Fünf Fragen an den Vovox-Chef: Jürg Vogt steht Rede und Antwort

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Die Klangleiter von Vovox sind eine Instanz auf dem Markt der High-End-Instrumentenkabel. Hochwertige (und entsprechend kostspielige) Kabel und deren Einfluss auf den Klang sorgen immer wieder für Diskussionen in Musikerkreisen. Also haben wir eure Fragen zu dem Thema gesammelt und ein paar davon an Vovox-Firmenchef Jürg Vogt weitergeleitet, die er hier gerne beantwortet!

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Ich spiele aktive EMG-Pickups. Macht da das Kabel überhaupt noch einen Unterschied?

Man kann vereinfacht gesprochen den Effekt von Kabeln bei E-Gitarren auf zwei Ursachen zurück führen. Die eine hängt mit der Kapazität des Kabels zusammen, einem reinen Messwert. Die andere Ursache ist komplexer und beinhaltet die Kabelkonstruktion, die verwendeten Materialien und deren Qualität. Im Fall eines aktiven Pickups wird der Einfluss der ersten Ursache, der Kabelkapazität, tatsächlich sehr gering. Die zweite Ursache aber bleibt bestehen, und gerade in diesem Punkt unterscheiden sich unsere Klangleiter deutlich von konventionellen Kabeln. Um auf die Frage zurück zu kommen: Ja, das Kabel macht dennoch einen Unterschied!

Mir wurde einmal empfohlen, insbesondere auf der Bühne möglichst wenig unsymmetrische Kabel einzusetzen (infolge möglicher Probleme mit Einstreuungen). Gehe ich richtig in der Annahme, dass sämtliche Gitarren-, Bass und Linekabel (E-Piano, Keyboard) unsymmetrisch sind und deshalb möglichst gut gegen Einstreuungen geschützt sein sollten? Wäre es grundsätzlich und elektrotechnisch möglich, bereits die Verbindung von Gitarre zu Verstärker mit symmetrischen Kabeln auszuführen?

Kurz gesagt: ja. Es stellt sich die Frage, weshalb dennoch kaum Gitarren oder Bässe mit symmetrischen Ausgängen angeboten werden. Die Antwort könnte vielleicht jene Person geben, die auch eine Erklärung dafür hat, wieso im Jahr 2018 immer noch Klinkenstecker verwendet werden ‒ obwohl dieses Steckerformat vor deutlich über 100 Jahren für Telefonzentralen entwickelt wurde und gravierende Nachteile aufweist. Nicht immer setzt sich die beste Lösung durch.

Für mich wäre ein Vovox Sonorus 3,5 m mit Silent Plug das ideale Gitarrenkabel für Live- und Proberaumeinsatz. Ist da etwas zu erwarten oder dürfen wir uns (noch) gedulden?

Ich kann den Wunsch nach Kabeln mit Silent Plugs gut verstehen. Wir hätten gerne entsprechende Kabelvarianten in unserem Sortiment. Allerdings haben wir mit den entsprechenden Steckern wiederholt zwiespältige Erfahrungen gemacht. Die Robustheit der Stecker ließ anfänglich zu wünschen übrig und sorgte für einige Probleme. Inzwischen sind die Silent Plugs wohl zuverlässiger geworden. Was jedoch bleibt, ist deren ungünstiger Einfluss auf die Klangqualität. Und in diesem für uns zentralen Punkt gehen wir sehr ungern Kompromisse ein. Wir bleiben aber offen: Wenn uns ein Anbieter Stecker mit Stummschaltung anbieten kann, die sowohl mechanisch als auch klanglich allen Anforderungen genügen, sind wir sehr gerne dabei!

Was ist der Grund dafür, dass eure Kabel so viel kosten?

Die Frage ist natürlich berechtigt und ich habe volles Verständnis dafür. Dennoch: Manchmal lohnt es sich, eine Sache auch aus der entgegen gesetzten Richtung anzuschauen. Wieso sind die meisten Kabel eigentlich dermaßen billig? Wie kann es sein, dass ein Produkt mit so hochwertigen Materialien wie Kupfer und mit mechanischen Präzisionsteilen wie Steckern, das in Handarbeit gefertigt wird, in der Regel so wenig kostet?

Zu unseren Preisen. Um eine lange Geschichte kurz zu machen kann ich folgende Faktoren nennen: Handarbeit in der Schweiz, reinste Rohmaterialien zu Preisen die leicht um den Faktor 10 bis 50 über dem Industriestandard liegen, komplexer und zeitintensiver Produktionsprozess in einem Verbund verschiedener spezialisierter Firmen, kleine Produktionsmengen und ein Kabeldesign, das zwangsläufig mehr manuelle Arbeit zur Folge hat. Um ein Beispiel zu nennen: Alleine die Umflechtung der Kabel in der Schweiz ist teurer als ein komplettes Standardkabel Made in China. Sollten wir deshalb unsere Klangleiter in Asien herstellen lassen? Ich finde nicht. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir auch in der Schweiz weiterhin Arbeitsplätze in der Fertigung anbieten können. Außerdem steht für mich außer Zweifel, dass wir die von uns angestrebte Qualität nur dann gewährleisten können, wenn wir einen möglichst großen Teil des Herstellprozesses entweder selber ausführen oder ihn durch Zulieferer in unserer Nähe ausführen lassen, die unser volles Vertrauen genießen.

Ändern Stromkabel von Verstärkern etwas am Klang? Wenn ja, warum ist das so?

Jetzt wird es richtig schwierig! So sehr sich unser Verstand dagegen sträubt, auch Stromkabel haben einen Einfluss auf den Klang. Ich habe selber lange gebraucht dies zu akzeptieren. Als technisch denkender Mensch schluckt man diese Kröte wirklich ungern. Da der Effekt jedoch klar hörbar ist, gibt es für mich in dieser Frage allerdings inzwischen keine Zweifel mehr. Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass die Stärke des Effekts sehr stark von der Anwendung abhängt. Wir haben bei einigen Gitarrenverstärkern die Erfahrung gemacht, dass der Klangunterschied durch das Netzkabel sogar größer war als jener des Instrumentenkabels. Umgekehrt gibt es auch Amps, bei denen sich durch das Netzkabel keine hörbaren Unterschiede ergeben. Eine wissenschaftlich fundierte Erklärung für den Netzkabel-Effekt habe ich bisher nicht gefunden. Ich selber habe einige plausible Gedanken zu dem Thema, die mir helfen die Sache etwas besser zu verstehen. Diese hier auszubreiten würde aber den Rahmen sprengen und zu weit führen.