstärkung” eine richtig gute Band, die aus lauter guten Freunden besteht. Und so sollte es meiner Meinung nach ja auch sein.
Vor circa zwölf Jahren habe ich meine erste orangefarbige Starplayer einfach bei Thomann gekauft. Die Gitarre kam in perfekt eingestelltem Zustand aus dem Karton und wurde von mir sofort bei einem Studiojob eingesetzt. Das habe ich vorher bei Fender oder Gibson noch nie erlebt, da muss man ja zuerst immer zum Gitarrenbauer.
Ich war von der Gitarre so begeistert, dass ich direkt eine E-Mail an Ingo Renner, den CEO von Duesenberg geschrieben habe, um ihm mitzuteilen, wie toll ich das Instrument finde. Ingo hat mir dann noch die Starplayer Mike Campbell zum Künstlertarif besorgt. Für mich schließen die Duesenberg-Gitarren, die ich aktuell auch bei Konzerten mit Kunze und Carpendale spiele, genau die Lücke zwischen Fender und Gibson.
FENDER STRAT
Ich habe in meiner Karriere schon unzählige Strats gespielt, darunter alle Preisklassen von Squier für 110 Euro bis Fender Custom Shop für 5000 Euro. Das Verrückte ist: Ich kann nicht wirklich sagen, welche Gitarre die beste ist. Es ist einfach kein perfektes Instrument, aber durch seinen einzigartigen Sound und das fantastische Design absolut unverzichtbar.
Aktuell spiele ich eine Squier Bullet HSS, eine Road Worn von der Stange, die finde ich für Live-Gigs immer besser, weil sie – mit neuer Bridge und neuen Mechaniken – vielseitiger einsetzbar ist.
GIBSON LES PAUL, BAUJAHR 1993
Die Les Paul habe ich etwa 2000 gebraucht gekauft. Auch sie ist im Studio absolut unverzichtbar. Leider ist sie sehr schwer und wird deshalb live nicht allzu oft von mir eingesetzt.
FENDER ROAD WORN TELECASTER
Die Tele habe ich 2010 in Hamburg auf Tour gekauft und sie gleich abends beim Konzert gespielt. Ich bin absoluter Fan der alten Road-Worn-Serie. Die Gitarren fühlen sich an, als würden sie einem schon lange gehören, und die PUs haben für mein Gefühl ein bisschen mehr Power als die der Standardserien. Durch das Relic-Design sind sie geradezu prädestiniert fürs Live-Spielen, da man nicht übermäßig auf sie aufpassen muss.
COLLINGS D2H
Auf meiner langen Suche nach einer guten Martin bin ich irgendwann bei der Firma Collings gelandet und hab mich sofort in das Instrument verliebt. Der Look geht ein bisschen in die Vintage-Martin-Richtung und gefällt mir viel besser als die neuen Martin-Gitarren. Der Klang ist sehr beeindruckend und voll, und die Verarbeitung ist makellos.
Ich spiele die Gitarre eigentlich nur im Studio, wo ich sie ohne EQ einfach unbearbeitet aufnehme und mit dem Ergebnis immer voll zufrieden bin. Mit circa 4000 Euro ist die D2H zwar nicht ganz billig, aber dafür bekommt man ein wunderschönes Stück Handarbeit.
KEMPER AMP
Der Kemper mit den Profiles von Fender Deluxe Reverb Reissue und Marshall DSL 100 (Bild: Mineur)
Ich habe in meinen verschiedenen Bands mittlerweile alle Modelle (Head, Stage, Rack) schon einmal gespielt und bin sehr glücklich damit. Da heutzutage die allermeisten Gigs mit In-Ear-Monitoring gespielt werden, macht es für mich keinen Sinn mehr, mit echten Amps zu spielen.
Außerdem finde ich es absolut beruhigend, wenn mein Setup immer und überall gleich klingt. Ich habe meine Lieblingsamps – einen Fender Deluxe Reverb Reissue und einen Marshall DSL 100 der ersten Serie – selbst geprofiled und benutze die Sounds auch überwiegend für die Live-Gigs. Für Aufnahmen nehme ich auch gerne die Michael-Britt-Profiles, die absolut fantastisch sind.
TAKAMINE WESTERN NP-15 MIT PICKUP OHNE CUTAWAY
Die Takamine habe ich in einem Münchner Musikgeschäft Anfang der 90er für 500 DM gekauft. Das Instrument war ein Ausstellungsstück und hatte mehrere Lackschäden. Ich war von Anfang an in die Gitarre verliebt, da sie zwar neu war, aber schon diesen Relic-Charme hatte.
In den 1990er und 2000er Jahren habe ich mit ihr die meisten Studiojobs gespielt. Bei den Produzenten kam sie auch sehr gut an, weil sie einen schönen silbrigen Sound hat und absolut stimmstabil ist. Auch für live mit PU klingt sie wirklich sehr gut und nur sehr wenig nach Piezo. Mit der Zeit wurde das Holz immer dunkler und sieht jetzt wirklich fantastisch aus.
RECORDING KING DOBRO MIT PICKUP
Die Recording King Dobro habe ich nur einmal auf Tour gespielt, weil sie einfach zu schwer ist. Ich setze sie aber sehr gerne im Studio ein, da sie einfach diesen einzigartigen Sound hat. Die Saitenlage ist so eingestellt, dass ich sie sowohl für Pickings als auch mit Bottleneck gut spielen kann.
Beim Aufnehmen verwende ich meistens einen Mischsound aus Pickup und einem Stabmikro, dass ich am Übergang zwischen Hals und Korpus platziere. Ich spiele fast nur in normaler Stimmung, weil ich mich da am besten auskenne. Ich verwende den Sound gerne in allen möglichen Genres, nicht nur für Country-Styles.
RAMIREZ NYLON
Im Studio ist eine spanische Gitarre unverzichtbar. Entweder als markantes Soloinstrument für Licks und Fills aller Art oder für Arpeggios, Pickings und als Rhythmus-Geheimwaffe. Mich überrascht immer wieder, wie vielseitig das Instrument ist und wie gut es zu allen nur erdenklichen Musikrichtungen passt. Die Ramirez hat keinen Cutaway und auch keinen Pickup, dafür aber diesen vollen spanischen Sound.