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Solo Basics: Melodisch Moll – Teil 3
von Wolfgang Kehle, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Shutterstock / Gansstock)
In der letzten Folge haben wir die sieben Modes von C-Melodisch-Moll kennengelernt und uns der alterierten Skala angenähert. Heute wollen wir mehr in die Praxis gehen.
Die II-V-I-Bewegung in Moll ist eine sehr häufig im Jazz und auch im Rock/Pop vorkommende Akkord-Progression. Über diese kann man mit verschiedenen Modes von Melodisch Moll improvisieren und wird mit wunderbar klingenden Ergebnissen belohnt.
Beispiel 1 zeigt als Einstieg einige Akkord-Varianten der II-V-I-Bewegung in C-Moll. Deren Grundform sieht so aus: | Dm7b5 | G7b9 | Cm7 |
Über G7b9 kann man mit verschiedenen Dominant-Skalen wie G-Harmonisch-Moll-5 oder G-Halbton-Ganzton improvisieren. Hier interessiert uns aber als Mode von Ab-Melodisch-Moll G-Alteriert.

Beispiel 2 zeigt zunächst G-Alteriert in der III. Lage. Wie in den letzten Folgen schon gesagt ergeben sich durch die Intervallstruktur von vier aufeinander folgenden Ganztönen (Cb-Db-Eb-F-G) unzählige verschiedene Möglichkeiten, die Tonleiter aufs Griffbrett zu übertragen.
In Beispiel 3 finden wir eine elegante II-V-I-Linie mit dem Arpeggio von Dm7b5, das überleitet zu G-Alteriert und in einen Abschluss in C-Äolisch mündet.
In Beispiel 4 hilft uns das Phänomen des sogenannten Akkord-Synonyms: Dm7b5 besteht aus den gleichen Tönen wie Fm6 (D-F-Ab-C = F-Ab-C-D). Bei der gedachten Akkordfolge | Fm6 | G7alt | liegen die Grundtöne nur einen Ganzton voneinander entfernt.
Beispiel 5 zeigt eine etwas dichtere Linie im Stil von George Benson. Will man Dm7b5 mit Optionstönen erweitern, ist die 11 unproblematisch. Die b9 (Eb) aus D-Lokrisch hingegen klingt nicht gut.
Machen wir aus dem Eb ein E, erhalten wir als Belohnung D-Lokrisch-9 (Beispiel 6). Diese Tonleiter steht auf der VI. Stufe von F-Melodisch-Moll. Jetzt haben wir also F-Melodisch-Moll über Dm7b5 und Ab-Melodisch-Moll über G7alt − die beiden Tonleitern sind eine kleine Terz voneinander entfernt.

In Beispiel 7 spielen wir über Dm7b5 eine Achtellinie und über G7 exakt die gleiche Linie, nur eben eine kleine Terz nach oben transponiert. Der Wiedererkennungswert von solchen motivischen Wiederholungen ist Gold wert.
Auch der chromatische Übergang von C-E in Zählzeit 4 von Takt 1 nach Eb-Cb in Zählzeit 1 von Takt 2 in Beispiel 8 entbehrt nicht einer gewissen Eleganz.
Über Cm7 klingt C-Melodisch-Moll ganz hervorragend (Beispiel 9). Dazu erhöhen wir aus C-Äolisch das Ab zum A und Bb zum B.
Beispiel 10 nutzt somit gleich drei verschiedene Melodisch-Moll-Skalen, F-, Ab- und C-Melodisch-Moll. Wir spielen das exakt gleiche Motiv aus Dm7b5, bestehend aus dem Dm7b5-Arpeggio abwärts und dem Em7b5-Arpeggio aufwärts eine kleine Terz höher über G7alt, und von dort eine große Terz höher über Cm69. Motivische Wiederholung der raffinierteren Art!
Transfer: Alle hier vorgestellten Lines passen perfekt zu Takt 5-8 von ‚Blue Bossa’ (G&B 08/2024 und 09/2024).
In der nächsten Folge geht es dann um die berüchtigte Tritonus-Substitution.
(erschienen in Gitarre & Bass 08/2025)
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Gitarre lernen
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