Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren”? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Bienert-Gitarre und einen Egmond-Bass.

Diese Gitarre stand schon immer bei einem alten Bekannten rum, der war ein Jazz-Gitarrist der alten Schule, später nur noch Kontrabassist. […] Im Korpus steht auf dem Etikett: Emanuel Bienert, Lüneburg. Geigen- und Gitarrenmacher. Jahreszahl leider nur 19, keine weitere Angabe. […]
Der Klang ist eigentlich prima, man muss nur ein wenig mit ihr kämpfen und Zeit investieren. Ich hab mich nie getraut, die Saiten zu wechseln. Also, kennt man diesen Bienert? Kennt man die Gitarre? Ist sie was wert?
Claus
Meine Recherchen haben ergeben, dass die Familie Bienert in Lüneburg eine Fachhandlung für Musikinstrumente, Bücher etc. betrieb. Dies geht aus Unterlagen zwischen 1937 und 1944 hervor. Ich kann nur vermuten, dass es sich bei Emanuel Bienert um einen Verwandten handelte, der Geigen- und Gitarrenbauer war.
Damals wurden derartige Instrumente ja so gut wie immer als handgefertigte Einzelstücke gebaut. Bienert ist als Gitarrenbauer selbst in gut informierten Expertenkreisen für Archtops unbekannt. Aufgrund der Details an der Gitarre gehe ich davon aus, dass sie aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt, allenfalls vielleicht noch aus der Nachkriegszeit.
Ab den 1950er-Jahren veränderte sich das Design deutscher Gitarren, es wurde moderner und passte sich in Farbgebung und Details amerikanischen Modellen an. Gerade der violinenartige Aufbau, die (sicherlich) Schelllack-Lackierung und die Baudetails sowie die Art der Mechaniken sagen mir: Vorkriegszeit.
Bei so einem Einzelstück ist ein Marktwert fast unmöglich zu nennen. Ein betuchter Sammler könnte dafür sehr viel Geld hinlegen (ich meine dabei 1-2k Euro) oder man kriegt sie auf eBay per Auktion für 100 Euro los … da ist alles drin.
Guitar Guru

Im Jahr 1976 bekam ich von meinen Eltern zu Weihnachten einen gebrauchten Bass geschenkt, weil ich unbedingt Bassspielen lernen wollte. Der Bass hatte die Farbe Weiß, und ich konnte keine Herstellerangaben auf dem Instrument entdecken. Ich verschenkte den Bass dann drei Jahre später an einen Freund. […]
Vor ein paar Monaten sah ich dann auf Facebook, dass eine Bassistin in der Nähe von Bremen einen alten Bass aus dem Nachlass ihres Vaters verschenken wollte. Und wie der Zufall es will, erkannte ich meinen ersten Bass sofort wieder. […] Letzte Woche kam dann der Bass nach gut 45 Jahren wieder in meinen Besitz und ich bin überglücklich darüber.
Es beschäftigt mich nach wie vor sehr, welcher Hersteller wohl dahinter steckt und um welches Baujahr es sich handeln könnte.
Günter
Es handelt sich hierbei um einen Bass von Egmond. Egmond wurde 1932 zunächst als Musikgeschäft „Musica” in Valkenswaard, Niederlande, gegründet. In den 1960er-Jahren wuchs das Unternehmen auf 80 Mitarbeiter. Laut verschiedenen Quellen war Egmond zu dieser Zeit der größte Instrumentenhersteller Europas, was allerdings auch von Framus und Eko behauptet wird.
Egmond begann zunächst mit der Produktion von Archtops und nahm dann, mit Beginn der 1960er-Jahre, auch Solidbody-Kreationen in die Produktion auf. Ende der 1960er traten, ähnlich wie bei den deutschen Herstellern, Probleme auf: Die Konkurrenz aus Japan und kurz danach Korea wurde zu stark, sodass der Markt für preisgünstige Einsteigerinstrumente verloren ging. 1983 ging Egmond insolvent.
Nun zu deinem Bass: Er ist vor allem wegen der Pickups und anderer Hardware-Merkmale als Egmond identifizierbar. Zudem entspricht die Konstruktion der Kopfplatte – deutlich nach hinten gesetzt mit einer angedeuteten Volute, die aber keine echte ist – den Egmond-Konstruktionen der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre, namentlich dem Modell Telstar.
Dennoch handelt es sich bei deinem Bass nicht „offiziell” um „einen Egmond”, da er ja auch kein Logo trägt, was aber Standard bei Egmond-Instrumenten war. Deshalb vermute ich, dass es sich um eine kleine Serie von preisgünstig hergestellten Modellen handelt (mir sind auch Gitarren in ähnlicher Bauart bekannt), für die generische Hardware eingekauft wurde (einige Teile sind von Schaller) und die vielleicht für einen bestimmten Auftraggeber gebaut wurden, der kein Egmond-Logo darauf haben wollte.
Eventuell wollte Egmond diese Instrumente auch nicht als Egmonds vermarkten. Ich gehe von einem Baujahr in den frühen 1970er-Jahren aus und schätze den möglichen Marktpreis auf etwa 300 Euro, wenn das Stück wieder voll spielbar ist.
Guitar Guru
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)