Guitar Guru: Sakai, Framus, Höfner
von Guitar Guru, Artikel aus dem Archiv
Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren”? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Sakai SG-Gitarre, eine Framus- sowie um eine Höfner-Gitarre.

Vor einiger Zeit habe ich diese SG über Kleinanzeigen gekauft und praktisch vor dem Sperrmüll gerettet. Im Moment sieht sie so aus, wie auf den Bildern zu sehen ist. Der kaputte PU wurde durch einen Gibson 490T aus Anfang/Mitte der 80er ersetzt, der originale Maxon am Hals ist datiert auf Mai 1973 und läuft ohne Probleme. Die Gitarre wurde mit großer Wahrscheinlichkeit Anfang/Mitte der siebziger Jahre in Japan gebaut und ähnelt sehr frühen Concord-/Ibanez-Modellen. Eigentlich wollte ich wissen, ob meine Vermutung stimmt oder ob ich völlig danebenliege.
Stefan
Mit deiner Vermutung liegst du richtig: Die Gitarre wurde in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre in Japan gebaut. Wenn der Maxon auf 1973 datiert ist – die erste Zahl sollte eine 3 sein –, dann ist das ein guter Hinweis auf das Baujahr. Welche „Marke” die Gitarre hatte, lässt sich nicht mehr feststellen, denn es steht keine drauf – und stand wohl auch nie. Viele japanische Gitarren wurden damals ohne Markenbezeichnung exportiert und von Musikhäusern und Distributoren auf den Markt gebracht.
Manche bekamen Aufkleber von Geschäften mit Fantasienamen, andere wurden vom Werk mit Markennamen der Auftraggeber versehen. Viele Spieler wollten damals Marken- und Herstellerhinweise entfernen, da die Scham über eine Kopie weit verbreitet war. Es ist also müßig, eine Marke zu recherchieren. Bezüglich der Hersteller gibt es unter Kennern weiterhin viele Diskussionen und vieles basiert auf Mutmaßungen und detektivischer Kleinarbeit.
Deine SG lässt sich nach heutigen Rechercheerkenntnissen der Firma Sakai zuordnen. Sakai stellte zwischen ungefähr 1968 und 1977 einen Großteil der preisgünstigen japanischen Gitarren her, während sich andere Hersteller eher auf hochwertigere Modelle fokussierten. Man erkennt Sakai am etwas seltsamen, klobigen Sattel, den nur sie verwendeten. Ob es sich bei Sakai wirklich um eine Fabrik oder nur um eine Marke handelte, ist leider bis heute nicht abschließend geklärt, da es nur wenige Informationen zu dieser Firma/Marke gibt. Diese Gitarren werden heute für etwa € 300 bis € 350 gehandelt.
Guitar Guru
Ich würde gerne mehr über die beiden Gitarren erfahren, die ich in einem ziemlich erbärmlichen Zustand erhalten habe. Da ich leider kein Linkshänder bin, werde ich sie wohl weitergeben. Haben diese Modelle noch einen Restwert?
Stefan
Bei der Framus handelt es sich um das Modell BL 10 (BL steht für Billy Lorento, einen Jazzgitarristen, der eigentlich Willi Lorenz Stich hieß und in den USA auch unter dem Namen Bill Lawrence unter anderem mit Gibson zusammenarbeitete). Dieses Modell wurde Ende der 1960er-Jahre gebaut und bereits 1969 wieder eingestellt.
Das genaue Baudatum kannst du vielleicht auf der Rückseite der Kopfplatte entziffern. Dort sollte eine Zahlenfolge, gefolgt von einer zweistelligen Zahl und einem Buchstaben, eingestanzt sein. Die zweistellige Zahl gibt das Baujahr an, der Buchstabe den Monat des jeweiligen Jahres. Das Linkshändermodell ist extrem selten. Im gezeigten Zustand würde ich einen möglichen Marktpreis von etwa € 500 ansetzen.
Bei der Höfner handelt es sich um das Modell 463, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte der 1960er-Jahre bis ca. 1965, das es in verschiedenen Konfigurationen gibt. Erkennbar ist es am Natural Finish, dem Binding und (auf dem Bild nicht sichtbar) den Mahagoni-Seiten und -Boden. Das Linkshänder-Modell sollte auch hier wieder sehr selten sein. Der Pickup sieht wie ein Attila-Zoller-Modell aus, kann aber auch ein einfacher Nachbau sein. Er ist sicherlich nicht original, genauso wenig wie die Potis. Ich würde im gezeigten Zustand einen Marktpreis von € 800 bis € 1.200 annehmen.
Guitar Guru
Sehr interessante alte Framus E.-Gitarre! Die gleichen wundervoll klingenden Pickups von Billy Lorento,aka Bill Lawrence,wurden bei meiner Hopf „Studio“ (im damals typischen SG-Korpus-Design) werksseitig eingesetzt. Sie sind einfach top und heute sehr gesucht. Der Sound beider besagten Lawrence Pickups tendiert in Zielrichtung der bekannten P-90 Tonabnehmer,-wobei die Lawrence Tonabnehmer deutlich druckvoller,und merklich viel wärmer klingen!
Vielen Dank an den Einsender der Framus und Grüße an den Guitar Guru.